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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.01.2017

Wie weit darf Forschung gehen?

Die Auserwählten - Maze Runner 5: Phase Null - Die Auserwählten
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Zum Inhalt:
Durch eine Naturkatastrophe und den Ausbruch eines Virus ist die Menschheit fast ausgerottet. Die überlebenden Forscher haben das Institut „Angst“ gegründet, welches ein Gegenmittel für das ...

Zum Inhalt:
Durch eine Naturkatastrophe und den Ausbruch eines Virus ist die Menschheit fast ausgerottet. Die überlebenden Forscher haben das Institut „Angst“ gegründet, welches ein Gegenmittel für das Virus zu entwickeln versucht. Dazu startet eine Forschungsreihe in Phasen, die als Grundlage immune Kinder und Jugendliche betrachtet. Das Buch behandelt die Phase 0.

Mein Eindruck:
David Nathan ist der perfekte Sprecher für diese Art von Hörbuch. Seine Stimme bietet einen genauso guten Spiegel für die Kühle und Abgeklärtheit der Wissenschaftler wie für die Ängste der jugendlichen Probanden oder den Wahnsinn der erkrankten Personen. Aber auch er könnte nicht aus Mist Bonbons machen. Glücklicherweise bietet der Text von Dashner eine Steilvorlage für Nathans Kunst. Zwar hat das Buch kurz nach dem Anfang ein paar kleinere Anlaufschwierigkeiten, kommt dann aber umso besser in die Gänge. Der Autor vermittelt dann durch einen eingängigen Schreibstil sämtliche Facetten seiner Charaktere im Kampf gegen das Virus, wobei er das Augenmerk der Leser hauptsächlich auf den Probanden Thomas richtet. So sieht und weiß man nicht mehr als dieser, auch wenn man ihn an einigen Stellen wegen seiner Naivität schütteln möchte.
Phase 0 ist die vierte Veröffentlichung einer Reihe, zeitlich jedoch an zweiter Stelle einzuordnen. Dadurch wissen „erfahrene“ Leser mehr, kommen aber um den Aha-Effekt zum Ende. Das fehlende Wissen führt weiterhin dazu, dass man einige Erkenntnisse zu seltsamen Begebenheiten vermisst (beispielsweise: Warum müssen die Kinder neue Namen annehmen?). Dem Hörspaß in Gänze tut das zwar keinen großen Abbruch; dennoch finde ich diese Art der Veröffentlichung nicht gelungen, da der Wissensvorsprung anderer diesen die Überraschungen verdirbt.

Bei der Bewertung des Buchs als Teil einer Reihe bleibt als Fazit:
Gute Geschichte mit einigen Längen zu Beginn, das letzte Drittel mit rasantem Tempo und einem grandiosen Ende, alles gelesen von einem sehr gutem Sprecher

4 Sterne

Veröffentlicht am 15.01.2017

Kummerkastentante mit Problemen

DEAR AMY - Er wird mich töten, wenn Du mich nicht findest
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Die Lehrerin Margot Lewis ist unter dem Namen „Amy“ die Kummerkastentante der örtlichen Zeitung. Als ihre Schülerin Katie verschwindet und die Ermittlungen mehr oder weniger eingestellt werden, erhält ...

Die Lehrerin Margot Lewis ist unter dem Namen „Amy“ die Kummerkastentante der örtlichen Zeitung. Als ihre Schülerin Katie verschwindet und die Ermittlungen mehr oder weniger eingestellt werden, erhält ihr alter Ego einen Brief von einer gewissen Bethany, welches um Hilfe bittet. Aber dieses Mädchen gilt als tot – und das schon seit 15 Jahren.

