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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.06.2018

Traum oder Albtraum?

The Wife Between Us
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Zum Inhalt:
Mehrere Frauen, ein Mann. Die eine war mit ihm verheiratet, die zweite will es sein und dann gibt es noch die Schwester, welche ihren kleinen Bruder sehr liebt und sich um ihn kümmert, nachdem ...

Zum Inhalt:
Mehrere Frauen, ein Mann. Die eine war mit ihm verheiratet, die zweite will es sein und dann gibt es noch die Schwester, welche ihren kleinen Bruder sehr liebt und sich um ihn kümmert, nachdem die Eltern früh verstorben sind. Und Richard im Fokus des Interesses: Ein erfolgreicher Geschäftsmann mit Charisma und gutem Aussehen, großzügig und liebevoll. Aber es gibt noch eine andere Seite an ihm, - oder bildet sich das seine Exfrau nur ein?

Mein Eindruck:
Gekonnt spielen die Autorinnen Hendricks und Pekkanen mit Perspektiven, Wahrnehmungen und Zeitebenen und verwirren damit die Leserschaft vortrefflich. Allerdings ist der Klappentext zu bemängeln, der meines Erachtens zu viel verrät, wenn man sich die Mühe macht und ihn genau liest und nicht nur überfliegt.

Die Charaktere machen Spaß, auch wenn die Zeichnung „Dame von der Vergangenheit gebeutelt, jetzt an Trunksucht leidend“ nach „Girl on the Train“ und „The Woman in the Window“ langsam an Originalität verliert. Jedoch vermag das Autorenduo diesem alten Bild einen neuen Pinselstrich zu verleihen und zur Mitte des Buches mit einer Wendung zu verblüffen. Diese verleitet fast zum nochmaligen Lesen der vergangen Seiten, obwohl sie sehr (und fast zu) ausführlich das Leid der verflossenen Gattin beleuchten und damit die Leser stellenweise langweilen. Aber mit der großen Überraschung und dem Moment der Erkenntnis verwandelt sich das Buch in einen veritablen Page-Turner und der Rest der Seiten fliegt nur so dahin, da die Auflösung der Hauptfrage „Wer sagt die Wahrheit und wer hat nicht nur ein Schräubchen locker?“ heiß ersehnt wird. Dass die Autorinnen auch noch zum Schluss mit einem kleinen Kabinettstückchen in Sachen unerwarteter Entwicklung aufwarten, ist die Kirsche auf der Torte.

Mein Fazit:
Am Anfang ein bisschen zäh, aber dann ein Kobe-Rind in Sachen Psychothriller

Veröffentlicht am 03.06.2018

Unterhaltsam

Bullenbrüder: Tote haben kalte Füße
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Zum Inhalt:
Holger ist Kriminalbeamter, sein jüngerer Bruder Charlie Privatdetektiv. Als sie jeweils einen neuen Fall übernehmen, ahnen sie zuerst nicht, dass der untreue Ehemann und die verschwundene ...

Zum Inhalt:
Holger ist Kriminalbeamter, sein jüngerer Bruder Charlie Privatdetektiv. Als sie jeweils einen neuen Fall übernehmen, ahnen sie zuerst nicht, dass der untreue Ehemann und die verschwundene Chefin eines Start-Ups ein (Geschäfts-)Verhältnis haben. Doch bald wird dieser Zusammenhang deutlich und die beiden ungleichen Brüder müssen zusammenarbeiten, um erfolgreich zu sein.

Mein Eindruck:
Familie kann wunderbar sein, muss aber nicht. Das ist das Fazit, was man aus diesem Krimi ziehen kann, denn er gewinnt seine Spannung und Komik aus allen Facetten, die diese Art von Menschenbund bieten kann: Generationenkonflikte, Zweckgemeinschaften, Untreue, Begierde, Liebe, Hass und Anfang und Ende von Ehen; - alles ist in diesem Krimi zu finden. Und um diese Wundertüte an Beziehungen packen die Autoren ein Geschenkpapier von Slapstick und Kriminalgeschichte, welches die Leser gleichzeitig unterhält und knobeln lässt.
Es gefällt, dass Rath und Rai ihre Figuren bei allem gebotenen Klamauk gut skizzieren, die Charaktere herausarbeiten und die Geschichte fein entwickeln, so dass sie doch noch relativ glaubhaft wirkt. Die gelegentlichen Übertreibungen im privaten Bereich verzeiht der Leser gerne, weil sie trotz Schenkelklopf-Humor nicht nur einen tieferen Kern beinhalten, sondern ganz einfach auch unglaublich lustig sind.
Der Kriminalfall – denn nach kurzer Zeit handelt es sich nur noch um einen und nicht um zwei Fälle – hat ein sehr interessantes Setting mit seinem Spannungsfeld aus Reichtum, Ökologie, hippen Menschen, Gesundheitsfimmel und Social Media. So kann jeder Krimileser seine Nische finden, sofern er nicht auf brutale Mordszenen steht. Das ist nämlich das einzige, was in dieser Geschichte nicht vorkommt, - von einem „Fehlen“ kann aber dabei keine Rede sein. In diesem Bereich ist der Krimi einfach nur wohltuend old-fashioned.

