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Veröffentlicht am 27.12.2017

Eindimensionale Protagonistin

Eversea - Mit dir kam der Sommer
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Natasha Boyd habe ich durch ihre „Eversea“-Romane kennengelernt. Die zwei Bände waren jetzt sicherlich keine Perlen der Literaturgeschichte. Aber mir hat das südländische Setting gefallen und dass diese ...

Natasha Boyd habe ich durch ihre „Eversea“-Romane kennengelernt. Die zwei Bände waren jetzt sicherlich keine Perlen der Literaturgeschichte. Aber mir hat das südländische Setting gefallen und dass diese klischeehafte Story (Star trifft bodenständiges Mädchen) auch schöne und mitreißende Momente bieten konnte. „Mit dir kam der Sommer“ ist jetzt der dritte Band der Reihe, dreht sich aber um Jazz, Keri Anns beste Freundin und Joey, deren Bruder.
Ich bin voller Hoffnung in diesen Roman gestartet, da ich Jazz aus den Vorgängerbänden mochte. Sie war ein tolle beste Freundin, hatte zudem eine sehr selbstbewusste Art und Weise und daher fand ich die Aussicht, nach der eher schüchternen, sehr empathischen Keri Ann, mal eine andere Perspektive zu haben. Doch leider wurde Jazz regelrecht kaputt geschrieben. Zwar existierten die Ansätze ihrer Persönlichkeit schon, aber alles andere konzentrierte sich so dermaßen auf die Liebesbeziehung mit Joey und da drehte sie sich nur noch im Kreis. Mal superpampig, mal eifersüchtig, mal überschwänglich leidenschaftlich und das immer, immer wieder. Dadurch war leider keine Charakterentwicklung zu beobachten und irgendwann fand ich sie sogar regelrecht anstrengend. Auch das Alter ihrer Figur (einmal mit 18, einmal mit 21) zeigte keinerlei Unterschied. Jazz war immer Jazz und das ist nicht positiv gemeint.
Schade eigentlich, weil mir Joey wesentlich besser gefiel. Die Szenen der beiden zusammen, wenn sie neckend miteinander flirteten oder wenn die Leidenschaft überkochte, haben richtig gezogen, aber sobald Jazz wieder superkindisch war und „fauchte“ war es leider wieder für mich vorbei. Darunter leidet natürlich auch im erheblichen Maße der Fortgang der Geschichte. Es war sicherlich interessant, viele Aspekte der Liebesgeschichte zwischen Jack und Keri Ann auch mal aus einer anderen Perspektive zu erleben, aber die Liebesgeschichte von dem eigentlichen Paar dieses Romans funktionierte eben nur bedingt. Da hat sich vieles im Kreis gedreht, viele verletzte Gefühle, aber dennoch leider nicht so berührend, weil Jazz nicht mehr charakterliche Tiefe erhalten hat. Das Ende war dann aber fast schon perfekt, weil da endlich mal etwas passierte, was ich mir schon viel früher gewünscht hätte.
Fazit: „Mit dir kam der Sommer“ kann ich nur schwerlich empfehlen. Es mag LeserInnen geben, die mit Jazz zusammenfinden, aber für mich fiel diese Geschichte eben durch ihre Figur. Eine prinzipiell prickelnde Verbindung der Protagonisten kann eben nicht ausbügeln, dass es gleichzeitig mit einer der nervigsten, eintönigsten Charaktere gibt, die man sich vorstellen kann.

Veröffentlicht am 21.12.2017

Sensibles Thema perfekt umgesetzt

Nur noch ein einziges Mal
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Es gibt diese Romane, über die man eigentlich gar keine Rezensionen schreiben kann, weil das Beschreiben von Gefühlen und Wahrnehmungen nur einziger Spoiler wäre, der anderen Lesern, die auf der Suche ...

