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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.01.2022

Traumata

Im Auge des Zebras
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Diese Rezi behandelt das Hörbuch

Zum Inhalt:
Da ihr Partner Severin Bösherz dem Ermitteln abgeschworen hat, ist Olivia Holzmann bei ihrem Fall von mehreren entführten Kindern, deren Eltern kurz nach der ...

Diese Rezi behandelt das Hörbuch

Zum Inhalt:
Da ihr Partner Severin Bösherz dem Ermitteln abgeschworen hat, ist Olivia Holzmann bei ihrem Fall von mehreren entführten Kindern, deren Eltern kurz nach der Entführung grausam ermordet wurden, auf sich allein gestellt. Einen Tipp bekommt sie jedoch noch vom großen Impressario: Der Schlüssel liegt in der Vergangenheit und ein unaufgeklärter Fall birgt die Lösung.

Mein Eindruck:
Trotz Untertitel handelt es sich ganz und gar nicht um einen „Bösherz-Thriller“, denn dieser tut alles, um nicht involviert zu werden. Und dieses in einer Vehemenz, die unglaubwürdig ist: Ja, das Superhirn-Leben mag ein schweres sein, aber dass man – ganz abgesehen von vielen Kindern – auch seinen geliebten Sohn opfern würde, weil man von der Fähigkeit der Kommissarin überzeugt ist und seine Ruhe haben will, nein, lieber Autor, das ist zu viel des Guten. So wird viel von der Spannung verschenkt, die ganz zu Beginn wunderbar aufgebaut wird mit einer Szene, die aus dem Drehbuch eines James-Bond-Films stammen könnte. Doch dann geht das Hin und Her los: Oh bitte hilf mir, nein, oh bitte doch, nein, oh ich schaff es nicht, nein. Zum Glück besinnt sich Olivia irgendwann doch auf ihre eigenen Fähigkeiten: Mit ein wenig Hilfe des organisierten Verbrechens und unfreiwilliger Unterstützung von Bösherz-Junior (fast so ein Tausendsassa wie der Herr Papa) kommt es zu einem gewaltigen Showdown an passender Stelle. Und auch wenn sich die verantwortliche Person und der Hintergrund derselben einem gewieften Krimi-Liebhaber schnell erschließen, schafft Kliesch es dennoch ein paar Haken zu schlagen, die überraschen.
Gut gefällt auch der Sprecher, der seinen Figuren Charakter verleiht, - im Guten, wie im Bösen.

Mein Fazit:
Gerne mehr von Olivia Holzmann, Severin Bösherz braucht kein Mensch

Veröffentlicht am 21.01.2022

Appetithäppchen

Die Autopsie
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Zum Inhalt:
Julia Schwarz ist schockiert: Zwei Polizisten stehen plötzlich in der Pathologie und bitten ihren Mitbewohner und Kommilitonen zur Befragung. Es stellt sich heraus, dass Blondinen in Lennarts ...

Zum Inhalt:
Julia Schwarz ist schockiert: Zwei Polizisten stehen plötzlich in der Pathologie und bitten ihren Mitbewohner und Kommilitonen zur Befragung. Es stellt sich heraus, dass Blondinen in Lennarts Umfeld getötet werden und als Ex-Freund hat er ein starkes Alibi. Doch in Julia eine intelligente Freundin, die ihre Kenntnisse der Anatomie einsetzt, um bei der Aufklärung zu helfen.

Mein Eindruck:
Diese Vorgeschichte zu der Reihe um die Rechtsmedizinerin Julia wird sehr gut von Svenja Pages gelesen. Die Schauspielerin nutzt ihre Fähigkeiten, um den einzelnen Figuren Tiefe und der Geschichte Spannung zu verleihen. Obwohl es sich um die Vorgeschichte zu einer Reihe handelt, benötigt man keinerlei Kenntnisse zu Julias Kosmos - diese Story funktioniert auch so. Der Stil ist eingängig im besten Sinne - alles lässt sich leicht hören und verstehen; die Hörer/innen werden weder über- noch unterfordert.
In der Kürze liegt zwar die Würze aber auch das Problem, dass natürlich nicht wirklich eine vielschichtige Geschichte mit mehreren möglichen Tätern erwartet werden kann - derjenige, der verantwortlich sein muss, ist einem gewieften Liebhaber dieses Genres schnell klar. Trotzdem ist diese Geschichte wunderbar als Einführung an Anfüttern auf die Reihe Shepherds geeignet.

