Klasse, obwohl...
Niemalswelt... die Autorin einen dicken inhaltlichen Fehler begangen hat.
Zum Inhalt:
Vor einem Jahr verstarb Jim, der Freund von Beatrice, unter nicht ganz geklärten Umständen, obwohl die offizielle Lesart „Selbstmord“ ...
... die Autorin einen dicken inhaltlichen Fehler begangen hat.
Zum Inhalt:
Vor einem Jahr verstarb Jim, der Freund von Beatrice, unter nicht ganz geklärten Umständen, obwohl die offizielle Lesart „Selbstmord“ lautete. Jetzt hat Beatrice die Einladung zu einem Treffen ihrer alten Clique – zwei Frauen, zwei Männer um die Zwanzig – angenommen und die Gruppe startet zu einem Ausflug, bei dem fast ein Unfall passiert. Doch „fast“ ist nicht richtig, denn kurze Zeit später steht ein älterer Herr vor der Türe und eröffnet den Fünfen, dass sie in einer Zeitschleife gefangen sind, aus der es nur ein Entkommen gibt: Sie müssen denjenigen auswählen, der überleben darf, die anderen vier werden endgültig sterben. Bald wird ihnen klar, dass der Schlüssel zu einem erfüllten Ende in der Aufklärung des Todesfalles liegt und sie beginnen nachzuforschen. Denn: Was können sie schon verlieren?
Mein Eindruck:
Der große Kritikpunkt gleich zu Beginn dieser Rezension des Hörbuchs „Niemalswelt“: Wenn ich doch weiß, dass ich mit dem Tod eines Freundes zu tun habe, stürze ich mich nicht völlig ahnungslos in diese Art von Ermittlung. Aber genau das passiert in der wirklich ansonsten fulminanten Geschichte. Zwar ebbt die Spannung nach der großartigen Eröffnung ab und plätschert bis zum Beschluss, sich mit dem Todesfall zu befassen, ein wenig richtungslos dahin, aber dann zieht das Tempo an und es wird zielstrebig und interessant. Die Autorin hat für jede ihrer Figuren einen durchdachten Hintergrund kreiert und auch im Fast-Jenseits verhalten sich die Charaktere wie in ihrem echten Leben. Zwar wendet Pessl für meinen Geschmack ein wenig zu viele Metaphern an, um ihre Story zu unterfüttern, das ist jedoch Jammern auf hohem Niveau, denn sie ersinnt nicht nur diese Hauptgeschichte, sondern stattet ihre Figuren mit ebenfalls einem exorbitanten Grad an Fantasie und Intelligenz aus: Die eine schreibt Soundtracks zu Filmen, die es nie gegeben hat, die andere erzählt aus einer Geschichte, die ihr Hintergrundwissen zum Funktionieren der Niemalswelt anbietet, der dritte knackt Computercodes. Trotzdem bleiben die Charaktere lebensecht und man leidet mit ihnen allen, wenn sich die dunklen Geheimnisse langsam offenbaren und die Geschichte zum Ende strebt. Zwar gibt es eine Ich-Erzählerin in der Gestalt von Beatrice, durch die Verfolgungen der anderen und die Gespräche mit ihnen sieht man jedoch oftmals durch die Augen der vier Freunde und kann sich in diese hineinversetzen. Schließlich kommt das Buch zu einem Schluss. Einem guten Schluss, der genau so viel erklärt, wie er muss und durch weiße Stellen in der Rückschau nicht nur die Charaktere fragen lässt, was wahr und was falsch war in der Niemalswelt.
Mein Fazit:
Nach holprigem Start tritt eine Suchtphase ein, die der Hörer – am Schluss mit Tränen in den Augen - genießt.