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Veröffentlicht am 22.04.2017

Familiendrama

Perfect Girl - Nur du kennst die Wahrheit
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Zum Inhalt:
Als 15jährige verursachte Zoe einen Autounfall, bei dem drei Jugendliche ums Leben kamen. Die Ehe ihrer Eltern zerbrach daran, die Mutter heiratete erneut, jedoch ohne ihren Ehemann Chris von ...

Zum Inhalt:
Als 15jährige verursachte Zoe einen Autounfall, bei dem drei Jugendliche ums Leben kamen. Die Ehe ihrer Eltern zerbrach daran, die Mutter heiratete erneut, jedoch ohne ihren Ehemann Chris von dem Vorfall in Kenntnis zu setzen. Jetzt hat Zoe den Jugendarrest hinter sich und gibt zusammen mit ihrem Stiefbruder Lucas ein Klavierkonzert, welches durch einen Opfervater rüde unterbrochen wird. Das Schicksal nimmt seinen Lauf und am nächsten Morgen wird Zoes Mutter tot aufgefunden, und die Umstände lassen auf Mord schließen.

Mein Eindruck:
Für mich ist dieses Buch kein Thriller, denn Spannung kommt nicht auf. Es ist ein Familiendrama in einer sehr schönen, bildhaften Sprache über unangenehme Menschen.

Aus verschiedenen Blickwinkeln werden die Vorkommnisse des Konzertabends und des Tages danach geschildert, außerdem gibt es über Erinnerungen und ein autobiographisches Drehbuch Einblicke in die Vergangenheit der handelnden Personen. Aber obwohl die Kapitel alle jeweils in der ersten Person geschildert werden, bleiben einem die erzählenden Menschen fremd, ihre Gefühle wirken eher aufgesetzt denn echt, jeder belügt bzw. betrügt mindestens eine andere Person – mancher auch sich selbst. So vermag man schwer Sympathien aufzubringen für das „perfekte Mädchen“, welches kaum Gedanken an die toten Jugendlichen verschwendet, sondern sich selbst als Opfer sieht und kühl ihren Verstand einsetzt, um das gewünschte Resultat zu erlangen. Aber auch der Rest handelt selbstherrlich und egozentrisch, Tode und Krankheiten – ach egal, Hauptsache uns geht’s gut und wir machen, was uns Spaß bringt. Schließlich muss man noch vorne schauen, was kümmert uns die Vergangenheit.
Diese Einstellung der Figuren zu ihren Taten und den Geschehnissen hat mir den Lesegenuss geschmälert, da ich sie abstoßend und unverständlich finde und befürchte, dass die Autorin das noch nicht einmal beabsichtigt hat.

Mein Fazit:
Guter Stil, fragwürdige Einstellung zum Miteinander

3 Sterne

Veröffentlicht am 02.04.2017

Spannend, aber zu schwarz und weiß

Schlaflied
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Zum Inhalt:
In einem schwedischen Wald wird das Skelett eines Kindes gefunden, - daneben ein Doch mit rumänischer Aufschrift. Ein Team von Polizisten - geleitet von Mette - beginnt zu ermitteln und taucht ...

Zum Inhalt:
In einem schwedischen Wald wird das Skelett eines Kindes gefunden, - daneben ein Doch mit rumänischer Aufschrift. Ein Team von Polizisten - geleitet von Mette - beginnt zu ermitteln und taucht tief ein in eine Geschichte um Flüchtlingskinder, Organhandel und dem Leben auf der Straße.

