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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.04.2017

für parisliebaber ideal

Die von Montparnasse
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Angesiedelt im Paris (und dort getreu dem Titel) im Künstlerviertel Montparnasse der 1920er Jahre vermittelt der Roman einen guten Überblick über die dort ansässigen Künstler und ihre doch zum Teil verschrobenen ...

Angesiedelt im Paris (und dort getreu dem Titel) im Künstlerviertel Montparnasse der 1920er Jahre vermittelt der Roman einen guten Überblick über die dort ansässigen Künstler und ihre doch zum Teil verschrobenen Eigenarten.

Autor Michel Georges-Michel gelingt es durch seine Zugehörigkeit zu der Szene einen authentischen Blick hinter die Kulissen zu geben, auch wenn die Figuren erfunden sind und nur in den beschriebenen Charakterzügen und Ereignissen auf Realität beruhen.

Gefallen hat mir besonders die Reise von Modrulleau (dem Bildhauer Modigliani nachempfunden) und Haricot-Rouge nach Rom, wo sie in einem rasanten Lauf durch die Sixtinische Kapelle und andere Sehenswürdigkeiten jagen, um sich schließlich in einem Park oberhalb Roms zu lieben. Achtung: bei dem Teil des Buches kann es zu einem irrwitzigen Kopfkino kommen - es sage hinterher keiner, ich hätte keine Warnung ausgesprochen g

Während Haricout-Rouge mir eigentlich während des ganzen Buches symphatisch ist, habe ich Modrulleau zwischendurch gehasst - so geht man einfach nicht mit Frauen um. Am Ende versöhnen wir uns aber wieder und man ist traurig, dass Modrulleau und Haricot-Rouge so tragisch enden (nein, man kann es nicht mit dem Ende von Romeo und Julia vergleichen g).

Insgesamt ein interessanter, offener Blick hinter die Kulissen eines Viertels einer meiner Lieblingsstädte (auch wenn ich bisher leider nicht die Gelegenheit hatte, selbige zu besuchen).

Klare Empfehlung für alle Kunst- und Paris-Liebhaber!!!

Veröffentlicht am 04.04.2017

regt zum nachdenken an

Die Liebe in Zeiten der Cholera
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Aufmerksam auf Gabriel Garcia Márquez wurde ich durch das Buch "Leben um davon zu erzählen". Zwei Tage später fand ich zufällig "Die Liebe in den Zeiten der Cholera" auf unserem Büchertisch. Verhaftet, ...

Aufmerksam auf Gabriel Garcia Márquez wurde ich durch das Buch "Leben um davon zu erzählen". Zwei Tage später fand ich zufällig "Die Liebe in den Zeiten der Cholera" auf unserem Büchertisch. Verhaftet, nach Hause gebracht und ins Regal gestellt.

Jetzt hab ich´s gelesen und bin sprachlos. Sprachlos vor allem deshalb, weil mich eine Liebesgeschichte selten so mitgerissen hat wie diese. Erzählt wird die Geschichte von Fermina Daza und Florentino Ariza, die quasi ein Leben lang um ihre Liebe kämpfen. Dabei ist es aus der Sicht von Fermina Daza gar nicht so offensichtlich, dass sie lieber Florentino Ariza als Dr. Juvenal Urbino heiraten würde. Durch tragi-komische Umstände platzt die Hochzeit zwischen Fermina und Florentino. Während Fermina versucht zu vergessen (sie wird von ihrem Vater auf eine Reise geschickt, während derer sie mit einer ihrer Cousinen viel unternimmt), kann es der tragische Held Florentino nicht verwinden und hält sich trotz vieler Liebschaften über die Jahre immer einen Platz in seinem Herzen für Fermina frei. Er ist sich nämlich sicher und tut auch alles dafür, dass er eines Tages doch noch mit Fermina zusammenkommt - und wenn es das ganze Leben dauert.

Und so wird man als Leser Zeuge, wie das Leben zweier füreinander bestimmten Personen sich in unterschiedliche Richtungen, letztendlich auf Umwegen aber wieder aufeinander zu entwickelt. Fulminanter Höhepunkt der Geschichte ist dann eine gemeinsame Schifffahrt von Fermina Daza und Florentino Ariza, auf der sie dann endlich das machen, wovon beide instinktiv bewußt (Florentino) und unbewußt (Fermina) ihr Leben lang geträumt haben: nämlich sich zu lieben.

Gewürzt mit viel Humor, Einschüben über die politischen Zustände in Kolumbien und zweier unglaublich sympathischen Hauptfiguren (in "Leben um davon zu erzählen" heißt es, dass Marquez seinen Eltern in dem Roman ein Denkmal gesetzt hat), gelingt es dem Autor eine fesselnde Liebesgeschichte zu erzählen.

