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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.10.2016

Der Fremde in meinem Bett

DIE WAHRHEIT
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Zum Inhalt:
Vor sieben Jahren verschwindet Sarahs Mann auf einer Geschäftsreise in Kolumbien spurlos. Jetzt kehrt er zurück, aber der Mann, der aus dem Flugzeug steigt, ist Sarah unbekannt. Verzweifelt ...

Zum Inhalt:
Vor sieben Jahren verschwindet Sarahs Mann auf einer Geschäftsreise in Kolumbien spurlos. Jetzt kehrt er zurück, aber der Mann, der aus dem Flugzeug steigt, ist Sarah unbekannt. Verzweifelt versucht sie ihre Umwelt von der gestohlenen Identität zu überzeugen, aber der Fremde erweist sich als ebenbürtiger Gegner.

Mein Eindruck:
Frau Raabe hat ein gutes Gespür für Seelenwelten und vermag es deshalb sehr gut, die inneren Kämpfe ihrer beiden Hauptpersonen darzustellen. Das Stilmittel, beide in der ersten Person ihre Standpunkte darstellen zu lassen, schafft tiefgehende Einblicke in Psyche und Gedanken. Panik auf der einen Seite, Abgeklärtheit auf der anderen werden immer deutlicher, je weiter die Geschichte voranschreitet. Aber dann folgt ein für meine Begriffe absolut unglaubwürdiger Schluss, der zusätzlich in seinen Erklärungsversuchen ein so laxes Weltbild von Moral und Anstand zeigt, dass sich meine bürgerlichen Haare gen Himmel sträuben. Der Zweck einer überraschenden Auflösung (die sich die Autorin wohl damit erhofft hat) heiligt nicht jedes Mittel.
Die vielen guten Einfälle von Frau Raabe (zum Beispiel die reimende Nachbarin) und der geschliffene Stil sind dennoch Grund genug, auf eine neue Geschichte aus ihrer Feder zu hoffen.

Mein Fazit:
Stilvoll geschriebene Unterhaltung mit leider enttäuschendem Ende

Veröffentlicht am 09.10.2016

Mehr Roman als echter Thriller

Totenlied
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Zum Inhalt:
Die Geigerin Julia kauft bei einem Aufenthalt in Rom ein altes Notenblatt mit einem ihr unbekannten Walzer. Als sie diesen zuhause in Boston das erste Mal spielt, findet sie danach ihren Kater ...

Zum Inhalt:
Die Geigerin Julia kauft bei einem Aufenthalt in Rom ein altes Notenblatt mit einem ihr unbekannten Walzer. Als sie diesen zuhause in Boston das erste Mal spielt, findet sie danach ihren Kater erstochen und ihre dreijährige Tochter Lily mit blutigen Händen vor. Da sich noch weitere erschreckende Vorkommnisse ereignen, wenn Julia den Walzer spielt, beschließt sie, dem Geheimnis von dessen Herkunft auf den Grund zu gehen.

Mein Eindruck:
Auch jenseits der Pfade von Rizzoli und Isles hinterlässt Frau Gerritsen ihre blutigen Fußstapfen, hier in einer Geschichte um Judenverfolgung und psychische Erkrankungen; insbesondere beim medizinischen Teil kann die Autorin ihre Erfahrungen als Ärztin gekonnt einfließen lassen. Einerseits befasst sie sich mit Julia, ihrer Familie und den Geschehnissen zu heutiger Zeit, andererseits beschreibt sie das Leben einer jüdischen Familie in Venedig kurz vor und im zweiten Weltkrieg. Sehr bildhaft weiß sie in beiden Ebenen zu überzeugen, ihre Figuren wachsen einem schnell ans Herz und lassen die Leser mitfiebern, und zwar drei Viertel des Buches, ohne eine dramatische Krimihandlung einzubauen. Die hätte es für die Geschichte und deren Auflösung gar nicht gebraucht und die gruselige Atmosphäre um Melodie und traurige Entstehung derselben wäre absolut ausreichend gewesen. Möglicherweise fühlte sich die Autorin ihrem Ruf verpflichtet, ich persönlich hätte es schöner gefunden, etwas mehr über die Hintergründe einiger Figuren aus der Vergangenheit zu erfahren, als dass ich plötzlich Verfolgungsjagden und Gangster im Kleiderschrankformat benötigte.
Packend und gut recherchiert ist die Story auf jeden Fall, das Ende glaubhaft und einfühlsam erklärt.

