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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.01.2022

Rote Schleifen weisen den Weg

Perfect Day
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Zum Inhalt: Seit einigen Jahren verschwinden kleine Mädchen und werden tot aufgefunden – ihr Fundort vom Mörder markiert mit roten Bändern. Jetzt meint die Polizei, den Verantwortlichen verhaften zu können: ...

Zum Inhalt: Seit einigen Jahren verschwinden kleine Mädchen und werden tot aufgefunden – ihr Fundort vom Mörder markiert mit roten Bändern. Jetzt meint die Polizei, den Verantwortlichen verhaften zu können: Walter Lesniak, hoch angesehener Professor der Anthropologie. Seine Tochter Ann ist von einem Justizirrtum überzeugt und versucht, den wahren Täter zu finden. Dabei bringt sie nicht nur sich in große Gefahr.

Mein Eindruck:
In einer Mischung aus Erzählung und Tonbandprotokollen hält Romy Hausmann ihre Leserschaft in Atem. Der Spannungsbogen bleibt bis zum Ende hoch, denn obwohl der Täter interviewt wird und scheinbar viel Wissen preisgibt, bleibt seine Identität im Dunkeln. So Texte zu formulieren, ist wirklich eine Kunst. Die Protagonistin Ann ist gut gezeichnet, da sie keine Lichtgestalt, sondern eine fehlbare Frau mit Ecken und Kanten ist. Einzig die Großzügigkeit der Charaktere, welche die (scheinbaren?) Verfehlungen ihres Vaters nicht auf die Tochter übertragen und ihr weiterhelfen, wirkt etwas unrealistisch. Und Unterstützer gewinnt sie viele – gegen Ann arbeitet niemand, obwohl sie sich nicht immer fair und freundlich verhält. Einige Personen haben eigene Ziele und nicht alle sind gesetzeskonform, - für einen Thriller eine unwiderstehliche Mischung. Gut auch eine Art des Epilogs nach der Aufklärung: Für jede relativ wichtige Person des Buches gibt es eine Fortschreibung ihrer Geschichte. Das rundet die Story schön ab.

Mein Fazit:
Sehr spannend, unerwartet und raffiniert geschrieben

Veröffentlicht am 11.01.2022

Zehn kleine...

Keiner wird leben
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Zum Inhalt:
Eine Pilotin fliegt sieben Menschen in ein abgelegenes Luxus-Resort auf Einladung des Betreibers. Alle repräsentieren Firmen, die sich ein Geschäft versprechen. Doch das Hotel stellt sich als ...

Zum Inhalt:
Eine Pilotin fliegt sieben Menschen in ein abgelegenes Luxus-Resort auf Einladung des Betreibers. Alle repräsentieren Firmen, die sich ein Geschäft versprechen. Doch das Hotel stellt sich als Fake heraus und am nächsten Tag ist das Flugzeug verschwunden. Dafür finden sie eindeutige Zeichen, die auf das Buch von Agatha Christie hinweisen - inklusive Reim und geköpften Figuren....

Mein Eindruck:
Auch wenn es letztendlich nur neun kleine WasAuchImmer sind, vollbringt White das Kunststück, diesem Untergenre eines Thrillers neues Leben einzuhauchen, indem sie das Thema leicht variiert: Hier sind es keine völlig Fremde, sondern an einem ganz konkreten Vorfall Beteiligte und der Fokus liegt nicht nur auf den Verdammten, sondern eher auf dem Team, das zur Rettung herbei eilt. Dabei wechselt White zwischen drei Zeitebenen: Die Vorkommnisse in der Lodge, die Rettungsaktion etwa eine Woche später und das, was nach dem Auffinden der Gruppe passiert – wieder ein paar Tage danach. So entfacht sie zwar zusätzliche Spannung bei ihren Leser/innen, leider vernachlässigt sie dafür die Interaktionen der Schuldigen, die durch das Aufkommen der inneren Dämonen das größte Unbehagen bei der Leserschaft auslösen. Ein paar inhaltliche Ungenauigkeiten leistet sich die Autorin ebenfalls, trotzdem sind der Sog und die Güte ihrer Erzählung so gut, dass man diese gern verzeiht. Wie sich Persönlichkeiten entwickeln, zeigt sie dafür auf allen drei Ebenen und fast könnte man wünschen, dass die Figuren des Rettungs- und Polizeiteams nicht nur für dieses Buch erdacht wurden, sondern White die Möglichkeit einer Reihe nicht ganz ausschließt. Denn einige Klippen im zwischenmenschlichen Bereich könnten sich als erzählenswert zeigen und es bleibt offen, ob sich Hoffnungen erfüllen oder enttäuscht werden.

