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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.12.2022

Mit dem Jahr stirbt nicht nur die Freundschaft

Happy New Year – Zwei Familien, ein Albtraum
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Zum Inhalt:
Die drei Freundinnen Nina, Lollo und Malena kennen sich schon seit Ewigkeiten und wenigstens zu Silvester und Mittsommar wird noch gemeinsam gefeiert. Dieses Jahr findet zeitgleich eine Fete ...

Zum Inhalt:
Die drei Freundinnen Nina, Lollo und Malena kennen sich schon seit Ewigkeiten und wenigstens zu Silvester und Mittsommar wird noch gemeinsam gefeiert. Dieses Jahr findet zeitgleich eine Fete bei Ninas Tochter statt, auf der auch Lollos Tochter Jennifer eingeladen ist. Zwischen den Mädchen kommt es zum Streit und Jennifer verlässt die Party Richtung Heimat. Doch dort taucht sie nicht auf. Nie mehr.

Mein Eindruck:
Malin Stehn lässt das Grauen durch die Augen vieler Personen sichtbar werden. Dabei sind diese selber nicht sicher, ob sie sich oder ihrem Umfeld trauen können und verraten in den einzelnen Abschnitten nur rudimentäre Einzelteile zu der Tat. Stehn thematisiert nicht nur die Probleme, die schon seit ewigen Zeiten zwischen Eltern und Nachwuchs während der Pubertät auftauchen; die Autorin webt neuere Herausforderungen wie den Umgang mit der Migration und die Gefahren der allgegenwärtigen Social Media dazu. Es gefällt, wie sie für jede Figur nicht nur den richtigen Tonfall trifft, sondern die Ängste der einen im nächsten Abschnitt mit dem Ärger der anderen kontrastiert. Durch die kurzen Kapitel, die sich immer mit der Sicht einer der Hauptpersonen des Dramas beschäftigen, liest man gerne immer weiter, bis das Ende für gewiefte Kenner der Materie zwar nicht überraschend kommt, an einigen Nebenkriegsschauplätzen jedoch noch inhaltstechnische Leckerli zu bieten hat. Die allerletzten Sätze hätte es jedoch nicht unbedingt gebraucht.

Mein Fazit:
Packt Eltern bei ihren Urängsten

Veröffentlicht am 26.12.2022

Unvergessen

Die Vergessene
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Zum Inhalt:
Andrea erhält als frischgebackener US-Marshal den Auftrag, eine Richterin zu schützen. Deren schwangere Tochter Emily wurde vor 40 Jahren ermordet und unter den Verdächtigen befand sich Andreas ...

Zum Inhalt:
Andrea erhält als frischgebackener US-Marshal den Auftrag, eine Richterin zu schützen. Deren schwangere Tochter Emily wurde vor 40 Jahren ermordet und unter den Verdächtigen befand sich Andreas Vater, ein Psychopath, der auf eine baldige Entlassung hofft. Gemeinsam mit ihrem Partner Bible beginnt Andrea, Licht in das Dunkel des alten Verbrechens zu bringen, um ein neues zu verhindern.

Mein Eindruck:
Zwar ist dieser Fall in der Beziehung der Personen zueinander sehr konstruiert; trotzdem genießt man die Vielfältigkeit der Verbindungen, die Slaughter für ihre Figuren erdacht hat. Dadurch, dass sie zwar mit dem Mord an Emily beginnt, dann jedoch - immer abwechselnd mit Teilen in der Gegenwart - den Weg bis zu der Tragödie zeigt, taucht man wunderbar in Träume und Gedanken von Teenagern ein, die jetzt erwachsen sind und von den sie beeinflussenden Erwachsenen, die jetzt alt sind. Es ist spannend, wie sich Lebenswege entwickelt haben, ins Gute wie ins Schlechte, ins Gewollte und ins Ungewollte. Slaughter versteht es dabei, die Spannungsschraube anzuziehen - und das sogar im Vergangenheitsteil, bei dem das Ende bekannt ist. Dadurch, dass die Beziehungen innerhalb der Clique durch Emilys naive Augen gesehen werden, bemerkt auch der Mensch vor dem Buch erst spät, wie toxisch das Gebilde ist.
Gegen den Vergangenheitsteil fällt die Gegenwart fast ab; glücklicherweise gibt es aber viel Abwechslung durch die Sidekicks Andreas: Bible, die gemeinsame Vorgesetzte und Andreas Mutter sind immer für einen - manchmal zynischen - Schmunzler gut und bringen nicht nur die Story voran, sondern einen guten Schuss Humor in eine sehr ernste Geschichte um Abhängigkeiten, Pseudo-Moral und Macht und darüber, dass Recht und Gerechtigkeit nicht immer in Einklang zu bringen sind.

Mein Fazit:
Nicht immer wird alles gut

Veröffentlicht am 25.12.2022

Pfiffig

Mrs Agatha Christie
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Diese Rezi behandelt das Hörbuch

Zum Inhalt:
Die Schriftstellerin Agatha Christie ist mehrere Tage verschwunden und ihr Mann Archibald gerät unter Verdacht. Archibald weiß zwar, dass er an dem Verschwinden ...

Diese Rezi behandelt das Hörbuch

Zum Inhalt:
Die Schriftstellerin Agatha Christie ist mehrere Tage verschwunden und ihr Mann Archibald gerät unter Verdacht. Archibald weiß zwar, dass er an dem Verschwinden nicht unschuldig ist, doch genau dieser Umstand bringt ihn dazu, sich noch verdächtiger zu verhalten. Denn Agatha hat ein Drehbuch verfasst, an das sich Archie zu halten hat. Unter allen Umständen.

