Platzhalter für Profilbild

meriberisuperlight

Lesejury Profi
offline

meriberisuperlight ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit meriberisuperlight über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.05.2017

hat mich total überrascht

Die Stadt der Träumenden Bücher
0

Nie hätte ich gedacht, dass der Erfinder des "Kleinen A..." so etwas phantastisches schreiben könnte. Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich gar nicht wusste, dass es sich um ein und denselben Autor ...

Nie hätte ich gedacht, dass der Erfinder des "Kleinen A..." so etwas phantastisches schreiben könnte. Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich gar nicht wusste, dass es sich um ein und denselben Autor handelt, sonst hätte ich bestimmt gleich die Finger davon gelassen. Aber dieses Buch... ! Anfangs war ich noch ein bisschen enttäuscht, dass der Held der Geschichte sich als fetter, hässlicher Lindwurm entpuppte, dann aber ließ mich das Buch nicht mehr los. Spätestens in der Ledernen Grotte war ich ein Fan. Ich las abends beim Abendbrot, als es schon Herbst war und die Abende schon dunkel. Mindestens eine Kerze brannte auf dem gedeckten Tisch. Seitdem heißen diese einsamen und doch so gemütlichen Leseabende bei mir "Holzzeit". Das ist die wunderbarste Wortschöpfung aus der Feder des Walter Moers seit dem Wolpertinger...

Veröffentlicht am 09.05.2017

stimmt einen nachdenklich

Das Sommerbuch
0

Ehrlich gesagt verstehe ich nicht ganz, wieso Ihr alle in den Sommerferien nichts Besseres zu tun habt, als Euch mit einem schweißtreibenden Blutrünster an den Strand zu knallen… Ja klar, mit einem guten ...

Ehrlich gesagt verstehe ich nicht ganz, wieso Ihr alle in den Sommerferien nichts Besseres zu tun habt, als Euch mit einem schweißtreibenden Blutrünster an den Strand zu knallen… Ja klar, mit einem guten Buch bei Meeresrauschen entspannen ist grandios… aber ent-spannen beim Krimi? Das entsagt doch irgendwie der Logik, oder?
Für alle, die mein Unverständnis in einem gewissen Grade teilen und auch auf der Suche nach dem ultimativen entspannenden Strandlesebuch sind: Hier ist es!

Sophia lebt mit ihrem Vater und ihrer Großmutter auf einer Insel. Ungesehen vom Vater, der eher geneigt ist, alles Interessante zu verbieten, erkunden Großmutter und Enkelin heimlich die Insel und tauschen sich dabei mal tiefschürfend, mal amüsant, oft auch beides gleichzeitig, über Gott und die Welt aus. Das Tabuthema Tod wird von dem kleinen Mädchen, das (fast) keine Tabus kennt, so unspektakulär natürlich gestreift, dass es völlig seinen Schrecken verliert. Die Antworten der Großmutter auf die manchmal überraschenden Fragen ihrer Enkelin sind oft liebevoll-schroff; durch ihre lange Lebenserfahrung hat sie gelernt, mit den Launen des kleinen Mädchens barmherzig und gelassen umzugehen. Manchmal schiebt die liebevolle Großmutter aber auch ein wenig Lebensfrust und hat dann einfach gar keine Lust, pädagogisch zu antworten. Und so prallen nicht selten diese beiden Menschen mit ihren unterschiedlichen Bedürfnissen streitend aufeinander. Ein sehr ehrliches und ein wenig aus der Sicht der Großmutter geschriebenes Buch, aber auch ein Buch, das immer wieder schmunzeln lässt und das man zwar nach einem Kapitel auch mal aus der Hand legen kann, ohne vor Spannung zu bersten, aber auch jederzeit gerne wieder aufnimmt, um weiterzulesen. Die Kapitel sind kleine in sich abgeschlossene Episoden, wie man es aus Kinderbüchern kennt, die noch ohne hochdramatischen Plot auskommen - aber jedes Kapitel hat für sich so eine raffinierte Geschlossenheit, dass es nie langweilig wird. Insgesamt handelt es sich aber auch nicht um eine lose Aneinanderreihung von Kapiteln; Tove Jansson versteht es durchaus, am Ende einen anfangs begonnenen Kreis zu schließen.

Ein Buch, das nachdenklich und gleichzeitig glücklich macht. Solche Bücher suche ich und bin in diesem Fall fündig geworden.