Es gibt diese Romane, über die man eigentlich gar keine Rezensionen schreiben kann, weil das Beschreiben von Gefühlen und Wahrnehmungen nur einziger Spoiler wäre, der anderen Lesern, die auf der Suche nach ihrer nächsten Lektüre sind, das Leseerlebnis komplett vornewegnehmen würden. Dennoch verdient dieses geniale Buch eine Rezension, daher habe ich mich um eine Bewertung bemüht, die weitestgehend spoilerfrei sein sollte.
Der Klappentext verrät sehr wenig, was ich eigentlich schade finde, da in „Nur noch ein einziges Mal“ ein hochsensibles Thema angesprochen wird (und hier kommt nun der einzige Spoiler!) – nämlich Gewalt in einer Beziehung – das je nachdem wie es umgesetzt ist, für Leser schwer zu ertragen sein kann. Vielleicht weil man selbst schon betroffen war oder ist oder einfach weil man Gewalt in keiner Form ertragen kann. Daher finde ich es schon wichtig, dass mal angesprochen wird, was das zentrale Thema dieses Buchs ist. Denn dass es in der Jugendbuchabteilung einer bekannten Buchhandlungskette zu finden war, ist nach meiner Lektüre als absoluter Witz zu bezeichnen.
Da ich Colleen Hoovers Treiben immer wieder durch soziale Netzwerke verfolge, habe ich mich sehr bemüht, mich von Spoilern von „Nur noch ein einziges Mal“ fernzuhalten, daher bin ich sehr unbedarft an dieses Buch herangegangen und war dementsprechend überrascht, dass das Thema häusliche Gewalt den Dreh- und Angelpunkt dieses Werks ausmacht. Ich aber finde das ganz klar positiv, da auch ich häufig über diesen Mythos nachdenke, warum Frauen/Männer, die von ihrem Partner Gewalt erfahren müssen, diesen nicht verlassen können. Man merkt schnell, dass dieses Buch einen Erklärungsversuch bieten möchte und ich muss sagen, dass das großartig gelungen ist. Gerade am Anfang hatte ich doch einige Sorgen, ob mich das Buch frustriert zurücklassen würde, aber irgendwann spürte ich: das wird etwas ganz Großes!
Dass mich das Thema so sehr berührt hat und dass ich mich so intensiv in die Situation reindenken konnte, liegt ganz klar an der Protagonistin Lily. Ich habe schon mal öfters meine Schwierigkeiten mit Hoovers weiblichen Charakteren, da diese häufig sehr kindlich wirken, zu naiv agieren und dann absolute Drama Queens sind. All das trifft auf Lily so gar nicht zu, die mich wirklich von Seite 1 an voll überzeugen konnte. Das Kleinstadtmädchen, das aus ihrer schwierigen Kindheit gestärkt hervorgegangen ist und zu einer ambitionierten Karrierefrau geworden ist, die immer erst andere und dann sich selbst im Blick hat. Dazu zeigt sie eine Vernunft, die in Mut und Stärke gründet und daher war es Vergnügen, die dargebotene Welt aus ihren Augen zu erleben. Klar, dadurch dass sie durch ihren Job bereits fest im Leben steht, geht es gleich um sehr erwachsene Themen, aber trotzdem ist so eine in sich ruhende weibliche Protagonistin nun wahrlich nicht selbstverständlich.
Als großartig empfand ich auch, dass dieses Buch in vielerlei Hinsicht anders ist, als Hoovers sonstige Bücher. Neben den sehr erwachsenen Themen fällt ins Auge, dass diesmal definitiv nicht die Liebesgeschichte im Vordergrund steht, sondern vielmehr die Charakterstudie einer starken, jungen Frau. Gerade in Zeiten des Feminismus eigentlich perfekt gewählt. Natürlich gibt es auch Liebe, ja sogar ganz viel Liebe, aber „Nur ein einziges Mal“ zeigt, dass Hoover auch außerhalb von klassischen Liebesgeschichten funktioniert.
Maßgeblich durch Lily beeinflusst hat sich für mich ein Blick auf das Thema häusliche Gewalt ergeben, das mich tief berührt und auch sehr nachdenklich gemacht hat. Dieser Aspekt hat so viele Seiten, das man gar keine Stereotype fahren darf, da das keinem Betroffenen (ob nun Täter oder Opfer) gerecht wird. Diese Erfahrung wird literarisch perfekt umgesetzt und spätestens mit dem Nachwort der Autorin ergibt sich ein Bild, das noch einmal demonstriert, wie durchdacht dieses Werk von ihr war. Und diese Akribie und auch der Kampf, den sie selbst während des Schreibprozesses hatte, der legt sich eben in einer perfekten Lektüre dar.
Fazit: Es ist unheimlich mit welcher Präzision Colleen Hoover literarisch abliefert. „Nur ein einziges Mal“ ist dabei wieder so ganz anders als ihre bisherigen Werke, weil sie sich dem ernsten Thema häusliche Gewalt widmet und weil sie eine Protagonistin erschaffen hat, die mich glatt von den Socken haut und nun mit weitem Abstand mir die liebste Protagonistin bei Hoover ist. Das Buch ist dabei ein Gesamtkunstwerk, weil es eine wichtige Botschaft hat, aber zu keinem Zeitpunkt 1000% Gefühl außer Acht lässt. Daher vergebe ich voller Freude die volle Sternenanzahl!