Mein Eindruck:
„Ein Wirbelwind von einem Psychothriller“ – das sagt laut Klappentext die Daily Mail zu diesem Buch. Von den Zwischenteilen mit Katies Martyrium abgesehen handelt es sich jedoch eher um ein laues Lüftchen. Schön gelingt der Autorin die Darstellung von Gedanken- und Gefühlswelt dieses Opfers, man leidet und hofft mit ihr und das Kino im Kopf zeigt HD-Qualität. Leider befasst sich das Buch jedoch zum größten Teil mit Margaret/Amy und ihren Ent- und Verwicklungen und hier spielt sich das Geschehen eher in behäbigem Super 8 ab, welches zusätzlich noch in der Glaubwürdigkeits-Spule arg ruckelt. Einerseits zeigt der Charakter der Hauptperson Anzeichen einer bipolaren Störung, an anderer Stelle wirkt Margot trutschig und langweilig. Vielleicht wollte die Autorin eine vielschichtige Person erstellen, auf mich wirkt der ganze Charakter aber nicht echt, sondern aufgesetzt. Der Rest des Personals bleibt blass oder absolut eindimensional. Der Killer beispielsweise ist so gestört, dass man sich schon fragt, warum er trotz Augenzeugen und vieler Opfer so lange unbehelligt vor sich hin morden konnte. Dazu ein Ende, in dem ein Zufall den nächsten rechts überholt; das sollte wohl Dramatik erzeugen, mir persönlich überspannt es den Bogen jedoch zu sehr.

Mein Fazit:
An Klappentexte, die mit einem Lob der Daily Mail enden, glaube ich nicht mehr

Veröffentlicht am 09.01.2017

Kampf gegen die Organ-Mafia

Das Lazarus-Syndrom
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Zum Inhalt:
Ein tödlicher Autounfall seiner schwangeren Frau hat Joe komplett aus der Bahn geworfen. Er ersäuft seinen Kummer in teurem Alkohol und stößt Freunde, Arbeitskollegen und seine Lebenspartnerin ...

Zum Inhalt:
Ein tödlicher Autounfall seiner schwangeren Frau hat Joe komplett aus der Bahn geworfen. Er ersäuft seinen Kummer in teurem Alkohol und stößt Freunde, Arbeitskollegen und seine Lebenspartnerin vor den Kopf. Einzig die Arbeit als Transplanteur gibt seinem Leben noch Struktur und einen Hauch von Sinn. Aber dann erhält er einen Hilferuf von einem bald toten Studienkollegen, findet sich im Sumpf der Organmafia wieder und beginnt trotz aller widrigen Umstände zu kämpfen.

Mein Eindruck:
Das Thema „Missbrauch bei Organspenden“ ist zwar ein alter Hut – schon vor vierzig Jahren erzeugte die Miniserie „Fleisch“ ein ungutes Gefühl bei dem geschockten Fernsehpublikum.
Guido M. Breuer verpasst dem alten Wein jedoch einen Schlauch des 21. Jahrhunderts, der in der hübschen Nuance der zu erwartenden Möglichkeiten des 3D-Drucks schillert. So ergeben sich mehrere anzunehmende Motive und die Anzahl der Verdächtigen steigt, was die Leser zum munteren Mitraten animiert. Ein Nachteil dieses Konstrukts ist, dass es eben sehr erdacht wirkt, - einem Thriller sollte das aber ehrlicherweise nicht zum Nachteil gereichen.
Wesentlich schwieriger ist es, sich auf die Hauptperson einzulassen. Viel zu viel Alkohol mit allen seinen unangenehmen Nebenwirkungen (auf das Ausführlichste dargestellt), dazu ein sehr abweisendes, zynisches und arrogantes Verhalten machen es schwer, sich mit Joe the Butcher anzufreunden oder auch nur Verständnis für ihn aufzubringen, - trotz des schweren Schicksals.
Außerdem bleiben einige Fragen offen und ungeklärt, was zu Abzügen in der B-Note führt. Aber in Gänze handelt es sich beim „Lazarus-Syndrom“ um eine spannende Geschichte, für die das Geld auf gar keinen Fall hinausgeworfen ist.

Mein Fazit:
Eine sehr unbequeme Hauptfigur in einer interessanten und wichtigen Thematik

4 Sterne

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Recherche
  • Charaktere
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 08.01.2017

Gut gegen Böse

Das Erbe der Macht - Schattenchronik 1: Das Erwachen (Bände 1-3)
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Zum Inhalt:

Die "normalen" Menschen bemerken nichts von einer Welt voller Magie, da gute und böse Kämpfer einen Wall mit ihren magischen Kräften speisen. Doch die "Schattenfrau" möchte genau diesen Wall ...

Zum Inhalt:

Die "normalen" Menschen bemerken nichts von einer Welt voller Magie, da gute und böse Kämpfer einen Wall mit ihren magischen Kräften speisen. Doch die "Schattenfrau" möchte genau diesen Wall zum Einsturz bringen, um das fragile Gleichgewicht zu zerstören und Chaos zu verursachen.

