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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.08.2019

Stereotyp

Blind Date
0

Zum Inhalt:
Er sieht wahnsinnig gut aus und sucht sich seine Opfer online: Der Sadist Mister Right Now hat sich als nächstes Objekt seiner tödlichen Begierde Paige ausgewählt, doch diese zeigt sich - durch ...

Zum Inhalt:
Er sieht wahnsinnig gut aus und sucht sich seine Opfer online: Der Sadist Mister Right Now hat sich als nächstes Objekt seiner tödlichen Begierde Paige ausgewählt, doch diese zeigt sich - durch ihr Umfeld immer wieder um das Date gebracht - widerspenstig. Aber ist das schönste am Erfolg nicht die Jagd? Und so zieht er seine Kreise um Paige, die nicht merkt, dass sie schon bald zur Strecke gebracht werden soll.

Mein Eindruck:
Die Sterne erhält einzig und allein die Sprecherin, denn dieser Thriller ist weder spannend, noch hat er tiefgründige Charaktere. Es ist zum Beispiel völlig egal, wie intelligent die Frauen (angeblich) sind. Sie definieren sich nur über Klamotten, Schuhe, ihre Haare (ich weiß jetzt alles über das Wetter und was es einer guten Frisur zufügen kann) und legen die gleichen Maßstäbe bei ihren Männern an. Hauptsache eine Augenweide (wen kümmern schon innere Werte) und Mister Right Now ist so gutaussehend, dass praktisch jedes (und ich meine wirklich jedes) weibliche Wesen zu sabbern anfängt, wenn er in dessen Blickfeld gerät. Noch holzschnittartiger die anderen weiblichen Charaktere: Entweder nur lieb oder nur dumm, keine Zwischentöne. Geht es trivialer? Oh ja, es geht. Denn hauptsächlich wird über Sex geredet und er praktiziert - ebenfalls unabhängig vom Alter - und die Höhe der Absätze der Damen spielt eine größere Rolle, als irgendeine Krimispannung.
Das Allerschlimmste ist jedoch der Schluss (Vorsicht Spoiler, wenn auch nicht inhaltlich):

Wer hat beschlossen, dass es cool ist, ein Ende offen zu lassen, - und das in jeder Beziehung? Der zweite Krimi in der letzten Zeit, der anscheinend das nicht mehr gewogene Publikum auf einen nächsten Band anfüttern will. Vergisst es! Nicht mit mir! Das war es mit Joy Fielding!

Mein Fazit:
Gute Stimme, keine gute Stimmung

Veröffentlicht am 10.07.2019

Unbekömmlicher Quark

Die Magdalena-Verschwörung
5

Zum Inhalt:
Die an Leben und Werk Maria Magdalenas sehr interessierte, rothaarige, intelligente und sympathische Journalistin Maureen Paschal und ihr wahnsinnig reicher, gutaussehender, besorgter und anbetungswürdiger ...

Zum Inhalt:
Die an Leben und Werk Maria Magdalenas sehr interessierte, rothaarige, intelligente und sympathische Journalistin Maureen Paschal und ihr wahnsinnig reicher, gutaussehender, besorgter und anbetungswürdiger Freund Berenger kaufen ein Anwesen in Frankreich und haben dabei das unglaubliche Glück, in einem Raum auf Dokumente zu stoßen, die Anne Boleyn – ihres Zeichens ebenfalls spirituelle Anhängerin Magdalenas – gehört haben.

Überglücklich vertieft sich Maureen in die Dokumente, ungeachtet der Gefahr durch einen Frauenmörder, der es just auf den Schlag Frauen abgesehen hat, der gebildet, emanzipiert und in der Erforschung der Welt des Mittelalters zuhause ist. Und so erschließen sich der Leserschaft die Welt Anne Boleyns vom zarten Pflänzchen zur geköpften Königin und die Welt Maureens in einem Kokon von Wissen und Spiritualität auf den Spuren Annes und den gemeinsamen und doch getrennten Erfahrungen mit jungem Glauben und (manchmal) alten Männern, die anderen nicht den Dreck unter dem Fingernagel des Wissens gönnen.

Mein Eindruck:
Auch ich habe gerade eine Erscheinung. Ich sehe vor meinem geistigen Auge ein gutes Buch. Eines, das die Bezeichnung „Thriller“ verdient. Eines, in dem es glaubhaft gezeichnete Charaktere gibt. Eines, in dem nicht nur gepilgert, sondern angekommen wird. Eines, in dem die Mordumstände begründet und nicht nur wild ausgeschmückt sind.
Kurz: Ich sehe ein ganz anderes Buch als „Die Magdalena-Verschwörung“.