Mein Fazit:
Macht Spaß

Veröffentlicht am 12.01.2022

Rote Schleifen weisen den Weg

Perfect Day
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Zum Inhalt: Seit einigen Jahren verschwinden kleine Mädchen und werden tot aufgefunden – ihr Fundort vom Mörder markiert mit roten Bändern. Jetzt meint die Polizei, den Verantwortlichen verhaften zu können: ...

Zum Inhalt: Seit einigen Jahren verschwinden kleine Mädchen und werden tot aufgefunden – ihr Fundort vom Mörder markiert mit roten Bändern. Jetzt meint die Polizei, den Verantwortlichen verhaften zu können: Walter Lesniak, hoch angesehener Professor der Anthropologie. Seine Tochter Ann ist von einem Justizirrtum überzeugt und versucht, den wahren Täter zu finden. Dabei bringt sie nicht nur sich in große Gefahr.

Mein Eindruck:
In einer Mischung aus Erzählung und Tonbandprotokollen hält Romy Hausmann ihre Leserschaft in Atem. Der Spannungsbogen bleibt bis zum Ende hoch, denn obwohl der Täter interviewt wird und scheinbar viel Wissen preisgibt, bleibt seine Identität im Dunkeln. So Texte zu formulieren, ist wirklich eine Kunst. Die Protagonistin Ann ist gut gezeichnet, da sie keine Lichtgestalt, sondern eine fehlbare Frau mit Ecken und Kanten ist. Einzig die Großzügigkeit der Charaktere, welche die (scheinbaren?) Verfehlungen ihres Vaters nicht auf die Tochter übertragen und ihr weiterhelfen, wirkt etwas unrealistisch. Und Unterstützer gewinnt sie viele – gegen Ann arbeitet niemand, obwohl sie sich nicht immer fair und freundlich verhält. Einige Personen haben eigene Ziele und nicht alle sind gesetzeskonform, - für einen Thriller eine unwiderstehliche Mischung. Gut auch eine Art des Epilogs nach der Aufklärung: Für jede relativ wichtige Person des Buches gibt es eine Fortschreibung ihrer Geschichte. Das rundet die Story schön ab.

Mein Fazit:
Sehr spannend, unerwartet und raffiniert geschrieben

Veröffentlicht am 11.01.2022

Zehn kleine...

Keiner wird leben
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Zum Inhalt:
Eine Pilotin fliegt sieben Menschen in ein abgelegenes Luxus-Resort auf Einladung des Betreibers. Alle repräsentieren Firmen, die sich ein Geschäft versprechen. Doch das Hotel stellt sich als ...

Zum Inhalt:
Eine Pilotin fliegt sieben Menschen in ein abgelegenes Luxus-Resort auf Einladung des Betreibers. Alle repräsentieren Firmen, die sich ein Geschäft versprechen. Doch das Hotel stellt sich als Fake heraus und am nächsten Tag ist das Flugzeug verschwunden. Dafür finden sie eindeutige Zeichen, die auf das Buch von Agatha Christie hinweisen - inklusive Reim und geköpften Figuren....