Veröffentlicht am 18.12.2017

Der (fast) perfekte Thriller

Die perfekte Gefährtin
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Die Thrillerreihen dieser Welt verfügen meist über einen männlichen Protagonisten, der eher verschroben, faul, lustlos am Job ist, dann in die Abgründe des Fall hineingezogen wird und am Ende weitere Nerven ...

Die Thrillerreihen dieser Welt verfügen meist über einen männlichen Protagonisten, der eher verschroben, faul, lustlos am Job ist, dann in die Abgründe des Fall hineingezogen wird und am Ende weitere Nerven verloren hat, um nur noch kaputter zu werden. Das klingt jetzt sehr negativ, aber ich finde es meist sogar sehr spannend, weil es einen ganz anderen Blick auf die kriminellen Abgründe wirft. Luc Callanach wird uns Lesern als das komplette Gegenteil vorgestellt. Klar, auch er hat eine bewegte Vergangenheit, die uns nach und nach erklärt wird, aber er sieht aus wie ein Model, hat gut geschulte Führungsqualität und ist eine totale Arbeitsbiene.
Bei diesem positiven Kontrastprogramm kann man schnell mal skeptisch werden, daher war ich beruhigt, dass sich schnell zeigt, dass er seine positiven Eigenschaften wirklich zu nutzen weiß. Zudem zeigt sich schnell, dass er eine gute Intuition hat, die sich positiv auf seine Ermittlertätigkeit auswirkt. Zudem hat er ein großes Empathievermögen, so dass ich schnell großes Identifikationspotenzial mit ihm sah. Aber nicht nur er weiß zu überzeugen, auch Ava Turner, die fast schon die zweite Protagonistin darstellt, kann durch Selbstbewusstsein, Selbstbehauptung und Mumm glänzen. Die beiden ergänzen sich gut und bauen sogleich eine Verbindung auf, die egal in welcher Konstellation auch immer, viel Potenzial hat.
Überraschend war sicherlich, dass nicht nur ein Fall abgearbeitet wird. Klar, der zweite Fall ist eigentlich Avas Fall, aber Callanach beteiligt sich so sehr an diesen Ermittlungen, dass man es getrost als zweiten Fall des Thrillers betrachten konnte. Dass der Hauptfall erst nicht so recht in die Potte kommen wollte, stößt etwas seltsam auf. Wird aber schnell dadurch verdrängt, dass der Hauptfall im Gesamten unheimlich spannend gestaltet wird. Dabei hilft ganz klar, dass wir eine sehr ausführliche Innenansicht in die Psyche des Täters bekommen. Diese Kapitel sind nervenaufreibend, weil sie zum Teil auch ungeheuer brutal sind und dadurch echt an die Nieren gehen. Aber es ist eben dadurch auch sehr authentisch und definitiv im Gedächtnis bleibend. Gerade zum Ende hin gibt es dann auch viele überraschende Wendungen und die Spannung wird so extrem aufgebaut, dass man die letzten 100 Seiten regelrecht auffrisst, weil man so viel Hunger nach mehr hat.
So einen tollen Auftakt einer Thriller-Reihe habe ich schon länger nicht mehr gelesen, auch wenn neben den zunächst schläfrigen Ermittlungen, es einige Nebenschauplätze gibt, die eher unnötig, wenn nicht sogar als aufhaltend zu bezeichnen sind. Da spukte mir immer wieder Frage durch den Kopf, ob die Autorin für den ersten Band teilweise etwas zu viel wollte. Aber die Hauptsache war für mich, dass die Thriller-Elemente großartig waren, der Rest kann sich noch einspielen.
Fazit: Alleine schon der Auftakt „Die perfekte Gefährtin“ verspricht, dass die neue Thriller-Reihe von Helen Fields echt etwas werden könnte. Ein toll harmonierendes Ermittlerduo, die vom Rang her gleichgestellt sind, dazu ein intensives Täterpsychogramm, das Gänsehaut beschert und vor allem Spannung, Spannung, Spannung. Kleinere Schönheitsfehler, die schon störend wirkend, lassen mich am Ende vier Sterne geben. Aber dieser Thriller ist an den fünf Sternen ganz nah dran, wirklich ganz nah!

