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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.12.2021

Eindrücklicher Roman über ein aktuelles, hochbrisantes Thema

Wenn ich wiederkomme
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Ich habe “Ich bleibe hier” von Marco Balzano äußerst gern gelesen, deshalb wollte ich auch seinen neuen Roman „Wenn ich wiederkomme“ unbedingt lesen. Auch in diesem Roman hat mich sein Schreibstil wieder ...

Ich habe “Ich bleibe hier” von Marco Balzano äußerst gern gelesen, deshalb wollte ich auch seinen neuen Roman „Wenn ich wiederkomme“ unbedingt lesen. Auch in diesem Roman hat mich sein Schreibstil wieder überzeugt.
Es geht in dem neuen Roman von Marco Balzano um die Familie Matei in Rumänien. Der Roman gliedert sich in drei Teile, die jeweils die Sicht eines Familienmitglieds auf die Geschehnisse abbilden.

Daniela Matei beschließt nach Italien zu gehen, um dort zu arbeiten und mehr Geld für ihre Familie zu verdienen, zum Beispiel zur Finanzierung der Schule ihres Sohnes Manuel. Sie verlässt ihre beiden Kinder und ihren Ehemann, ohne dass diese etwas mitbekommen. Für Daniela ist es kein einfacher Schritt und sie leidet darunter, ihre Familie nur für eine kurze Zeit im Jahr sehen und ansonsten nur per Telefon Kontakt halten zu können. Während Daniela in Italien schwer arbeitet und auf vieles verzichtet, entfremdet sie die Distanz und die gegenseitige Verständnislosigkeit von ihren Familienmitgliedern, von ihrem Mann und den beiden Kindern.

Ich habe es als wirklich bewundernswert empfunden, wie Balzano es schafft, die unterschiedlichen Perspektiven der Protagonist:innen nachvollziehbar zu schildern. Sowohl das Leid von Daniela und ihre Zerrissenheit ist spürbar geworden als auch die Verzweiflung des Sohnes Manuel und auch die Gefühle von Tochter Angelica, die in eine Rolle gezwungen wurde, die sie nie wollte.

Marco Balzano schreibt über ein hochaktuelles gesellschaftliches Thema auf eine besondere Weise, die mich berührt hat. Ich bin sicher, dass ich den nächsten Roman von dem Autor auch unbedigt lesen werden möchte.

Veröffentlicht am 28.11.2021

Sehr lohnenswerter Roman!

Gesammelte Werke
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Ich muss zugeben, dass ich zu Beginn skeptisch war, schließlich handelt es sich bei „Gesammelte Werke“ um ein umfangreiches Buch von einer Autorin, die mit diesem Roman ihr Buch-Debüt gab.

Jetzt bin ich ...

Ich muss zugeben, dass ich zu Beginn skeptisch war, schließlich handelt es sich bei „Gesammelte Werke“ um ein umfangreiches Buch von einer Autorin, die mit diesem Roman ihr Buch-Debüt gab.

Jetzt bin ich sehr froh, mich an „Gesammelte Werke“ herangewagt zu haben. Dieser Roman ist meiner Meinung nach ein absoluter Glücksgriff und hat sich für mich zu einem Roman voll von Literatur, Kunst und philosophischen Gedanken entpuppt. Für mich war es ein echtes Leseerlebnis und ich habe die vielen Seiten mit großer Freude und Interesse gelesen. Ich habe viel gelernt, viel über das Gelesene nachgedacht und das vor mir liegende Werk voll und ganz genießen können. Nach dem Zuklappen war ich fast schon enttäuscht und traurig, dass ich das Buch durchgelesen hatte und nicht weiter in die Familiengeschichte um Martin und Rakel eintauchen konnte. Trotzdem hatte ich auch nach über 800 Seiten Fragen, über die ich nachdenken konnte.

Den Inhalt dieses Romans zu beschreiben, fällt mir nicht ganz leicht. Lydia Sandgren erzählt eine Geschichte, in der es aber um viel mehr als die Handlung geht. Der Roman gliedert sich in zwei Zeitebenen, die eine ist im Jetzt, die andere begleitet Martins Jugend am Gymnasium, die Zeit seines Studiums und seine Höhen und Tiefen bis ich als Leserin fast mit Martin in der Gegenwart angekommen bin. Aus Martins und Rakels Sicht erfahren die Leser:innen nebenbei viel Literatur, Poesie, Kunst und Philosophie. Kern der Geschichte ist die Tatsache, dass Martins Ehefrau Cecilia und Rakels Mutter vor etlichen Jahren verschwunden ist. Stück für Stück bekommen die Leser:innen einen Eindruck, um was für Charaktere es sich handelt, wie sie sich verändern und es entsteht langsam ein Verständnis für Dynamiken und Entwicklungen in den Leben der Protagonist:innen.

