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Veröffentlicht am 24.02.2017

Späte Freundschaft

Weit weg ist anders
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Zum Inhalt:
Während einer Kur lernen sie die Berlinerin Edith und die Husumerin Christel kennen. Obwohl sie auf den ersten (und auch zweiten und dritten) Blick nicht viel gemeinsam haben, starten sie auf ...

Zum Inhalt:
Während einer Kur lernen sie die Berlinerin Edith und die Husumerin Christel kennen. Obwohl sie auf den ersten (und auch zweiten und dritten) Blick nicht viel gemeinsam haben, starten sie auf eine Reise, die ihnen seelisch und körperlich vieles abverlangen wird.

Mein Eindruck:
Wie die Tour der beiden älteren Damen hat der Roman Höhen und Tiefen, kurzweilige Abschnitte wechseln sich ab mit deutlichen Längen.
Gut gefallen die Dialoge und die Einsichten in die Gedanken der Personen. Hier sind insbesondere die Berliner Teile, die sich mit Edith oder auch ihrem Briefträger beschäftigen und die gern unterstellte „raue Schale – weicher Kern“ Attitüde bedienen, herausragend. Dagegen fällt Christel mit ihrem Umfeld in Husum überdeutlich ab. Sie wird so penetrant harmoniebedürftig, ängstlich und weltfremd dargestellt, dass ich mich genötigt sah, die Vita der Autorin zu begutachten. Und dort bekam ich prompt mein Vorurteil bestätigt: Eine Berlinerin!
Zugegebenermaßen eine Berlinerin, die zwar ihre Verbundenheit mit der Stadt und ihren Bewohnern auf einem goldenen Tablett vor sich herträgt, aber auch die Gabe besitzt, die Leserschaft zum Lachen und Weinen zu bringen.
Leider beschränkt sie sich dabei fast nur auf einen Schauplatz – Baden-Baden – obwohl das Titelbild und der Klappentext eine ausschweifende Tour suggerieren. Dort geht es hauptsächlich um Blamagen der beiden Damen und natürlich ist die größere Dumme wieder einmal Christel.
Die ganze Handlung wird irgendwann absurd (Beispiel: Das Verhalten von Christels Tochter), das Ende rettet jedoch das Buch.

Mein Fazit:
Nicht so kurzweilig wie erwartet, für ein Drama zu wenig Tiefgang.
Für die zu Herzen gehenden Passagen 3 Sterne

Veröffentlicht am 19.02.2017

Mister Marple

Gefährliche Ernte
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Zum Inhalt:
Hobbydetektiv Perez hat keine gute Zeit. Nicht nur, dass die Touristen auf seinen Nerven trampeln, nein, auch die Familie und das Geschäft bescheren ihm einige Sorgen: Seine Tochter will heiraten, ...

Zum Inhalt:
Hobbydetektiv Perez hat keine gute Zeit. Nicht nur, dass die Touristen auf seinen Nerven trampeln, nein, auch die Familie und das Geschäft bescheren ihm einige Sorgen: Seine Tochter will heiraten, sein Vater findet eine Leiche und seine halbseidenen Geschäfte mit Wein und anderen Delikatessen drohen aufzufliegen.
Um vor allem Letzteres zu vermeiden sieht er sich genötigt, seine Schnüffelnase in den Tramontane zu heben und der örtlichen Polizei bei den Ermittlungen unter die Arme zu greifen.


Mein Eindruck:
Mir fällt eine Bewertung des Buches schwer. Einerseits gefällt mir, wie Sola die südfranzösische Mentalität aufs Korn nimmt. Man spürt den Zusammenhalt der Dörfler, die Genervtheit über die Touristen, den Wind, die Hitze, das Familiengefühl.
Andererseits hasse ich den erhobenen Zeigefinger, der quasi als Wasserzeichen hinter vielen Buchseiten durchscheint. Der Autor suggeriert an (zu) vielen Stellen, dass ungesetzliches Verhalten bis hin zu Rauschgifthandel und Schleuserei zu vernachlässigen ist, wenn es nur von der „richtigen“ Seite gehandhabt wird. Und auch wenn ich mit den politischen Ansichten Solas sympathisiere, halte ich diesen Ansatz für selbstherrlich und anmaßend und er verdarb mir an manchen Stellen den Lesegenuss. Das ist insbesondere deshalb schade, weil vor allem die innerfamiliären Teile sehr viel Komik und Augenzwinkern enthielten. Davon hätte ich gerne mehr gelesen, anstatt immer wieder von der Keule politischer Korrektheit geschlagen zu werden.

