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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.11.2020

Altlasten

Die Hornisse (Tom-Babylon-Serie 3)
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Zum Inhalt:
Tom Babylon wird zu der grausam zugerichteten Leiche eines Rockstars gerufen. Bei den Ermittlungen muss er feststellen, dass nicht nur der Musiker, sondern auch dessen Mörder mehr mit Tom zu ...

Zum Inhalt:
Tom Babylon wird zu der grausam zugerichteten Leiche eines Rockstars gerufen. Bei den Ermittlungen muss er feststellen, dass nicht nur der Musiker, sondern auch dessen Mörder mehr mit Tom zu tun hat. So viel, dass Tom bald selbst vom Ermittler zum Verdächtigen wird.

Mein Eindruck:
Marc Raabe bleibt seinem Stil treu: Sehr rasant, sehr blutig und mit Charakteren, die bei allem inneren Kampf und Problemen ihren Humor bewahren und Stärke beweisen. So können sich seine Leser/innen bequem zurücklehnen und eine Geschichte genießen, die nicht nur eine problematische Konstellation im Hier und Jetzt aufweist, sondern bis in die Zeit des Mauerfalls zurückreicht. Leider schießt Raabe mit seiner Konstruktion von Identitäten, Beziehungen und Familienbanden ein wenig über das glaubhafte Ziel hinaus, - doch spannend ist das Ergebnis auf jeden Fall und bietet einen Cliffhanger, der sich nicht nur für Tom Babylon gewaschen hat.
Die Aufteilung der Geschichte auf Vergangenheit und Gegenwart ist überaus gelungen, obwohl das endgültige Schicksal von Toms Mutter früh bekannt ist. Doch der Weg dorthin ist das Ziel und die Verquickung mit dem Heute die Kirsche auf der Torte.
Es ist zwar fraglich, wie der Autor die Rückkehr Toms an die Ermittlerfront gestalten möchte, - einen nächsten Thriller rund um ihn und seine Kollegen dürfte aus Verlags- und Lesersicht dennoch nichts im Wege stehen.

Mein Fazit:
Manchmal ist Wasser genauso dick wie Blut

Veröffentlicht am 08.11.2020

Rache kalt genossen

Frostgrab
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Rache kalt genossen

Zum Inhalt:
Vor 10 Jahren verschwand die Snowboarderin Saskia und wurde für tot erklärt. Jetzt bekommen die fünf Mitglieder ihrer alten Clique die Einladung zu einem Wiedersehen auf ...

Rache kalt genossen

Zum Inhalt:
Vor 10 Jahren verschwand die Snowboarderin Saskia und wurde für tot erklärt. Jetzt bekommen die fünf Mitglieder ihrer alten Clique die Einladung zu einem Wiedersehen auf einer Berghütte. Kaum sind sie oben, steht die Anklage im Raum, dass einer von ihnen Saskia ermordet hat. Und dann sind die Handys weg, der Strom fällt aus und es scheint, dass sich noch jemand am Berg herumtreibt, - oder ist es doch ein Mitglied der Gruppe?

Mein Eindruck:
Die ehemalige Snowboarderin Allie Reynolds hat sich für ihr Debüt ein Metier zur Grundlage gemacht, in dem sie sich auskennt: Die Disziplin Freestyle mit dem Snowboard. Zwar verlieren Nicht-Insider schnell den Überblick bei den ganzen beschrieben Moves und Sprüngen, - der Enthusiasmus und der unbedingte Wille zum Sieg ist jedoch auch für Nichtsportler spürbar und wird so insbesondere zu einem Pfund, wenn die Autorin das Geschehen von vor 10 Jahren schildert. Die Vorkommnisse sind glaubhaft, die Schwingungen in der Gruppe gut erzählt und die Charaktere interessant gezeichnet.
Doch auch die Gegenwart macht sehr lange viel Spaß, da die aufkommende Angst innerhalb der Gruppe wirklich gut beschrieben ist, jeder verdächtig scheint und erst spät einer in dieser Art von Lektüre geübten Person klar wird, wie der Hase läuft. Der sich daraus ergebene Showdown ist jedoch gegenüber seiner Hinführung irgendwie zu undramatisch (dann ist halt jemand tot) und gar keinen Gefallen tut sich die Autorin mit dem Epilog (wer hat eigentlich beschlossen, dass man immer einen Epilog braucht?), bei dem die Überlebenden die Ereignisse – und zwar auch die von vor 10 Jahren - so abgeschüttelt haben, dass ihr schlechtes Gewissen und die daraus resultierenden Gefühlsqualen bei dem Treffen unglaubhaft werden.
Doch bis dahin ist das Buch brillant und verliert nur einen Punkt zur Höchstwertung.

Mein Fazit:
Für dieses Debüt die Silbermedaille

Veröffentlicht am 23.09.2020

Ein würdiger Abschluss?

Muse of Nightmares - Das Erwachen der Träumerin
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Zum Inhalt:
Sarai ist tot und wird nur noch von ihrer Schwester Minya an die Welt der Lebenden gebunden. Leider pflegt Minya eine Rachsucht gegenüber den Bewohnern von Weep und wird von ihren Geschwistern ...

Zum Inhalt:
Sarai ist tot und wird nur noch von ihrer Schwester Minya an die Welt der Lebenden gebunden. Leider pflegt Minya eine Rachsucht gegenüber den Bewohnern von Weep und wird von ihren Geschwistern deshalb betäubt. Bei der folgenden Erkundung der Zitadelle öffnet Lazlo ein Portal,- mit überwältigenden Folgen.