Fazit:
Obwohl das Wort „Thriller“ bis kurz vor Schluss nicht angebracht erscheint, eine spannend erzählte Geschichte um Liebe und Familie

Veröffentlicht am 08.10.2016

Gier nach Gold und Leben

Teufelsgold
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Zum Inhalt:
Hendrik stiehlt ein Buch über Alchemie in einem Schweizer Laden, um später festzustellen, dass mehr als ein Körnchen Wahrheit in den Erzählungen steckt.
Um in den Genuss des versprochenen ...

Zum Inhalt:
Hendrik stiehlt ein Buch über Alchemie in einem Schweizer Laden, um später festzustellen, dass mehr als ein Körnchen Wahrheit in den Erzählungen steckt.
Um in den Genuss des versprochenen Reichtums zu kommen, setzt er alles aufs Spiel, was ihm lieb und teuer sein sollte.

Mein Eindruck:
Dieses Buch erstreckt sich in beiden Erzählungen - der Sage aus "alter Zeit" und die heutigen Vorkommnisse - über jeweils mehrere Jahre, in denen der Autor kontinuierlich den Spannungsbogen hält. Besonders gefällt dabei die Verzahnung von alter Mär und moderner Wissenschaft. Dabei hat sich Herr Eschbach in den Mittelalter-Teilen viel Mühe gegeben, die richtige Ausdrucksweise zu finden, um diese Stücke authentisch wirken zu lassen. Ritter und einfache Menschen agieren sehr lebensnah und ihrem Stande angemessen.
Bei den Personen der heutigen Zeit verhalten sich die Männer ambivalent und wirken deshalb - wenn auch nicht sympathisch - doch oft sehr lebensecht. Die weiblichen Protagonisten sind jedoch eine Spur schablonenhaft geraten und entweder verständnisvoll, willig oder beides und damit mehr einem männlichen Wunschdenken entsprungen als in der Wirklichkeit verdrahtet.
Der Schreibstil des Autors ist wunderbar flüssig und eingängig, die Beschreibungen der Umgebungen bildhaft und einprägsam, die vielfältigen "fantastischen" Einfälle ein Genuss. Einzig das Ende wirkt ein bisschen überhastet und lässt einige Fragen offen, - das kann gefallen, muss aber nicht.

Mein Fazit:
Gute Unterhaltung mit Fantasy-Touch

4 Sterne

  • Einzelne Kategorien
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Spannung
  • Recherche
  • Cover
Veröffentlicht am 03.10.2016

Unsäglich schlecht!

Die Stille vor dem Tod
1

Vorab:
Die Rezension behandelt nur die erste Hälfte der Geschichte, da ich einfach nicht mehr hören mochte. Dabei würde ich noch nicht einmal von "kostbarer Lebenszeit" sprechen wollen - Hörbücher höre ...

Vorab:
Die Rezension behandelt nur die erste Hälfte der Geschichte, da ich einfach nicht mehr hören mochte. Dabei würde ich noch nicht einmal von "kostbarer Lebenszeit" sprechen wollen - Hörbücher höre ich gerne auf dem Weg zur Arbeit im Bus oder beim Einkaufen an der Käsetheke - aber selbst da ist mir Stille angenehmer als dieses Gewäsch.

Meine Gründe für diesen Verriss

1. Die Geschichte:

An jeder einzelnen Locke herbeigeschleift. Ja, es handelt sich um Fiktion, aber hier ist es einfach zu viel auf 150 cm Smoky verteilt. Nicht nur ein Killer, sondern eine ganze "himmlische" Heerschar macht sich auf, um sie zu malträtieren - gerne auch ihr Team oder ihre Familie. Und das nicht einmal, weil die Killer sie so verabscheuen, nein, sie soll LERNEN. Gut, selbst eine unglaubwürdige Geschichte könnte man vertragen, wenn es eine gäbe. Aber ab dem zugegeben sehr schwungvollen Eingangsszenario wird fast nur noch geträumt, monologisiert, und psychogrammt - und das in einer so langatmigen Art und Weise, dass ich gerne quergelesen hätte, was ja bei Hörbüchern leider nicht möglich ist. Mehrere Stunden wird rekapituliert "wie fühlten sie sich da und was dachten sie dort". Dazu wird immer und immer wieder auf die Vergangenheit aus anderen Büchern eingegangen. Wenn man nicht genug Futter für ein Buch hat, sollte man es einfach noch ein bisschen liegen lassen (auch wenn die Fangemeinde schreit), statt es mit Vorgängerbänden künstlich aufzublähen.