Mein Fazit:
Mehr Farben als schwarz und weiß hätten dem Bild Südfrankreichs besser gestanden

3 Sterne

Veröffentlicht am 12.02.2017

Mörderjagd mit himmlischem Beistand

Fastenopfer
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Zum Inhalt:
Kurz nach der Aufkündigung des „Tilly-Benifiziums“ wird der kirchliche Verwalter desselben tot aufgefunden. Schnell stellt sich heraus, dass in Altötting nicht alles koscher ist. Glücklicherweise ...

Zum Inhalt:
Kurz nach der Aufkündigung des „Tilly-Benifiziums“ wird der kirchliche Verwalter desselben tot aufgefunden. Schnell stellt sich heraus, dass in Altötting nicht alles koscher ist. Glücklicherweise bringt Kommissar Max Kramer mit Unterstützung von der Novizin Maria Evita – seiner Jugendliebe – Licht in das Dunkel der kirchlichen Umtriebe und löst den zweiten von Anton Leiss-Huber erdachten Fall.

Mein Eindruck:
Die Schilderung einer glaubhaften Krimi-Geschichte ist dem Autor durchaus gelungen. Hier wird nicht auf Biegen und Brechen bestialisch gemordet, die Story ist im Bereich des Möglichen. Der Schreibstil Leiss-Hubers ist locker-flockig und passt wunderbar zum Genre Heimatkrimi. Einige Eigenarten der einheimischen Bevölkerung inklusive der Auswüchse, die ein Zusammenprall mit der Moderne annehmen kann, sind aufs Treffliche geschildert (Beispiel: Low Carb Diät in der Fastenzeit, von der Haushälterin des Pfarrers demselben verordnet).
Leider verzettelt sich der Autor mit zu vielen Personen und Geschichten am Rande. Die sind zwar oft vergnüglich und regen zum Schmunzeln an, bei nur 250 Seiten Story führt das aber dazu, dass die Charaktere wenig Tiefe besitzen und keine klaren Konturen vor dem bildlichen Auge der Leserschaft erscheinen. Möglicherweise steckt dahinter die Absicht, in weiteren Krimis näher auf die ausgelegten Spuren einzugehen, mir persönlich war es jedoch zu viel der Nebenkriegsschauplätze.
Die Aufklärung des Krimis ist prima gelungen, der persönliche Cliffhanger zum Schluss war für meinen Geschmack jedoch unpassend.

Mein Eindruck:
Guter Stil, gute Handlung, zu viele Personen und mögliche Motive, um diesen adäquat gerecht zu werden

3 Sterne

Veröffentlicht am 12.02.2017

Versponnen, aber mit erzählerischem Können

Der gläserne Himmel
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Zum Inhalt:
Als frischgebackener Grundschullehrer kehrt Christian in das Dorf in der Eifel zurück, in dem er einen Teil seiner Kindheit bei einer Tante verbrachte. Nach kurzer Zeit lernt er die Dorfschönheit ...

Zum Inhalt:
Als frischgebackener Grundschullehrer kehrt Christian in das Dorf in der Eifel zurück, in dem er einen Teil seiner Kindheit bei einer Tante verbrachte. Nach kurzer Zeit lernt er die Dorfschönheit Sina kennen, begehren und lieben. Sie heiraten, aber ihr Glück ist nur von kurzer Dauer.

