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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.11.2019

Tödliches Ritual

Das Ritual des Wassers
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Zum Inhalt:
Nachdem Unai seinen letzten Fall nur knapp überlebt hat, kämpft er noch insbesondere mit einer Folge der Kugel in seinem Kopf: Es hat ihm im wahrsten Sinne des Wortes die Sprache verschlagen ...

Zum Inhalt:
Nachdem Unai seinen letzten Fall nur knapp überlebt hat, kämpft er noch insbesondere mit einer Folge der Kugel in seinem Kopf: Es hat ihm im wahrsten Sinne des Wortes die Sprache verschlagen und er leidet unter einer Aphasie. Um diese zu überwinden und nicht mehr nur per Handy und Notizbuch zu kommunizieren, wird er von seinen Vorgesetzten zu einer Behandlung durch eine Logopädin genötigt. Da er unbedingt Teil der Ermittlungen in einem scheinbaren Ritualmord sein will, weil seine erste Liebe das Opfer ist, entspricht er diesem Wunsch und gerät immer tiefer in diesen Fall, der nicht nur ihn, sondern sein ganzes Umfeld erfasst.

Mein Eindruck:
Bei diesem zweiten Krimi um Unai und Alba – seine Vorgesetzte und Geliebte in Personalunion – gefällt auf der einen Seite, dass viele Personen aus dem ersten Band zurückkommen, ohne dass es zu bemüht erscheint und Leser ohne Vorkenntnisse auf einen Prüfstand stellt. Schade ist allerdings, dass diese Leser auf den Genuss des Vorgängers verzichten können – der Schuldige und auch einige Unschuldigen werden in „Das Ritual des Wassers“ benannt. Doch dieser Pluspunkt ist zum anderen ein Nachteil, denn irgendwie ist es schon ein bisschen sehr weit hergeholt, dass wieder im direkten Umfeld Unais schon wieder ein Verrückter sein Unwesen treibt, der sich mit Ritualmorden die Zeit vertreibt und dass noch viel mehr Personen, mit denen er eng in Kontakt steht, unmittelbar davon betroffen sind.
Die Morde sind jedoch elegant eingeführt und – durch die Rückblicke in die Zeit vor etwa 25 Jahren – perfekt hergeleitet. Die Verquickung von alten Riten mit moderner Cyberkriminalität ist dabei eine besonders gute Idee - Vergangenheit und Zukunft vereint in Blut und Tränen.
Trotzdem würde man sich wünschen, dass Unai und Alba im nächsten Buch einfach nur ermitteln könnten, ohne dass andauernd er, sie oder ihre Familie in Gefahr geraten. Leider (?) sieht die Vorankündigung wieder Ähnliches vor und es ist zu befürchten, dass die bis jetzt guten Krimis in ein Schema F abgleiten.

Mein Fazit:
Ein guter Fall, jedoch mit Ähnlichkeiten zum ersten Thriller der Autorin

Veröffentlicht am 17.11.2019

Schlachtgetümmel en gros

Das Imperium aus Asche
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Zum Inhalt:
Getrieben von Zerstörungswut und mit Unterstützung eines Drachenheeres hat der weiße Drache auch viele Menschen unter seinen Willen gezwungen und zu „Verderbten“ gemacht. Diese Armee soll ihm ...

Zum Inhalt:
Getrieben von Zerstörungswut und mit Unterstützung eines Drachenheeres hat der weiße Drache auch viele Menschen unter seinen Willen gezwungen und zu „Verderbten“ gemacht. Diese Armee soll ihm dabei helfen, auch den Rest der Welt zu unterjochen. Doch er sieht sich einigen Gegnern gegenüber, die sich nicht klaglos in ihr Schicksal ergeben wollen. Und so kommt es zu einer großen Schlacht….

