Kriminalfall mit völlig unerwarteten Ermittlercharakteren
»Wenn Ende gut, dann alles«Weil er und seine Freundin gerade eine Pause einlegen, haust Tommi im Wohnmobil seines Vaters, immer auf der Suche nach dem perfekten Stellplatz. Sein Ziel ist es, bald einen bahnbrechenden Thriller zu ...
Weil er und seine Freundin gerade eine Pause einlegen, haust Tommi im Wohnmobil seines Vaters, immer auf der Suche nach dem perfekten Stellplatz. Sein Ziel ist es, bald einen bahnbrechenden Thriller zu veröffentlichen. Seine - wie sie unbedingt genannt werden will - Putzfrau sorgt dafür, dass er das in einem einigermaßen sauberen Umfeld tun kann. Auch sonst geizt die belesene Svetlana nicht mit klugen Lebensweisheiten und liest auch in ihrem Arbeitgeber wie in einem Buch. Durch Zufall läuft den beiden ein Kind über den Weg, das einsam und verlassen in den Wald hineinspazieren will. Natürlich wollen die beiden helfen und schon sind sie mittendrin in Ermittlungen. Wer ist das Kind und warum war es allein unterwegs? Wo sind die Eltern? Der verzwickte Fall gestaltet sich immer verworrener und gefährlicher. Wie soll man da einen Bestseller schreiben?
Volker Klüpfel ist mir natürlich von den Kluftinger-Krimis her ein Begriff, auch wenn ich diese Reihe nicht nahtlos verfolgt habe. "Wenn Ende gut, dann alles" hat mich schon wegen des Titels angesprochen, der wie vermutet von Svetlana stammt, die durch das ganze Buch solche Lebensweisheiten von sich gibt. Und das wäre auch schon der zweite Grund, warum ich das Buch lesen wollte: Die Charaktere. Tommi und Svetlana scheinen so gar nichts gemeinsam zu haben. Er ein "Schriftsteller", der noch an seinem ersten Buch schreibt (wenn er dazu kommt) und auf den großen Durchbruch hofft, sie die routinierte Putzfrau mit herrlichem Akzent und einer Vorliebe für russische Schriftsteller und die geborene Detektivin. Einfach herrlich! Manchmal meint man, Svetlana könne Gedanken lesen, so gut durchschaut sie Tommi und seine Welt, die er nicht müde wird, sich schönzureden. Hier wird durchaus mit Klischees gespielt, aber nicht platt, sondern wirklich auf kluge, humorvolle Weise. Auch die Nebencharaktere, von Tommis Vater bis hin zur Polizistin sind speziell, machen die Geschichte aber zu etwas Besonderem.
Der Fall selbst gefiel mir gut. Man konnte leicht mitfühlen, schon allein, weil es um ein Kind geht, aber auch weil man Einblicke in so manche Abgründe der Gesellschaft gibt und weil man merkt, dass der Autor selbst auch viel Empathie und Mitgefühl besitzt. Auch wenn die komischen Situationen überwiegen, mochte ich die Kritik die an manchen Stellen mitschwingt. Vor allem von Svetlana bin ich ein Riesenfan und fragte mich öfter, was aus ihrem Leben sie vielleicht verbergen könnte. Gerade weil ich dachte, dass Tommi den Ton angibt, fand ich es erfrischend, dass sie als Frau den Durchblick hat. Es fühlte sich gelegentlich wie betreutes Ermitteln und Schriftstellern an, wobei Tommi aber auch eine Entwicklung durchläuft, dabei so manches Fettnäpfchen mitnimmt, nur um gewisse persönliche Mängel zu überspielen. Das hat Charme und brachte mich zum Lachen. Mir hat die Mischung sehr gefallen. 5 Sterne.