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Veröffentlicht am 21.06.2020

Hinkende Ode an die Freundschaft

Die Mädchen aus der Firefly Lane
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In diesem Jahr wird auf Netflix die TV-Adaption von „Die Mädchen aus der Firefly Lane“ erwartet. Das Buch von Kristin Hannah erschien erstmals unter dem Titel „Immer für dich da“ 2009 beim Ullstein-Verlag, ...

In diesem Jahr wird auf Netflix die TV-Adaption von „Die Mädchen aus der Firefly Lane“ erwartet. Das Buch von Kristin Hannah erschien erstmals unter dem Titel „Immer für dich da“ 2009 beim Ullstein-Verlag, während es nun anlässlich der Verfilmung neu bei atb unter dem Titel aufgelegt wurde, die auch die Serie tragen wird. Grund genug, um sich mit dem Inhalt vertraut zu machen, der über mehrere Jahrzehnte hinweg die Geschichte eine Freundschaft erzählt, die trotz aller Enttäuschungen, verschiedener Lebensentwicklungen immer erhalten bleibt.

Kristin Hannah schreibt bereits seit den 90ern Liebesromane, in denen aber auch stets die Freundschaft eine ganz besondere Stellung eingeräumt bekommt. Mit diesem Erfolgsrezept begeistert sie nun schon seit nahezu 30 Jahren ihre Leser weltweit. Auch ich habe bereits Romane von ihr gelesen, die zwar oft sehr dramatisch sind, aber dabei stets die LeserInnen abholt, die von der ersten bis zur letzten Seite mitfühlen können. „Die Mädchen aus der Firefly Lane“ lese ich nun tatsächlich erst zum ersten Mal, aber man erkennt von der ersten Seite an Hannahs Handschrift. Auf den ersten Blick kann man bei ihr schnell den Eindruck gewinnen, dass sie etwas oberflächlich schreibt. Sie hat eine einfache Sprache und erzählt nur aus der personalen Erzählperspektive, was ein Gefühl von Distanz erzeugt. Als ob man von weit oben über der Geschichte schweben würde und nur erahnen könnte, was tatsächlich passiert.

Dieser Eindruck täuscht aber, denn Hannah ist keine Autorin, die die Gefühle ihrer Figuren hinter dem Berg hält. Es wird immer auf den Punkt gebracht, was sie bewegt und antreibt, denn Trauer, Freude, Eifersucht und all die anderen menschlichen Regungen werden nicht verklausuliert, sondern dem Leser oder der Leserin einfach an die Hand gegeben. Zudem hält sich die Autorin nicht mit ausführlichen und detaillierten Beschreibungen auf, was man vor allem daran sieht, dass sie in diesem Roman eine sehr lange Zeitspanne abbildet und sich daher gar nicht die kleinen Momente konzentrieren kann. Das mag dem einen oder der anderen zu oberflächlich erscheinen, aber diese Stilistik erzeugt ein sehr schnelles Tempo und passt eben hervorragend zu der Grundidee des Buchs, das die Besonderheiten einer Freundschaft darstellen will, die über mehrere Jahrzehnte andauert. Wenn man keine Saga schreiben will, ist das wohl die richtige Methode der Wahl.

Während ich stilistisch also sehr einverstanden mit „Die Mädchen aus der Firefly Lane“ bin, so habe ich dennoch charakterlich Abstriche zu machen. Das liegt nicht daran, dass mir die Charaktere zu oberflächlich erscheinen, denn man kann sich auch von den Nebenfiguren ein sehr klares Bild machen, es liegt schlichtweg vor allem an Hauptfigur Tully. Sie soll natürlich das nahezu größtmögliche Gegenteil zu Kate darstellen und damit auch zu mir selbst, aber ich habe sie durchgängig als sehr anstrengend empfunden. Man versteht, warum sie so ist, wie sie ist, aber dennoch würde ich daher nicht all ihre Handlungen entschuldigen wollen. Da es eben vorrangig um Freundschaft geht, muss ich feststellen, dass es eine sehr einseitige Darstellung war. Tully war nicht immer eine schlechte Freundin und sie hat es oft gut gemeint, aber sie hatte schlichtweg nie ein Verständnis dafür, was in Kate vorgeht und spätestens nach 20 Jahren Freundschaft ist das ein Problem. Auch wenn sich am Ende alles rund anfühlt, ist es für mich leider nicht die Freundschaft, die ich als erstrebenswert empfinden würde, weswegen ich mich nicht so auf die Geschichte einlassen konnte, wie ich es mir gewünscht hätte.

