Profilbild von melange

melange

Lesejury Star
online

melange ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit melange über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.08.2022

Tod einer Schülerin

Die Marseille-Morde - Das tote Mädchen
1

Zum Inhalt:
Eine begabte Schülerin einer katholischen Privatschule bringt sich um, nachdem sie von Mitschülern auf das Übelste drangsaliert wurde. Der Staatsanwalt Pierre stellt fest, dass der Todesfall ...

Zum Inhalt:
Eine begabte Schülerin einer katholischen Privatschule bringt sich um, nachdem sie von Mitschülern auf das Übelste drangsaliert wurde. Der Staatsanwalt Pierre stellt fest, dass der Todesfall vertuscht werden soll, da sich die Kinder einflussreicher Bürger Marseilles unter den Mobbern befinden, unter anderem sein Vorgesetzter und der Chef der Polizei. Er wendet sich an Nadia, eine Polizistin, die ihrerseits einige Mitglieder ihres Teams und ihre Freundin, eine Journalistin ins Boot holt, um – gegen alle Widerstände von oben – dem Opfer Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Dass das so gefährlich sein könnte, haben sie sich jedoch nicht träumen lassen.

Mein Eindruck:
Anna-Maria Aurel hat ein Talent für Beschreibungen. Vor allen Dingen die Impressionen Marseilles und die bedrückende Stimmung des Lockdowns weiß sie sehr gut zu illustrieren. Egal ob romantischer Sonnenuntergang, Kontrollen des Ausgangssperre oder Zusammenstöße mit den ruppigen Bewohnern der Außenbezirke: Es ist alles gut getroffen und nahbar.
Der Thriller zieht seine Spannung nicht aus der Tätersuche, - es ist von Anfang an klar, dass es ein Selbstmord und wer dafür verantwortlich war – sondern aus dem Aspekt der Vertuschungsversuche, die auch vor den ultimativen Mitteln nicht zurückschrecken.
Bei all der Spannung und den schönen (und auch minder schönen) Ansichten Südfrankreichs bleiben die Charaktere jedoch auf der Strecke: Sie sind entweder Ritter (und Damen) in strahlender Rüstung oder Ausgeburten der Hölle, es gibt nie auch nur den Hauch eines Grautons auf der weißen oder schwarzen Weste. Dass das männliche Geschlecht zumeist nur aus (oft sehr schlecht gesteuerten) Hormonen zu bestehen scheint, ist ebenfalls ein Manko der sonst gut konstruierten Geschichte.
Dennoch: Das Personal besitzt viel Potenzial, - und das nicht im üblicherweise negativ gemeinten Sinn: Wenn sich die Autorin dazu entschließen kann, dass ihre Pärchen einmal unfair streiten, der Staatsanwalt eine Akte verlegt, ein nicht schwuler – egal welcher – Mann trotz Solo-Dasein „nein“ zu einer schönen Frau sagt und ihr nächster Täter ohne fiese Hintergedanken alten Damen über die Straße hilft, dann wird ein Nachfolger von „Das tote Mädchen“ gerne genommen.

Mein Fazit:
Schönes Setting, gute Spannung, leider eindimensionale Charakter

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 04.08.2022

Endlich Urlaub

Das Hotel
0

Zum Inhalt:
Gute Bücher lesen, in den Wellen plantschen und ansonsten endlich einmal dem Nichtstun frönen, - so hat sich Alice ihren Aufenthalt im All-Inclusive-Resort vorgestellt. Seltsam ist nur, dass ...

Zum Inhalt:
Gute Bücher lesen, in den Wellen plantschen und ansonsten endlich einmal dem Nichtstun frönen, - so hat sich Alice ihren Aufenthalt im All-Inclusive-Resort vorgestellt. Seltsam ist nur, dass sie sich das Gelesene einfach nicht merken kann, noch komischer, dass plötzlich ein renitenter Teenager verschwindet und das noch nicht einmal den Eltern auffällt. Kurz: Es ist etwas faul im Staate Urlaubsglück und Alice beginnt zu forschen. Gegen alle Widerstände.

Mein Eindruck:
Viele Bücher im Bereich der Spannungsliteratur versuchen es, nur wenigen gelingt es: Einen echten Moment der Verblüffung zu erzeugen! „Das Hotel“ ist so ein Buch. Frau von Haderer verführt ihre Kundschaft auf fantastische Weise dazu, sich während des Lesens verschiedene Möglichkeiten zu erdenken, um dann alle wieder einzukassieren. Der Spannungsaufbau gelingt ihr dabei mühelos, ihre Charaktere verhalten sich (vor allen Dingen mit dem Wissen um ihr Wesen im Nachhinein) stringent und auch die Art und Weise, wie die Autorin ganz profan ihr sprachliches Handwerk beherrscht, ist aller Ehren wert.
Ein absoluter Pageturner, der zum Nachdenken anregt. Ganz ohne politisch korrekten Zeigefinger und Belehrung. Super.

Mein Fazit:
Vor und hinter den Kulissen der perfekte Urlaubs(lese)spaß

Veröffentlicht am 03.08.2022

Täter und Opfer

Willkommen in Wisewood
0

Gefangen
Zum Inhalt:
Nat ist eine erfolgreiche PR-Frau mit einem privaten Kümmernis: Sie hat schon seit einiger Zeit nichts mehr von ihrer Schwester Kit gehört, die sich zu einem Selbstfindungsseminar ...

Gefangen
Zum Inhalt:
Nat ist eine erfolgreiche PR-Frau mit einem privaten Kümmernis: Sie hat schon seit einiger Zeit nichts mehr von ihrer Schwester Kit gehört, die sich zu einem Selbstfindungsseminar auf einer abgelegenen Insel angemeldet hat. Doch dann trifft überraschend eine Email mit alarmierendem Inhalt ein und Nat macht sich auf den Weg nach Wisewood, um ihre Schwester vor einer bitteren Erkenntnis zu schützen.