Veröffentlicht am 09.05.2017

einfach nur toll geschrieben

Die Herrin von Wildfell Hall
0

Augenblicklich bin ich viel zu ehrfürchtig, um eine angemessene Rezension dieses Buches zu schreiben. Anne Bronte ist genial! "Die Herrin von Wildfell Hall" deckt dermaßen ungeschminkt die krasse Ungleichbehandlung ...

Augenblicklich bin ich viel zu ehrfürchtig, um eine angemessene Rezension dieses Buches zu schreiben. Anne Bronte ist genial! "Die Herrin von Wildfell Hall" deckt dermaßen ungeschminkt die krasse Ungleichbehandlung der Geschlechter im 19. Jahrhundert auf, dass der damaligen Veröffentlichung ein Aufschrei der Empörung von Seiten der etablierten Kritik folgte.

Während Anne Bronte in ihrem ersten Roman "Agnes Grey" die Verhältnisse der gehobenen Gesellschaftsschicht noch aus Sicht der untergebenen Hauslehrerin schildert, versetzt sie den Leser in ihrem zweiten Roman in die Gefühlswelt der "Herrin". Den Kunstgriff, den Roman ausschließlich aus Briefen und Tagebuchaufzeichnungen der beiden Protagonisten zusammenzusetzten, beherrscht sie gekonnt.

Es gelingt mir nicht wirklich, mehr Stichhaltiges über den Inhalt zu schreiben, ohne zu viel zu verraten (genausowenig wie es mir gelingt, die Pünktchen auf dem "e" von "Bronte" zu erzeugen); daher lasse ich es. Der unvoreingenommene Leser lässt sich am besten selber vom Verlauf überraschen, so wie es mir auch ergangen ist.

Selbstverständlich handelt es sich um Literatur des 19. Jahrhunderts, für die man eine gewisse Offenheit mitbringen muss, da das Zeitgefühl von Lesern und Autoren damals noch nicht von Filmschnitten und Flashbacks geprägt war, sondern von Kutschenfahrten und Spaziergängen. Und noch eine weitere Warnung sei ausgesprochen: während einige Zeitgenossen einst den Roman als unverblümt und unmoralisch empfanden, wird der heutige Leser einiges möglicherweise moralisierend finden oder gewisse Empfindlichkeiten oder Umständlichkeiten des Denkens vielleicht aus heutiger Sicht nicht genügend nachvollziehen können. Wer sich hier aber ein Minimum an Toleranz zutraut, dem empfehle ich wärmstens, sich an diese spannende, revolutionäre und immer wieder überraschende Lektüre zu wagen.

Es sei noch angemerkt, dass sich in der leider vergriffenen Manesse-Ausgabe ein sehr lesenswertes Nachwort von David Wells befindet.

Veröffentlicht am 09.05.2017

gut recherchiert

Das Licht der Welt
0

"Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben." (Matthäusevangelium, zitiert nach der NeuenLutherBibel)

Eine solche Stadt scheint Varennes-Saint-Jaques ...

"Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben." (Matthäusevangelium, zitiert nach der NeuenLutherBibel)

Eine solche Stadt scheint Varennes-Saint-Jaques zu sein. Sie strebt nach Wohlstand und Bildung. Dies bleibt tatsächlich anderen mächtigen Institutionen und Emporkömmlingen nicht verborgen, und es liegt auf der Hand, dass man versucht, der Stadt Steine in den Weg zu legen.
Wichtiger Repräsentant des "Lichtes" ist der junge Bürgermeistersohn Rémy Fleury, der nicht nur mit seiner ersten weltlichen Buchmalerwerkstatt die kirchliche Obrigkeit aufschreckt, sondern auch an der Vision arbeitet, eine Schulbildung für Bürgersöhne zu ermöglichen.

Das Buch ist die Fortsetzung des Romans "Das Salz der Erde", das ich nicht gelesen habe. Dennoch kam ich hervorragend in die Geschichte herein, weil alles gut erklärt ist (ohne jemals zu weitschweifig zu werden). Als völlig unerfahrener Leser historischer Romane ging ich mit gewissen Vorurteilen an die Lektüre heran - so dachte ich zum Beispiel, dass mit der kirchlichen Obrigkeit auch gleich das ganze Christentum sehr schlecht wegkommen würde. Dies hat sich aber überhaupt nicht bestätigt.

