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Veröffentlicht am 28.10.2024

Unterhaltsame göttliche Spiele

The Games Gods Play – Schattenverführt (The Games Gods Play 1)
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Die römischen und griechischen Sagen habe ich schon relativ früh für mich entdeckt, da mein Vater sehr alte Bücher dazu hatte und ich fand es interessant, die Geschichten zu verfolgen, die ähnlich wie ...

Die römischen und griechischen Sagen habe ich schon relativ früh für mich entdeckt, da mein Vater sehr alte Bücher dazu hatte und ich fand es interessant, die Geschichten zu verfolgen, die ähnlich wie Märchen dem menschlichen Leben so ähnlich und doch auch ganz anders erscheinen. Auch später habe ich dann immer wieder Serien/Filme und Bücher gesehen und gelesen, die sich bei den Göttern bedient haben. Für mich vor allem prominent wird da die „Göttlich“-Reihe nach Josephine Angelini sein, aber auch Percy Jackson ist sicherlich nicht zu vergessen. Dennoch würde ich römische und griechische Götter nicht als Hype-Thema sehen, weil es da immer Projekte jeglicher Art zu gibt, so hat es in meiner Beobachtung in den letzten Jahren auch viele Versuche gegeben, die klassischen ‚Bösewichte‘ wie Medusa etc. mit einer möglichen Hintergrundgeschichte mehr zu vermenschlichen. Nun also „The Games Gods Play“ nach Abigail Owen und ich hatte mal wieder richtig Lust auf das Thema.

„The Games Gods Play“ habe ich als Hörbuch konsumiert und ich habe Franziska Trunte wiederholt als gute Hörbuchsprecherin wahrgenommen. Sie hat sich als Ich-Erzählerin von Lyra sehr hervorragend präsentiert und ihre verschiedenen Schichten sehr gut abgebildet. Richtig beeindruckt hat mich aber, dass Trunte auch sehr bemüht war, den anderen Figuren in Dialogen sehr individuelle Stimmfarben oder Charakteristiken (Akzent, Nuscheln etc.) zu geben. Es wirkte auch aufgrund der stattlichen Länge des Hörbuchs wie ein Kunstwerk, weil man auch die Liebe für Details gemerkt hat. Das ist sicherlich aber auch nur durch Owens Vorleistung auch möglich gewesen. Denn auch wenn ich die gedruckte Version nicht vorliegen habe, so denke ich auch, dass Owen auch genug Hinweise gegeben hat, um sich beim Vorlesen ihres Buchs austoben zu können. Abseits des Hörerlebnisses bin ich in einem sehr großen Teil auch höchst zufrieden gewesen. Die ganze Idee fand ich zunächst lobenswert. Auch wenn ich mir noch nicht sicher bin, ob sie wirklich in allem Details clever bedacht ist, aber Owen zieht das Ganze auch so abwechslungsreich und groß auf, dass ich mich da auch gar nicht total kritisch hintergewagt habe. Denn bei mir blieb vor allem die Faszination hängen, dass wir in einer Welt leben könnten, in den die Götter ein Teil des Ganzen sind und nicht nur in einer antiken Vorstellung unser Leben mitgestalten, sondern auch in modernen Zeiten. Das ist tatsächlich auch das Thema, wo ich mir für die nächsten Bände wohl auch mehr wünschen würde, denn ein Großteil hat im Olymp gespielt und damit dann doch vom typischen menschlichen Leben abgekapselt, aber diese Art auf die Götter zu blicken, sie zu ehren oder auch zu verachten, das hat noch mehr Potenzial.