Mein Fazit:
Ein Heimatkrimi ohne Heimat, aber mit der gleichen Art von Humor

Veröffentlicht am 11.05.2018

Hügellandschaft

Tödliche Provence (Hannah Richter 2)
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Zum Inhalt:
Da sich Hannah - eine Polizistin aus Köln - bei ihrem letzten Aufenthalt in Land und Leute verliebt hat, ist sie wieder in der Provence, - dieses Mal auf Urlaub. Als der Nachbar ihrer Freundin ...

Zum Inhalt:
Da sich Hannah - eine Polizistin aus Köln - bei ihrem letzten Aufenthalt in Land und Leute verliebt hat, ist sie wieder in der Provence, - dieses Mal auf Urlaub. Als der Nachbar ihrer Freundin Penelope tödlich verunglückt, stellt sich der vermeintliche Unfall als Mord heraus, dessen Spuren in der Vergangenheit liegen. Gedrängt von Penelope schaltet sich Hannah in die Ermittlungen ein.

Mein Eindruck:
Dieser Krimi ist eine Hügellandschaft, er dümpelt zwischen gemäßigten Höhen und Tiefen hin und her. Die Höhen werden insbesondere dann erreicht, wenn die Liebe der Autorin zu der Provence sichtbar wird. Åslund vermag es, diese Zuneigung sehr anschaulich zu bebildern. Dafür setzt sie einige französische Vokabeln in ihre Unterhaltungen ein, was für einige Leser bestimmt inspirierend, für andere jedoch ärgerlich ist – abhängig davon, ob man über diese Vokabeln hinweg lesen kann oder sie in dem angehängten Glossar nachlesen müsste. Die Tiefen liegen für mich in dem verzweifelten Bemühen, politisch korrekt und auf der Höhe der Zeit zu schildern: Natürlich ist der gebotoxte, unsympathische Politiker von der Front National und die Damen im Polizeiapparat werden in hübscher „Me-Too“-Manie von ihren Vorgesetzten oder Kollegen herabgesetzt. Kurioserweise fügt die Autorin eine Passage mit einem höchst weiblich anmutenden Zickenkrieg ein, der die Intention der Gleichstellung völlig ad Absurdum führt.
Leider wird durch das Verzetteln in diesen unnötigen Rahmenbedingungen und vielem Privatgedöns (ja, ja – PROBLEME!!) der Platz für die Krimihandlung immer kleiner. Die Charaktere, die in diesen Bereich gehören, werden außerhalb von Äußerlichkeiten kaum beleuchtet, das Motiv der mordenden Person ist eher dürftig und die Lösung fällt fast vom Himmel. Der aber wenigstens das perfekte Farbenspiel liefert….

Mein Fazit:
Als Liebeserklärung an die Provence geeignet, als Krimi eher nicht

Veröffentlicht am 06.05.2018

Gewissensfrage

Wahrheit gegen Wahrheit
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Zum Inhalt:
Vivian ist Mitarbeiterin der amerikanischen Spionageabwehr, Abteilung Russland. Als sie sich auf dem Rechner eines russischen Agenten einloggt, erkennt sie mit Schrecken das Foto ihres Mannes ...

Zum Inhalt:
Vivian ist Mitarbeiterin der amerikanischen Spionageabwehr, Abteilung Russland. Als sie sich auf dem Rechner eines russischen Agenten einloggt, erkennt sie mit Schrecken das Foto ihres Mannes als Schläfer. Zur Rede gestellt, gibt Matt zu, seit 22 Jahren für die Russen zu arbeiten. Vivian gerät in einen Konflikt: Wem muss ihre Treue zuerst gehören, - ihrem Land oder ihrer Familie?