Mein Eindruck:
Auch wenn es letztendlich nur neun kleine WasAuchImmer sind, vollbringt White das Kunststück, diesem Untergenre eines Thrillers neues Leben einzuhauchen, indem sie das Thema leicht variiert: Hier sind es keine völlig Fremde, sondern an einem ganz konkreten Vorfall Beteiligte und der Fokus liegt nicht nur auf den Verdammten, sondern eher auf dem Team, das zur Rettung herbei eilt. Dabei wechselt White zwischen drei Zeitebenen: Die Vorkommnisse in der Lodge, die Rettungsaktion etwa eine Woche später und das, was nach dem Auffinden der Gruppe passiert – wieder ein paar Tage danach. So entfacht sie zwar zusätzliche Spannung bei ihren Leser/innen, leider vernachlässigt sie dafür die Interaktionen der Schuldigen, die durch das Aufkommen der inneren Dämonen das größte Unbehagen bei der Leserschaft auslösen. Ein paar inhaltliche Ungenauigkeiten leistet sich die Autorin ebenfalls, trotzdem sind der Sog und die Güte ihrer Erzählung so gut, dass man diese gern verzeiht. Wie sich Persönlichkeiten entwickeln, zeigt sie dafür auf allen drei Ebenen und fast könnte man wünschen, dass die Figuren des Rettungs- und Polizeiteams nicht nur für dieses Buch erdacht wurden, sondern White die Möglichkeit einer Reihe nicht ganz ausschließt. Denn einige Klippen im zwischenmenschlichen Bereich könnten sich als erzählenswert zeigen und es bleibt offen, ob sich Hoffnungen erfüllen oder enttäuscht werden.

Mein Fazit:
Sehr spannend trotz teilweise verschobenem Fokus

Veröffentlicht am 31.12.2021

Es war einmal...

Der Herzgräber
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Zum Inhalt:
Als Heather nach deren Selbstmord ins Haus ihrer Mutter Colleen zurückkehrt, findet sie eine verstörende Korrespondenz mit einem verurteilten Serienmörder vor. Dann wird sie von der Polizei ...

Zum Inhalt:
Als Heather nach deren Selbstmord ins Haus ihrer Mutter Colleen zurückkehrt, findet sie eine verstörende Korrespondenz mit einem verurteilten Serienmörder vor. Dann wird sie von der Polizei kontaktiert: Obwohl schon seit geraumer Zeit inhaftiert, gibt es plötzlich wieder Morde, die sich eindeutig an der Vorgehensweise des „Wolfs“ Michael Reaves orientieren und dieser möchte mit ihr sprechen. Er streitet seine Täterschaft ab und die Fortsetzung der Morde scheint ihm Recht zu geben. Heather hilft der Polizei, - jedoch nicht uneigennützig. Denn sie ist Journalistin und wittert die große Story.

Mein Eindruck:
Jen Williams schreibt das erste Mal einen Thriller, der dann überzeugt, wenn sie sich auf das ihr bekannte, mystische Fahrwasser begibt. Die fantastischen Teile – zumeist in der Vergangenheit spielend oder von Michael Reaves in den Interviews genutzt - die sich mit Interpretationen von Märchen befassen, sind gut gelungen. Die Furcht der Frauen und das Unbehagen Heathers in den Wäldern sind spürbar und übertragen sich wunderbar auf die Leser/innen. Leider ist die Geschichte selbst eher unglaubhaft, Heather nicht sympathisch genug, um sich wirklich um sie zu sorgen und das Verhalten sehr vieler (geistig zumindest relativ gesunder) Personen schwer zu verstehen. Dazu gehören auch Colleen und ihr Motiv für die Brieffreundschaft oder Michael Reaves, - einerseits ein tumber Geselle, andererseits sehr gewitzt. Oder aber Kleinigkeiten, wie eine Lehrerin, die Überstunden abbauen kann (wie funktioniert denn das bitte?) und einfach so in die Freizeit entschwindet. Dann werden Personen mit viel Verve eingeführt, um sehr schnell uninteressant zu sein – einige Einheimische in der Heimat des Wolfes. Die Überraschungsmomente, die sich die Autorin für ihre Hauptperson ausgedacht hat, sind so ausführlich vorbereitet, dass genau die Überraschung ausbleibt. Leider.

Mein Fazit:
Jen Williams kann Fantasy schreiben, ihr erster Thriller ist jedoch Etüde.