Auch das Crucival ist als Wettbewerbsidee clever. Klar, erinnert auch irgendwie an Hunger Games, zumal auch tatsächlich ein ganzes Crucival im ersten Band abgebildet wird, aber es war hier dennoch so individuell und einzigartig, weil die ganze Mythologie in allen Facetten eingebaut wurde, so dass es sich echt wie eine überzeugende Hommage anfühlte. Auch im Vergleich zur „Göttlich“-Reihe ist hier noch einmal so viel mehr möglich gewesen und man hat richtig gemerkt, wie Owen Spaß hatte, sich mit den Vorlagen auszutoben. Es war auch genial, wie die Götter dargestellt wurden, weil es ähnlich wie bei den Sagen rübergekommen ist. Sie sind höchst ambivalente Gestalten, uns als Menschen so ähnlich, obwohl es aufgrund ihres Einflusses ganz anders sein könnten, so dass es vertraut und doch fern wirkt. Auch wenn die Götter bewusst eher als Antagonisten zu sehen sind, so ist abseits von Hades, Charon und Cerberus auch bei den anderen zu merken, dass es da mehrere Schichten gibt. Das ist bei Aphrodite und Demeter schon deutlich gewesen und ich könnte mir vorstellen, dass es für die weiteren Bände auch hier noch weiter ausgebaut werden könnte.

Die ganze Struktur war löblich, denn es war eine gute Mischung aus einzelnen Heldentaten, die sehr spannend inszeniert wurden, und Zwischenkapiteln, die mehr auf der menschlichen Ebene angelegt waren. Aber auch bei den Heldentaten, wenn alle Champions zusammen waren, ist viel an den Beziehungen und den einzelnen Entwicklungen gearbeitet worden, aber dennoch fühlte es sich beim Rest wie eine nötige Pause an. Ein Pluspunkt ist auch die Darstellung der zentralen Liebesgeschichte. Auch wenn die Funken schnell flogen und speziell Hades‘ Perspektive dann auch mal fehlte, aber ich fand es dennoch für die Länge des ersten Bandes sehr angemessen. Denn es war ein Hauptteil, aber für mich dennoch nicht der Hauptteil, deswegen bin ich auch froh, dass die körperliche Ebene nicht ständig in den Fokus gerückt wurde. Zwischen Hades und Lyra durfte sich auch ohne ständige Intimität viel entwickeln. Nun kommen wir zu zwei Kritikpunkten, die ich vielleicht auch erst richtig einschätzen kann, wenn ich die gesamte Reihe gelesen habe. Das eine wäre Lyras extrem selbstlose Art. Eigentlich würde ich mir selbst in die Tasche lügen, wenn ich das nicht eigentlich sympathisch finde, weil ich sehr ähnlich bin. Aber für die Handlung hätte ich mir bei manchen Heldentaten gewünscht, dass es nicht immer darauf hinausgelaufen wäre, dass Lyra einen Vorteil ihrer Mitmenschlichkeit opfern würde. So war es irgendwann so, dass ich das immer erwartet habe und das nimmt dem Spannungseffekt etwas die Wirkung. Außerdem muss Lyra auch kein absoluter Gutmensch sein. Sie funktioniert als Figur gut, auch wegen der Derbheit ihrer Sprüche und die Respektlosigkeit, die sie vor allem den Göttern gegenüber hat, aber ein bisschen mehr Komplexität, ein bisschen mehr Rotz, das hätte ihr nicht geschadet.

Ein zweiter Punkt ist die Frage, wie lange die Reihe geht und was sie wohl noch alles erzählen wird? Dazu war noch nicht wirklich etwas zu finden. Zwischendurch habe ich mich nämlich gefragt, warum der gesamte Crucival abgebildet wurde. Es wurde am Ende durch den Cliffhanger natürlich deutlich, aber so die Struktur durch die Heldentaten war natürlich genial. Aber weil für mich nicht wirklich abzuschätzen ist, was kommen wird, wirkte das Potenzial des Crucivals an manchen Stellen auch verschenkt. Ich kann hier nicht zu sehr ins Detail gehen, aber ein paar Heldentaten wurden ausgespart und da merkte man auf einmal eine gewisse Hektik. Dafür ist das Ende dann auch erst zu rosarot, nur um dann doch blutrot zu enden. Aber wie sich das wirklich alles ideal zusammensetzt und was verschenkt oder doch genau passend zurückgehalten wurde, das kann nur die Zukunft zeigen.

Fazit: „The Games Gods Play“ ist sehr groß und sehr überzeugend aufgezogen. Als Hörbuch war es definitiv auch ein Erlebnis. Von der Welt her hat man gemerkt, wie sich Owen ausgetobt hat, aber auch die Liebesgeschichte war in meinen Augen eigentlich ideal erzählt. Ich mochte auch die ganzen anderen Ebenen, die Abwechslung in Tempo und kurz ausgebremst. Lyra könnte mehr Ecken vertragen und ob das Ende so clever ist, wir werden es sehen, aber doch insgesamt eine empfehlenswerte Lektüre.