Fazit: „Die Mädchen aus der Firefly Lane“ trägt unfraglich die Handschrift von Kristin Hannah. Dramatik reiht sich an Dramatik und bei all dem dürfen die unterschiedlichsten Gefühle nie zu kurz kommen. Dennoch geht es in erster Linie um Freundschaft und die war wegen Charakterschwächen bei Tully nicht so überzeugend, wie ich es mir gewünscht hätte. Es war also ein leichtes Lesevergnügen, das aber oft auch Stirnrunzeln verursacht hat.

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Veröffentlicht am 16.06.2020

Sehr durchschnittliche YA-Lektüre

Never Let Me Down
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Sarina Bowen hat sich in den letzten Jahren spielerisch leicht mit ihren Reihen in mein Herz schreiben können, denn sie hat prickelnde Romantik stets mit sehr dramatischen Geschichten garnieren können, ...

Sarina Bowen hat sich in den letzten Jahren spielerisch leicht mit ihren Reihen in mein Herz schreiben können, denn sie hat prickelnde Romantik stets mit sehr dramatischen Geschichten garnieren können, wobei natürlich „True North“ deutlich erwachsener vom Stil her wirkte als die „Ivy Years“, bei denen ich etwas mehr zu mäkeln hatte, die aber dennoch andere Reihen des gleichen Stils problemlos hinter sich lassen konnten. Mit „Never Let Me Down“ steht nun ein Einzelband an, den man vom Klappentext her nicht richtig einordnen konnte, der aber nach der Lektüre ganz eindeutig YA zuzuordnen ist.

Bevor ich zu NA kam, war ich natürlich ganz logisch bei YA gut aufgehoben. Vor etwa zehn Jahren waren das auch noch Bücher, in denen es natürlich oftmals um eine Liebesgeschichte ging, wo aber mehr als ein paar keusche Küsse nicht erwünscht waren, womit ich vor dem Hintergrund der eigentlichen Zielgruppe auch absolut leben konnte. Heute aber sind selbst diese Bücher oftmals mit Sexszenen ausgestattet, da kommt „Never Let Me Down“, wo es nur kleinere Andeutungen gibt, sehr bieder daher. Und natürlich muss man sagen, dass es für Bowen extrem ungewöhnlich ist, die Sexszenen sehr gut beherrscht und davor auch nie zurückscheut. Aber es ist YA und deswegen finde ich es lobenswert, dass sie sich auf andere Aspekte fokussiert und zielgruppengerecht geschrieben hat.

Ich fand es zunächst sehr ansprechend, dass der Bezug zu der Musik, den diese Geschichte hatte, auch durch die unterschiedlichen Teile, die mit Fachbegriffen versehen waren, unterstützt wurde. Zudem waren diese Begrifflichkeiten auch stets passend gewählt, so dass es schon von Anfang an gut durchdacht wurde. Ansonsten konnte man schnell feststellen, dass es in „Never Let Me Down“ nicht in erster Linie um eine Liebesgeschichte ging. Es gab natürlich eine, auch eine unheimlich süße, aber mit Jake hatten wir eine unheimlich nette Figur, ohne Ecken und Kanten, die er aber auch nicht brauchte, weil es eben nicht vorrangig um ihn und Rachel ging, sondern um sie alleine. Es geht in diesem Buch um Selbstfindung, seine Wurzeln zu begreifen, um die eigene Identität zu manifestieren. Diese Reise zu sich selbst ist ein gern gewähltes Thema bei Jugendbüchern, von daher passte hier auch alles.

Dennoch muss man insgesamt sagen, dass die Geschichte trotz guter Ansätze nur an der Oberfläche gekratzt hat. Es hat zwar viele Wendungen gegeben, das Buch war auch unheimlich schnell zu lesen, aber gewisse Kniffe, gewisse emotionale Momente, die man sich gewünscht hätte, die kamen nicht. Am Ende blieben sogar kleinere Fragen offen und ich hatte sogar das Gefühl, dass „Never Let Me Down“ an dieser Stelle noch gar nicht zu Ende war.