  • Einzelne Kategorien
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  • Charaktere
  • Atmosphäre
  • Originalität
Veröffentlicht am 16.12.2017

Krimi kurz und knackig

Die Henry Frei-Thriller / Böses Kind
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Martin Krist hat sich bereits seit einigen Jahren auf dem deutschen Thrillermarkt etabliert, „Das böse Kind“ ist aber tatsächlich erst mein erstes Buch von ihm, so dass es sich um meine erste literarische ...

Martin Krist hat sich bereits seit einigen Jahren auf dem deutschen Thrillermarkt etabliert, „Das böse Kind“ ist aber tatsächlich erst mein erstes Buch von ihm, so dass es sich um meine erste literarische Erfahrung mit ihm handelt.
Da „Böses Kind“ eine neue Reihe um Henry Frei einläutet, habe ich zugeschlagen. Auf die Seitenzahl habe ich ehrlich gesagt nicht wirklich geachtet, zumal sie im Ebook-Format ja eh meist anders aussieht. Daher habe ich extra noch mal bei der Taschenbuchausgabe nachgeguckt, die angeblich über 300 Seiten aufweist. Angeblich sage ich, weil ich die Geschichte als unheimlich kurz empfunden habe. Nun weiß ich natürlich nicht, wie beim Taschenbuch die Schriftgröße und das Layout ausfällt, aber vielleicht nehme ich es einfach mal als Kompliment, dass man regelrecht durch die Seiten fliegen konnte.
Diesen Aspekt hat sicherlich unterstützt, dass die Kapitel sehr knapp ausfallen und meist auch recht spannend, so dass der Lesedrang konstant hochgehalten wird. Zudem zeigt sich ein Fall, der harmlos beginnt, sich aber immer mehr zu einem kritischen Maße zuspitzt. Gerade zum Ende hin gibt es einige überraschende Wendungen, die dem Fall noch einmal eine andere Richtung geben. Da auch aus der Perspektive einer in den Fall involvierten Familienangehörigen erzählt wurde, hatte man noch eine Außenperspektive auf das Geschehen. Da aber auch sie selbst zwischendurch zu den Tatverdächtigen zählte, glaubt man sogar stellenweise am eigenen Verstand zu verzweifeln.
Henry Frei als Protagonist hat mir ausnehmend gut gefallen. Er ist nicht auf den ersten Blich sympathisch, sondern erst auf den zweiten, weil er selbst einige Ecken und Kanten aufzuweisen hat. Dadurch, dass seine Innenperspektive aber immer wieder intensiv angezapft wird, zeigt sich bald das Bild eines intuitiv denkenden Familienmenschens, der das Herz eines Löwen zu haben scheint. Seine Kollegen Louisa Albers und Charlie sind auch sehr unterschiedliche Figuren, die andere Arbeitsweisen haben und daher ein Ermittlertrio mit viel Potenzial darstellen.
Etwas lächerlich fand ich stellenweise, dass angeblich im Auto, zuhause und in Lokalen immer nur Elbow oder Avril Lavigne lief. Was für ein Zufall! Gespannt blicke ich aber definitiv auf den Fall Alanna, der die ganze Reihe zu umranden scheint. Der ehemalige Polizist, dessen Tochter verschwunden ist, hat menschlich, fallspezifisch, aber auch psychologisch ziemlich Potenzial, das ich genutzt sehen will!
Fazit: Der Reihenauftakt gelingt gut, so dass ich bisher einen zufriedenstellenden Eindruck von Martin Krist habe. Das Lesetempo wird durch kurze Kapitel und viele spannende Elemente konstant hochgehalten. Auch die involvierten Figuren erweisen sich schnell als tiefschichtig, die also nacheinander entlarvt werden können. Zudem ist der Reihe schon klar ein Fall zugeordnet und ich bin gespannt, wie dieser im Gesamtkontext verarbeitet wird.