Mein Eindruck:
Dem Autorenduo ist ein sehr spannender Krimi gelungen, aber die Keule von politischer Korrektheit schlägt einem zu oft mitten ins Gesicht und das Herz. Auf der einen Seite die guten Schweden, die ihre Freizeit, ihr Heim und ihr letztes Geld zur Verfügung stellen, um den Flüchtlingen zu helfen, auf der anderen die Schweden, die nicht nur fremdenfeindlich sind, sondern zusätzlich geldgierig, pädophil, Alkoholiker und/oder geistig minderbemittelt. Von solchen Texten fühle ich mich zu manipuliert, um sie einfach nur zu genießen. Zum Beispiel hätte ein Teilstrang um (im wahrsten Sinne des Wortes) Hinterwäldler einfach weggelassen werden können, - der Grundintention der Geschichte hätte es besser zu Gesicht gestanden.
Denn - bei aller Kritik - die Geschichte an sich ist sehr gut erzählt. Gefühle werden in einer Wucht vermittelt, die einen zum Weinen bringt, Angst und Terror sind einem nah, selbst wenn nur über sie gesprochen wird. Die Selbstzweifel der ermittelnden Beamten sind manchmal überdeutlich und die Auflösung gelungen, - insbesondere der Bogen, der zum Beginn der Geschichte gespannt wird.
Nichtsdestotrotz läuft die Ermittlungsarbeit stellenweise sehr unglaubwürdig. Ich kann mir zum Beispiel nicht vorstellen, dass 1. Ermittler durch die Gegend fliegen dürfen (bei den knappen Haushalten), um VIELLEICHT die Herkunft eines Mordopfers zu ergründen, 2. so leicht Dienstwaffen verteilt werden und 3. gestandene Beamte so leichtsinnig vorgehen, wie Olivia und Tom in Rumänien.

Mein Fazit:
Guter Stil, packende Story, zu eindimensionale Charaktere

Veröffentlicht am 24.02.2017

Späte Freundschaft

Weit weg ist anders
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Zum Inhalt:
Während einer Kur lernen sie die Berlinerin Edith und die Husumerin Christel kennen. Obwohl sie auf den ersten (und auch zweiten und dritten) Blick nicht viel gemeinsam haben, starten sie auf ...

Zum Inhalt:
Während einer Kur lernen sie die Berlinerin Edith und die Husumerin Christel kennen. Obwohl sie auf den ersten (und auch zweiten und dritten) Blick nicht viel gemeinsam haben, starten sie auf eine Reise, die ihnen seelisch und körperlich vieles abverlangen wird.

Mein Eindruck:
Wie die Tour der beiden älteren Damen hat der Roman Höhen und Tiefen, kurzweilige Abschnitte wechseln sich ab mit deutlichen Längen.
Gut gefallen die Dialoge und die Einsichten in die Gedanken der Personen. Hier sind insbesondere die Berliner Teile, die sich mit Edith oder auch ihrem Briefträger beschäftigen und die gern unterstellte „raue Schale – weicher Kern“ Attitüde bedienen, herausragend. Dagegen fällt Christel mit ihrem Umfeld in Husum überdeutlich ab. Sie wird so penetrant harmoniebedürftig, ängstlich und weltfremd dargestellt, dass ich mich genötigt sah, die Vita der Autorin zu begutachten. Und dort bekam ich prompt mein Vorurteil bestätigt: Eine Berlinerin!
Zugegebenermaßen eine Berlinerin, die zwar ihre Verbundenheit mit der Stadt und ihren Bewohnern auf einem goldenen Tablett vor sich herträgt, aber auch die Gabe besitzt, die Leserschaft zum Lachen und Weinen zu bringen.
Leider beschränkt sie sich dabei fast nur auf einen Schauplatz – Baden-Baden – obwohl das Titelbild und der Klappentext eine ausschweifende Tour suggerieren. Dort geht es hauptsächlich um Blamagen der beiden Damen und natürlich ist die größere Dumme wieder einmal Christel.
Die ganze Handlung wird irgendwann absurd (Beispiel: Das Verhalten von Christels Tochter), das Ende rettet jedoch das Buch.

Mein Fazit:
Nicht so kurzweilig wie erwartet, für ein Drama zu wenig Tiefgang.
Für die zu Herzen gehenden Passagen 3 Sterne

Veröffentlicht am 19.02.2017

Mister Marple

Gefährliche Ernte
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Zum Inhalt:
Hobbydetektiv Perez hat keine gute Zeit. Nicht nur, dass die Touristen auf seinen Nerven trampeln, nein, auch die Familie und das Geschäft bescheren ihm einige Sorgen: Seine Tochter will heiraten, ...