Was nehme ich aus diesem Buch mit? Die Vehemenz, die Beharrlichkeit und das Durchhaltevermögen von Florentino hat mich dermaßen beeindruckt, dass ich mir bei dem Gedanken an die Geschichte immer bewußt machen werde, dass sich letztendlich doch alles zum Guten entwickelt, wenn man nur fest daran glaubt und die Hoffnung nicht aufgibt. Darum werde ich diesem Buch von nun an einen ständigen Platz sowohl in meinem Bücherregal als auch in meinem Herzen (sorry für die pathetischen Worte - ich kann nicht anders!) einräumen und (wenn es mal gerade nicht so läuft - egal in welcher Lebenssituation man sich gerade befindet) mich an Florentino und Fermina erinnern in der Hoffnung und vielleicht auch in der Gewissheit, dass das Gute letztendlich doch der Sieger im Leben ist.

Veröffentlicht am 04.04.2017

tolles buch

In den Straßen von Nizza
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Inhalt: Nicolas arbeitet für die Superreichen an der Cote d´Azur als "Mädchen für alles" und erfüllt jeden nur erdenklichen Wunsch. Nach der Abreise seines neuesten, russischen Kunden Konstantin und Konstantin´s ...

Inhalt: Nicolas arbeitet für die Superreichen an der Cote d´Azur als "Mädchen für alles" und erfüllt jeden nur erdenklichen Wunsch. Nach der Abreise seines neuesten, russischen Kunden Konstantin und Konstantin´s Spielball Fedor, den Nicholas in die Jet-Set-Szene in Südfrankreich einführen soll, wird er jedoch unversehens in einen Bilderdiebstahl verwickelt, mit dem er (natürlich) nichts zu tun hat. Und so muss er an der Seite der (mehr als) symphatischen Versicherungsdetektivin Nathalie so schnell wie möglich herausfinden, was es mit dem Bilderdiebstahl auf sich hat und wer/was dahintersteckt.

Mehr möchte ich an dieser Stelle gar nicht verraten - die Spannung soll ja erhalten werden, oder? Schließlich soll eine Rezension dazu führen, dass das Buch gelesen wird g

Ich kann an dieser Stelle nur eine ganz klare Kaufempfehlung abgeben. Ich habe noch nie einen unblutigen (ein meiner Meinung nach ganz großer Pluspunkt!!!), trotzdem von der ersten bis zur letzten Seite spannenden Krimi gelesen. Die Hauptfiguren Nicholas und Nathalie sind mir mehr als symphatisch, die grandios-beschriebene Landschaft der Cote d´Azur setzt ein regelrechtes Kopfkino in Gang, dass man förmlich die Straßen mit dem Motorrad oder dem Auto abfährt und alles genau vor sich sieht. Das alles garniert mit kleinen, interessanten Details am Rande über französische Gesetze, die Technik einer Sicherungsanlage und den überragenden Beschreibungen der kulinarischen Besonderheiten bzw. Lieblingsessen von Nicholas lassen einem gar keine andere Wahl als dieses Buch beim nächsten Einkauf zu verhaften und entweder selber zu lesen oder als Geschenk unter den Weihnachtsbaum zu legen.

Ein weiterer Kaufanreiz für passionierte Hobbyköche: am Ende des Buches gibt es einige Gerichte, die im Buch beschrieben werden als Rezept.

Fazit: tolles Buch, toller Autor - ich hoffe, es gibt weitere Fälle mit Nicholas und Nathalie!!! Danke Robert de Paca für dieses grandiose Buch!!!

Veröffentlicht am 04.04.2017

bitterböse satire

Die Soßenhobel-Mafia
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Wer kennt das nicht? Man fängt ein Buch an, lacht das erste Mal, das zweite Mal – und findet sich auf einmal in einem Sog, der es einem unmöglich macht, das Buch aus der Hand zu legen.

So geschehen ist ...

Wer kennt das nicht? Man fängt ein Buch an, lacht das erste Mal, das zweite Mal – und findet sich auf einmal in einem Sog, der es einem unmöglich macht, das Buch aus der Hand zu legen.

So geschehen ist es in den letzten Tagen mit dem hier zu rezensierenden Buch.

Der Flug von Milvus über zwei unterschiedliche Wohngebiete bringt uns den Hauptdarstellern dieser Geschichte näher (das wird allerdings erst deutlich, wenn man ein paar Seiten gelesen hat).

Dann geht es rasant weiter mit irrwitzigen Situationen, die - immer spitzfindig und tief sarkastisch – uns den alltäglichen Alltag von Heinz-Harald Döllinger (Vorstandsvorsitzender der JedBam-AG mit nervösem Darm g) und den teils alltäglich, aber auch teils definitiv nicht alltäglichen Alltag (wer plant schon immer eine Entführung und macht sich Gedanken darüber, was der zu Entführende wohl essen mag und ob er es wohl auch bequem genug haben wird? g) von Peter und Sabine Pipke (bei dem Namen musste ich spontan an die „Piefke“-Saga denken) mit ihren Kindern Tabea und Fabian, dem Kult-Opa Herrmann und dem kapitalistischstem Hund der Weltgeschichte Ilona (die nur gegen Bezahlung von Bares auf Familie Pipke hört).

