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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.10.2018

Aus der Traum

Agatha Raisin und die tote Geliebte
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Zum Inhalt:
Agatha hat es geschafft und James geheiratet. Doch die Freude währt nicht lang. Erst fliegen die Fetzen in der jungen Ehe, dann ist James verschwunden und seine Geliebte tot. Doch Agatha wäre ...

Zum Inhalt:
Agatha hat es geschafft und James geheiratet. Doch die Freude währt nicht lang. Erst fliegen die Fetzen in der jungen Ehe, dann ist James verschwunden und seine Geliebte tot. Doch Agatha wäre nicht Agatha wenn sie ihre Hände in den Schoß legen täte. Gemeinsam mit ihrem Freund Sir Charles Fraith beschließt sie, das Rätsel um James Verschwinden zu lösen und den Mord aufzuklären.

Mein Eindruck:
Zwar ist es irgendwie schade, dass das Kapitel James Lacey mit diesem Buch ein Ende findet, denn eigentlich waren er und Agatha ein kongeniales Paar gegen die Mörder, den Dorfklatsch und die Polizei. Hat man sich als Leser mit diesem Umstand jedoch arrangiert, bekommt man eine launige Geschichte geliefert, die zum Mitraten einlädt, ohne viel Brutalität auskommt und typisch britischen Humor beinhaltet. Nach dem (für mein Dafürhalten) misslungenen letzten Band läuft Beaton hier zu gewohnter Stärke auf. Glücklicherweise reaktiviert sie die beliebten Figuren und vergisst nicht, mehrere Verdächtige ins Rennen zu schicken. Trotzdem – und das ist wirklich ein Gütesiegel für einen gelungen Whodunnit – ist es möglich, die mordende Person zu erraten, wenn man sich in die Geschichte vertieft. Und so schnüffelt man gemeinsam mit Agatha und Charles im Carsley-Kosmos und findet irgendwann die Lösung… und James…
Eins sei noch gesagt: Der elfte Band der Reihe um die Hobby-Detektivin lässt sich zwar alleinstehend lesen, schöner ist es jedoch, wenn man die Zusammenhänge kennt und dadurch einige Spitzen besser versteht.



Mein Fazit:
Der Mann an der Seite ändert sich, aber Agatha bleibt Raisin

Veröffentlicht am 21.10.2018

Ein perfektes Herbstbuch

Die Schokoladenvilla
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Zum Inhalt:
Zu Beginn des 20 Jahrhunderts werden Eltern nicht nur gesiezt, - arrangierte Hochzeiten und Lebenswege sind ganz normal. Und so sieht sich auch Judith mit der Aussicht konfrontiert, einen Bankierssohn ...

Zum Inhalt:
Zu Beginn des 20 Jahrhunderts werden Eltern nicht nur gesiezt, - arrangierte Hochzeiten und Lebenswege sind ganz normal. Und so sieht sich auch Judith mit der Aussicht konfrontiert, einen Bankierssohn ehelichen zu müssen, um die väterliche Schokoladenfabrik vor dem Ruin zu bewahren. Dabei möchte sie viel lieber selbst in das Geschäft einsteigen, - und das gerne mit dem Mann ihres Herzens, der glücklicherweise ein begabter Konstrukteur ist.

Mein Eindruck:
Ja, die Charaktere sind der Autorin ein wenig holzschnittartig geraten und von Schattierungen in der Persönlichkeit hält sie nicht viel; einzig Judiths Eltern dürfen mehrere Seelen in ihrer Brust tragen. Dass die beiden Hauptpersonen wirklich absolut ohne jedweden Fehl und Tadel sind, amüsiert jedoch eher, als dass es verärgert. Denn eins ist dieses Buch eben auch: Ein Herzenswärmer par excellence, der einem gemütliche Stunden (und das sind viele bei 656 Seiten) beschert. Und obwohl es sich um den ersten Teil einer Trilogie handelt, lässt sein Ende keine Wünsche offen. Der Schreibstil ist gefällig, die Wahl der Schauplätze (neben Stuttgart Italien) gelungen, die Nebenpersonen gut austariert. So erfährt man nicht nur etwas über die feinen Kreise, sondern auch über die Domestiken und die Geschichte wird durch eine gute Recherche und Darstellung des Stuttgarts zu Beginn des letzten Jahrhunderts geadelt.
Dadurch wird „Die Schokoladenvilla“ zur perfekten Unterhaltung ohne zu viel störenden Tiefgang – nicht mehr, aber eben auch nicht weniger.