Mein Eindruck:
Herr Suchanek besitzt viel Fantasie, welche er in eine Menge höchst unterschiedliche Buchprojekte steckt, - aber dass es sich um eine zu große Menge handelt, merkt man dieser Geschichte irgendwann einmal an.
Ist der Beginn noch großartig, spannend und wortgewaltig, flaut die Story im Laufe des Buches immer weiter ab, die Personen sind nicht mehr herausgearbeitet sondern Stereotypen und der Schreibstil wirkt von Seite zu Seite gelangweilter.
Beispiel Seite 224: "der Kampf gegen die Schattenfrau hatte Spuren hinterlassen"... zwei Zeilen weiter: "der anschließende Kampf auf Leben und Tod gegen die Schattenfrau hatte sie ausgelaugt".
Diese Art einen Text herunterzuschreiben ist für die eigentlich preiswerte Produktion des monatlich angestrebten E-Books angemessen, die hochwertige Verarbeitung eines Hardcovers mit absolut schöner Gestaltung zu einem stolzen Preis lässt allerdings auf einen ebenso angemessen Inhalt schließen, - und diese Erwartungshaltung wird enttäuscht.
Doch nicht nur der Stil lässt an eine Fließbandarbeit denken, die Figuren sind zum größten Teil auch nicht besonders originell: Fast alle Lichtkämpfer(von den unsterblichen Personen der Zeitgeschichte abgesehen) sind wahnsinnig cool, jung, gut aussehend, stehen füreinander ein und haben das Herz auf dem rechten Fleck. Die Gegenspielerin wirkt wie eine Spätpubertierende (ich werde euch alle vernichten, nein, meine Identität verschleiere ich, aber ihr werdet noch alle staunen...) und agiert nicht immer glaubwürdig. Zuerst rettet sie eine Hauptperson, dann will sie sie umbringen, - was soll das?
Das Ende bleibt teilweise offen; da die Reihe auf 12 Teile konzipiert ist (in diesem Buch sind drei davon zusammengefasst), geht das in Ordnung.

Mein Fazit:
Fantasy vom Reißbrett, - viele gute Ideen leider zu lieblos umgesetzt

Veröffentlicht am 03.01.2017

Es gibt Angebote, die man doch besser ablehnen sollte...

Im dunklen, dunklen Wald
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…. wie zum Beispiel diese unerwartete Einladung zu einem Fest.

Zum Inhalt:
Nora ist überrascht: Nach zehn Jahren Funkstille wird sie zum Junggesellinnenabschied ihrer Jugendfreundin Clare eingeladen. ...

…. wie zum Beispiel diese unerwartete Einladung zu einem Fest.

Zum Inhalt:
Nora ist überrascht: Nach zehn Jahren Funkstille wird sie zum Junggesellinnenabschied ihrer Jugendfreundin Clare eingeladen. Nach kurzem Zögern sagt sie zu und findet sich mitten im Wald in einem mondänen Ferienhaus wieder, - ohne Verbindung zur Außenwelt, dafür mit inneren Dämonen, welche den Weg an die Oberfläche suchen … und finden …

Mein Eindruck:
Ruth Ware ist mit diesem Buch ein fantastisch gutes Debüt gelungen. Zwar ist der Plot „Hauptperson mit Amnesie sucht Erinnerung nach Todesfall und ihrer Beteiligung dabei“ nicht neu, die Autorin zeigt in ihrer Interpretation des Themas ein großes Können in Charakteraufbau, Storyline und Setting.
Obwohl die Ich-Erzählerin mit einigem hinter dem Berg hält versteht Ware es, dass die Leser sich davon weder verschaukelt, noch hingehalten fühlen. Vielmehr verspüren sie das gleiche Entsetzen, wie es Leonora selbst nach den Ereignissen des Wochenendes erlebt.
Dazu hat die Autorin einen interessanten Schauplatz für den größten Teil ihrer Geschichte gewählt. Ein gläsernes Haus, einsam und von der Zivilisation abgeschnitten gelegen. Die unterschwellige Bedrohung spiegelt sich nicht nur im Cover des Buchs, sondern zerrt ganz offen an den Nerven von Protagonisten und Lesern.
Die Auflösung und die Hinführung zum Finale sind stimmig und von hoher sprachlicher Güte, ohne langatmig oder zu ausschweifend zu werden.

Mein Fazit:
Ein Thriller, wie man ihn sich wünscht: Geheimnisvoll, spannend und berührend