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Veröffentlicht am 23.10.2024

Zeitschleife zum Weihnachtsfest

In a Holidaze – Ihr Weihnachtswunsch führt zu Gefühlschaos unterm Mistelzweig
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Christina Lauren, ein Autorinnenduo, ist eines dieser Fälle, wo ich ihre Bücher ständig in Regalen und online entdecke, ich aber selbst noch gar nicht so richtig angebissen habe. Ich bin auch überzeugt, ...

Christina Lauren, ein Autorinnenduo, ist eines dieser Fälle, wo ich ihre Bücher ständig in Regalen und online entdecke, ich aber selbst noch gar nicht so richtig angebissen habe. Ich bin auch überzeugt, dass ich von Christina Lauren schon mal was gelesen habe, aber mir fällt nicht mal mehr der Titel ein. Deswegen bin ich aber keinesfalls kritisch eingestellt, denn wenn ich nicht zufrieden war, dann merke ich mir auch eher alles. Hier ist es also leider ein Überangebot im Genre Liebesromane, aber als ich „In A Holidaze“ entdeckte, wusste ich einfach intuitiv, dass ein Weihnachtsroman bei Christina Lauren am besten aufgehoben ist.

Ich schaue wesentlich mehr Filme als Bücher zu Weihnachten, woran das genau liegt, ich weiß es eigentlich gar nicht, aber deswegen finde ich es so charmant, wenn ich dann in den Büchern auch die gewissen Klischees wiederentdecke und dann ergründe, wie anders sie ausgeschrieben als auf dem Bildschirm gesehen wirken. Hier ist nun die Zeitschleifethematik zu entdecken, die ich in Weihnachtsfilmen auch schon erlebt habe. Es passt, wie ich finde, gut zum Fest, denn oft genug verliert man in der Hektik der Vorbereitungen und dann an den Feiertagen selbst aus den Augen, worauf es eigentlich ankommt und zurückzuspringen birgt dann die Herausforderung, das alles zu durchbrechen und sich bewusst auf die Zeit einzulassen. Nur ist hier nicht die zusammengewürfelte Familie aus alten College-Freunden, die komplett immer wieder die Zeitschleife durchlebt, stattdessen ist es nur Hauptfigur Mae. Ich war schon zum Einstieg etwas irritiert, dass wir eigentlich am letzten Feiertag angekommen waren, aber es hat sich dann so zusammengefügt, dass Mae schließlich wieder am Anfang der Feiertage landet. Ich muss schon sagen, dass es bei nur einer Person doch etwas irritierend ist, auch weil es suggeriert, dass ein einziger Mensch die Macht hat, so viel im Leben vieler anderer zu verändern. Das hätte als Gruppenschleife-Thematik wohl anders gewirkt, aber ich will hier auch nicht zu wissenschaftlich oder philosophisch werden, denn gerade bei solchen Büchern muss man sehr gedehnte Realitäten auch hinnehmen können.

Auch wenn die Thematik also vertraut war, so finde ich doch auch, dass die Geschichte mich überraschen konnte. Mae hat zwar schon im ersten Kapitel für ihre Gefühle für Andrew gesprochen, doch da sie mit Theo geknutscht hat, hatte ich so die Vermutung, die Zeitschleife will ihr zeigen, wer wirklich der Mann ihres Herzens war. Aber es war gar nicht Theo. Dementsprechend war das schon der erste Punkt, wo sich alles anders entwickelt hat. Genauso reizvoll war, dass weder Mae noch wir als Leser zunächst wissen, wie oft sie zurückgeworfen wird, was die Lösung ist, dass es mal konstant weitergeht, so war da genug Spannung drin und es war auch lustig, wie genervt sie zunächst auf die mehreren Male reagierte und wie sie dann mit allen Infos um sich warf. Es war auch überraschend, dass Mae relativ offensiv versucht hat, die Zeitschleife den anderen bewusst zu machen. Mit Benny hat sie ohnehin eine sehr interessante Figur an die Seite gestellt bekommen. Ich mochte diese Freundschaft über die Altersgrenzen hinweg und welche Offenheit er mitgebracht hat. Wenn ich mir nämlich vorstelle, ich würde meiner Familie klarmachen, wir wären in einer Zeitschleife, äh ja. Aber da es später auch über Benny hinaus ging, fand ich es auch irgendwie schön, dass die ganze Thematik etwas Höherem gewidmet wurde. Hier sagt das Buch auch nicht konkret, was es sein soll, aber es entsprach genau dem, was ich für die Menschheit glaube, dass wir alle etwas Höheres brauchen, egal, welchen Namen es dann trägt.