Mein Fazit:
Sehr spannend trotz teilweise verschobenem Fokus

Veröffentlicht am 31.12.2021

Es war einmal...

Der Herzgräber
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Zum Inhalt:
Als Heather nach deren Selbstmord ins Haus ihrer Mutter Colleen zurückkehrt, findet sie eine verstörende Korrespondenz mit einem verurteilten Serienmörder vor. Dann wird sie von der Polizei ...

Zum Inhalt:
Als Heather nach deren Selbstmord ins Haus ihrer Mutter Colleen zurückkehrt, findet sie eine verstörende Korrespondenz mit einem verurteilten Serienmörder vor. Dann wird sie von der Polizei kontaktiert: Obwohl schon seit geraumer Zeit inhaftiert, gibt es plötzlich wieder Morde, die sich eindeutig an der Vorgehensweise des „Wolfs“ Michael Reaves orientieren und dieser möchte mit ihr sprechen. Er streitet seine Täterschaft ab und die Fortsetzung der Morde scheint ihm Recht zu geben. Heather hilft der Polizei, - jedoch nicht uneigennützig. Denn sie ist Journalistin und wittert die große Story.

Mein Eindruck:
Jen Williams schreibt das erste Mal einen Thriller, der dann überzeugt, wenn sie sich auf das ihr bekannte, mystische Fahrwasser begibt. Die fantastischen Teile – zumeist in der Vergangenheit spielend oder von Michael Reaves in den Interviews genutzt - die sich mit Interpretationen von Märchen befassen, sind gut gelungen. Die Furcht der Frauen und das Unbehagen Heathers in den Wäldern sind spürbar und übertragen sich wunderbar auf die Leser/innen. Leider ist die Geschichte selbst eher unglaubhaft, Heather nicht sympathisch genug, um sich wirklich um sie zu sorgen und das Verhalten sehr vieler (geistig zumindest relativ gesunder) Personen schwer zu verstehen. Dazu gehören auch Colleen und ihr Motiv für die Brieffreundschaft oder Michael Reaves, - einerseits ein tumber Geselle, andererseits sehr gewitzt. Oder aber Kleinigkeiten, wie eine Lehrerin, die Überstunden abbauen kann (wie funktioniert denn das bitte?) und einfach so in die Freizeit entschwindet. Dann werden Personen mit viel Verve eingeführt, um sehr schnell uninteressant zu sein – einige Einheimische in der Heimat des Wolfes. Die Überraschungsmomente, die sich die Autorin für ihre Hauptperson ausgedacht hat, sind so ausführlich vorbereitet, dass genau die Überraschung ausbleibt. Leider.

Mein Fazit:
Jen Williams kann Fantasy schreiben, ihr erster Thriller ist jedoch Etüde.

Veröffentlicht am 29.12.2021

Mythen und Morde

Eis. Kalt. Tot.
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Zum Inhalt:
Tote werden aufgefunden, - arrangiert wie Sagenfiguren der Inuit. Militante Umweltschützer oder gibt es doch ein anderes Motiv? Um die Kopenhagener Polizei zu unterstützen, greift man auf ...

