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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.01.2019

Böse neue Welt

Wovon du nichts ahnst
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Zum Inhalt:
Nach einer Depression vor einigen Jahren ist die Ärzten Sarah wieder glücklich: Mann, drei Kinder und der Himmel lacht über Maine. Doch dann taucht eine Bekannte aus der Vergangenheit auf und ...

Zum Inhalt:
Nach einer Depression vor einigen Jahren ist die Ärzten Sarah wieder glücklich: Mann, drei Kinder und der Himmel lacht über Maine. Doch dann taucht eine Bekannte aus der Vergangenheit auf und mit ihr die Frage nach dem echten Facebook-Profil von Sarah. Das gefälschte Profil verschwindet bald, nicht jedoch das Unbehagen darüber. Denn es zeigt sich, dass der Initiator dieser Aktion noch ganz andere Ideen in petto hat mit dem Ziel, die Kleinstadtidylle von Sarah komplett zu zerstören.

Mein Eindruck:
Alex Lake ist ein absoluter Page-Turner mit seinem Thriller gelungen. Das Grauen kommt zwar erst einmal wie ein schlechter Scherz daher, wird dann aber immer bösartiger und damit für die Heldin, ihre Familie und die Leserschaft immer erschreckender. Zusätzlich erzeugt der Autor Spannung mit Einschüben der Gedanken des Psychopathen, der für die ganze Aktion verantwortlich ist und bringt seine Leser zum Grübeln: Ist es jemand aus der Familie, dem Freundeskreis, dem beruflichen Umfeld oder sogar Sarah selbst? Ja, dem geübten Krimileser schwant irgendwann die Lösung, trotzdem ist der Weg zum Ziel perfekt bereitet. In drei großen Kapiteln unterteilt, befasst sich das Buch zuerst mit dem Unbehagen, dann mit der Panik und schließlich mit der Auflösung. Obwohl im letzten Teil das „Wer“ bekannt ist, unterhält Lake noch wunderbar mit dem „Warum“ und dem „Was nun“.
Einzig das Ende ist dann doch übertrieben – selbst in einem Psychothriller müssen nicht übermenschliche Kräfte entwickelt werden.
Davon abgesehen ist das Buch nicht nur perfekte Unterhaltung, sondern zeigt in aller Deutlichkeit die Möglichkeiten, die soziale Medien und smarte Helferlein haben, einem das Leben interessant zu gestalten und zur Hölle zu machen.

Mein Fazit:
Ein Gefühl, das bleibt, - ein mulmiges

Veröffentlicht am 20.01.2019

Anfang super, klasse Schluss

Doggerland. Fehltritt (Ein Doggerland-Krimi 1)
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... aber eindeutig zu lang im Mittelteil!

Zum Inhalt:
Zu viel Alkohol am Abend, zu viel Vorgesetzter im Bett am Morgen. Und dann noch eine Leiche zum Mittagessen, - kurioserweise wird die Tote als Exfrau ...

... aber eindeutig zu lang im Mittelteil!

Zum Inhalt:
Zu viel Alkohol am Abend, zu viel Vorgesetzter im Bett am Morgen. Und dann noch eine Leiche zum Mittagessen, - kurioserweise wird die Tote als Exfrau vom Chef identifiziert und Kriminalkommissarin Karen steht damit vor mehreren Problemen: Sie könnte ihrem Vorgesetzten ein Alibi geben, will es aber nicht und sie muss die Leitung einer Truppe übernehmen, welche ihr nur in Teilen Kompetenz und Fähigkeit in ihrem Beruf zubilligt und in dieser Ansicht von der Leitung unterstützt wird. So kristallisiert sich ein Kampf an mehreren Flügeln heraus: Gegen die Führungsetage, gegen die Umstände und gegen einen Täter, der möglicherweise nicht nur einmal zugeschlagen hat.

Mein Eindruck:
Der Thriller beginnt schon mit zwei Kuriositäten: Einerseits natürlich der One-Night-Stand zwischen sich eigentlich nicht besonders sympathischen Kollegen, andererseits der Fakt als Standort eine Inselgruppe zu benennen, die es nicht mehr gibt und somit völlig frei in der Erfindung von Örtlichkeiten zu sein. Adolfsson nutzt die dadurch entstehende Möglichkeiten voll aus und erfindet Währung, Landschaft und eigene Festivitäten, um so das Bild einer skandinavischen Gemeinschaft zu zeichnen, die Charakterzüge von allen nordischen Ländern vereint und durch die Mischung etwas Eigenes ist. Dieser Teil des Buches ist nicht nur gut lesbar, sondern gefällt durch die Originalität. Auch der Fall kommt wirklich gut in Schwung, bis Karen ausgebremst wird. 200 Seiten, die wahrscheinlich echte Polizeiarbeit spiegeln, die Rückschläge, die kleinteiligen Ermittlungen, die mannigfaltigen Bosheiten, ... Ja, das mag objektiv korrekt im Arbeitsablauf sein, subjektiv führt es aber zu gähnender Langeweile beim Krimileser, welcher möchte, dass der Fall zu Potte kommt. Der Schluss mit Täterfindung ist jedoch so genial, dass man fast den drögen Mittelteil vergisst.