Manche Figuren sind über die Erzählung sehr kurz gekommen, auch Theo hätte ich mir etwas besser ausgearbeitet gewünscht, aber ansonsten wurde sehr deutlich, wie viele unterschiedliche Figuren aufeinandertreffen, die trotzdem etwas miteinander verbindet und es war auch schön, ihre diversen Aktivitäten mitzuverfolgen. Ich konnte mir vieles bildlich vorstellen, aber es war auch richtig, dass steifes Festhalten an Traditionen dem Spontanen etwas nimmt. Dann ist es aber wieder ein Rahmen, den viele brauchen. Wie immer liegt die Lösung also irgendwo in der Mitte von Tradition und Spontanität. Die Liebesgeschichte zwischen Mae und Andrew war wahrlich sehr stürmisch, aber ich fand sie auch in einzelnen Szenen wirklich sehr süß. Ich habe die ganze Zeit auch überlegt, ob da noch eine Wendung kommt, aber das größere Drama vorm Ende wurde gut gestaltet, weil es auch nachvollziehbar war. Der Epilog war dann auch in vielen Punkten noch Weihnachts-Romantik pur, auch wenn er im Hochsommer pur spielte, aber es passte zur ganzen Stimmung und hat gut unterstrichen, dass die Zeitschleife gut war für dieses Happy End.

Fazit: Christina Lauren haben für mich einen süßen Weihnachtsroman mit „In A Holidaze“ abgeliefert. Zwar darf ich über die generelle Anwendung der Zeitschleife nicht zu viel nachdenken, aber die Liebesgeschichte stimmte, es war eine typische Atmosphäre und es waren genau die Botschaften, die ich zum Fest der Liebe gerne zu lesen bekomme.

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Veröffentlicht am 18.10.2024

Drachenmäßiger Auftakt!

Burning Crown
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Der Drachen-Hype ist real! Das ist in der Buch-Bubble wirklich nicht wegzudenken. Aber es betrifft natürlich nicht nur die Buchwelt, sondern auch das „Game of Thrones“-Spin-Off „House of the Dragon“ hat ...

Der Drachen-Hype ist real! Das ist in der Buch-Bubble wirklich nicht wegzudenken. Aber es betrifft natürlich nicht nur die Buchwelt, sondern auch das „Game of Thrones“-Spin-Off „House of the Dragon“ hat die Drachen mehr in den Fokus gerückt. Nachdem dann Rebecca Yarros mit ihrer „Flammengeküsst“-Reihe den Startschuss gegeben hat, sehe ich die Thematik nun wirklich sehr oft. Auch wenn ich bei Yarros über den ersten Band noch nicht hinausgekommen bin, habe ich bei Marie Niehoffs Auftakt „Burning Crown“ sofort gedacht, das würde ich gerne mal entdecken, auch weil es von einer deutschen Autorin ist. Tatsächlich ist es aber mein erstes Buch von ihr, weswegen ich es schon als kleines Risiko empfunden habe, denn gerade Fantasy empfinde ich oft als Master Class des Schreibens.