Somit ziehe ich am Ende des Fazits, dass es für Sarina-Bowen-Fans sicherlich eine ungewöhnliche Lektüre ist, die aber genau auf die beabsichtige Zielgruppe zugeschnitten ist. Aber auch wenn ich das Buch für das beurteile, was es sein will, komme ich doch zu dem Ergebnis, dass es leider zu oberflächlich und teilweise auch lückenhaft geworden ist. Es ist absolut okay und es waren auch angenehme Lesestunden, aber „Never Let Me Down“ ist definitiv weit davon entfernt ein Buch zu sein, das mir noch lange in Erinnerung bleiben wird.

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Veröffentlicht am 07.06.2020

Wartezeit hierauf kostete etwas Lesevergnügen

Children of Virtue and Vengeance
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„Children of Blood and Bone“ wurde vor über zwei Jahren veröffentlicht, weswegen es ganz ehrlich für mich eine gewisse Überwindung war, mich auf „Children of Virtue and Vegeance“ einzulassen. Zwar kann ...

„Children of Blood and Bone“ wurde vor über zwei Jahren veröffentlicht, weswegen es ganz ehrlich für mich eine gewisse Überwindung war, mich auf „Children of Virtue and Vegeance“ einzulassen. Zwar kann ich mich noch an viele Aspekte erinnern, die mich am ersten Band sehr begeistert haben und dass es natürlich ein Ende gab, das einen mehr bekommen lassen wollte, aber nach so einem langen Zeitraum habe ich eben auch wieder 100 Bücher dazwischen gelesen, zahlreiche Serien und Filme gesehen und dann noch alle Details parat zu haben, erfordert schon ein heldenhaftes fotographisches Gedächtnis. Deswegen fand ich es auch sehr schade, dass der zweite Band nicht den geringsten Service anbietet, dass man den Inhalt vom ersten Band noch einmal aufgewärmt bekommt. Selbst im Ursprungsland USA lag die Veröffentlichung ja weit auseinander, so dass es doch eigentlich der logische Schritt hätte sein müssen.

Durch die fehlenden Informationen war der Einstieg wirklich nicht einfach für mich. Die Hauptfiguren hatte ich von ihrem Wesen und ihren Beziehungen zueinander auf dem Schirm, aber es war doch schwer, mir den Inhalt und somit die Ausgangslage vor Augen zu halten. Ich musste mir vieles zusammenreimen, denn noch nicht mal in der Geschichte selbst hat man sich die Mühe gemacht, Informationen einzubauen. Somit war das Leseerlebnis zunächst sehr zäh. Auch die Mythologie hinter der Geschichte war mir nicht mehr so präsent und da es zig Völker und damit unterschiedliche Fähigkeiten gibt, war es eine Menge an Informationen. Zum Glück ist aber die Geschichte selbst so stark, dass man über die mangelhaften Bedingungen hinaus dabei bleibt.

Die Geschichte lebt von den schnellen Perspektivwechseln. Die Kapitel sind verhältnismäßig sehr kurz, so dass auch durch die unterschiedlichen Perspektiven immer neuer Input hinzukommt. So entsteht eine wirklich gute Dynamik, die den Leser durch das Buch gleiten lässt. An diese Dynamik passt sich auch eine wirklich spannende Handlung an, denn es gibt gleich mehrere erzählerische Höhepunkte über knapp 500 Seiten verteilt. Dazwischen wiederum geht es viel um unsere drei Hauptfiguren und ihre inneren Kämpfe. Auch hier war es spannend mitzuverfolgen, wie sie mit ihrem Gewissen kämpfen, was sie für andere, für sich und für Realität wollen und wie man das am besten zusammenknüpft. Dennoch muss ich an der Stelle auch sagen, dass sich bei diesen Gedankenspielen doch vieles im Kreis gedreht hat. Gerade das Auf und Ab bei Zélie und Amari war oft anstrengend, da sie zueinander keinen Schritt weitergekommen sind. Insgesamt würde ich die Charakterentwicklung in diesem zweiten Band als sehr schwach bewerten. Erst am Ende überschlagen sich die Ereignisse bei den Figuren und dadurch wirkt es zu abrupt.

Dennoch ist dieses Ende mit zahlreichen Wow-Momenten schon ein wahrer Hammer, denn er stellt vieles auf den Kopf und bietet ganz am Ende wieder ein gänzlich neues Mysterium mit unheimlich viel Potenzial für Band 3 parat. Jedoch befürchte ich, dass die Wartezeit erneut nicht zu knapp werden wird. Natürlich wollen die Verlage, dass man die Bücher rasch kauft, weil die ersten Zahlen natürlich über den Erfolg einer Reihe entscheiden, aber diese Reihe ist doch so komplex, dass die Wartezeit hier die Vorfreude nicht steigert, sondern im Keim erstickt. Allen anderen interessierten Lesern würde ich raten, diese Reihe besser in einem durchzulesen. Sie ist gut, aber vieles entfaltet wahrscheinlich gar nicht seine Wirkung, weil zu viel Zeit dazwischen liegt. Natürlich kann der Verlag nichts dafür, wie schnell die Autorin schreibt, aber ich denke doch, dass diese Wartezeit viele Fans gekostet hat und das hat die Reihe eigentlich nicht verdient.