Zum Inhalt:
Hobbydetektiv Perez hat keine gute Zeit. Nicht nur, dass die Touristen auf seinen Nerven trampeln, nein, auch die Familie und das Geschäft bescheren ihm einige Sorgen: Seine Tochter will heiraten, sein Vater findet eine Leiche und seine halbseidenen Geschäfte mit Wein und anderen Delikatessen drohen aufzufliegen.
Um vor allem Letzteres zu vermeiden sieht er sich genötigt, seine Schnüffelnase in den Tramontane zu heben und der örtlichen Polizei bei den Ermittlungen unter die Arme zu greifen.


Mein Eindruck:
Mir fällt eine Bewertung des Buches schwer. Einerseits gefällt mir, wie Sola die südfranzösische Mentalität aufs Korn nimmt. Man spürt den Zusammenhalt der Dörfler, die Genervtheit über die Touristen, den Wind, die Hitze, das Familiengefühl.
Andererseits hasse ich den erhobenen Zeigefinger, der quasi als Wasserzeichen hinter vielen Buchseiten durchscheint. Der Autor suggeriert an (zu) vielen Stellen, dass ungesetzliches Verhalten bis hin zu Rauschgifthandel und Schleuserei zu vernachlässigen ist, wenn es nur von der „richtigen“ Seite gehandhabt wird. Und auch wenn ich mit den politischen Ansichten Solas sympathisiere, halte ich diesen Ansatz für selbstherrlich und anmaßend und er verdarb mir an manchen Stellen den Lesegenuss. Das ist insbesondere deshalb schade, weil vor allem die innerfamiliären Teile sehr viel Komik und Augenzwinkern enthielten. Davon hätte ich gerne mehr gelesen, anstatt immer wieder von der Keule politischer Korrektheit geschlagen zu werden.

Mein Fazit:
Mehr Farben als schwarz und weiß hätten dem Bild Südfrankreichs besser gestanden

3 Sterne

Veröffentlicht am 12.02.2017

Mörderjagd mit himmlischem Beistand

Fastenopfer
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Zum Inhalt:
Kurz nach der Aufkündigung des „Tilly-Benifiziums“ wird der kirchliche Verwalter desselben tot aufgefunden. Schnell stellt sich heraus, dass in Altötting nicht alles koscher ist. Glücklicherweise ...

Zum Inhalt:
Kurz nach der Aufkündigung des „Tilly-Benifiziums“ wird der kirchliche Verwalter desselben tot aufgefunden. Schnell stellt sich heraus, dass in Altötting nicht alles koscher ist. Glücklicherweise bringt Kommissar Max Kramer mit Unterstützung von der Novizin Maria Evita – seiner Jugendliebe – Licht in das Dunkel der kirchlichen Umtriebe und löst den zweiten von Anton Leiss-Huber erdachten Fall.

Mein Eindruck:
Die Schilderung einer glaubhaften Krimi-Geschichte ist dem Autor durchaus gelungen. Hier wird nicht auf Biegen und Brechen bestialisch gemordet, die Story ist im Bereich des Möglichen. Der Schreibstil Leiss-Hubers ist locker-flockig und passt wunderbar zum Genre Heimatkrimi. Einige Eigenarten der einheimischen Bevölkerung inklusive der Auswüchse, die ein Zusammenprall mit der Moderne annehmen kann, sind aufs Treffliche geschildert (Beispiel: Low Carb Diät in der Fastenzeit, von der Haushälterin des Pfarrers demselben verordnet).
Leider verzettelt sich der Autor mit zu vielen Personen und Geschichten am Rande. Die sind zwar oft vergnüglich und regen zum Schmunzeln an, bei nur 250 Seiten Story führt das aber dazu, dass die Charaktere wenig Tiefe besitzen und keine klaren Konturen vor dem bildlichen Auge der Leserschaft erscheinen. Möglicherweise steckt dahinter die Absicht, in weiteren Krimis näher auf die ausgelegten Spuren einzugehen, mir persönlich war es jedoch zu viel der Nebenkriegsschauplätze.
Die Aufklärung des Krimis ist prima gelungen, der persönliche Cliffhanger zum Schluss war für meinen Geschmack jedoch unpassend.

Mein Eindruck:
Guter Stil, gute Handlung, zu viele Personen und mögliche Motive, um diesen adäquat gerecht zu werden

3 Sterne