Aber Marie Niehoff hat sich für mich schnell bewiesen, denn „Burning Crown“ hat mir richtig gut gefallen und ich wage sogar die steile These, dass es mir in gewissen Aspekten sogar besser als der „Flammengeküsst“-Auftakt gefallen hat. Dazu gleich mehr. Zunächst gehe ich aber auf ein paar Punkte ein, die die Hörbuch-Ausgabe betreffen. Ich habe die Geschichte durch die Stimmen von Leonie Landa und Sven Macht erlebt, die jeweils die Kapitel von Yessa und Cassim eingesprochen haben. Während ich die Stimme von Landa echt perfekt für Yessa fand, hatte ich zwar nicht grundsätzlich etwas gegen die Stimme von Macht, aber so 100% hat er für mich mit Cassim nicht gematcht. Das ist total subjektiv und ist von mir auch gar nicht rational gar nicht zu erklären, aber eine andere Stimme hätte es noch runder gemacht. Aber dennoch toll eingesprochen und vor allem in den Nuancen sehr gut getroffen. Ich war bei den knapp 12 Stunden auf jeden Fall sehr aufmerksam dabei, was bei Hörbüchern bei mir nicht unbedingt typisch ist. Manchmal driften die Gedanken weg, aber hier war der Fokus für mich immer da.

Das lag aber natürlich nicht nur am Hörbuch, denn hätte ich meinen Reader oder zwei Buchdeckel in der Hand gehabt, ich hätte „Burning Crown“ sicherlich schnell durchgepflügt, denn Niehoff hat für mich eine echt faszinierende Geschichte erschaffen. Eins fand ich dabei sehr spannend. Bei Fantasy ist das World Building immer das A und O und deswegen sprach ich oben auch von Master Class, denn Fantasy können viele schreiben, aber oft genug verharrt es dann auf sehr oberflächlichen Entwicklungen. Handlung ist dann spannend, aber es tun sich einfach Lücken auf. Das ist hier nun nicht der Fall, auch wenn ich das World Building nicht als ausgiebig empfand. Aber die ganze Erzählung hat mir das Gefühl gegeben, dass Niehoff genau steuert, was sie uns gibt und was nicht, weil es für die nächsten zwei Bände als Enthüllungen gebraucht wird. Und das ist echt ein großes Plus, denn aus relativ wenig etwas zu machen, was aber so viel Faszination erweckt, Respekt. Am meisten mochte ich dabei, wie die Drachen-Thematik hier gestaltet wird. Dass es quasi auch Menschen sind, die ein entsprechendes Gen haben, so dass sie sich verwandeln können. Vor dem Hintergrund, dass die Drachen einst die Herrscher waren und nun das Volk zweiter Klasse sind, ein mega interessanter Ausgangspunkt.

Aber auch auf der Handlungsebene, da sind so viele Punkte, die mich begeistert haben. Schon alleine der Start, dass wir Cassim gleich als Rebell kennenlernen, der alles auf sich nimmt, um sich und seine Leute zu retten. Genauso aber auch Yessa und ihre geliebte Halbschwester, die sofort das Herz in ihrem Miteinander erwärmen. Das ist wohl gerade mal ein Achtel der Geschichte, aber ich war schon voll am Haken. Aber auch danach wurde es nicht weniger, denn die Handlung hält ihr Niveau. Ich fand die einzelnen Entwicklungen extrem spannend und was mich jetzt nochmal zu Yarros bringt, ich finde die sich bildende Beziehung zwischen Yessa und Cassim genau auf dem Punkt. Es ist nicht gleich sexuell aufgeladen, es wird in einzelnen Schritten nicht übertrieben und es ist nicht seitenweise Beschreibungen von oberflächlichen Beobachtungen. Bei Cassim merkt man von Anfang die große Skepsis, die erst nach und nach einem gewissen Respekt weicht, während es bei Yessa umgekehrt das Mitgefühl für den Missbrauch an Cassim durch seinen ersten Reiter ist. Es startet also erst auf der menschlichen Ebene, ehe da mehr entsteht und das fand ich so angenehm. Ein letzter Pluspunkt ist auch, dass „Burning Crown“ auf einem anderen Cliffhanger als erwartet endet. Ich dachte die ganze Zeit, dass es Cassims großes Geheimnis ist, aber es war was ganz anderes und auch damit hat Niehoff für mich bewiesen, dass sie eine Autorin mit ganz eigenen Ideen und einem Stil fernab von Klischees ist.