Mein Eindruck:
Wie schon in früheren Romanen bringt die Autorin eine übersinnliche Komponente in ihre Erzählung. Das kann man mögen oder nicht, - falls nicht, sollte man unbedingt die Finger von diesem Buch lassen. Zu sehr beherrscht das Thema die ganze Geschichte. Außerdem stört, dass die Figuren (gelinde gesagt) seltsam agieren. Selbst die liebende Tante des Protagonisten lässt diesen im Unklaren über die Vergangenheit und die dauernden, mysteriösen Andeutungen sind nach einer Weile nicht mehr spannend, sondern nervtötend.
Trotz dieser Mängel fesselt die Geschichte. Das liegt im Großen und Ganzen an zwei Dingen: Erstens ist das Buch nur in sehr große Kapitel unterteilt. Durch das Fehlen von offensichtlichen Bruchstellen findet der Leser nur schwer einen Ausstieg und erliegt der Versuchung, diesen erst nach dem nächsten Absatz zu suchen.
Zweitens beherrscht Frau Hammesfahr ihr Handwerk. Ihr Schreibstil zieht den Leser in den Bann und sorgt dafür, dass man sich selbst einer völlig absurden und unglaubwürdigen Story nicht entziehen kann. Auch wenn ihre Charaktere wie aus der Zeit gefallen scheinen (ja, selbst in der Eifel ist man nicht im Feudalismus stecken geblieben), fühlt man mit ihnen und auch wenn man ihr Verhalten nicht nachvollziehen kann und die Story sich immer verrückter entwickelt, möchte man wissen, was und warum etwas passiert. Das ist eine große schriftstellerische Kunst!

Mein Fazit:
„Fantastisch“ in jeder Hinsicht, mir jedoch zu fantastisch im Plot

Veröffentlicht am 25.01.2017

Die Tücken der permanenten Überwachung

Alleine bist du nie
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Zoe, geschieden, zwei (fast) erwachsene Kinder, lebt mit ihrem Lebensgefährten in einem Londoner Vorort und fährt täglich mit der U-Bahn zur Arbeit. Als sie in einer Gratiszeitung ihr Porträt unter einer ...

Zoe, geschieden, zwei (fast) erwachsene Kinder, lebt mit ihrem Lebensgefährten in einem Londoner Vorort und fährt täglich mit der U-Bahn zur Arbeit. Als sie in einer Gratiszeitung ihr Porträt unter einer Kontaktanzeige zu erkennen glaubt, denkt ihr Umfeld an eine Verwechslung. Aber dann passieren ihr und anderen Benutzerinnen des öffentlichen Nahverkehrs mysteriöse Dinge, die Zoe zuerst in Angst und später in Schrecken versetzen.

Mein Eindruck:
Clare Mackintosh hat selber als Polizistin gearbeitet und bringt ihre Erfahrungen von Routineabläufen, der polizeilichen Rangordnung und vor allem der Befugnisse und Übertretungen der Beamten auf angenehm unaufgeregte Weise ein. In ihrem Buch konzentriert sie sich auf zwei Hauptpersonen – ein potenzielles Opfer und eine Polizistin – und stellt diesen eine nicht zu kleine, aber für die Leserschaft gut überschaubare Schar von Charakteren zur Seite. Privatleben und polizeiliche Zusammentreffen halten sich dabei die Waage.
Die Entwicklung der Geschichte gelingt der Autorin für mein Dafürhalten perfekt und für einen Psychothriller angemessen. Für mich steht dabei Angst und nicht Drama und Gemetzel im Vordergrund. Zuerst ist da nur ein unterschwelliges Gefühl von Unwohlsein und Ärger, welches nach einer Weile in Angst und schließlich in kopflose Panik mündet, immer wieder unterbrochen von Einblicken in die Polizeiarbeit. Dabei sind die Vergangenheit der Ermittlerin und Verbrechen, bei denen nicht klar ist, ob sie mit dem hier behandelten Stalking-Fall in Verbindung stehen oder nicht, Teilaspekte des Buchs. So liest sich „Alleine bist du nie“ als Pageturner, da – bei aller Liebe zu diesen Details – Zoes Schicksal am meisten interessiert und der Leser bald nicht mehr entscheiden kann, was Wahn und was Wirklichkeit ist.
Das Ende kommt überraschend, ist aber nachvollziehbar und lässt einen mit mildem Gruseln zurück.

Mein Fazit:
Das Grauen kommt auf leisen Sohlen aber dann unerbittlich mit der Wucht eines Tsunamis

5 Sterne


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