Mein Eindruck:
Laini Taylor führt in dem letzten Teil ihrer Dilogie alle Fäden zusammen und bereitet ihren Figuren und den Leser/innen ein würdiges Ende. Dazu bedient sie sich eines sehr bildgewaltigen und opulenten Stils, welcher wunderbar zu der märchenhaften Geschichte passt.
Einige Nebenfiguren gewinnen an Format und offene Fragen werden geklärt. Durch die dadurch gegebene Fülle an Charakteren treten leider die schon bekannten Figuren ein bisschen in den Hintergrund und man erfährt über sie nur noch Altbekanntes, Das lässt sich immer noch gut lesen und macht Spaß, aber irgendetwas hat beim letzten Buch gefehlt,- möglicherweise das letzte Quäntchen Magie.
Daher ist es schön, dass die Autorin ein Türchen für eine Art von Fortsetzung offen gelassen hat.

Mein Fazit:
Ein würdiges Ende einer magischen Story

Veröffentlicht am 23.09.2020

Wieder daheim

Der Giftmord. Ostfriesenkrimi
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Zum Inhalt:
Nach dem Scheitern ihrer Ehe zieht die Kriminalkommissarin Insa gemeinsam mit ihren drei Kindern auf den mütterlichen Bauernhof in Leer. Schon während des Umzugs muss sie ihre Arbeit aufnehmen, ...

Zum Inhalt:
Nach dem Scheitern ihrer Ehe zieht die Kriminalkommissarin Insa gemeinsam mit ihren drei Kindern auf den mütterlichen Bauernhof in Leer. Schon während des Umzugs muss sie ihre Arbeit aufnehmen, da die vergiftete Leiche einer Frau gefunden wird. Diese ist mit Insas Jugendflamme verheiratet, so dass sich die Ermittlungen auf einige alte Bekannte konzentrieren. Fluch oder Segen?

Mein Eindruck:
Da es sich bei der Geschichte um einen Auftakt handelt, konzentriert sich die Ich-Erzählerin Insa natürlich erst einmal darauf, ihre neue Umgebung, die wiederkehrenden, privaten Charaktere und ihre Gefühle bei der Heimkehr vorzustellen. Das verbraucht einiges an Seiten und Zeit, ist aber charmant gemacht und verzeihlich, da notwendig. Ptaks Stil ist urlaubstauglich, ohne trivial zu werden und die Beschreibungen durch Insas Augen gut gelungen. Die eingebauten Stolperfallen im privaten Bereich lösen sich zwar märchenhaft schnell - beispielsweise ist Insas Tochter schon nach einem Tag über den Verlust von Freunden, großer Liebe und den Möglichkeiten einer Großstadt hinweg - sind dadurch aber leichter verdaulich als das problembeladene Privatgedöns vieler anderer Ermittler.
Leider bleibt durch die Einführungsorgie nicht mehr viel Platz für Verdächtige, Befragungen und Ermittlungen, das dürfte und sollte beim zweiten Buch besser verteilt sein.
Die Herleitung des Mordgeschehens ist schlüssig entwickelt, das Motiv der verantwortlichen Person überzeugt.

Mein Fazit:
Guter Auftakt

Veröffentlicht am 09.09.2020

Cold Case

Wenn das Licht gefriert
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Zum Inhalt:
22 Jahre nach dem Mord an Anna, der Freundin ihrer Tochter Valerie, greift eine Fernsehsendung den ungeklärten Fall auf. Doch dann fährt Elisabeth der Schrecken in die Glieder, als sich ihr ...

Zum Inhalt:
22 Jahre nach dem Mord an Anna, der Freundin ihrer Tochter Valerie, greift eine Fernsehsendung den ungeklärten Fall auf. Doch dann fährt Elisabeth der Schrecken in die Glieder, als sich ihr demenzkranker Mann an Sachen in Verbindung mit Annas Tod erinnert, die eigentlich nur Jemand wissen dürfte, der ihre Leiche gesehen hat. Stück für Stück bricht Elisabeths Welt zusammen.

Mein Eindruck:
Mit großer Vehemenz schildert Klementovic den Kampf seiner Protagonistin: Gegen die Demenz ihres Mannes, um das Glück ihrer Familie, um Gerechtigkeit für die tote Anna und letztendlich um ihr eigenes Leben. Dass er das schon früh in seinem Buch deutlich macht, tut der Spannung keinen Abbruch. Bis zur Aufklärung des Todesfalls hält er die Fäden in der Hand und gibt nur wenige Einblicke, die seiner Leserschaft einen kleinen Teil der Lösung erhaschen lassen, um an anderer Stelle umso mehr Fragezeichen aufblinken zu lassen. Dadurch steigt der Wunsch nach Wissen immer weiter – einmal in die Hand genommen, lässt sich das Buch nicht mehr weglegen. Klementovics Charaktere bestechen durch ihre Vielschichtigkeit und auch, wenn die Leser hauptsächlich durch die Augen von Elisabeth gucken, wird die Motivation aller deutlich und folgerichtig erklärt. Viele Spuren werden durch den Autor gelegt; Fallstricke verführen zu falschen Schlussfolgerungen, - perfekt für das Thriller-Erlebnis.
Leider kann sich der Autor einen Epilog nicht verkneifen. Dieser möchte wohl noch eine Kirsche auf die Torte setzen, verfehlt dieses Ziel jedoch mit einem übertriebenen Doppel-Schlusspunkt. Der Titel kommt zwar dadurch wunderbar zu Ehren, trotzdem hätte mir persönlich das „normale“ Ende gereicht und - leicht offen - besser gefallen

Mein Fazit:
Bei aller Krimispannung auch wunderbar berührend