Veröffentlicht am 08.12.2017

Umgekehrte Erzählweise ist nicht der Hit

TICK TACK - Wie lange kannst Du lügen?
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Gerade in Zeiten, wo der Büchermarkt regelrecht von Neuerscheinungen überschwemmt wird, schadet es Autoren sicherlich nicht, sich durch Einzigartigkeit abzusetzen. Natürlich erkennt auch die Verlagsmaschinerie ...

Gerade in Zeiten, wo der Büchermarkt regelrecht von Neuerscheinungen überschwemmt wird, schadet es Autoren sicherlich nicht, sich durch Einzigartigkeit abzusetzen. Natürlich erkennt auch die Verlagsmaschinerie immer mehr, dass Einzigartigkeit zieht, daher war es für mich kein Wunder, dass bei „Tick Tack“ die Rückwärts-Erzählweise im Marketing herausgehoben wurde. Und ich gebe gerne zu, dass diese Faszination des Rückwärts mitsamt dem Eyecatcher-Cover mich zugreifen ließ.
Gerade dieses Alleinstellungsmerkmal des Rückwärts-Erzählens war es aber letztlich, dass mich eher abneigend dem Thriller gegenüberstehen lässt. Normalerweise sagt einem der Verstand ja, am Ende muss es am spannendsten sein. Was soll also so spannend sein, dass es eigentlich schon am Anfang des linearen Erzählens passiert ist? Die Erklärung hat sich mir bis zum Ende nicht einwandfrei geboten. Zudem hat mich die Erzählweise vor große Probleme gestellt. Immer wieder musste ich mich erinnern, dass wir in die Vergangenheit gehen, nicht in die Zukunft und gleichzeitig hatte ich die Zusammenhänge so schnell wieder aus den Augen verloren, dass ich beim besten Willen nicht mehr sagen konnte, was jetzt wie logisch arrangiert wurde. Ganz am Ende blieben mir sogar noch einige Fragen offen, die ich voller Überzeugung auf die Erzählweise schiebe, denn „richtig rum“ hätten diese sich bestimmt nicht ergeben.
Das Setting fand ich definitiv gut, denn Kleinstädte bergen in der Regel die meisten Geheimnisse. Jeder kennt jeden und doch auch wieder nicht. Das fasziniert mich immer wieder und passt wirklich hervorragend auf einen Thriller. Das zeigt sich hier erneut, denn die Grundidee ist auch – die Endlösung einbezogen – wirklich gut gemacht. Man kann sich vorstellen, dass die ganzen Geschehnisse wirklich genauso abgelaufen sind. Denn die Zusammenhänge stimmten auch die Charakterstudien waren dementsprechend vielschichtig gestaltet.
Einen Kritikpunkt hatte ich aber definitiv, da ich bei diesem Thriller noch die Moralkeule schwingen muss. Am Ende wurde zu viel verharmlost und manchmal habe ich mich in dem Irrsinn an „Gone Girl“ erinnert gefühlt. Dieses Buch hat mich zwar in seinen Fesseln gehabt, aber die Figuren waren psychisch so abgedreht, dass es auch schwer auszuhalten war. So schlimm war es hier bei „Tick Tack“ jetzt nicht, aber am Ende wirkte es fast wie ein Happy End, obwohl es das beim besten Wille einfach nicht war!
Fazit: „Tick Tack“ ist definitiv kein Ausnahmethriller. Die Hauptgeschichte ist zwar spannend und voller Überraschungen, aber die Rückwärts-Erzählweise verkompliziert das Verständnis um ein Vielfaches. Dadurch bleiben für mich geschichtliche Lücken, die ich in diesem Maße nach Beendigung eines Buches nicht haben will. Daher gibt es von mir nur eine bedingte Leseempfehlung und drei Sterne.