Mein Eindruck:
… und mit dem letzten Satz ist eigentlich schon alles gesagt. Denn außer immer neuen Waffen, immer neuem Kampfgetümmel, immer neuen Toten, immer neuen Ortsnamen gibt es eigentlich nicht viel Neues. Das ist unendlich schade, denn in den beiden ersten Bänden seiner Trilogie hat Ryan bewiesen, dass er nicht nur zerstören, sondern auch erschaffen kann. Doch im letzten Band führt er zwar noch ein paar neue Charaktere ein bzw. holt ein paar alte auf die Bühne zurück, großartige charakterliche Tiefe oder auch nur eine Beschreibung der äußerlichen Erscheinung gönnt er ihnen jedoch nicht mehr. Zu sehr schwelgt er in Waffen und Blut, in Gemetzel und Todesschreien. Unterweisung in Kriegsführung statt Landschaftsbeschreibung, Mordlust statt Diplomatie. Ja, bestimmt alles sehr wohlüberlegt und absolut gut recherchiert, aber letztendlich zum Querlesen verleitend.
Doch an einer Stelle blitzt doch die alte Kunst Ryans bravourös hervor: Die Umbenennungen der eroberten Schiffe durch die verdorbenen Generäle glänzen durch einen gewissen boshaften Charme.
Trotzdem: Ryan schreibt bildhaft, seine Charaktere sind (über alle drei Bücher gesehen) gut und vielschichtig angelegt und bieten deshalb – bei allen fantastischen Möglichkeiten – genügend Projektionsfläche für die Leser. Außerdem beherrscht der Autor die Kunst, eine groß angelegte Geschichte zu einem vollständigen Ende zu bringen. Etwas, das andere Schriftsteller von Fantasy-Epen noch beweisen müssen.

Mein Fazit:
Viel Kampf, viel zu viel Kampf

Veröffentlicht am 17.11.2019

Etikettenschwindel

Ein unerledigter Mord
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Zum Inhalt:
Vor zwanzig Jahren verschwand eine Studentin aus Bamford, ihre Leiche wurde jedoch nie gefunden. Einer der wenigen Fehlschläge – wenn auch nur mittelbar – die Alan Markbys Laufbahn als Polizist ...

Zum Inhalt:
Vor zwanzig Jahren verschwand eine Studentin aus Bamford, ihre Leiche wurde jedoch nie gefunden. Einer der wenigen Fehlschläge – wenn auch nur mittelbar – die Alan Markbys Laufbahn als Polizist verunzieren. Doch jetzt verrät ihm sein Hilfsgärtner Josh, dass er und seine Schwester als Kinder Rebeccas Leiche fanden und zeigt Alan als Beweis für diese Aussage ein Armband der jungen Frau. Alan verständigt die zuständige Polizei und nach Ausgrabungen in einem Wäldchen findet man die Leiche und rollt den Fall wieder auf – mit Alan Markby als Sachverständigem.

Mein Eindruck:
Dieses Buch wird als Mitchell und Markbys sechzehnter Fall beworben, - und das ist ein ärgerlicher Etikettenschwindel. Denn beide sind nur Randfiguren und Stichwortgeber in einem Krimi, der daran kränkelt, dass Granger ihren Superintendenten nicht vollends dämlich darstellen will und deshalb zwei Schauplätze inklusiver beteiligter Polizeikräfte erdacht hat, - Bamford ist dabei nur Nebensache. So bleibt kein Platz – weder für Mitchell und Markby, noch für genügend Tatverdächtige, um wirklich Raum für Spekulationen zu bieten. Nur wenige ihrer Figuren hatten einen Bezug zu Rebecca und wenn dann noch der übliche sozialkritische Pathos mit vernachlässigten und unverstandenen Kindern Seiten verschlingt, schrumpft die Ermittlung immer weiter in sich zusammen. Das ist insbesondere deshalb schade, weil der Roman wirklich gut durchdacht ist und die meisten Beteiligten fast schon vom Schicksal getrieben agieren. Auch die – leider nur kleinen – Einschübe von Humor und einige Nebenfiguren wissen zu gefallen und der Showdown ist absolut gelungen und unerwartet. Vielleicht hätte Granger einfach auf das Verkaufsargument „Mitchell & Markby“ verzichten und beherzt einige Ermittler für mehr Verdächtige streichen sollen. So vergrätzt sie alte Fans, ohne neue dazuzugewinnen.

Mein Fazit:
Ein guter Krimi, aber kein Fall von Mitchell & Markby

Veröffentlicht am 10.11.2019

Tragisch

Winteraustern
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Zum Inhalt:
Luc Verlain ist zufällig auf einem Boot der Polizeieinheit, die die Austernbänke überwachen und vor Dieben schützen soll, als ein Notruf eines Fischers eintrifft. Dieser wurde hilflos auf einer ...

Zum Inhalt:
Luc Verlain ist zufällig auf einem Boot der Polizeieinheit, die die Austernbänke überwachen und vor Dieben schützen soll, als ein Notruf eines Fischers eintrifft. Dieser wurde hilflos auf einer Sandbank nach einem Überfall zurückgelassen, als die Flut beginnt. Doch das ist nicht das einzige Verbrechen in dieser Nacht, - kurze Zeit später finden die Polizisten zwei weitere Austernfischer, die tot an Pfählen angebunden sind. Luc beginnt in einer Welt zu ermitteln, die vom Klimawandel und Existenzängsten geprägt ist, - denn auch in der Austernfischerei fressen die großen Fische die kleinen.

