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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.02.2021

Witzig, neu, eine Entdeckung

Tinte & Siegel
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Zum Inhalt:
Al ist Schotte und besitzt eine Druckerei. Doch das ist nur die halbe Wahrheit, denn zusätzlich ist er ein Künstler mit Tinte und Siegeln und vermag diesen magische Kräfte zu verleihen. Damit ...

Zum Inhalt:
Al ist Schotte und besitzt eine Druckerei. Doch das ist nur die halbe Wahrheit, denn zusätzlich ist er ein Künstler mit Tinte und Siegeln und vermag diesen magische Kräfte zu verleihen. Damit ist er einer von fünf Menschen, die – über den Erdball verteilt – diese Kunst für das Gleichgewicht zwischen der menschlichen und der magischen Welt aufrecht erhalten. Als sein Lehrling Gordie stirbt, muss Al erkennen, dass Gordie ein Ganove war, der dieses fragile Gleichgewicht durch seine Machenschaften in Gefahr gebracht hat und bald hat Al nicht nur einen neuen Hausfreund an der Seite, sondern zusätzlich alle Hände voll zu tun.

Mein Eindruck:
In bester Manier und trotzdem anders als gewohnt entwirft Kevin Hearne seine neue Serie rund um einen schottischen Zauberer. Zuallererst gefällt dabei die gelungene Mischung aus realer und verzauberter Welt. So bedient sich Al genauso gekonnt einer Sprach-App, um gegen seinen Fluch anzukämpfen wie er mit magischen Wesen kommuniziert, die aus vergangener Zeit zu sein scheinen. Und auch das Böse weiß sich über die Grenzen hinweg zu verbünden, um seine Ziele zu erreichen. Wunderbar – wenn auch zuweilen ein wenig derb – der Humor, der die Seiten förmlich tränkt. Die Charaktere sind liebenswert und mit Tiefe ausgestattet, die Zaubersprüche, magische Tinten und Siegel und ihre Auswirkungen sind gut beschrieben und zeugen von der großen Fantasie des Autors. Sein Personal weiß in jeder Hinsicht zu gefallen, es gibt keinerlei Hanswurst und niemand wird lächerlich gemacht, auch wenn es bei den Kämpfen natürlicherweise Niederlagen geben muss.
Die Geschichte ist abgeschlossen, bietet jedoch noch viel Entwicklungsmöglichkeiten, - also etwas, das eine gute Reihe auszeichnet. Und man ist nach einem kurzen Abenteuer – denn man fliegt förmlich durch die Seiten – schon sehr gespannt, was im zweiten Teil auf Al und seine Mitstreiter und –innen wartet.

Mein Fazit:
Einfach magisch!

Veröffentlicht am 31.01.2021

Zwiegespalten

Der Solist
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Zum Inhalt:
Eigentlich soll Neuhaus in der neu gegründeten Spezialeinheit zur Terrorabwehr in Berlin intern ermitteln. Zu viel ist in den Vorgängen um den Terroranschlag am Breitscheid-Platz schief gelaufen. ...

Zum Inhalt:
Eigentlich soll Neuhaus in der neu gegründeten Spezialeinheit zur Terrorabwehr in Berlin intern ermitteln. Zu viel ist in den Vorgängen um den Terroranschlag am Breitscheid-Platz schief gelaufen. Doch dann passieren zwei Morde – einer an einem Juden, einer an einer Muslimin – bei denen ein Bekennerschreiben mit Erwähnung Anis Amris auftaucht und Neuhaus wird mit der Aufklärung betraut. Dazu bekommt er die Deutsch-Türkin Grabowski zugeteilt und gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach dem Grund für die Taten, - politisch und/oder religiös motiviert?