Mein Eindruck:
Bei diesem Buch musste ich direkt an eine meiner Lieblingsserien ”Death in Paradise” denken, in der an einer Stelle ein Klassiker der Weltliteratur falsch zitiert wird: ”Jeder erschafft sich seine eigenen Frankensteins“. Denn genau das passiert in diesem Buch: Erziehungsmethoden und wohlgemeintes Verhalten führen dazu, dass im Grunde möglicherweise liebenswerte Menschen auf ihrem weiteren Lebensweg falsch abbiegen und zu manischen und gefährlichen Kotzbrocken mutieren, die ihrerseits ihr Umfeld manipulieren. Dieser Aspekt ist der Autorin sehr gelungen. Was weniger gefällt ist der Klappentext, der ein völlig falsches Bild der Insel zeichnet, - die Personen können sehr wohl die Insel verlassen, manche wollen es nur nicht mehr und sträuben sich gegen eine Veränderung des Status Quo. Dadurch ergibt sich gegen Ende so mancher Bruch, den man als Leser/in nicht unbedingt nachvollziehen kann oder möchte und der eher dem Gedanken „jetzt werde ich noch richtig einen raushauen“ geschuldet ist als einem befriedigenden Abschluss einer zumeist elegant erdachten Story.

Mein Fazit:
Bis kurz vor Schluss richtig klasse

Veröffentlicht am 02.08.2022

Spaßig

Dunkle Gemäuer
0

Zum Inhalt:
Bei einer Verfilmung in „True-Crime“-Umgebung verschwinden erst Requisiten und dann die Kamerafrau Mona. Die Produktionsfirma will sich mit der Sabotage nicht abfinden und engagiert die Detektivin ...

Zum Inhalt:
Bei einer Verfilmung in „True-Crime“-Umgebung verschwinden erst Requisiten und dann die Kamerafrau Mona. Die Produktionsfirma will sich mit der Sabotage nicht abfinden und engagiert die Detektivin Suzanne, welche ihren Mitarbeiter Harry als Klein-Schauspieler einschleust. Als Monas Leiche gefunden wird, vertieft sich Suzanne in die Ermittlung, obwohl die Polizei und Staatsanwaltschaft davon nicht angetan sind. Denn anders als der geistergläubige Regisseur vermutet sie den Täter im Hier und Jetzt.

Mein Eindruck:
Julia Bernard ist die Komposition aus Spannung und Humor in ihrem badisch-schwäbischen Heimatkrimi gut gelungen. Ihre Figuren sind liebenswert aber nicht albern und weder sie noch ihre Charaktere verheddern sich in den diversen Nebenschauplätzen, die sich Bernard erdenkt. Egal ob chaotisches Privat- oder Liebesleben, künstlerische Differenzen am Set oder Gekabbel am Arbeitsplatz, - für alles finden sich ein guter Ansatz und eine noch bessere Begründung. Keine Figur ist unnötig (auch die tierischen haben ihre Berechtigung) und insbesondere bei Harrys Gehversuchen in der Filmwelt werden die Lachmuskeln trainiert. Die Aufklärung der Taten ist stimmig und nachvollziehbar; die mordende Person kann beim Lesen erschlossen werden. Der Cliffhanger zum Schluss ist allerdings echt gemein, - man blättert um und es kommt…. nichts!

Mein Fazit:
Schon wegen des Cliffhangers möchte man das nächste Buch sehr gerne sehr schnell in Händen halten

Veröffentlicht am 02.08.2022

Nicht spannend

P.S. Morgen bist du tot
1

Zum Inhalt:
Chloe ist Psychopathin und hat als solche für die Mitwirkung an einem speziellen Programm ein Stipendium erhalten. Das kommt ihr auch deshalb sehr gelegen, weil ihr Vergewaltiger aus Jugendtagen ...

Zum Inhalt:
Chloe ist Psychopathin und hat als solche für die Mitwirkung an einem speziellen Programm ein Stipendium erhalten. Das kommt ihr auch deshalb sehr gelegen, weil ihr Vergewaltiger aus Jugendtagen ungestraft an derselben Uni studiert. Der Wunsch, Will am Jahrestag des Verbrechens zu töten wird dadurch gefährdet, dass jemand beginnt, die Studenten aus dem Psychopathen-Programm zu ermorden.

Mein Eindruck:
Entweder liegt es am fehlenden Psychopathen-Gen oder –ganz im Gegenteil – vielleicht besitze ich es sogar: Diese Geschichte hat mich nicht berührt. Die Idee mit dem Countdown ist gut und zu Beginn fiebert man mit Chloe, der Protagonistin des Buches, doch der zweite Handlungsstrang lenkt sehr bald vom ersten ab. Zusätzlich versucht die Autorin für die beiden Hauptnebenfiguren, die gemeinsam mit Chloe das Rätsel um die Mordserie aufzuklären gedenken, einen schwierigen familiären Hintergrund zu etablieren; ein bisschen Liebe gibt es als Sahnehäubchen dazu. Doch wegen inhaltlicher Übersättigung plätschert dann jeder Teil oberflächlich vor sich hin, nichts geht in die Tiefe und die ganzen Tode lassen einen kalt (die Gefühle übrigens ebenfalls). Einen echten Höhepunkt sucht man ebenfalls vergebens, - das Buch ist zu Ende und man fühlt sich wie nach dem Genuss von Fastfood – okay, während man es isst, hungrig danach.

Mein Fazit:
Kann man lesen, muss man aber nicht