Zum Inhalt:
Tote werden aufgefunden, - arrangiert wie Sagenfiguren der Inuit. Militante Umweltschützer oder gibt es doch ein anderes Motiv? Um die Kopenhagener Polizei zu unterstützen, greift man auf die Hilfe von Marit zurück - eine Super-Recognizerin und selber Inuit.

Mein Eindruck:
Eis.Kalt.Tot. ist der Beginn einer neuen Reihe um eine Einheit der Kopenhagener Polizei. Deshalb gibt sich die Autorin viel Mühe, für ihre Figuren einen Background (inklusive Privatleben) zu konstruieren. Leider manchmal sehr vorhersehbar: Die harte Chefin ist lesbisch, die zweite weibliche Hauptperson mitfühlend und - natürlich - hetero. Dazu ein Bild der Männlichkeit, welches müde macht: Entweder Täter in mindestens einer Hinsicht oder zumindest Holzklötze in der Wahrnehmung der Frauen. Da wünscht man sich doch mehr Vielfalt.
Doch die Haupt-Story des Buchs ist wirklich klasse, lässt einen rätseln und mit fiebern und bietet eine unerwartete Komplexität, da ein Ende immer auch ein neuer Anfang ist und sich die Charaktere ein um das andere Mal verwirren, aufs Kreuz legen und überraschen. Die Leser/innen wissen dabei nicht viel mehr als die Polizei und tappen deshalb ebenso in die durch die Autorin ausgelegten Fallen. Die Beschreibungen der Landschaft wissen insbesondere in der jetzigen Winterzeit zu gefallen und bieten einen schönen Blick auf eine bedrohte Welt. So fügt sich der Umweltgedanke unaufgeregt und damit umso besser in die Story.

Mein Fazit.
Gerne eine weitere Geschichte, dann aber mit einer heterogeneren Geschlechtersicht

Veröffentlicht am 28.12.2021

Unmenschlich

Sterbende Seelen
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Zum Inhalt:
Frankfurt wird von einer neuen Spezies im Bereich "organisiertes Verbrechen" heimgesucht: Nigerianer, die ihre aus der Heimat importierten Prostituierten in menschenverachtender Weise misshandeln. ...

Zum Inhalt:
Frankfurt wird von einer neuen Spezies im Bereich "organisiertes Verbrechen" heimgesucht: Nigerianer, die ihre aus der Heimat importierten Prostituierten in menschenverachtender Weise misshandeln. Als es Tote gibt findet Mara eine Spur nach Sizilien und versucht mit dem dort ermittelnden Beamten die Wege dieser afrikanischen Mafia zu durchkreuzen.

Mein Eindruck:
Der sechste Fall für Mara Billinsky - Abnutzungserscheinungen zeigt die unkonventionelle Ermittlerin mit dem Spitznamen "Krähe" jedoch keine. Wie gewohnt brutal - jedoch ohne Beschreibung von Grausamkeiten zum Selbstzweck - und mit dem ganz eigenen, schwarzen Humor überzeugt auch diese Geschichte mit gut ausgearbeiteten Charakteren und (das ist eher ungewohnt) anderen Schauplätzen als dem tristen Frankfurt. Born gönnt seinen Figuren eine Entwicklung, die einerseits erfreut, andererseits insbesondere bei Liebhabern der Reihe um Mara und ihren Best Buddy die Alarmglocken dröhnen lassen. Denn eins stellt der Autor mit vielerlei überraschenden Wendungen klar: Nix ist fix und wer eben noch lässig in den Sonnenuntergang reitet kann morgen schon im Leichenschauhaus liegen. Und obwohl auf der Seite der nigerianischen Prostituierten in dieser Geschichte noch am wenigstens gestorben wird, liegt der Fokus auf den Grausamkeiten, die diesen Frauen angetan werden und die Folgen, die für Geist und Seele daraus entstehen. Denn manchmal stirbt eine Seele, weil das Gegenüber nur eine menschliche Maske trägt, sich unter dieser Maske jedoch eine Bestie verbirgt.

Mein Fazit:
Gut geschrieben, schwer zu ertragen

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