Mein Eindruck:
Jan Seghers ist auch mit dieser Story ein brisantes Buch auf der Höhe des Zeitgeists gelungen, - dazu ist er ein brillanter Erzähler. Leider gibt es bei „Der Solist“ jedoch zwei gravierende Schwachpunkte: Erstens ist das Buch zu kurz und zweitens zu einseitig. Der Autor führt hier – wenn man den Klappentext liest – einen neuen, dauerhaften Ermittler ein, lässt aber bei dieser Figur sehr vieles im Unklaren und teilweise auch im Unglaublichen: Dass beispielsweise ausgerechnet Polizisten es nicht schaffen, zu ihrem eigenen Hintergrund zu recherchieren, ist Kokolores. Auch andere Charaktere bekommen nur zumeist einen zweidimensionalen Federstrich statt eines mehrfach deckenden Öl-Anstrichs verpasst. So mag vielleicht der Boden für weitere Enthüllungen in den Fortsetzungen bereitet sein, - das sollte aber ein so guter Autor wie Seghers nicht nötig haben.
Die Hauptgeschichte um einige Morde und deren Aufklärung ist rasant erzählt, macht Spaß und bietet einige Überraschungen, die zum Nachdenken anregen. Die Klammer aus Prolog und Epilog ist jedoch vorhersehbar und genau die Schippe zu viel, die den schmalen Grat zwischen berechtigter Empörung auf der einen Seite und der Abwehr betreuten Denkens auf der anderen zuschüttet. Hier könnte sich zu Recht eine große Gruppe diskreditiert fühlen.

Mein Fazit:
Zum Schluss zu viel gut gemeint

Veröffentlicht am 31.01.2021

Abhängigkeiten

Flieh, so weit du kannst
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Zum Inhalt:
Nachdem Ava sich mit ihren privaten Problemen ihrem Chef David – Leiter einer PR-Agentur – geöffnet hat, stellt dieser ihr unbürokratisch das Haus zur Verfügung, in dem seine an ihrer Drogensucht ...

Zum Inhalt:
Nachdem Ava sich mit ihren privaten Problemen ihrem Chef David – Leiter einer PR-Agentur – geöffnet hat, stellt dieser ihr unbürokratisch das Haus zur Verfügung, in dem seine an ihrer Drogensucht verstorbene Tochter Olivia gelebt hat. Auch wenn Ava dieses Angebot annimmt, ist ihr bei der ganzen Sache nicht wohl. Denn erstens ist ihr Davids Aufmerksamkeit fast zu viel und zweitens gibt es da noch Einiges, was dieser von ihr und Olivia nicht weiß…

Mein Eindruck:
Naomi Joy hat ein Händchen dafür, ihre Leserschaft in den Bann zu ziehen. Dazu nutzt sie kurze Kapitel, die zumeist aus der Sicht ihrer beiden Hauptpersonen (Ava und ihre ehemals Freundin, jetzt Konkurrentin Jade) geschrieben sind und eine latente Unsicherheit über die Geschehnisse rund um Olivias Tod. Das Setting in einer PR-Agentur hat zudem etwas Glamouröses und Hektisches, was zusätzlich Drive in die Geschichte bringt.
Bis kurz vor Schluss kann diese Geschichte in ihrer Unbehaglichkeit und später – mit dem Zeitpunkt der Entführung Avas – ihrer fast schon hoffnungslosen Endgültigkeit absolut überzeugen und die Leser/innen arbeiten sich fieberhaft Seite um Seite vor. Doch der Showdown scheint dann doch ein wenig zu übertrieben und der Epilog wartet mit einem endgültigen Schlusspunkt auf, der eher verwirrt als wirklich gefällt. Das ist schade, denn bis dahin war „Flieh, so weit du kannst“ nicht nur Pageturner, sondern Spiegel eines Haifischbeckens in einer verlogenen Werbewelt. Aber ganz besonders eine tolle Geschichte, die zeigt, dass zwei Leute mit ihrer unterschiedlichen Sicht der Dinge einen Fakt wunderbar auf zwei völlig verschiedene Arten interpretieren und sich beide dabei im Recht dieser Interpretation fühlen können.

Mein Fazit:
Der Aufbau trägt die Geschichte

Veröffentlicht am 30.01.2021

Spannende Geschichte, jedoch kein Thriller

Perfect Secret – Hier ist Dein Geheimnis sicher
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Zum Inhalt:
Vor einem Jahr beging Averys beste Freundin Sadie Selbstmord, doch jetzt kommen Zweifel an dieser Version des Todesfalls. Avery - die als Verwalterin für Sadies überaus wohlhabende und einflussreiche ...

