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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.03.2022

Teamwork

Gezeitenmord
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Zum Inhalt:
Bei einer Wattwanderung finden ein Schüler und sein Lehrer eine Leiche. Dann wird der Mann niedergeschlagen und der Junge verschwindet, - ein neues Opfer, nachdem schon einige Mädchen von einem ...

Zum Inhalt:
Bei einer Wattwanderung finden ein Schüler und sein Lehrer eine Leiche. Dann wird der Mann niedergeschlagen und der Junge verschwindet, - ein neues Opfer, nachdem schon einige Mädchen von einem Serienmörder getötet wurden? Da sich alles im deutsch/dänischen Grenzgebiet abspielt, wird eine binationale Gruppe zusammengestellt - ein älterer deutscher und eine junge dänische Polizistin aus Kopenhagen. Misstrauisch von den einheimischen Kräften beäugt, starten die beiden die Ermittlung.

Mein Eindruck:
Dieser Krimi ist sehr gelungen: Ein Fall, der sich entwickelt und von vorne bis hinten schlüssig ist. Ein Täter, dessen Identität dem lesenden Publikum klar werden kann, da der Autor Brotkrümel einstreut und ein Team, das an der Aufgabe wächst und eine Einheit wird, - über Länder-, Standes- und Geschlechtsgrenzen hinweg. Jürgensen nutzt sein erzählerisches Talent, um auch die Landschaft auf wunderbare Weise vor dem geistigen Auge entstehen zu lassen. Seine Charaktere sind schön ausgearbeitet und facettenreich, ihre Gedanken, Hoffnungen und Ängste gut geschildert. Der Showdown zum Schluss ist perfekt in die Landschaft gebettet und lässt Hoffnungen auf einen weiteren Fall mit dem Ermittlerteam zu.
Noch eine persönliche Einlassung: Die Figuren haben ein Privatleben und es in diesem nicht leicht, - den Fall stört es aber nicht. Eine absolute Erfrischung im Krimikosmos der Skandinavier.

Mein Fazit:
Ein Hoch auf die deutsch-dänische Freundschaft

Veröffentlicht am 27.02.2022

Launig

Mrs Potts' Mordclub und der tote Nachbar
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Zum Inhalt:
Nachdem Mrs. Judith Potts - exzentrisch, Ende 70, wirtschaftlich unabhängig, Eigenheim am Fluss in Marlow - beim Nacktbaden einen Schuss hört, glaubt ihr die örtliche Polizei nicht, bis Judith ...

Zum Inhalt:
Nachdem Mrs. Judith Potts - exzentrisch, Ende 70, wirtschaftlich unabhängig, Eigenheim am Fluss in Marlow - beim Nacktbaden einen Schuss hört, glaubt ihr die örtliche Polizei nicht, bis Judith höchstselbst die Leiche aufspürt. Bei dem einen Toten bleibt es nicht und sie trifft auf Becks, eine Pfarrersgattin und Suzie, eine Hundeausführerin. Gemeinsam gründen sie einen Mordclub und schnüffeln so gut, dass sie der leitenden Beamten eine große Hilfe bei der Aufklärung der Morde werden.

Mein Eindruck:
Robert Thorogood ist der Schöpfer von "Death in Paradise" und dort für witzige, rasante Plots bekannt. Bei "Mrs. Pott’s..." lässt er sich länger Zeit, um die Figuren einzuführen. Fast zu lange, denn der Beginn gerät dadurch zäh und langweilig und seine drei Hauptfiguren handeln so übertrieben und wirklichkeitsfern, dass man sich nur schwer mit ihnen identifizieren kann. Glücklicherweise kommt dann - wenn auch spät - Schwung in die Geschichte, die Ermittlungen werden zielführender, die Charaktere bekommen Tiefe und der Slapstick weicht Humor. Zum Schluss wird es sogar noch richtig spannend, - Judiths Vergangenheit als Cliffhanger hätte sich der Autor jedoch lieber sparen sollen.
Ähnlich wie die Geschichte verhält es sich mit der Sprecherin. Am Anfang eher ermüdend und ein bisschen lustlos, entwickelt sie sich zum Ende hin positiv und vermag die Spannung des Showdowns zu unterstreichen.

Mein Fazit:
Etwas Straffung des Beginns wäre gut, zum Ende doch noch interessant

Veröffentlicht am 27.02.2022

Härtegrad 10

Eine Frage der Chemie
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Zum Inhalt:
Elisabeth Zott ist eine alleinerziehende Mutter und eine gute Chemikerin, doch in der Mitte des letzten Jahrhunderts wird die Leistung von Frauen gering geschätzt. Als sie das Angebot der Moderation ...

Zum Inhalt:
Elisabeth Zott ist eine alleinerziehende Mutter und eine gute Chemikerin, doch in der Mitte des letzten Jahrhunderts wird die Leistung von Frauen gering geschätzt. Als sie das Angebot der Moderation einer Kochshow erhält, nimmt sie an und hilft vielen Frauen. Mit guten Rezepten beim Kochen, mit ihrer Art bei der Emanzipation.