Mit diesem kurzweiligen Roman über einen geprellten Anleger (der zum Ende hin im Begriff ist den gleichen Fehler noch einmal zu machen g), der sich an seinem Chef rächen will und dann aber gnadenlos scheitert und (fast) alles so bleibt wie es war, ist dem Autoren-Duo Ute Haese und Torsten Prawitt einen grandiose Satire gelungen, die förmlich nach einer filmischen Umsetzung schreit g Schon lange her, dass ich wirklich so oft so herzhaft gelacht habe bei einem Buch! Ein Dank an Ute und Torsten!

So, jetzt geh ich mir ´nen Soßenhobel kaufen…g

Veröffentlicht am 31.03.2017

empfehlenswert

Der Hase mit den Bernsteinaugen
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264 Netsuke. Japanische Miniatur- Schnitzereien aus Holz und Elfenbein, hergestellt, um zu lernen, was In- sich- kehren bedeutet, liegen in einer alten Vitrine des britischen Keramiktöpfers Edmund de Waal, ...

264 Netsuke. Japanische Miniatur- Schnitzereien aus Holz und Elfenbein, hergestellt, um zu lernen, was In- sich- kehren bedeutet, liegen in einer alten Vitrine des britischen Keramiktöpfers Edmund de Waal, Nachkomme der jüdischen Bankiersfamilie Ephrussi (neu angenomme Schreibweise), nachdem sie aus Odessa weggingen. Wie diese kleinen Kostbarkeiten in die Vitrine de Waals kamen, erzählt die berührende und aufwühlende Familiengeschichte.

Edmund de Waal zeigt, mithilfe seiner 264 Netsuke, das große Familienpanorama seiner Familie.
Die Rückreise zu den Ahnen beginnt bei Charles Ephrussi, der am 24. Dezember 1849 in Odessa geboren wurde, und am 30. September 1905 in Paris starb.
Charles Ephrussi war für Marcel Proust im Roman „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ das Vorbild für den Protagonisten des Swann.
Als weiterer Autor wird Rainer Maria Rilke genannt, zu dem Elisabeth Ephrussi eine enge Brieffreundschaft verband.
Die Familie Ephrussi erwarb ihr riesiges Vermögen durch Getreideexporte und als international fungierendes Finanzunternehmen. Die Ephrussis wurden in einem Atemzug aufgrund ihres Reichtums mit der Familie Rothschild genannt. In Wien erbauten sie an der Ringstraße ein Palais, welches an Protz und Reichtum kaum zu überbieten war.
Die Familienmitglieder Ephrussi lebten in der ganzen Welt verteilt. Dadurch hatten sie auch hervorragende Familien- und Geschäftsbeziehungen weltweit.
Bis auf die Zeit des 1. Weltkrieges ging alles bis die 1930er, seinen normalen und geschäftigen Gang. Der größte Part der Familienchronik spielt in Wien.
Nachdem das kaiserlich- königliche Österreich fiel, gelang es den meisten Familienmitgliedern in nicht besetzte Länder zu flüchten.
Zum Schluß stellt sich Edmund de Waal die Frage: Darf man so in den Leben der Familie herumstöbern? Wären sie damit einverstanden gewesen? Hätten sie ihrer Lebensgeschichten zugestimmt?

Die Netsuke kamen über Japan nach Paris, wo sie einige Zeit verbrachten. Charles Ephrussi verschenkte sie als Hochzeitsgeschenk innerhalb der Familie in den Palais nach Wien, wo sie die längste Zeit in einer wunderschönen Vitrine als Spielzeug für die Kinder des Hauses fungierten. Als die Gestapo das Palais für sich in Anspruch rettete die Haushälterin Anna die Netsuke vor ihnen. Täglich sie einige von ihnen in ihrer Schürze, und versteckte sie in ihrer Matratze. Nach dem 2. Weltkrieg gelangten die Netsuke in einen kleinen Koffer nach Großbritannien. Von dort wieder zurück nach Japan, ihrem Heimatland. Zuletzt beschenkte ein Onkel Edmund de Waal mit den Netsuken. So kamen sie nach Großbritannien zurück, und werden weiterhin aufgrund ihrer Grazilität und besonderer Schönheit in einer Vitrine ausgelegt, bestaunt.

Mich hat das Buch mitleiden, und in eine Welt ziehen lassen, die sich kaum vorstellen lässt. Ein wenig schwierig fand ich jedoch die Beschreibungen der kunsthistorischen Darstellungen als auch die architektonischen Besonderheiten nachzuvollziehen.
Dennoch:
Ich kann es nur empfehlen.