Dass natürlich auch dieser Ermittlerin eine schwere Bürde auf der Seele lastet, versteht sich bei einer skandinavischen Autorenschaft fast von selbst. Trotzdem muss man Adolfsson zu Gute halten, dass sie Karen wenigstens einen sehr unorthodoxen Freundes- und Verwandtenkreis zur Seite stellt, den sie zum Schluss des Buchs noch gekonnt erweitert. Ein zweiter Versuch sollte nur etwas mehr Schwung (und ein streichfreudigeres Lektorat) haben.

Mein Fazit:
Anfang und Ende Welt-, Mittelteil Kreisklasse

Veröffentlicht am 19.01.2019

Gute Unterhaltung

Allein deine Schuld
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Zum Inhalt:
Für die Sozialarbeiterin Suzanne kommt es dick: Zuerst stirbt ein von ihr betreutes Mädchen, dann wird sie in einer Fernsehsendung mit einem alten Fall vorgeführt und zum Schluss ist auch noch ...

Zum Inhalt:
Für die Sozialarbeiterin Suzanne kommt es dick: Zuerst stirbt ein von ihr betreutes Mädchen, dann wird sie in einer Fernsehsendung mit einem alten Fall vorgeführt und zum Schluss ist auch noch ihre Tochter, mit der sie am Morgen einen Streit hatte, verschwunden. Da sie dieses Verschwinden wegen einer Verkettung unglücklicher Umstände erst nach zwei Tagen bemerkt, gerät sie in das Visier der ermittelnden Beamten. Und auch in ihr eigenes, denn Suzanne hat Erinnerungslücken, und ihrem Gedächtnis fehlt ein gutes Stück der Zeit nach dem Streit.

Mein Eindruck:
Was Lewin in dem Buch wirklich gut gelingt, ist, ihre Erfahrung als Sozialarbeiterin in die Seiten zu packen. Denn man merkt wirklich bei den Beschreibungen, dass diese stimmig sind und gut den Stress und die innere Zerrissenheit dieses Berufes zeigen. Genervt hat allerdings, dass es anscheinend einen Wettbewerb gibt: „Wer kann sich die größten Probleme bei Ermittlern ausdenken?“ Auch diese Autorin nimmt beherzt mit unter anderem „ermordete Frau und schwierige Situation als dadurch alleinerziehender Polizist“ daran teil. Diese Nebenkriegsschauplätze haben nämlich keinen großen Einfluss auf Fall, Ermittlung und Täter und sind deshalb nur noch störendes Füllmaterial. Da Lewin jedoch eigentlich viele Personen mit Schatten auf der Seele, undurchsichtigem Verhalten und dadurch potenziell als Täter möglich einführt, hätte es das gar nicht gebraucht. Die Ambivalenz ihrer Hauptverdächtigen gelingt ihr dabei großartig, die Verwirrung ist komplett und es macht Spaß, sich daraus zu befreien und zum Schluss zu sehen, wie sich alles zueinander fügt. Einige Teilstücke sind jedoch nicht besonders glaubwürdig; - ein Pakt mit dem Teufel so wider die Natur, dass man als Leser doch eher irritiert als überrascht ist.
Doch trotz einiger Längen unterhält der Krimi mit einem furiosen Finale, in dem sämtliche Register eines guten Thrillers gezogen werden.
Beim Ende scheint dann doch das grundgütige Sozialarbeiter-Gen mit Lewin durchzugehen: Zuckersüß, so dass Diabetes-Gefahr herrscht.

Mein Fazit:
Manchmal ein Kaugummi – ausgelutscht und zäh – meistens jedoch gute und spannende Unterhaltung

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Spannung
  • Charaktere
  • Handlung
Veröffentlicht am 01.01.2019

Durchschnittlich

Böses Kind
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Zum Inhalt:
Erst wird ein Hundekadaver gefunden, dann ein toter Jugendlicher. Die Spuren führen zu Suse, einer alleinerziehenden Mutter, die mit ihrer Situation völlig überfordert scheint. Zu allem Überfluss ...