Mein Eindruck:
Da für den größten Teil des Buches die Erzählung in der ersten Person aus Sicht Vivians genutzt wird, finden sich die Leser in den Nöten und mit den Fragen der Protagonistin perfekt wieder: Was ist gelogen, was ist wahr, auf welcher Seite steht Matt, was ist mir wichtiger – Familie oder Vaterland (dem Vivians zu allem Überfluss die Treue geschworen hat)? Nur an einigen Stellen unterbricht die Autorin diese Sicht, um relevante und die Geschichte weiterbringende Informationen unterzubringen, welche trotzdem zumeist den Menschen vor dem Buch in Unwissen belassen. Zusätzlich lässt Cleveland ihre Heldin in der Vergangenheit schwelgen und Stück für Stück fügen sich die Mosaiksteine zu einem Bild zusammen, welches – je nach Blickwinkel – Matt entweder heldenhaft oder verdammenswert erscheinen lässt. Diese Ambivalenz gelingt der Autorin wirklich hervorragend; egal, ob man sich als Leser für die eine oder die andere Seite entscheidet – eine gewisse Unsicherheit bleibt bis zum Schluss.
Schade ist jedoch, dass die Hauptcharaktere zwar einige Tiefe besitzen, die Nebenfiguren jedoch relativ blass bleiben, - und das gilt sogar für wichtige Stichwortgeber des Ehepaares. Doch die Geschichte ist gut durchdacht, die Wahl zwischen Pest und Cholera, der Abwärtsstrudel, den jede getroffene Entscheidung für Vivian bedeutet: Diese Qualen weiß Cleveland sehr anschaulich darzustellen. Insgesamt ist die Story jedoch sehr amerikanisch geraten, mit bösen Russen, eigentlich guten Amerikanern, die nur nicht anders können und einem gewissen Kult um Waffen.

Fazit:
Eindringlich, manchmal zu pathetisch

Veröffentlicht am 29.04.2018

Liebeschaos

Agatha Raisin und der tote Gutsherr
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Zum Inhalt:
Agatha Raisin möchte James, ihren überaus anziehenden Nachbarn in Carsley, vergessen und zieht deshalb für einige Monate in den kleinen Ort Fryfam in Norfolk. Sie versucht dort – in typischer ...

Zum Inhalt:
Agatha Raisin möchte James, ihren überaus anziehenden Nachbarn in Carsley, vergessen und zieht deshalb für einige Monate in den kleinen Ort Fryfam in Norfolk. Sie versucht dort – in typischer Agatha-Manier – Freundschaften zu schließen und behauptet deshalb, Kriminalautorin zu sein. Doch dann wird eine Leiche gefunden, die Umstände gleichen denen ihrer schriftstellerischen Versuche und Agatha gerät unter Verdacht. Glücklicherweise bekommt sie tatkräftige Hilfe aus Carsley – zwar nicht von James, aber Sir Charles eilt herbei und klärt gemeinsam mit Agatha das Geheimnis um den toten Gutsherrn.

Mein Eindruck:
Es mag zwar folgerichtig sein - da der mörderische Blitz schon fast zu oft in Carsley eingeschlagen hat - Agatha einen Ortswechsel zu verordnen, einen Gefallen hat M.C. Beaton ihrer Leserschaft damit jedoch nicht getan. Denn diese Reihe lebt insbesondere von dem liebenswerten Personal, welches Agatha Raisin in ihrer Wahlheimat in den Cotswolds zur Seite steht. Aber noch weniger als schon im Vorgängerband finden diese Charaktere Verwendung und der Kontakt zu den Wurzeln der Serie beschränkt sich zuerst nur auf ein paar Telefonate mit der Vikarsfrau. Glücklicherweise taucht wenigstens ein enger Freund in Gestalt von Sir Charles in Norfolk auf, - sonst wäre das kuschelige Agatha-Feeling vollends verloren gegangen.
Und dann gibt es ja eigentlich in einem Krimi – so cosy er auch sein mag – einen Kriminalfall. Da die Protagonistin sich in einem neuen Dorf mit ihr unbekannten Bewohnern aufhält, muss sie sich jedoch erst wieder mit allen bekannt machen, die Überlegungen zu ihrem Liebesleben, James und Charles tun ihr Übriges und die Polizisten sind ihr ebenfalls fremd... Da bleibt nicht mehr viel für einen echten Fall und so purzeln den beiden die Leichen vor die Füße, sie fragen hier, verdächtigen dort und auf einmal ist die Sache geklärt, - ohne dass auch nur eine Figur wirklich im Gedächtnis bleibt. Aber das ist ja sowieso egal, da Fryfam zwar Elfen, aber sonst nichts zu bieten hat.
Großartig wie immer ist der Humor, trocken, teilweise schwarz und damit sehr britisch. Der Wortwitz geht Beaton im 10. Band ihrer Reihe nicht aus, aber leider die Ideen für die liebgewonnenen Figuren, – was ihr letzen Endes für die Gefühlskapriolen Agathas einfällt ist nicht viel und macht unverständlicherweise auch nur eine Seite des Buches aus.

Mein Fazit:
Nicht schlecht, aber kein Vergleich mit den Vorgängern, hoffentlich nur ein Zwischentief