Mein Eindruck:
Marie Benedict spielt die Klaviatur zweier Ebenen, die sich aufeinander zubewegen, um ihre Leser- bzw. Hörerschaft zu unterhalten. Einerseits erzählt sie in den Manuskriptteilen, wie sich die Beziehung von Agatha und Archibald vom Kennenlernen bis zum Bruch entwickelte, andererseits behandelt sie im "Jetzt"-Zustand die Vorkommnisse während der Abwesenheit Agathas. Obwohl inzwischen bekannt ist, dass Agatha in einem Hotel wiederaufgetaucht ist und an einem Gedächtnisverlust litt (oder zu leiden behauptete), schafft es die Autorin, die Spannung aufrecht zu halten. Dazu bedient sich die Autorin einer gelungenen Mischung aus echten Begebenheiten und eigener Erfindungsgabe und man hat das Gefühl, dass die seltsame Begebenheit aus dem Leben der berühmten Autorin tatsächlich so stattgefunden haben könnte. Die Sprecherin unterstreicht durch ihre einfühlsame Interpretation des Textes diesen Eindruck absolut gekonnt.

Mein Fazit:
Ein gut gesponnenes Garn zu einem echten Mysterium

Veröffentlicht am 24.12.2022

Ich werde auf dem Meer sterben

Die Passage nach Maskat
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Zum Inhalt:
Theodor leidet an einer posttraumatischen Belastungsstörung, - auch wenn das in der Zeit zwischen den Weltkriegen noch kein Thema war. Deshalb ist es für ihn eine große Überwindung, als er ...

Zum Inhalt:
Theodor leidet an einer posttraumatischen Belastungsstörung, - auch wenn das in der Zeit zwischen den Weltkriegen noch kein Thema war. Deshalb ist es für ihn eine große Überwindung, als er mit der Familie seiner Frau Dora für eine Reisedokumentation seinerseits und ein lukratives Geschäft für den Schwiegervater auf ein französisches Schiff geht. Denn eins ist Theodor klar - er wird auf dem Meer sterben. Aber für die Rettung seiner Ehe scheint kein Preis zu hoch zu sein. Als Dora verschwindet und der Rest der Reisenden behauptet, sie wäre nie an Bord gewesen, zweifelt Theodor endgültig an seinem Verstand...

Mein Eindruck:
Rademacher fängt sehr gut die Gedanken Theodors ein. Das Getriebene, die Angst, - das wird wunderbar deutlich. Insbesondere dann, wenn er sich aus unterschiedlichen Gründen unter Deck begibt, bricht auch bei der Leserschaft der Schweiß aus. Die Motivation der einzelnen Personen weiß der Autor - trotz deren Fülle - gut zu zeichnen. Trotzdem überrascht, wie leicht sich einige der Charaktere zu Straftaten bis hin zu Mord hinreißen lassen und dabei keinerlei Scham zu verspüren scheinen. Nicht viele sind und bleiben integer und die Wendungen wissen zu überraschen. Sprachlich gibt es zwar einige (wenige) Mängel mit Wiederholungen von Text-Passagen, im Rückblick bleibt aber vor allen Dingen eine gute Sicht auf eine vergangene Welt zwischen Elend und Hochgefühl, in der man seines Glückes Schmied sein kann, wenn einen die Umwelt lässt.

Mein Fazit:
Ein schöner Blick auf die Geschichte vor hundert Jahren mit einem interessanten Protagonisten

Veröffentlicht am 23.10.2022

In keiner Hinsicht gut

Elternhaus
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Zum Inhalt:
Nach Jahren in der österreichischen Provinz zieht Yvette gemeinsam mit ihrem beruflich erfolgreichen Ehemann und den Kindern nach Hamburg in eine alte Villa. Dort finden sie bald eine Putzfrau ...

Zum Inhalt:
Nach Jahren in der österreichischen Provinz zieht Yvette gemeinsam mit ihrem beruflich erfolgreichen Ehemann und den Kindern nach Hamburg in eine alte Villa. Dort finden sie bald eine Putzfrau und über diese den Barpianisten Tobias, der nicht nur den Kindern Klavierunterricht gibt, sondern auch den Babysitter spielt, wenn Not am Mann ist. Dass Tobias eine unheilvolle Fixierung auf Haus und Familie entwickelt, bleibt dabei lange verborgen....

Mein Eindruck:
... der Familie, jedoch nicht den Lesern.
Für mich ist die ganze Geschichte mit sämtlichen Figuren leider ZU erfunden. Natürlich handelt es sich bei solchen Stories um Fiktionen, aber irgendwie agieren die Charaktere hier so hanebüchen, abstrus und an den Haaren herbeigezogen, dass das Buch fast unter "Fantasy" einsortiert werden könnte. Das in dem Buch kolportierte Frauenbild spottet jeder Beschreibung und es ist fast unglaublich, dass eine Autorin diesen Text kreiert hat: Betrug der besten Freundin auf der einen Seite, auf der anderen Frauen, die zu dumm sind, die Zeichen zu sehen, dass sie von den Männern nur benutzt werden (und zwar egal in welcher Hinsicht). Die Männer hingegen erfolgreich in der Manipulation und im Geschäft. Das ist 50er Jahre Stil und kann weg.
Die "Thriller"-Elemente lassen einen entweder gähnen oder ungläubig das Haupt schütteln, das Ende ist vorhersehbar.

Mein Fazit:
Danke, aber danke nein