Zum Inhalt:
Erst wird ein Hundekadaver gefunden, dann ein toter Jugendlicher. Die Spuren führen zu Suse, einer alleinerziehenden Mutter, die mit ihrer Situation völlig überfordert scheint. Zu allem Überfluss ist ihre Tochter Jacqueline verschwunden. Freiwillig? Neben der Leiche finden sich Gegenstände, die dem Mädchen zugeordnet werden können und Kriminalkommissar Henry Frei und seine Kollegin Louisa Albers müssen all ihr Können aufbringen und ihre Kontakte nutzen, um eine weitere Eskalation zu verhindern.

Mein Eindruck:
Einiges in dem Buch ist Krist wirklich sehr gelungen. Der dubiose Beginn seines Buches, der eine überraschende Auflösung birgt und die Aufklärung des Täters sind wirklich meisterhaft. Leider fehlt dem Buch aber sonst eine tiefergehende Behandlung der Charaktere. Einfach nur die unterschiedlichsten Probleme aufzählen, die einem der Nachwuchs so bescheren kann, ist der Krimispannung nicht besonders zuträglich und nervt irgendwann nur noch kolossal. Die Einführung eines Charakters, der wahrscheinlich – wie die Rahmenhandlung – für weitere Bände um Kommissar Frei wichtig ist bzw. wird, benötigt ebenfalls viel Platz und 320 Seiten sind dann nicht genug für eine ausführliche Krimihandlung mit mehreren Verdächtigen und mehr als holzschnittartige Charakterzeichnungen der handelnden Personen. Aber was Krist aus diesem gegebenen Material dann noch erschafft, nötigt einiges an Bewunderung ab – auch wenn er an der Lage selber Schuld hat.
Und so erfreut man sich an einem schönen Schreibstil, einem bei allen unnötigen Längen doch noch interessanten Plot mit einer sehr guten Auflösung und einem Cliffhanger, der wunderbar auf ein nächstes Buch überleitet. In diesem wird hoffentlich der Nachwuchs ruhiger oder leichtgängiger und dadurch, dass alle wichtigen Charaktere eingeführt sind, ergibt sich dann hoffentlich schneller eine Krimispannung.

Mein Fazit:
Handwerklich gelungen, leider mit vielen unnötigen Längen durch viele unnötige Extra-Probleme. Babies schreien schon einmal, Pubertät ist schwierig und Asperger ist auch nicht mehr das Neueste.

Veröffentlicht am 26.12.2018

Sehr gut konstruiert

Muttertag (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 9)
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Zum Inhalt:
Der Tod eines älteren Mannes führt nach der Durchsuchung des Grundstücks zum Fund mehrerer Frauenleichen unter einem provisorischen Fundament. Die Opfer verschwanden bundesweit und vor vielen ...

Zum Inhalt:
Der Tod eines älteren Mannes führt nach der Durchsuchung des Grundstücks zum Fund mehrerer Frauenleichen unter einem provisorischen Fundament. Die Opfer verschwanden bundesweit und vor vielen Jahren. Es stellt sich heraus, dass ihr Todeszeitpunkt auf den Muttertag fiel, - dieses Datum scheint von tieferer Bedeutung für den Täter zu sein. Hat er möglicherweise etwas mit dem alten Mann zu tun, der gemeinsam mit seiner verschwundenen Frau über Jahre Pflegekinder aufgenommen hat?

Mein Eindruck:
Bei „Muttertag“ handelt es sich eindeutig um eines der besten Bücher von Nele Neuhaus um ihre Ermittler Pia Sander und Oliver von Bodenstein. Die Anzahl der Personen ist überschaubar und dank der Liste zu Beginn des Buches gut einzuordnen, die Schauplätze plastisch geschildert. Die Idee, die Gedanken des Täters jetzt und zum Zeitpunkt seiner Morde kursiv zu drucken, erleichtert zusätzlich die Lesbarkeit. Und so kann sich die Leserschaft wunderbar auf einen perfekt konstruierten Mordfall konzentrieren, der ein um das andere Mal auf eine falsche Fährte führt. Trotz massivster privater Verwicklungen der Beamten stören diese nicht als lästiges Beiwerk, sondern sorgen für zusätzliche Anspannung, - etwas, dass ein Autor erst einmal bei mit oft zu viel Privatgedöns belasteten Lesern leisten muss. Dass Neuhaus schreiben kann hat sie schon oft bewiesen, trotzdem ist es bewundernswert, wie sie es schafft, den Spannungsbogen über 550 Seiten straff zu halten und zu keiner Zeit zu langweilen oder unnötige Nebenkriegsschauplätze aufzubauen. In diesem Buch hat alles seinen Grund, jeder Nebensatz sitzt, jede Kleinigkeit sollte beachtet werden. Dann kann man als aufmerksamer Leser auf den Täter kommen, - und das ist (so finde ich) die größte Belohnung bei einem Whodunnit.

Mein Fazit:
Familiär, gut ausgeklügelt und zu jedem Zeitpunkt ein Genuss. In einem Wort: Perfekt!