Fazit: Die Wartezeit zwischen Band 1 und 2 war einfach zu lang. Es fiel mir schwer, wieder in das Geschehen hinzufinden und die wichtigen Ereignisse so auf dem Schirm zu haben, wie es die Geschichte bräuchte. Dennoch bin ich dran geblieben und bin wieder mit wirklich überzeugenden Handlungen überrascht worden. Wirklich Luft holen ist bei den 500 Seiten nicht drin, zumal die Handlungen auch nicht in einem erwartbaren Rahmen stattfinden. Daher allgemein mein Rat: lieber schnell hintereinander lesen.

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Veröffentlicht am 31.05.2020

Macht Lust auf die gesamte Reihe

Truly
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Obwohl ich jahrelang schon viel Gutes über Ava Reed gehört und gelesen habe, hatte ich bisher noch kein einziges Buch von ihr gelesen. Ich habe mir oft genug gedacht, dass das eine Schande ist, denn sie ...

Obwohl ich jahrelang schon viel Gutes über Ava Reed gehört und gelesen habe, hatte ich bisher noch kein einziges Buch von ihr gelesen. Ich habe mir oft genug gedacht, dass das eine Schande ist, denn sie scheint nachdenklich zu schreiben, tiefer zu gehen, wo andere schon längst stoppen, weil es ihnen zu intensiv wird. Das sind eigentlich Eigenschaften, die ich in Büchern unheimlich gerne sehe, aber trotzdem kommt nicht immer das zusammen, was zusammengehört. Als nun „Truly“ bei Lyx angekündigt wurde, habe ich das als Zeichen empfunden, denn bekanntlich ist NA in den letzten Jahren mein Genre geworden. Aber dennoch habe ich eigentlich nichts von „Truly“ erwartet, da ich Reed ja stilistisch gar nicht kenne, während andererseits aber dennoch Erwartungen dabei waren, die ich gar nicht richtig mit Worten fassen konnte.

Ich habe unheimlich gut in die Geschichte hineingefunden. Es war direkt eine Verbindung zum Setting da, sowie eine Verknüpfung zu den wichtigsten Figuren. Es ist auch eher selten, dass man sich zunächst in eine Freundschaftsbeziehung verliebt und dann erst in die Liebesbeziehung, aber Andie und June waren wirklich herrlich miteinander. Zwei Gegenpole, die sich gegenseitig brauchen und einander zu besseren Menschen machen, das hat mich wirklich sehr berührt. Ich konnte auch schnell nachvollziehen, was Ava Reed sonst zu einer beliebten Erzählerin macht, denn der Stil ist wirklich unheimlich ansprechend und wirklich tiefergehend. Wo bei anderen gewisse Gedanken wie hohle Phrasen wirken, merkt man hier, dass diese Worte wirklich mit semantischem Inhalt gefüllt wurden. Dennoch bedeutet dieser Stil für mich auch, dass die ganze Erzählung an einem schmalen Grat entlangschrappt. In wirklich spannenden Dialogen, wo man unbedingt wissen will, was antwortet der andere nun, wird die Antwort durch längere Gedankengänge noch einmal unterbrochen. Das sieht man wirklich nicht selten in Büchern, das ist mir bewusst, aber diese Abschnitte können durchaus nochmal verschiedene Längen haben und hier war es an meiner persönlichen Grenze. Ich habe mich im Laufe der Geschichte aber auch daran gewöhn, später fiel es mir nicht mehr so auf.