Mein Fazit:
Ein schönes Buch zum Träumen im Herbst, am besten mit einer heißen Schokolade vor dem Kamin

Veröffentlicht am 13.10.2018

Guter Nachfolger

Er weiß, wer du wirklich bist - The Secret
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Zum Inhalt:
Die Polizistin Bridget wird nach einem Undercover-Einsatz im Prostituierten-Milieu vermisst. Ihr Verschwinden ruft Adrian Miles und Imogen Grey – Detective Sergeants bei der Exeter Police – ...

Zum Inhalt:
Die Polizistin Bridget wird nach einem Undercover-Einsatz im Prostituierten-Milieu vermisst. Ihr Verschwinden ruft Adrian Miles und Imogen Grey – Detective Sergeants bei der Exeter Police – auf den Plan. Dabei müssen sie mit den Ex-Kollegen Imogens zusammenarbeiten, was diese nach ihrem unrühmlichen Abgang aus ihrer alten Abteilung belastet. Und dann stellt sich heraus, dass die Verwicklungen beider Sergeants in den Fall tiefer gehen… und zum Teil privater Natur sind…

Mein Eindruck:
Dieses Buch ist der zweite Band der Reihe zu den Ermittlern Imogen Grey und Adrian Miles – und hoffentlich nicht der letzte. Denn Katerina Diamond hat die Zeit genutzt, um ihren Stil zu glätten und zu verfeinern. „The Secret“ lässt sich dabei ohne Kenntnis des Vorgängers lesen, im Interesse einer besseren Einordnung der Personen – und auch, weil das Buch wirklich gelungen ist – sei „The Teacher“ der geneigten Leserschaft wärmstens ans Herz gelegt.
Die Charakterzeichnung der Protagonisten und anderer Personen ist der Autorin durchaus gelungen, die Idee, Vergangenheit und Zukunft zu verweben, gefällt. Es bleibt jedoch nicht verborgen, dass Diamond sich in einem gewissen Maße bei sich selbst bedient – einiges kommt bekannt vor und diese Dopplung einiger Ereignisse und Konstellationen schadet leider zusätzlich der Glaubwürdigkeit des ganzen Konstrukts. Nichtsdestotrotz ist die Geschichte spannend geschrieben, Imogen und Adrian sind sympathisch mit ambivalenten Zügen. Aber diese Ambivalenz – wie üblich mit Problemen einhergehend – ist nicht nur (störendes) Beiwerk, sondern trägt den Fall bis hin zu einem Ende, welches zwar die Zusammenhänge um das Verschwinden Bridgets klärt, jedoch genügend Fragen für einen Nachfolgeband unbeantwortet lässt.

Mein Fazit:
Spannend und mit Sympathie-Trägern besetzt, leider ein bisschen von Band 1 abgekupfert

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Handlung
  • Spannung
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 03.10.2018

Langweilig, überfrachtet, ein Reinfall

Das Geheimnis der Grays
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Zum Inhalt:
Der Patriarch der Familie Gray wird ermordet – von einem seiner Kinder am Weihnachtsabend. Ein Schwiegersohn wird verhaftet, ein anderer vermutet die Identität des wirklichen Mörders zu kennen. ...

Zum Inhalt:
Der Patriarch der Familie Gray wird ermordet – von einem seiner Kinder am Weihnachtsabend. Ein Schwiegersohn wird verhaftet, ein anderer vermutet die Identität des wirklichen Mörders zu kennen. Fortan macht er es sich zur Aufgabe, den Mörder zu entlarven, um einen Unschuldigen zu entlasten.