2. Die Sprecherin

Hat denn niemand bei der Aufnahme aufgepasst? Oder nachher einfach nur zusammengeschustert? Die arme Frau war entweder krank oder ist so geeignet wie Nena für einen Sprecherjob. Dauernd wird geschnauft, dass man eine Familienpackung von Taschentüchern in das Studio tragen möchte - wenn man sich in die Vergangenheit portieren könnte. Möglicherweise ist sie sogar eine gute Sprecherin - die Stimme ist angenehm - aber irgendwann habe ich mich dabei ertappt, auf das Schnaufen zu lauern, um "aha, hab dich doch" zu denken.
... und ich wurde nie enttäuscht...


3. Der Schreibstil

Ich persönlich kann nicht glauben, dass dieses Buch in Gänze von Cody Mcfadyen verfasst wurde. Es ist denkbar, dass er noch für den Anfang vollverantwortlich war (der ist wirklich gut, prägnant, nimmt einen mit und beinhaltet die Spannung, die ich mir versprochen habe), aber danach klingt es für mich wie "aus der Schule von". Der Meister hat eine Vorgabe gemacht und die Schüler haben sich bemüht, diese Vorgabe umzusetzen. Und wenn sie keine Ahnung hatten, was sie tun sollten, jedoch eine Seitenzahl liefern mussten, haben sie bis zum Tode improvisiert...

Veröffentlicht am 20.09.2016

Dramödie

Dein perfektes Jahr
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Zum Inhalt:
Simon fürchtet, unheilbar krank zu sein. Deshalb löst er die Verbindung mit Hannah, einer unverbesserlichen Optimistin, um dieser nicht zur Last zu fallen. Um Simon davon zu überzeugen, sich ...

Zum Inhalt:
Simon fürchtet, unheilbar krank zu sein. Deshalb löst er die Verbindung mit Hannah, einer unverbesserlichen Optimistin, um dieser nicht zur Last zu fallen. Um Simon davon zu überzeugen, sich nicht kampflos aufzugeben, schenkt Hannah ihm einen Kalender mit einer schönen Aufgabe für jeden Tag eines perfekten Jahres. Simon hängt den Kalender jedoch an ein fremdes Fahrrad, wo Jonathan ihn findet, Verleger und Spießer, wie er in einem Buch stehen könnte. Inspiriert von den Einträgen, krempelt er jedoch sein Leben Schritt für Schritt um.

Mein Eindruck:
Charlotte Lucas konzentriert sich in relativ kurzen Abschnitten abwechselnd auf eine ihrer beiden Hauptpersonen und führt die Erzählstränge behutsam aufeinander zu, bis sich die Protagonisten begegnen und sich auf ein relativ vorhersehbares Ende hinbewegen. Dabei hält sie gut die Balance zwischen humorvollen Abschnitten und traurigen Teilen, so dass die Leserin (die Zielgruppe ist eindeutig weiblich) eigentlich konstant Tränen in den Augen hat - mal vom Lachen, mal vom Weinen. Bei den Personen sind vor allem die Nebenfiguren hervorzuheben, welche Frau Lucas sehr gut ausgearbeitet hat. Die Hauptfiguren entwickeln jedoch zum Teil ein manchmal enervierendes Eigenleben. Glücklicherweise fallen durch die Kürze der Abschnitte weder das übersprudelnde Wesen Hannahs noch der penible Jonathan wirklich lästig.
Der Schreibstil ist eingängig, die Geschichte entwickelt sich glaubhaft und nicht zu weichgespült.

Mein Fazit:
Eine bittersüße Romanze mit schwer- und leichtverdaulichen Teilen

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Figuren
  • Gefühl
  • Cover