Ich habe „Truly“ unheimlich schnell gelesen, weiß aber noch auch nach mehreren Abwägen immer noch nicht, ob ich das positiv oder negativ bewerten soll. Vermutlich trifft es beides. Natürlich ist es super, wenn sich das Lesen wie im Rausch anfühlt, aber andererseits ging es auch so schnell, dass es sich nicht auserzählt anfühlte, obwohl diese Wertung absurd wirkt, wenn ich daran denke, dass Reed sich ja allerlei Zeit für ruhige Momente nimmt. Vielleicht kommt hier auch zum Tragen, dass ich so viel im NA-Genre lese, dass ist bestimmte Muster erwarte. Ich betone zwar auch immer, dass ich gerne neue Impulse erlebe, aber dennoch verstrickt man sich manchmal im Altbekannten ohne es zu merken. Vermutlich habe ich hier gewisse Momente erwartet, die ich aber nicht bekommen habe. Musste ich sie haben? Vermutlich nicht, denn die Handlung ist rund und man weiß, dass sich Nebenschauplätze auch in den weiteren beiden Bänden erklären lassen.

Zudem stimmten einfach die Grundzutaten und das sollte am meisten zählen. Ich fand Andie und Cooper als Figuren nämlich beide super. Anfangs waren Coopers Kapitel sehr mysteriös, um so lange wie möglich sein Geheimnis zu bewahren, aber dennoch habe ich schnell Sympathien für ihn entwickelt, denn seine raue, aber dennoch so weiche Aura haben mich einfach überzeugt. Mit Andie habe ich so viele Aspekte geteilt, weswegen ich es großartig fand, dass sie ein Widerspruch in sich ist, denn der Mensch ist nicht immer logisch. Eigentlich schüchtern, aber dennoch stark und vor allem für andere und dann sich selbst einstehend. Ich fand es auch großartig, dass hier die Rollenverteilung etwas umgedreht wurde. Wo sonst häufig der Mann am Ende die große Geste machen muss, ist es diesmal die Frau, die den entscheidenden Schritt tut. Auch ansonsten war sie sehr aktiv und hat nicht immer gewartet, bis der Mann der nächste Schritt macht. Das fand ich sehr ermutigend. Ich fand es auch gut, dass es im Endeffekt nur eine Sexszene gab, die aber aus zwei Perspektiven beschrieben wurde. Das reichte, denn von zwei Seiten wurde alles abgedeckt, was diese intimen Szenen an Mehrwert bieten können.

Fazit: „Truly“ war für mich definitiv ein Lesevergnügen und der Beweis, dass Ava Reed definitiv eine gute Erzählerin ist. An ihre Stilistik muss ich mich in einigen Momenten noch gewöhnen, aber vielleicht hat sich das bereits in Band 2 vollends aufgelöst. Für „Truly“ wurden sehr viele gute Entscheidungen getroffen, vor allem in Bezug auf die Charaktere und die etwas modernere Rollenverteilung. Ich haben jedenfalls richtig Bock auf die gesamte Reihe!

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Veröffentlicht am 29.05.2020

Liebe zu Sci-Fi wächst weiter

Cyber Trips
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Meine persönliche Überraschung des letzten Jahres war „Neon Birds“ von Marie Grasshoff. Sci-Fi war noch nie mein Genre im Buchbereich, während mich bei Filmen und Serien durchaus die ein oder andere Produktion ...

Meine persönliche Überraschung des letzten Jahres war „Neon Birds“ von Marie Grasshoff. Sci-Fi war noch nie mein Genre im Buchbereich, während mich bei Filmen und Serien durchaus die ein oder andere Produktion überzeugen konnte. Daher habe ich auch nur wegen zahlreicher positiver Stimmen zugegriffen, denn auch allgemein ist Sci-Fi nicht das Genre, das die Massen begeistert. Bei „Neon Birds“ hat sich aber gezeigt, wie es sein kann. Komplex, aber doch noch nah und greifbar an unserer Zeit dazu mit herzerwärmenden Figuren angereichert, die man durch wilde Abenteuer begleitet. Daher war „Cyber Trips“ ein echtes Must-Read für dieses Jahr und ich hatte das Glück, den zweiten Band in einer tollen Leserunde zu genießen, denn die zahlreichen Anregungen anderer Mitstreiter waren unheimlich inspirierend und hilfreich an Stellen, wo meine Grenzen erreicht waren. Nachfolgend will ich die Begeisterung darüber aber nicht einfließen lassen und stattdessen mich nur auf das Buch selbst konzentrieren.

Zunächst einmal will ich lobende Worte für die kurze Zusammenfassung am Anfang finden. Ich selbst habe die beiden Bände im Verhältnis nicht im riesigen Abstand gelesen, daher war mir noch alles sehr präsent. Dennoch weiß ich aus eigener Erfahrung, dass bei größeren zeitlichen Abständen, bei komplexen Geschichten durchaus ein paar Details verloren gehen. Ich konsumiere so viel an Büchern, Serien und Filmen, dass ich tatsächlich schon mal Aspekte durcheinanderbringe. Daher ist eine solche Zusammenfassung immer ein Geschenk, ob man sie nun wirklich braucht oder nicht. Zudem ist eine präzise Zusammenfassung auf zwei Seiten auch eine Kunst, daher Hut ab!