„Gesammelte Werke“ ist ein toller Roman, der mir sehr gefallen hat. Ich kann ihn allen empfehlen, die Lust und Zeit haben, sich auf diese vielseitige Literatur einzulassen. Mir bleibt der Roman definitiv in Erinnerung und ich habe große Lust, ihn nochmal zu lesen. Ich kann mir vorstellen, dass ich einiges anders interpretieren und neu entdecken würde, das ich beim ersten Lesen anders oder auch gar nicht wahrgenommen habe. Nachdrückliche Leseempfehlung und fünf Sterne von mir!

Veröffentlicht am 28.11.2021

Atmosphärischer Thriller

Böse
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Katharina zieht nach der Trennung von ihrem Mann mit ihrer 17-jährigen Tochter Fenja aus einer Stadt in Bayern in das Dorf Hussfeld. Hussfeld gilt als einer der sichersten Orte Deutschlands. Trotzdem fühlt ...

Katharina zieht nach der Trennung von ihrem Mann mit ihrer 17-jährigen Tochter Fenja aus einer Stadt in Bayern in das Dorf Hussfeld. Hussfeld gilt als einer der sichersten Orte Deutschlands. Trotzdem fühlt sich vor allem Fenja nicht wirklich wohl in der neuen Umgebung. Der Bürgermeister, die Vermieterin und auch der Pastor scheinen Vorbehalte gegen die beiden zugezogenen Frauen zu haben. Fenja findet mit der Zeit ein wenig Anschluss und trifft sich mit einem Jungen aus dem Nachbardorf. Von einer Feier kehrt Fenja nicht mehr zurück. Ihre Mutter Katharina ist verzweifelt, zumal sie allein versuchen muss, ihre Tochter zu finden und auf einige Widerstände stößt. Die Polizei geht zunächst von einem freiwilligen Verschwinden Fenjas aus.

Ich konnte Katharinas Handeln und ihre Gefühle gut nachvollziehen und die Kapitel aus der Sicht von Fenja teilweise nur schwer aushalten. Obwohl ich recht früh eine Idee hatte, wer hinter der Entführung von Fenja stecken könnte, hat mich der Schreibstil von Jonas Wagner durchgängig gefesselt. Auch wenn sich die Spannungskurve aus meiner Sicht eher gemächlich aufbaut.

Der Autor beschreibt ein ganzes Dorf als sehr misstrauisch und transportiert die unangenehm wirkende Stimmung und Atmosphäre sehr fühlbar und authentisch. Ich habe es als erstaunlich empfunden, wie die Menschen in Hussfeld als Einheit beschrieben wurden, eigentlich ohne Charaktere, die Katharina und Fenja zugewandter und ihnen gegenüber positiver eingestellt waren. Diese Tatsache hat mich ein wenig gewundert.

Das Cover finde ich sehr überzeugend und ich empfinde es als zum Inhalt passend.

Ich würde den Thrillern allen empfehlen, die Lust auf einen spannenden Thriller haben und eine etwas gruselige und angespannte Atmosphäre aushalten mögen.

Veröffentlicht am 05.10.2021

Sehr komplexer Thriller, aber nicht überfrachtet

In die Fluten der Dunkelheit
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Victor Lessard hat seinen Job bei der Montrealer Polizei gekündigt, arbeitet nun bei einem Sicherheitsdienst eines Casinos und daran, sich und seine Position zu finden. Als seine ehemalige Partnerin Jacinthe ...

Victor Lessard hat seinen Job bei der Montrealer Polizei gekündigt, arbeitet nun bei einem Sicherheitsdienst eines Casinos und daran, sich und seine Position zu finden. Als seine ehemalige Partnerin Jacinthe anruft, kommt er aber doch wieder an den Tatort. Dort wurde ein Investigativjournalist von einem Scharfschützen erschossen. Die Ermittlungen beginnen, werden aber schnell unterbrochen, als Victor sich mit einem Mann trifft, der etwas über Victors Vergangenheit und den Tod seiner Familie weiß. Bei diesem Treffen tauchen erneut Attentäter auf... Stück für Stück wird klar, dass Victors Vergangenheit mit den aktuellen Geschehnissen zusammenhängt…

Ich habe schon die ersten beiden Thriller um Victor und Jacinthe sehr gerne gelesen. Auch den dritten Teil der Reihe habe ich verschlungen. Martin Michaud schreibt fesselnd und detailreich. Ich mag es bei Krimis und Thrillern sehr, als Leserin den Ermittlungen folgen zu können. Dies ist bei diesem Thriller der Fall.