Fazit: „Burning Crown“ war in meinen Augen richtig, richtig gut. Auch wenn die Drachen überall sind, aber auf eine Art fühlte es sich für mich so an, als bilde Niehoff den eigentlichen Anfang. Tolle Idee hinter den Drachen und dazu eine Steuerung der Geschichte, bei der ich totales Vertrauen empfinde, dass Niehoff einen richtig großen Plan hat, durch den ein Zahnrad ins andere greifen wird.

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Veröffentlicht am 17.10.2024

Ungewöhnliche Ermittlungen in Taiwan

Das Parfüm des Todes
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Zunächst hat mich zu „Das Parfüm des Todes“ der Titel mitsamt Cover gezogen und dann tatsächlich auch der Verlag, denn ich habe von Suhrkamp schon einige ungewöhnliche Thriller bekommen, die vielleicht ...

Zunächst hat mich zu „Das Parfüm des Todes“ der Titel mitsamt Cover gezogen und dann tatsächlich auch der Verlag, denn ich habe von Suhrkamp schon einige ungewöhnliche Thriller bekommen, die vielleicht nicht alle ein Kassenschlager sind, für mich aber unterstreichen, dass es spezielle Geschichten sind und dass es nicht für ordinären Ermittler X immer der 50. Fall schon sein muss. Erst im nächsten Gedanken fand ich dann interessant, dass mit Autorin Katniss Hsiao eine taiwanische Identität vorliegt. Ich lese viel zu wenig aus dem asiatischen Raum, was sicherlich auch daran liegt, dass es am deutschen Buchmarkt auch einen geringeren Anteil ausmacht, aber es liegt sicherlich auch an mir. Von daher war ich sehr gespannt.

Ich habe in „Das Parfüm des Todes“ sehr schlecht reingefunden. Es lag sicherlich auch an kulturellen Unterschieden, indem ich mit asiatischen Namen und dass hier Nachname und Vorname oft zusammengesprochen werden und in der unterschiedlichen Reihenfolge stehen, keinen regulären Umgang war. Aber nein, das war es nicht, was mir den Einstieg erschwert hat. Es war eher das Hineingeworfen werden in eine relativ bizarre Ausgangssituation. Yang Ning ist als Figur sehr schwer zu packen und sie ist auch wahrlich niemand, die einen sofort mit Sympathien einfängt. Es war eher das Gegenteil und das Gefühl, dass es über sie noch viel zu erfahren gibt, bis sich überhaupt etwas bei mir angesichts von Sympathien tun wird. Aber hier schwankte auch mit, dass ich zu diesem Buch gegriffen habe, weil ich Gewöhnliches nicht wollte und dementsprechend auch nicht erwartet habe. Demnach war klar, dass ich auf jeden Fall durchhalten würde. Was aber eindeutig nicht hätte sein müssen, dass war das Hin- und Herspringen zwischen den Zeiten. Zumal es auch optisch kein Warnsignal gab. Wären die Rückblenden jeweils in die Kapitel integriert worden, dann hätte es sich wahrscheinlich alleine schon die Erzähltechnik erklärt. So aber fange ich ein neues Kapitel an und denke auf einmal: Wo sind wir denn jetzt? Irgendwann macht es natürlich klick, aber das sind für mich auch Erzählweisen, die gar nicht so einfach sind und vielleicht sollen sie die Leserschaft auch wach halten, aber ich empfinde es eher als Schikanen.

Das Einzige, was sich optisch deutlich absetzt, das ist eine Perspektive, die kursiv geschrieben und eingerückt ist. Hier gab es immer deutlich das Signal, hier geht es um jemand anderen als Yang Ning und es ist eine der Rätsel herauszufinden, wer sich dahinter verbirgt. Wenn ich diese Kritikpunkte zum Anfang bedenke, dann ist es sehr erleichternd, dass „Das Parfüm des Todes“ in meinen Augen immer besser wurde. Je mehr Zeit verging, desto mehr habe ich Ning verstehen können. Sympathien bleibt ein schwieriges Wort, aber es war auf jeden Fall Verständnis da, denn ich habe sie als Figur immer besser greifen können. Wie war sie als Kind, was hat sich anschließend getan, warum ist sie traumatisiert, wie ist ihr Verhältnis zu Gerüchen und warum hat sie so bizarre Praktiken an Tatorten? Mehr und mehr setzen sich die Puzzleteile zusammen. Dazu ist top, dass mit ihr wirklich ein ganz normaler Mensch quasi zur Ermittlerin wird. Anders kann man das auch nicht bezeichnen, denn sie löst so einige Rätsel, die den richtigen Polizisten verborgen bleiben und das sicherlich mit Köpfchen, aber auch ihrer Beziehung zum Geruchssinn. Um sie herum gibt es weitere Charaktere. Die Anzahl ist überschaubar gehalten, was hier gut passt, aber es sind alles auf ihre Weise Unikate und es ist auch cool, wie Ning ihnen aufgrund ihrer eigenen Art begegnet und das ist vor allem vorurteilsfrei.