Mein Eindruck:
Der dritte Fall Luc Verlains spielt in Aquitanien zur Weihnachtszeit und man meint Kälte, Wind und Wasser, die den Austernfischern bei ihrer schweren Arbeit zusetzen, am eigenen Leib zu spüren. Die Landschaftsbeschreibungen von Alexander Oetker sind ein großes Pfund in diesem Kriminalroman, das andere zeigt sich in den Beziehungen im Kollegium. Über Probleme wird geredet und die Zusammenarbeit gestaltet sich zielgerichtet, ein Kompetenzgerangel fehlt glücklicherweise. Auch die sonstigen Charaktere wirken lebensecht, insbesondere dann, wenn sie nicht aus ihrer eigenen Haut können und von selbst verursachten Vorkommnissen überwältigt werden. Die Schauplätze sind schön gewählt: Provinz, in der jeder jeden kennt und quirlige Hauptstadt, wo die Anonymität der Großstadt ihre Kinder frisst. Sprachlich ist dieser Kriminalroman eher einfach gehalten. Schnörkellos und mit einer Wortwahl, die auch bei leichter Müdigkeit am Abend gut intellektuell zu verkraften ist.
Der Fall an sich mutet fast wie eine griechische Tragödie an, die alle Beteiligten unter einer tiefschwarzen Decke begräbt. Nur Luc und seine Partnerin Anouk schweben auf einer Wolke des Glücks, die durch einen geschickten Cliffhanger im Epilog jedoch vom Schäfchentyp in den Gewittermodus wechselt.

Mein Fazit:
Ein gut ausgearbeiteter Krimi in schöner, kalter Kulisse

Veröffentlicht am 03.11.2019

Zu viel geraucht

Die Ewigkeit in einem Glas
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Zum Inhalt:
Bridie Devine hat sich von ihrer Vergangenheit als Helferin eines Grabräubers zu einer gelöst und ist zu einer Detektivin geworden. Im viktorianischen England eine Seltenheit, denn nicht nur ...

Zum Inhalt:
Bridie Devine hat sich von ihrer Vergangenheit als Helferin eines Grabräubers zu einer gelöst und ist zu einer Detektivin geworden. Im viktorianischen England eine Seltenheit, denn nicht nur in der medizinischen Zunft werden Frauen nicht für voll genommen. Doch ein Baronet setzt all seine Hoffnungen in ihr Können, als seine Tochter entführt wird. Ein seltsames Kind, und Bridie ist eine Spezialistin für seltsame Fälle.

Mein Eindruck:
Ein Freund von Bridie ist Spezialist für Blends mit besonderen Eigenschaften, - und leider scheint ein bisschen zu viel davon in dieses Buch geflossen zu sein. Für meinen Geschmack hat Jess Kidd mit ihrer Geschichte den Bogen überspannt. War „Der Freund der Toten“ eine gute Mischung aus Roman und Geschichte mit ein paar Geister-Elementen, lebt „Die Ewigkeit in einem Glas“ fast ausschließlich von Skurrilitäten: Geister, Meerjungfrauen, Hausmädchen mit Backenbart sind nur einige davon. Und dieses Buch lebt von brutalster Gewalt und ekelerregenden Szenen. Es wird zusammengeschlagen, enthauptet, Gliedmaßen werden amputiert und in Eingeweiden gewühlt, - sehr oft hat man dabei das Gefühl, es geht einfach nur um das widerwärtige Gefühl, was dadurch beim Leser erzeugt wird. Denn voran bringt es die Geschichte nicht. Gut, es soll gezeigt werden, wie verkommen und bösartig Bridies Gegenspieler sind, aber hier herrscht ein moralischer Overkill.
Zum Glück gibt es wenigstens Ruby – Bridies Hausgeist – plötzlich aufgetaucht und mit wunderlichen Tätowierungen versehen. Hier ist die überbordende Fantasie der Autorin am richtigen Platz, denn hier kann man wenigstens ein bisschen schmunzeln. Der Rest der Story ist bis zum Schluss tragisch, böse, gemein und fast hoffnungslos, - wie die ganze Charakter-Schar.
Die dennoch nicht ganz schlechte Wertung bekommt das Buch von mir für seinen Schreibstil, denn die Sprache ist wieder einmal wunderbar wohlgeformt und bildhaft, - selbst, wenn die Bilder nicht gefallen.

Mein Fazit:
Ein probater Weg zur Novemberdepression