Ich habe die Charaktere und vor allem die Konstellation der Charaktere als sehr spannend empfunden. Den Protagonisten Victor habe ich als sehr authentisch wahrgenommen, seine Zweifel, Unsicherheit und Sorgen sind sehr nachvollziehbar beschrieben. Mit der Beschreibung von Jacinthes Verhalten hatte ich jedoch zwischenzeitlich Schwierigkeiten und habe es als etwas übertrieben empfunden, zu derbe und grob war teilweise ihr Verhalten und ihre Sprache. Dennoch mochte ich die Interaktion in dem sehr ungleichen Team, auch gemeinsam mit dem ehemaligen Polizisten Gagne, der gemeinsam mit Victor und Jacinthe versucht herauszufinden, welche Akteure involviert sind.

Thematisch hat Martin Michaud viele Aspekte eingebracht. Ich hatte jedoch nicht das Gefühl, dass der Thriller überfrachtet wäre. Spannend fand ich auch die verschiedenen Motivationslagen der Attentäter und das komplexe Zusammenwirken der verschiedenen Akteure und Faktoren.

Insgesamt hat mir auch der dritte Band der Reihe sehr gut gefallen, wobei ich insbesondere den ersten Teil noch stärker fand. Ich werde aber sicherlich auch einen möglichen nächsten Teil lesen.

Veröffentlicht am 26.09.2021

Sehr lesenswerter, bedrückender Roman

Shuggie Bain
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Shuggie Bain wächst in den Achtziger Jahren in Glasgow auf. Die Mutter ist schwer alkoholkrank, die Wohnsituation sehr beengt, die Situation mit dem Vater ist angespannt und die beiden älteren Geschwister ...

Shuggie Bain wächst in den Achtziger Jahren in Glasgow auf. Die Mutter ist schwer alkoholkrank, die Wohnsituation sehr beengt, die Situation mit dem Vater ist angespannt und die beiden älteren Geschwister sind so viel wie möglich nicht zu Hause. Die Gegend ist grau und den Menschen rund um die Familie geht es nicht besser. Der Vater verlässt die Familie und die Mutter sitzt mit den Kindern in einem abgelegenen Vorort von Glasgow, dessen Bewohnern es immer schlechter geht, seit die örtliche Mine geschlossen hat. Die Nachbarn sind entweder ebenfalls dem Alkohol verfallen oder / und sie können die Neuzugezogenen nicht leiden. Shuggie mag keinen Fußball, interessiert sich für Kleidung und spielt gerne mit Spielzeugponys. Von den Nachbarskindern wird er geärgert und er ist die meiste Zeit seiner Kindheit damit beschäftigt, seine Mutter vor sich selbst zu schützen, zu überleben und genug Geld für Essen vor der Mutter und ihrer Alkoholsucht zu retten.

Für mich war dieser Roman wirklich heftig und das Lesen anstrengend. Ich habe große Teile als sehr bedrückend und wenig hoffnungsvoll empfunden. Die Welt von Shuggie Bain wirkt auf mich unfassbar grau mit wenig Licht am Horizont. Dennoch oder vielleicht gerade deshalb ist der Schreibstil sehr gut. Die Sprache drückt viel aus und die bedrückende Atmosphäre ist bei mir sehr intensiv angekommen. Die Umgebung, die Menschen und der Wunsch, dass die Mutter gesund wird, werden sehr eindrücklich und vorstellbar beschrieben. Ich habe mit Shuggie mitgelitten und fand es schwer auszuhalten zu wissen, dass sehr wahrscheinlich nichts gut werden wird. Eindrücklich waren für mich auch die Momente, in denen Shuggies Mutter für ihren Sohn da sein konnte und dann wiederum die Tatsache, dass sie es viel zu oft nicht war.

Ohne Frage werde ich diesen Roman und Shuggie nicht vergessen. Allerdings ist der Roman für mich über viele Seiten kaum auszuhalten gewesen. Dies sollte einem vor dem Lesen bewusst sein. Es geht um Alkohol, Armut, Verzweiflung, Hoffnung und bedingungslose Liebe.