Zum Inhalt:
Vor einem Jahr beging Averys beste Freundin Sadie Selbstmord, doch jetzt kommen Zweifel an dieser Version des Todesfalls. Avery - die als Verwalterin für Sadies überaus wohlhabende und einflussreiche Familie arbeitet - findet deren Handy und die darauf gespeicherten Dateien lassen auf einen Mord schließen; dummerweise aber auch darauf, dass Avery etwas mit diesem Mord zu tun hat.


Mein Eindruck:
Dieses Buch ist kein Thriller, aber eindeutig ein Roman mit vielen Spannungselementen, die seine Leser/innen zum Weiterschmökern verführen. Megan Miranda wählt dazu wie bei „Little Lies“ eine junge Frau zur Protagonistin, welche Probleme mit Außenkontakten hat. Die daraus resultierenden Brüche im Umgang und die Schwierigkeiten, sich ohne Angst vor Repressalien an Freunde oder die Obrigkeit zu wenden, sind für die Vorgänge im Buch notwendig. Ihrem Hauptcharakter, den die Autorin in der ersten Person erzählen lässt, gedeiht sie Tiefe und Facetten an, - die restlichen Personen bleiben blass; insbesondere die männlichen Figuren sind ein bisschen langweilig und drehen erst zum Schluss ein wenig auf.

Doch was Miranda wirklich gut gelingt (und was eben den Hauptteil der Spannung ausmacht) ist das Seelenleben Averys zu sezieren. Dabei zeigt sich ihre Protagonistin schonungslos mit sich selbst und versucht nicht, ihre Taten mit der schweren Kindheit zu begründen. Brillant das Unbehagen Averys, wenn diese bemerkt, dass sie immer tiefer im Schlamm versinkt, je mehr sie zum Todesfall herausfindet. Und auch wenn es einige Füllsel-Seiten gibt, bietet das Ende Showdown und Ausblick in überaus gefälliger Art und Weise.


Mein Fazit:
Zerrt eher am Herz als an den Nerven

Veröffentlicht am 24.01.2021

Hexen in der Gegenwart

Hexenjäger
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Zum Inhalt:
Während der gefeierte Bestseller-Autor Roger Koponen eine Lesung hält, wird daheim seine Frau ermordet, - nach einem Motiv aus seiner Trilogie um Hexenverfolgung. Während Jessica Niemi und ...

Zum Inhalt:
Während der gefeierte Bestseller-Autor Roger Koponen eine Lesung hält, wird daheim seine Frau ermordet, - nach einem Motiv aus seiner Trilogie um Hexenverfolgung. Während Jessica Niemi und ihr Team versuchen, dem Mörder auf die Spur zu kommen, geschehen weitere Taten, die an Vorgänge im Buch erinnern. Ein überlebendes Opfer bringt dabei Jessica in Zusammenhang mit dem Geschehen und schließlich findet sich eine Verbindung zwischen den Toten, dem Buch und –letztlich – Jessica.

Mein Eindruck:
Es sollte schon irgendwie erwähnt werden, dass dieses Buch Teil einer Reihe ist, - sonst bleibt eine verärgerte Leserschaft zurück. Der Autor bedient sich sehr oft des Stilmittels der Rückblenden, doch die Geschichte im Hier und Jetzt bringt das nur auf eine sehr rudimentäre Art weiter.
Doch was soll das Gejammer: „Hexenjäger“ ist durchaus spannend geschrieben, seine Protagonistin wächst einem trotz ihrer Ecken und Kanten ans Herz. Max Seeck beweist dabei, dass er sich in die Seele einer Frau eindenken kann, ohne platt oder oberflächlich zu werden. Die Morde sind brutal, werden erfreulicherweise aber nicht mit dem kleinstmöglichen Detailgrad geschildert, sondern nur im Ergebnis beschrieben, - die Grausamkeiten finden damit mehr in der Fantasie der Leser/innen statt.
Das Ende lässt mich zwiegespalten auf das Buch schauen: Einerseits bietet es zwar die Aufklärung der Fälle, andererseits bleiben dermaßen viele Fragen offen, dass man sich – siehe oben – auf den Arm genommen fühlen könnte, wenn nicht klar ist, dass diese Geschichte ihre Fortführung findet (und in ihrer Heimat auch schon gefunden hat). So legt man das Buch verdattert auf die Seite und hofft auf die deutsche Veröffentlichung von „Pahan verkko“.

Mein Fazit:
Guter, rasanter Stil, unbefriedigendes Ende