„Cyber Trips“ setzt unmittelbar nach „Neon Birds“ ein und obwohl wir an vielen spannenden Stellen ausgestiegen waren, nimmt sich Band 2 erstmal Zeit. Das kam durchaus etwas unerwartet, denn Band 1 hat von einer ständigen Dynamik gelebt. Dort gab es zwar auch ruhigere Momente, aber dafür haben wir auch eine neue Welt erkunden müssen. Hier werden die ruhigen Momente eher für Charaktermomente und Stärkung der zwischenmenschlichen Beziehungen genutzt. Da ich normalerweise ja bei Liebesromanen und New Adult unterwegs bin, ist das für mich das tägliche Geschäft, daher konnte ich aus diesen Szenen sehr viel mitnehmen. Dennoch war ich froh, als die Handbremse wieder gelöst wurde, denn die Action, die Überraschungen, das sind die Sequenzen, die mich völlig begeistern können.

Unsere Protagonisten werden weiterhin streng in zwei Gruppen gehalten, was ich aber weiterhin richtig finde, denn so hat man zwei Seiten, durch die man sich der Geschichte annähern kann. Hätten wir nur noch einen zentralen Handlungsstrang, weiß ich nicht, ob mir vier verschiedene Perspektiven nicht zu viel wären. So zieht der Stil aber weiterhin, denn in jedem Kapitel gibt es etwas Neues zu lernen, neuer Input für weitere Spekulationen. Später wird diese Struktur immer mehr aufgeweicht, denn mit Byth haben wir eine neue Perspektive. Diese wirft zunächst vor allem unendliche Fragen auf, denn es gibt Andeutungen ohne Ende. Erst am Ende ist völlig klar, warum Byth nun eine wichtigere Rolle zugewiesen bekommen hat. Dort wird deutlich, dass sie eine weitere vielschichtige Figur ist, die ihre Stärken und Schwächen hat und die es verdient hat, spätestens im Abschlussband weiter erkundet zu werden.

Wenn die Handlung erstmal richtig eingestiegen ist, gibt es so viele spezielle Momente wieder, in der mir der Mund offen stehen geblieben ist, denn es gab so viel Input auf einmal, dass ich ihn gar nicht richtig verarbeiten konnte. Die Handlung von Okijen und Andra war inhaltlich etwas spannender, bei Luke und Flower wiederum fand ich es spannend, dass bei ihrer Handlung die Frage aufgeworfen wurde, was die Vor- und Nachteile der Menschheit sind. So wird man regelrecht zur Reflexion der dargestellten Welt gezwungen, was gerade in Zeiten von Corona passender denn je ist. Ich bin ohnehin ein sehr nachdenklicher Mensch, aber dennoch war es sehr herausfordernd, auf den Punkt sich mit diesen Fragen nun auseinandersetzen zu müssen. Zudem ist die größte Stärke dieses Buchs, dass sich auch die Autorin dieser Bedingungen bewusst ist und sie diesen Zwiespalt stets aufrechterhält, so dass nicht mal ansatzweise zu erahnen ist, wie diese Reihe enden könnte. Denn es kann eigentlich gar kein richtiges Ende geben und alleine für diese Frage werde ich schon Band 3 lesen, aber auch für all die anderen Fragen, denn jede einzelne Seite von „Beta Hearts“ wird sich lohnen, das ist bereits jetzt gewiss!

Fazit: „Cyber Trips“ steht „Neon Birds“ in nichts nach. Zwar ist der Einstieg recht gemächlich, aber in der Ruhe wird eine Kraft entwickelt, deren Wirkung sich später entfaltet. Ansonsten kommt „Cyber Trips“ auch nicht wie ein Zwischenband daher, denn es gibt noch neue Figuren, neue Überraschungen, dafür schließen sich erste Kreise wieder und es ist klar, dass damit die Erwartungen an „Beta Hearts“ unendlich sind; hier wird die Fallhöhe nach diesen Vorlagen nun definitiv am größten sein. Aber ich lege meine Hoffnungen vertrauensvoll in Grasshoffs Fähigkeiten.

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