Auf zwei Zeitebenen (Anne Boleyn und Gegenwart) lässt McGowan ihre Figuren agieren. Doch eine wirkliche Verbindung der Erzählstränge gibt es nicht; zusätzlich geraten ihr beide sehr dröge. Anne Boleyn pilgert und pilgert, führt hochtrabende Gespräche in illustrer Frauenschar und ist immer wieder höchst entzückt, beglückt und so intelligent und schön, dass nur Neid, Missgunst und eine Kopfverletzung Heinrichs sie zu Fall und unter das Schwert bringen. Maureen wiederum liest, heult vor Glück über ihren Fund und recherchiert, erfährt von Morden an ihr bekannten Frauen, ist aber so abgeklärt, mutig und stark, dass sie natürlich überhaupt nichts davon an sich heran lässt. Die Leser übrigens auch nicht – denn genauso langweilig, emotionslos und blutleer (nur ohne Lauferei) wie die Vergangenheit ist der Gegenwartspart beschrieben. Die Krönung des Geschreibsels zeigt sich jedoch in einem Showdown, der in Hollywood mit der goldenen Himbeere in sämtlichen Kategorien ausgezeichnet werden würde. Dämlich, überspitzt, mit einem Motiv, das irgendwie aus der Schublade für „nehme ich, wenn ich eine Schreibblockade habe“ gezogen wird und ohne jedwede befriedigende Erklärung bleibt. Möglicherweise dem Umstand geschuldet, dass der Vergangenheitsteil nach jahrelanger Recherchearbeit entstanden ist, die Gegenwart jedoch später hinzugefügt wurde und sehr heutigen Klischees entspricht: Milliardäre wohin man schaut, der Böse surft im Darknet, obenauf eine dicke Schicht Feminismus.

Das Einzige, was noch ein bisschen die Wertung rettet, sind die Einblicke in die Politik, die sich in Annes Tagen vom Werben des Königs bis zu ihrem Tod zeigen. Viel zu wenig, um dieses Buch empfehlen zu können, welches nicht Fisch (interessanter Historien-Schmöker) und schon gar nicht Fleisch (Thriller) ist.



Mein Fazit:
Kolossaler Kokolores

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Figuren
  • Idee
Veröffentlicht am 24.09.2017

Dreckig

Der Preis, den man zahlt
0

Zum Inhalt:
Lorenzo Falco, ein Söldner, erhält 1936 in Spanien den Auftrag, einen politischen Gefangenen zu befreien. Im Zuge dessen macht er nicht nur die Bekanntschaft einer undurchsichtigen Frau, sondern ...

Zum Inhalt:
Lorenzo Falco, ein Söldner, erhält 1936 in Spanien den Auftrag, einen politischen Gefangenen zu befreien. Im Zuge dessen macht er nicht nur die Bekanntschaft einer undurchsichtigen Frau, sondern zeigt dem Leser deutlich die dreckigen Seiten eines Bürgerkrieges, bei dem es nur Verlierer gibt.

Mein Eindruck:
Die Lobeshymnen in den spanischen Zeitungen verwundern mich oder lassen auf eine tiefe Machismo-Leidenschaft schließen. Denn dieses Buch ist vor allen Dingen altbacken und frauenfeindlich, es erinnert an einen englischen Film-Spion zu Zeiten eines Sean Connery. Die Herren eloquent und ihren Zielen verpflichtet, die Damen allzeit bereit, für den Helden die Kleidung abzulegen – egal, ob verheiratet, verbandelt oder gerade erst bekannt. Leider fehlt jedoch der feine britische Humor – hier wird brutal gemordet, hintergangen, gefoltert ohne jeden Funken von Gefühl und Augenzwinkern, ein schlechtes Gewissen ob der Bauernopfer ist höchstens noch in fast nicht messbaren Spuren vorhanden.
Ein Fehler liegt aber auch in dem Cover, das an Carlos Ruis Zafon erinnert und eine dementsprechende Erwartungshaltung an eine Story mit Gefühl und Herz aufbaut, die „Der Preis, den man zahlt“ nicht einmal ansatzweise erfüllt. Ein zweiter in der Vorstellung vieler Figuren, die dem Helden möglicherweise in späteren Bänden über den Weg laufen werden, deren Rollen hier aber nicht über die des Lückenbüßers hinausgehen. Bei einem Buch, das sowieso nicht gerade mit seiner Länge beeindruckt, bleibt dadurch nicht mehr viel für den suggerierten Kern übrig – eine Gefangenenbefreiung, die letztendlich nur ein paar Zeilen beansprucht.
Ein Ärgernis noch zum Schluss: Ich mag es einfach nicht, wenn „ziemlich schmutzig“ mit „typisch deutsch“ betitelt wird. Nirgendwo.

Veröffentlicht am 23.10.2022

In keiner Hinsicht gut

Elternhaus
1

Zum Inhalt:
Nach Jahren in der österreichischen Provinz zieht Yvette gemeinsam mit ihrem beruflich erfolgreichen Ehemann und den Kindern nach Hamburg in eine alte Villa. Dort finden sie bald eine Putzfrau ...