Mein Eindruck:
Es ist eine Unverschämtheit, diesen Roman mit Agatha Christie in einem Atemzug zu nennen, da alles, was die beiden Damen miteinander verbindet, die britische Herkunft und der Zeitpunkt ihrer schöpferischen Arbeit sind. Weder handelt es sich bei „Das Geheimnis der Grays“ um einen Whodunnit – die einzige Form eines Krimis, die Agatha Christie schrieb - noch vermag Anne Meredith ihren Figuren ein solches Leben einzuhauchen wie die Grand Dame der Kriminalliteratur. Figuren hat sie nämlich viele, zu viele und diese sind samt und sonders wenig sympathisch. Einen genialen Ermittler gibt es nicht, den Zahn zieht Meredith ebenfalls schnell. Ihr Detektiv ist farblos, bekommt zwar eine Vergangenheit, aber weder Gegenwart noch Zukunft. Der Mord wird von einem Familienmitglied aufgeklärt, gegen alle Widerstände und mit widersprüchlichen Gefühlen. Dieses Thema wälzt Meredith weidlich aus. Gefühle. Alle Charaktere dürfen sich in einigen Zeilen ausleben, aber da es eben viele Personen sind, sind es nur wenig Zeilen (außer Mörder und Aufklärer) und diese wenigen Zeilen hätte man sich auch sparen können, da sie zwar die Gemütslage anreißen, in die Tiefe geht es jedoch nicht. Der Roman wurde in den 30er Jahren geschrieben, die Sprache ist – natürlich – dementsprechend altbacken, die Einordnung zum Beispiel auf die Sicht der Juden muss deshalb mit diesem Hintergrund erfolgen und der unterschwellige Rassismus ist aus heutiger Zeit schwer verdaulich, jedoch im Spiegel der Zeit zu sehen.

Mein Fazit:
Zeitverschwendung

Veröffentlicht am 03.10.2018

Sweet Nothings

Ein Winter in Paris
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Zum Inhalt:
Victor ist im zweiten Jahr an einer Schule in Paris, die auf das Studium vorbereiten soll. Aus der Provinz kommend, ist er ein Außenseiter und freundet sich mich Mathieu an, welcher sich in ...

Zum Inhalt:
Victor ist im zweiten Jahr an einer Schule in Paris, die auf das Studium vorbereiten soll. Aus der Provinz kommend, ist er ein Außenseiter und freundet sich mich Mathieu an, welcher sich in einer ähnlichen Lage befindet. Mathieu nimmt sich nach einem Streit mit einem Lehrer das Leben. Durch diesen Umstand wird Victor plötzlich interessant, - für seine Mitschüler wie auch für Mathieus Vater.

Mein Eindruck:
Ja, die Sprache Blondels hat etwas Feines und Berührendes. Und das muss sie auch haben, denn eigentlich passiert in dem Buch nach dem sehr dramatischen Beginn nicht mehr viel. Ein Junge wird erwachsen, dabei hat er ein paar Begegnungen mit anderen jungen Menschen und einem verzweifelten Vater, hört viel zu, denkt sich seinen Teil und die Tage gehen ins Land. Bis der Winter nach knapp 200 Seiten sein Ende hat, glücklicherweise, denn noch mehr Tristesse wäre wohl zu viel der Langeweile gewesen. Und irgendwie wird auch nicht klar, was die tiefere Intention der Geschichte sein soll, denn hier ist noch nicht einmal der Weg das Ziel – von einem echten Ziel ganz zu schweigen. Und obwohl die Worte wunderbar in formidabler Weise aneinandergereiht werden, sind es zum Schluss doch nur süße Nichtigkeiten, denn es bleibt nichts hängen. Schon am nächsten Tag hat man die Namen der Charaktere vergessen, die Orte (abgesehen von Paris) verschwimmen und es ist zu erwarten, dass in wenigen Tagen die ganze Story im Nirwana der Erinnerungen verschwunden ist, unter einer weißen Decke, die der Frühling irgendwann schmelzen lässt.

Mein Fazit:
Schöne Sprache, welche gepflegte Langeweile übertüncht