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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.05.2021

Sollbruchstellen

Todeskalt
2

Zum Inhalt:
Caro eilt ihrer Freundin Melanie zur Hilfe, die sich verfolgt fühlt. Melanie ist verschwunden, - dafür findet Caro die Leiche einer anderen, jungen Frau, die sich augenscheinlich umgebracht ...

Zum Inhalt:
Caro eilt ihrer Freundin Melanie zur Hilfe, die sich verfolgt fühlt. Melanie ist verschwunden, - dafür findet Caro die Leiche einer anderen, jungen Frau, die sich augenscheinlich umgebracht hat. Da Caro diese Erklärung zu einfach ist, gräbt sie tiefer und verfängt sich fast im alten Gewirr einer Sage um eine "Erlöserin" und im neuen Netz der Internet-Communities.

Mein Eindruck:
Keine Frage, die Geschichte ist gut konstruiert und die Mischung aus Aberglauben und Cyberspace macht wirklich Spaß. Vor allen Dingen düstere Stimmungen weiß der Autor Nikolas Stoltz geschickt zu vermitteln. Seine kurzen Kapitel verführen dabei dazu, immer noch ein bisschen länger zu lesen, als man es eigentlich vorgehabt hat.
Leider macht er es seiner Leserschaft wirklich schwer, mit seinen Hauptcharakteren - Caro Löwenstein und die beiden mit ihr ermittelnden Polizisten - zu fiebern. Zu oft bringen sie sich mit dummen Alleingängen in Gefahr. Fast fühlt man sich an das typische Vorgehen in Horrorfilmen erinnert, in dem die junge Blondine ganz allein in den Keller steigt, in dem schon 20 andere junge Blondinen ermordet wurden. Und noch etwas stört: Zu viele Charaktere haben Sollbruchstellen und sind so angeknackst, dass man sich fragt, wie mit dem ganzen Müll um sie herum noch ordentliche Ermittlungsarbeit möglich sein soll. Die Klammer der Reihe um Caro und Simon Berger (Polizist und Fast-Lover) mit dem Mord an Simons Verlobter und der Suche nach diesem Täter ist durchaus gelungen, sollte aber im nächsten Krimi mit der Einführung gefestigter Mitermittler ihre Fortsetzung finden, denn solche mit Problemen gibt es langsam genug.

Mein Fazit:
Geschichte top, Charaktere ausbaufähig

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 08.05.2021

Zwischendurch-Häppchen

Bunburry - Der heilige Sünder
0

Zum Inhalt:
Alfie MacAllister ist geschockt, als plötzlich einer seiner engsten Vertrauten - Reverend Philip Brown - des Vandalismus verdächtigt wird und Philip behauptet, sich an nichts erinnern zu können. ...

Zum Inhalt:
Alfie MacAllister ist geschockt, als plötzlich einer seiner engsten Vertrauten - Reverend Philip Brown - des Vandalismus verdächtigt wird und Philip behauptet, sich an nichts erinnern zu können. Natürlich versucht er gemeinsam mit Liz und Marge als Bunburry-Trio diesen vermeintlichen Fehler der Ortspolizisten aufzudecken. Doch ist es wirklich ein Fehler oder wird Philip langsam dement?

Mein Eindruck:
"Bunburry - Der heilige Sünder" ist bereits das zehnte Buch um einen Privatier in den Cotswolds. Und auch, wenn dieser "Fall" unabhängig von den anderen gelesen werden könnte, empfiehlt es sich, die Reihenfolge einzuhalten. Denn diese Reihe bietet amüsante Appetithäppchen mit Tiefgang in genau den richtigen homöopathischen Dosen, die es der Leserschaft erlaubt, sich gepflegt zu unterhalten. In einfacher Sprache, mit liebenswerten Figuren (ja, selbst die nicht liebenswerten sind wunderbar gezeichnet) und in schöner Umgebung verhilft Helena Marchmont zu kleinen Fluchten aus dem Alltag und mit ihrer Lektüre gestalten sich kurze Fahrten mit den Öffis oder die Wartezeit bei Arzt oder Friseur perfekt kurzweilig. So sollte ein schöner Cosy-Krimi sein.

Mein Fazit:
Leichte Zwischendurch-Lektüre. Nicht mehr, aber ganz bestimmt auch nicht weniger.

Veröffentlicht am 02.05.2021

Enttäuschung mit Stil

Enriettas Vermächtnis
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Zum Inhalt:
Eine berühmte Schriftstellerin ist gestorben und hat zwei Personen als Erben ihres Vermögens – 15 Millionen Schweizer Franken – eingesetzt. Die Begünstigten sind Schönheitschirurg Emilio, der ...

Zum Inhalt:
Eine berühmte Schriftstellerin ist gestorben und hat zwei Personen als Erben ihres Vermögens – 15 Millionen Schweizer Franken – eingesetzt. Die Begünstigten sind Schönheitschirurg Emilio, der Sohn eines alten Freundes und Schauspiellehrerin Jana, eine Art Mündel. Ihren ungeliebten Sohn Armando hat sie gegenüber dem Anwalt verschwiegen. Doch dieser erfährt vom Tod seiner Mutter, taucht in Zürich auf und fordert sein Erbe ein.

