Tod einer Schülerin
Die Marseille-Morde - Das tote MädchenZum Inhalt:
Eine begabte Schülerin einer katholischen Privatschule bringt sich um, nachdem sie von Mitschülern auf das Übelste drangsaliert wurde. Der Staatsanwalt Pierre stellt fest, dass der Todesfall ...
Zum Inhalt:
Eine begabte Schülerin einer katholischen Privatschule bringt sich um, nachdem sie von Mitschülern auf das Übelste drangsaliert wurde. Der Staatsanwalt Pierre stellt fest, dass der Todesfall vertuscht werden soll, da sich die Kinder einflussreicher Bürger Marseilles unter den Mobbern befinden, unter anderem sein Vorgesetzter und der Chef der Polizei. Er wendet sich an Nadia, eine Polizistin, die ihrerseits einige Mitglieder ihres Teams und ihre Freundin, eine Journalistin ins Boot holt, um – gegen alle Widerstände von oben – dem Opfer Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Dass das so gefährlich sein könnte, haben sie sich jedoch nicht träumen lassen.
Mein Eindruck:
Anna-Maria Aurel hat ein Talent für Beschreibungen. Vor allen Dingen die Impressionen Marseilles und die bedrückende Stimmung des Lockdowns weiß sie sehr gut zu illustrieren. Egal ob romantischer Sonnenuntergang, Kontrollen des Ausgangssperre oder Zusammenstöße mit den ruppigen Bewohnern der Außenbezirke: Es ist alles gut getroffen und nahbar.
Der Thriller zieht seine Spannung nicht aus der Tätersuche, - es ist von Anfang an klar, dass es ein Selbstmord und wer dafür verantwortlich war – sondern aus dem Aspekt der Vertuschungsversuche, die auch vor den ultimativen Mitteln nicht zurückschrecken.
Bei all der Spannung und den schönen (und auch minder schönen) Ansichten Südfrankreichs bleiben die Charaktere jedoch auf der Strecke: Sie sind entweder Ritter (und Damen) in strahlender Rüstung oder Ausgeburten der Hölle, es gibt nie auch nur den Hauch eines Grautons auf der weißen oder schwarzen Weste. Dass das männliche Geschlecht zumeist nur aus (oft sehr schlecht gesteuerten) Hormonen zu bestehen scheint, ist ebenfalls ein Manko der sonst gut konstruierten Geschichte.
Dennoch: Das Personal besitzt viel Potenzial, - und das nicht im üblicherweise negativ gemeinten Sinn: Wenn sich die Autorin dazu entschließen kann, dass ihre Pärchen einmal unfair streiten, der Staatsanwalt eine Akte verlegt, ein nicht schwuler – egal welcher – Mann trotz Solo-Dasein „nein“ zu einer schönen Frau sagt und ihr nächster Täter ohne fiese Hintergedanken alten Damen über die Straße hilft, dann wird ein Nachfolger von „Das tote Mädchen“ gerne genommen.
Mein Fazit:
Schönes Setting, gute Spannung, leider eindimensionale Charakter