Auch wenn die Erzählweise bis zum Schluss eine gewisse Herausforderung bleibt, weil die Autorin auch gar nicht geschmeidig, simpler erzählen wollte, aber ich habe einen Gewöhnungseffekt bemerkt und mich trotz einiger Kreisel trotzdem nicht verführt gefühlt, etwas zu überfliegen. Denn es gab bis zum Schluss auch noch genug zu entdecken. Hsiao hat die Spannung und die Komplexität bis zum letzten Satz hochgehalten. Auch wenn es in der Gesamtsicht vielleicht etwas absurd ist, was Ning alles aufgedeckt hat, aber es hat sich dennoch organisch in die Gesamtgeschichte eingefügt. Auch wenn sich alles auf einen kleinen Personenkreis bezieht, aber dennoch hatte ich Überraschungseffekte, die aber auch nicht nur in den Tätern lagen, sondern auch auf die Art, wie Ning Aspekte herausfand, was sie dafür auf sich genommen hat und dabei ihr stetes Gefühlschaos.

Fazit: „Das Parfüm des Todes“ ist für Suhrkamp ein wirklich typischer Thriller. Er ist mit nichts anderem zu vergleichen, weil Katniss Hsiao etwas erschaffen hat, was raussticht. Auch wenn es am Anfang echt schwierig war, aber einmal mit Packan, dann habe ich immer mehr Gefallen an Yang Ning und ihren Erlebnissen gefunden. Dabei war es auch spannend bis zum Schluss. Für Liebhaber von ungewöhnlichen Thrillern auf jeden Fall eine Empfehlung wert!

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Veröffentlicht am 11.10.2024

Verbessert, aber auch mit Gefahrenquelle

Aschezeichen
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Katrine Engberg ist mir 2023 erstmals intensiver begegnet und da ihr Krimi in Dänemark spielend, „Glutspur“, genau im Herbst erschien, erschien es mir wie die ideale Gelegenheit, weil ich in den düsteren ...

Katrine Engberg ist mir 2023 erstmals intensiver begegnet und da ihr Krimi in Dänemark spielend, „Glutspur“, genau im Herbst erschien, erschien es mir wie die ideale Gelegenheit, weil ich in den düsteren Jahreszeiten mehr Krimis lese. Ich fand den Auftakt auch recht gelungen und mir war klar, dass ich gerne erstmal dran bleiben werden.

Nun ist „Aschezeichen“ draußen und nachdem ich den ersten Band noch als Hörbuch hatte, habe ich diesmal selbst gelesen. Das hat an der Wahrnehmung der Reihe aber wenig geändert. Da es für „Glutspur“ auch nur eine Erzählstimme für drei Perspektiven gab, kam für mich wirklich dasselbe raus. Auch weil Engberg an einem Punkt auch nichts geändert hat und das hat mich doch echt überrascht. Der erste Band wurde durch die Perspektive von Liv, Nima und Hannah erzählt. Aber für „Aschezeichen“ gilt das immer noch. Das habe ich so wirklich nicht erwartet, auch weil die Perspektiven mein zentraler Kritikpunkt war. Speziell Hannah fand ich völlig unwichtig für den ersten Band, während Nima als Verdächtiger durchaus seinen Reiz hatte. Warum also jetzt wieder diese drei Perspektiven? Zumal es auch diesmal nicht DEN Mehrwert hat. Ich würde Hannah immer noch als überflüssig beschreiben und bei Nima hatte ich diesmal sehr den Eindruck, dass die Autorin es sich auch etwas zurechtgebogen hat, um die Perspektiven behalten zu können. Auch wenn es mit der erneuten Verwicklung wieder aufgegangen ist, aber ich sehe in diesem sturen Erzählen dennoch eine große Gefahr, weil in Krimis verschiedene Perspektiven eigentlich Frische bedeuten und nicht Rückwärtsgewandtheit. Wenn Nima und Hannah, die beide nicht konkret mit Ermittlungsarbeiten zu tun haben, immer wieder in Fälle gequetscht werden, dann wirkt das irgendwann künstlich.