Mein Eindruck:
Härtegrad 10 hat ein Diamant. Und genau das ist dieses Buch für mich: Ein Highlight in diesem Jahr, obwohl es noch jung ist und viele gute Bücher folgen könnten.
Garmus hat eine Heldin geschaffen, mit der man sich auch heutzutage noch gut identifizieren kann, weil sie für das kämpft, was sie will und sich gegen Widerstände behauptet. Elizabeth ist eine Person, die ihrer Zeit voraus ist und sich nicht mit den manngegebenen Zuständen abfinden will. Wenn sie einmal rückwärts geht, nimmt sie nur Anlauf. Während Garmus ihre Protagonistin direkt als starke Frau anlegt, machen viele der Nebenfiguren - durch Elizabeth getriggert - eine Entwicklung durch. Dabei hält die Autorin auf bemerkenswert gekonnte Weise die Waage zwischen Drama und Humor, so dass sehr oft die Augen feucht werden - mal vom Lachen, mal vom Weinen.
Garmus Figuren sind wunderbar gezeichnet, ihre Wortgewalt überzeugt und das Ende brennt eine wahre Magnesiumbatterie ab (für Nichtchemiker: fast so schön wie Wunderkerzen). Eine absolute Leseempfehlung.

Mein Fazit:
Ein Diamant

Veröffentlicht am 18.02.2022

Super!

HOME – Haus der bösen Schatten
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Zum Inhalt:
Ihr Vater hat ein Vermögen mit einem Buch darüber gemacht, doch Maggie hat keine Erinnerung an die Vorkommnisse, die sie im Alter von fünf Jahren gemeinsam mit ihrer Familie in einem alten ...

Zum Inhalt:
Ihr Vater hat ein Vermögen mit einem Buch darüber gemacht, doch Maggie hat keine Erinnerung an die Vorkommnisse, die sie im Alter von fünf Jahren gemeinsam mit ihrer Familie in einem alten Gemäuer erlebte. Jetzt ist ihr Vater tot und hat ihr das Haus vererbt. Maggie kehrt - gegen den Rat ihrer Mutter - an die Stätte zurück, die ihr eine glückliche Kindheit und ihren Eltern das Liebesglück raubte.

Mein Eindruck:
Zuerst einmal ist dieses Buch genial aufgebaut: Ein Tag aus dem (fiktiven?) Buch wechselt sich ab mit einem Tag "heute". Dadurch baut sich Stück für Stück Spannung auf, - und zwar auf beiden Ebenen. Die Weigerung der Eltern, über die Vergangenheit zu sprechen, Maggies fehlende Erinnerung, das Geschick des Vaters, so über sein Buch zu reden, dass man - wie seine Tochter - stetig daran zweifelt, was wirklich geschehen sein könnte - all das führt zu der Überlegung, ob man gerade einen Krimi, einen Fantasyroman oder die Dokumentation einer Selbstfindung liest. Die düstere Atmosphäre von Baneberry Hall, seine Geschichte, die übrigen Bewohner des Ortes tragen wunderbar zu einer Gruselstimmung bei, die nicht nur der Protagonistin, sondern auch den Menschen vor dem Buch zu schaffen macht. Sager weiß dabei nicht nur mit Phantasie, sondern auch mit Qualität seiner Beschreibungen zu überzeugen.

Mein Fazit:
Fingernagelkauend bis zum fantastischen Schluss - die nötige Maniküre zahlt man gern

Veröffentlicht am 14.02.2022

Der Countdown läuft

Bis in den Tod hinein
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Zum Inhalt:
In Berlin werden Menschen, die sich nicht an Regeln hatten, auf grausame Weise umgebracht und die Tatorte mit Zahlen versehen - ein tödlicher Countdown liegt in der Luft. Zeitgleich verschwindet ...

Zum Inhalt:
In Berlin werden Menschen, die sich nicht an Regeln hatten, auf grausame Weise umgebracht und die Tatorte mit Zahlen versehen - ein tödlicher Countdown liegt in der Luft. Zeitgleich verschwindet ein Top-Model spurlos. Um dem Ermittler-Team um Severin Bösherz auf die Sprünge zu helfen, wird eine berühmte Profilerin engagiert. Nach kurzem Zaudern lässt sich Severin gerne auf die Mitarbeit ein, denn die Dame hat nicht nur berufliche Qualitäten.

Mein Eindruck:
Dieses Buch spielt auf mehreren Ebenen mit seinen Genießern: Einerseits gibt es Opfer, denen man - wenn auch nicht den Tod - eine Strafe gönnt: Sozialschmarotzer, Autozündler, Schläger. Andererseits entlarvt Kliesch früh den Mörder, - nicht ganz das Richtige für einen wahren Connaisseur harter Krimis. So fühlt man sich hin- und hergerissen von Erwartungshaltung und schlechtem Gewissen, ob man wirklich noch so viele Seiten hören mag - schließlich scheint ja alles klar zu sein. Doch der Schein trügt, der Autor baut ein paar Schikanen in die geradlinige Autobahn und bringt seine Leser/innen immer wieder von der Strecke der Vorhersehbarkeit ab. Das seltene Gefühl, bis zum Schluss im Nebel zu laufen, ist bei einem Thriller das ersehnte Gefühl, - und Kliesch lässt alle im Trockeneis waten. Eine absolute Hörempfehlung für das von Uve Teschner eindringlich gelesene Hörbuch.

Mein Fazit:
So wünscht man sich Spannungsunterhaltung