Zum Inhalt:
Nach Jahren in der österreichischen Provinz zieht Yvette gemeinsam mit ihrem beruflich erfolgreichen Ehemann und den Kindern nach Hamburg in eine alte Villa. Dort finden sie bald eine Putzfrau und über diese den Barpianisten Tobias, der nicht nur den Kindern Klavierunterricht gibt, sondern auch den Babysitter spielt, wenn Not am Mann ist. Dass Tobias eine unheilvolle Fixierung auf Haus und Familie entwickelt, bleibt dabei lange verborgen....

Mein Eindruck:
... der Familie, jedoch nicht den Lesern.
Für mich ist die ganze Geschichte mit sämtlichen Figuren leider ZU erfunden. Natürlich handelt es sich bei solchen Stories um Fiktionen, aber irgendwie agieren die Charaktere hier so hanebüchen, abstrus und an den Haaren herbeigezogen, dass das Buch fast unter "Fantasy" einsortiert werden könnte. Das in dem Buch kolportierte Frauenbild spottet jeder Beschreibung und es ist fast unglaublich, dass eine Autorin diesen Text kreiert hat: Betrug der besten Freundin auf der einen Seite, auf der anderen Frauen, die zu dumm sind, die Zeichen zu sehen, dass sie von den Männern nur benutzt werden (und zwar egal in welcher Hinsicht). Die Männer hingegen erfolgreich in der Manipulation und im Geschäft. Das ist 50er Jahre Stil und kann weg.
Die "Thriller"-Elemente lassen einen entweder gähnen oder ungläubig das Haupt schütteln, das Ende ist vorhersehbar.

Mein Fazit:
Danke, aber danke nein

Veröffentlicht am 07.04.2020

Eklig und brutal

Blutgott
1

„Blutgott ist Teil einer Reihe“, kann aber auch ohne Vorkenntnisse der anderen Bücher gelesen werden.

Zum Inhalt:
Noch nicht strafmündige Kinder begehen grausame Verbrechen. Clara Vidalis und ihr Team ...

„Blutgott ist Teil einer Reihe“, kann aber auch ohne Vorkenntnisse der anderen Bücher gelesen werden.

Zum Inhalt:
Noch nicht strafmündige Kinder begehen grausame Verbrechen. Clara Vidalis und ihr Team stellen fest, dass diese von einem Mann gelenkt werden, der sich selbst "Blutgott" nennt und immer perversere Morde von seinen Anhängern fordert, - schließlich könnte ihnen ja nichts passieren. Die Polizei versucht, den Mann im Hintergrund mit seinen eigenen Waffen zu schlagen, doch funktioniert diese List?

Mein Eindruck:
Spiegel-Bestseller, - schon klar. Aber was hohe Verkaufszahlen hat, ist noch lange nicht gut. Dieser Thriller ist es auf gar keinen Fall. Weder sprachlich noch inhaltlich auf besonders hohem Niveau (wenn man einmal von den ausführlich geschilderten Brutalitäten absieht), gestaltet sich der Text sogar stellenweise richtig langweilig. Zeitweise überlegt man sich, ob die Schar von Ermittlern überhaupt ihr Handwerk versteht, so oft, wie sie sich gegenseitig erklären müssen, wovon sie reden (zum Beispiel muss Claras Chef fragen, was das Dark Web ist). Dann denkt Clara an ihre Tochter als "die kleine Victoria", so dass man sich fragt: Gibt es die auch in groß? Dafür heißt ihr Mann nur "MacDeath", - nein, was für ein amüsantes Wortspiel.
Seiten werden gefüllt, in denen Etzold seine Charaktere von echten Serienmördern erzählen lässt (so bekommt man eine Verlagsvorgabe auch voll) und auch hier strotzen die Gespräche von „war das nicht der, der“ und „da ging es doch um“. Die inhaltlichen Löcher einmal ganz außen vor, - einer der jugendlichen Täter ist zuerst verschreckt und wird durch den Blutgott erpresst, mutiert dann aber innerhalb von Tagen zu einem mordlustigen, unempathischen Wesen? Stellenweise bekommt man den Eindruck, der Thriller soll durch Presseschelte und Überlegungen zum Umgang mit Tätern (Täterschutz vor Opferschutz, Geiseldrama Gladbeck, andere Länder haben andere Strafmaße und Altersgrenzen) legitimiert werden, doch das wirkt nur wie ein Feigenblatt und nicht wie echte Kritik.
Richtig schaurig schlussendlich das Versagen der so intelligenten, großartigen und allwissenden Vertreter von Recht und Gesetz in der Einschätzung der beteiligten Personen, welches in einem vorhersehbaren Ende mündet.

Mein Fazit:
Verstümmelungen und Morde als Selbstzweck, ansonsten nur heiße Luft und dilettantisches Handeln

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