Die Dialoge wirken echt, schlicht und treffend und haben ein gutes Timing. Die Einteilung in Kapitel nach Zeitabschnitten und untergeordnet nach Städtenamen ergibt für den Leser eine angenehme Strukturierung; bei so einem umfangreichen Werk hat das eine gute Wirkung auf die Lesemotivation.

Daniel Wolf ist ein spannendes, hervorragend recherchiertes und lehrreiches Epos gelungen. Nebenbei begreift man am Beispiel der Stadt Varennes sehr plastisch politische und wirtschaftliche Mechanismen (ohne dass das auch nur einen Augenblick langweilig wird), erkennt frappierende Parallelen zur Jetzt-Zeit - so zum Beispiel damals "Fürkauf" genannte skrupellose Spekulationsgeschäfte, die Hungersnöte auslösen konnten.
Selten fand ich Geschichte so spannend. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 09.05.2017

sehr informativ

Auf einen Kaffee mit ... Mozart
0

Ein Musikliebhaber aus England trifft in einem Wiener Kaffeehaus zufällig auf den berühmten Komponisten und lädt ihn auf einen Kaffee und zum einem Gespräch über seine Musik ein.

In diesem fiktiven Gespräch ...

Ein Musikliebhaber aus England trifft in einem Wiener Kaffeehaus zufällig auf den berühmten Komponisten und lädt ihn auf einen Kaffee und zum einem Gespräch über seine Musik ein.

In diesem fiktiven Gespräch fasst der Mozart-Experte Julian Rushton unterhaltsam Ergebnisse der aktuellen Mozart-Forschung zusammen. So etwas kann durchaus schief gehen; es ist eigentlich kaum vermeidbar, dass solche Dialoge etwas gestelzt wirken - es gelingt dem Autor hier aber tatsächlich, genau dies zu vermeiden. Abgesehen davon, dass er gut informiert ist - sein Mozart redet unspektakulär normal und natürlich. Nebenbei räumt Julian Rushton mit einer Reihe von Mozart-Klischees auf (zum Beispiel der angeblichen Erzfeindschaft Salieris) und vermittelt eine Menge Wissenswertes über Mozarts Kompositionsweise. Man beginnt, diesem Menschen Mozart gerne zuzuhören, mit seinen Ecken und Kanten, seinem Humor, seiner Ernsthaftigkeit, und man kann sich vorstellen, dass das Gespräch so oder ähnlich wirklich stattgefunden haben könnte.
Durch alle Gespräche hindurch schimmert Mozarts ständige prekäre wirtschaftliche Situation und sein kritischer Gesundheitszustand - der Autor datiert das Gespräch auf einen seiner letzten Lebenstage.

Rushton hat das Gespräch in verschiedene Themen gegliedert (Mozart der Mensch - Mozart und seine Zeitgenossen - Ein ganz normaler Ehemann - Der Komponist bei der Arbeit etc.), denen er jeweils ein paar Sätze mit ergänzenden historischen Fakten voranstellt, was hilfreich ist und im Prinzip den Lesefluss nicht stört. Allerdings - es bleibt nicht bei diesen Mini-Vorwörtern. Viele Köche verderben den Brei - und viele Vorwörter die Leselust - deswegen hätte ich es sinnvoll gefunden, die drei anfänglichen und immerhin 27 Seiten füllenden Vorworte lieber als Nachworte anzufügen. Ich habe sie erst einmal übersprungen, als ich mit der Lektüre begann. Dies kann ich auch jedem anderen Leser nur empfehlen. Vor allem die spirituell-mystische Sichtweise des Sir John Tavener auf den Komponisten ist zwar ein interessantes persönliches Statement eines großen Künstlers, kann aber den Leser auch ganz gut verschrecken, so dass er gar nicht erst zum eigentlichen Inhalt vordringt, sondern das Buch irritiert zur Seite legt.
Diesem ersten Vorwort folgt eine Einführung des Autors, sowie eine Kurzbiographie des Komponisten. Beide sind lesenswert, aber besser hinterher.

Ein sehr kurzweiliges und interessantes Buch. Auch das kleine Format ist praktisch, für die Westen- oder Handtasche, für unterwegs oder zwischendurch bei Starbucks - auf einen kleinen Kaffee mit Mozart eben.