Mein Eindruck:
Nachdem man knapp 300 Seiten gelesen hat, fragt man sich: Und?
Doch zuerst einmal die positiven Seiten des Buches. Die Autorin Sylvia Madsack schreibt wirklich schön und vor allen Dingen ihre Umgebungen sind ausführlich, malerisch und anheimelnd geschildert. Das verwundert zwar nicht, denn Madsack ist selbst in Zürich und Salzburg zu Hause und kennt die Örtlichkeiten, - trotzdem versinkt man mit ihr wunderbar in Landschaft und Leuten.
Auch die Grundidee des Romans ist spannend. Ein unerwarteter Gast am Tisch der hungrigen Erben, - viel Potenzial für einen Konflikt.
Doch was die Autorin aus diesem Konflikt gemacht hat, ist eine Enttäuschung. Zuerst einmal ist es höchst seltsam, dass beide Erbberechtigten überlegen, ob sie die 7,5 Millionen annehmen oder das Erbe ausschlagen sollen. Warum diese Überlegung getan wird, weiß die Autorin nicht glaubhaft zu belegen, - beide hatten keinerlei Streit mit Enrietta, wieso wollen sie dann ihren letzten Willen missachten und dass das Erbe dem Staat zufällt?
Ein weiterer Punkt sind die Züge, die Madsack ihren Charakteren andichtet: Sehr oft verhalten sie sich höchst kindisch und kleinkariert, man hat eher das Gefühl von Streitereien um die Förmchen als dass erwachsene Menschen miteinander diskutieren. Und noch ein Punkt stört (doch da bin vielleicht ich kindisch und kleinkariert): Alle drei Hauptcharaktere sind schnell dabei, sich mit fast fremden Menschen ins Hotelzimmer zurückzuziehen und hüpfen auch sonst in die Betten mit Personen, die sie nicht lieben. Da gehen meine Sympathien gegen Null.

Mein Fazit:
Viel Lärm um nichts, aber dieses mit einem sehr guten Schreibstil

Veröffentlicht am 01.05.2021

Großartig

Das Geschenk eines Regentages
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Mein Eindruck:
Das Leben hat seine Tücken, wenn man einsam ist, - das gilt genauso für Katzen wie für Menschen. Makoto Shinkai und Naruki Nagakawa beschreiben in ihrem Buch „Das Geschenk eines Regentages“ ...

Mein Eindruck:
Das Leben hat seine Tücken, wenn man einsam ist, - das gilt genauso für Katzen wie für Menschen. Makoto Shinkai und Naruki Nagakawa beschreiben in ihrem Buch „Das Geschenk eines Regentages“ wie mitunter zufällige Aufeinandertreffen zu Glück und Liebe auf beiden Seiten führen können. Dabei wirken die Katzen quasi als Katalysatoren, um ihre menschlichen Gefährten in die Spur zu bringen. Das Ganze in einer unnachahmlichen Sprache und mit so viel Empfindsamkeit, dass einem zuweilen Tränen in die Augen steigen. Doch nie Tränen der Trauer, sondern Tränen des Mitgefühls.
Dieses Buch ist wirklich ein Geschenk, aber nicht nur das eines Regentages. Wie eine alte Haarspray-Werbung einmal sagte: Hält bei jedem Wetter.

Mein Fazit:
Zaubert einem ein Lächeln ins Gesicht und ins Herz

Veröffentlicht am 01.05.2021

Bedrückend

Girl A
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Zum Inhalt:
Nach dem Tod ihrer Mutter wird Alexandra zur Testamentsvollstreckerin ernannt. Das Erbe sieht vor, dass sie gemeinsam mit ihren Geschwistern entscheidet, was aus dem Besitz - ein Haus und Vermögen ...

Zum Inhalt:
Nach dem Tod ihrer Mutter wird Alexandra zur Testamentsvollstreckerin ernannt. Das Erbe sieht vor, dass sie gemeinsam mit ihren Geschwistern entscheidet, was aus dem Besitz - ein Haus und Vermögen - wird. Das gestaltet sich schwierig, weil alle Kinder adoptiert wurden und das jüngste noch nicht einmal etwas über seine Herkunft weiß. Denn Lexi war Girl A und ihre Familie wurde von ihrem Vater drangsaliert und eingesperrt, - bis Girl A entkam.

Mein Eindruck.
Dieser Eindruck gestaltet sich sehr schwer. Man könnte jetzt über den Aufbau des Buches schreiben: Die Geschichte ist aufgeteilt in große Teilkapitel, die zwar immer mit Lexi zu tun haben, dabei jedoch auf ihre Interaktion mit dem betreffenden Bruder oder Schwester eingehen. Oder man könnte sich dem Schreibstil widmen, der sehr anschaulich die innere Zerrissenheit Lexis widergibt, ihre Kampfkraft, ihre Träume damals, ihre scheinbare Abgeklärtheit heute. Ein weiterer Hebel wäre die Betrachtung der Umwelt: Warum hat keiner gemerkt, dass die Kinder verwahrlosten oder warum haben weder Nachbarn, Verwandte und Lehrerschaft reagiert?
Aber eigentlich sollte man nur schreiben, dass man sprachlos ist: Sprachlos über das Leid, sprachlos über die Ignoranz, sprachlos über den Umgang der einzelnen Geschwister untereinander und sprachlos über das, was es aus ihnen gemacht hat. Denn das Eindringlichste an dieser Geschichte ist, wie Abigail Dean für jedes Kind und sogar der Mutter - trotz der gleichen Umgebung und der gemeinsam verbrachten Zeit - einen Umgang mit den erlittenen Umständen erdacht hat.
Und das bedrückt unendlich.