Hier ging es nun noch, obwohl es dabei bleibt: Hannahs Perspektive ist echt unsinnig. Ich finde ihre Figur gähnend langweilig. Auch wenn es wieder kleinere Überschneidungen gibt, aber über die Tage hinweg gab es da kaum Bewegung und deswegen wird auch kein Interesse geweckt. Für Nima war es sicherlich nochmal gelungen, um auch mehr über seiner Vergangenheit zu lernen und ihn auch durch die Verantwortung mehr herauszufordern. Aber im Zentrum bleibt sonst Liv. Sie ist speziell, das steht für mich außer Frage, aber Krimireihen funktionieren immer besser, wenn wenig aalglatte Charaktere vorausgehen. Bei Liv ist oft auch fast schon humorvoll, mit welchem Mut und welcher Dreistigkeit sie vorangeht. Sie kennt nur wenig Angst und das lässt sich auch mal wahnsinnig erscheinen, aber es verdient auch Respekt, auch weil sie so ein Gespür für alles hat. Dafür, dass sie nicht bei der Polizei angestellt hat, bekommt sie aber alle Tricks durch und ich habe auch den Eindruck, dass sie wie jemand agiert, der nichts zu verlieren hat. Es war auch spannend, dass mit diesen Fieberschüben ein psychosomatischer Schwerpunkt gesetzt wurde. Auch weil sie durch den sexuellen Übergriff auf sich sicherlich viel verdrängt. Dementsprechend war diese unterschwellige Wut auch interessant und könnte auch in weiteren Bänden noch spannend werden.

Kommen wir nun zum Fall. Ich habe in der Mitte der Ermittlungen schon echtes Bauchgrummeln gehabt, denn es geht in einem erheblichen Ausmaß um die Einwanderungsthematik. Das Opfer ist ein Iraner, der in einem Auffanglager kurz nach seiner Flucht nach Dänemark gelandet ist. Liv hat gleich ein Gespür dafür, dass etwas aus der Vergangenheit mit seinem Tod zu tun haben könnte, weswegen sie in der Unterkunft und in der iranisch-muslimischen Gemeinschaft herumschnüffelt. Zunächst fand ich das sehr spannend, aber irgendwann dachte ich, nun haben wir in vielen Ländern auf der Welt einen unter der Oberfläche brodelnden Konflikt in der Ausländerthematik und jetzt facht es das Buch auch noch an? Ich denke, die Gedanken zeigen, in welche Richtung es ging und ich war wirklich besorgt, dass es so einseitig zur Aufhetzung beiträgt. Der Krimi schafft dann aber nochmal die Wende und bietet eine andere Auflösung als zwischendurch gedacht. Damit ist dieser Themenkomplex nicht auf einmal weg, er bleibt auch in seinen Andeutungen wahr, aber es wirkt nicht mehr so einseitig. Deswegen konnte ich damit auch meinen Frieden machen. Ich finde nämlich auch, dass Engberg auf jeden Fall erzählerisch eine Schippe draufgelegt hat, weil alles gut ineinanderfließt und ich so Leerstellen wie in Band 1 nicht so wahrgenommen habe.

Fazit: „Aschzeichen“ stellt auf eine Weise eine Steigerung von Engberg dar, wenn es um Privatermittlerin Liv geht. Es ist alles flüssiger und noch kompakter im Aufbau. Doch es bleibt ein großer Schwachpunkt. Die Autorin klebt an drei Perspektiven, was erneut Fragezeichen aufwirft und spätestens für einen dritten Band fände ich es sehr fatal. Daher Obacht!

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