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Veröffentlicht am 18.06.2022

Rückkehr nach Kirchdorf

Die Dorfschullehrerin
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Die deutsch-deutsche Grenze im Jahr 1964: Als Lehrerin Helene Werner das Angebot erhält, an die Schule in Kirchdorf in Hessen zurückzukehren, geht sie nur zögerlich darauf ein. Es ist eine Karrierechance. ...

Die deutsch-deutsche Grenze im Jahr 1964: Als Lehrerin Helene Werner das Angebot erhält, an die Schule in Kirchdorf in Hessen zurückzukehren, geht sie nur zögerlich darauf ein. Es ist eine Karrierechance. Sie befürchtet aber, dass ihre Gefühle für den Landarzt Tobias Krüger ihr Leben erneut durcheinanderbringen könnten. Das ist allerdings nicht ihr einziges Problem…

„Die Dorfschullehrerin - Was das Schicksal will“ ist der zweite Band einer Reihe von Eva Völler.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus vier Teilen, die wiederum insgesamt 23 Kapitel umfassen. Er endet mit einem Epilog. Die Handlung spielt wenige Jahre nach dem ersten Band. Der Aufbau ist unkompliziert und gut nachvollziehbar.

Erzählt wird aus wechselnden Perspektiven, vornehmlich aus der von Helene und Tobias. Der Schreibstil ist gewohnt anschaulich, bildhaft und einfühlsam. Sprachlich authentisch wirken die Dialekteinschübe des Rhöner Platts.

Obwohl die Geschichte an den ersten Band der „Dorfschullehrerin“-Dilogie anschließt, lässt sich der Roman - dank mehrerer Zusammenfassungen - auch ohne Vorwissen verstehen. Ich empfehle jedoch, zuerst den Auftaktband zu lesen.

Viele der handelnden Personen sind aus dem ersten Teil der Reihe bereits bekannt. Ich habe mich gefreut, die überwiegend sympathischen Charaktere auf ihrem weiteren Weg zu verfolgen. Die Figuren verfügen über ausreichend psychologische Tiefe.

Auf den fast 400 Seiten hat mich der Roman noch mehr überzeugt als der erste Band. Die Ereignisse wirken größtenteils lebensnah, die Handlung nicht zu übertrieben.

Gleichzeitig wird der Leserschaft ein ansprechender Themenmix geboten. Wieder einmal gelingt es der Autorin, deutsch-deutsche Geschichte auf unterhaltsame Weise zu vermitteln. Die fundierte Recherche ist dem Roman an mehreren Stellen anzumerken.

Das Nachwort fällt diesmal, wegen des Kriegsausbruchs in der Ukraine, leider etwas spärlich aus. Es bietet wenig Erhellendes und ist daher eine kleine Enttäuschung.

Das hübsche, nostalgisch anmutende Cover passt sowohl zum Genre als auch zum ersten Band. Der Titel erschließt sich nach der Lektüre sofort.

Mein Fazit:
Mit „Die Dorfschullehrerin - Was das Schicksal will“ hat Eva Völler eine gelungene Fortsetzung geschrieben. Ich bin schon jetzt gespannt, mit was uns die Autorin künftig noch überrascht.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Thema
Veröffentlicht am 13.06.2022

Über Andrew Haswell Green

Der große Fehler
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Es ist Freitag, der 13. November 1903, und für Andrew Haswell Green ist es wahrlich ein Unglückstag. Auf offener Straße, auch noch vor seiner eigenen Haustür, wird der 83-Jährige erschossen. Was steckt ...

Es ist Freitag, der 13. November 1903, und für Andrew Haswell Green ist es wahrlich ein Unglückstag. Auf offener Straße, auch noch vor seiner eigenen Haustür, wird der 83-Jährige erschossen. Was steckt hinter diesem Mord? Und wie hat es der Sohn eines mittellosen Bauern geschafft, zu einer ruhmreichen Persönlichkeit zu werden?

„Der große Fehler“ ist ein Roman von Jonathan Lee.

Meine Meinung:
Der Roman ist unterteilt in 33 kurze Kapitel. Sie sind benannt nach den Toren des Central Parks, eine schöne Idee.

Der Schreibstil wirkt ein wenig altertümlich mit der antiquierten Ausdrucksweise. Für mich passt diese Sprache jedoch gut zur Geschichte. Sie verleiht dem Buch Charme.

Der Protagonist ist ein interessanter Charakter, der ein erlebnis- und erfolgreiches Leben aufweisen kann und somit eine Menge Stoff für eine Romanbiografie bietet. Insgesamt glänzen in dem vorliegenden Werk aber die Nebenfiguren, vor allem die weiblichen.

Inhaltlich ist der Roman in zweifacher Hinsicht reizvoll: Einerseits bringt der Autor seiner Leserschaft eine historische Person nahe, die sich auf mehreren Gebieten verdient gemacht hat. Andererseits geht es um einen Mordfall. Dieses Konzept ist vielversprechend und stellt einen guten Ansatz dar. Keine der beiden Erzählstränge ist jedoch komplett überzeugend umgesetzt. Für eine Kriminalgeschichte ist das Werk zu durchschaubar und wenig aufregend, für einen autobiografischen Roman ist es zu unvollständig.

Obwohl ich bei diesem Roman keinesfalls eine durchweg spannende Handlung erwartet habe und deshalb mit dem gemächlichen Erzähltempo kein Problem hatte, haben mich einige Längen gestört. Das liegt daran, dass die Geschichte immer wieder ihren roten Faden verliert und einzelne anekdotenhafte Episoden eingeflochten sind. Manche davon sind sehr lesenswert und unterhaltsam, andere weniger fesselnd.

Das deutsche Cover finde ich in optischer Sicht sehr ansprechend. Allerdings gibt es nur einen weniger direkten Bezug, was das Motiv angeht. Der englischsprachige Originaltitel („The Great Mistake“) wurde wortgetreu ins Deutsche übertragen.

Mein Fazit:
Mit „Der große Fehler“ hat Jonathan Lee eine interessante Persönlichkeit wieder ins Licht der Öffentlichkeit gerückt und Andrew Green zu recht eine Art Denkmal gesetzt. Leider verschenkt der Roman in seiner Umsetzung aber einen Teil seines großen Potenzials.

Veröffentlicht am 08.06.2022

Ein Neuanfang am Waldrand

In den Wäldern der Biber
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Die Beziehung mit Fabian ist vorbei, in ihrem hektischen Leben in Frankfurt am Main fühlt sich Alina mittlerweile unwohl. Bei ihrem Großvater Siegfried Engelhardt in dem Dorf Spechthausen in Brandenburg ...

Die Beziehung mit Fabian ist vorbei, in ihrem hektischen Leben in Frankfurt am Main fühlt sich Alina mittlerweile unwohl. Bei ihrem Großvater Siegfried Engelhardt in dem Dorf Spechthausen in Brandenburg möchte sie zur Ruhe kommen. Zwar hatten die beiden seit Längerem keinen Kontakt mehr. Dennoch nimmt er seine Enkelin bei sich in dem Haus am Waldrand auf.

„In den Wäldern der Biber“ ist ein Roman von Franziska Fischer.

Meine Meinung:
Der Roman setzt sich aus 24 Kapiteln und einem mit „Weihnachten“ überschriebenen Epilog zusammen. Die Struktur ist unkompliziert und funktioniert gut. Die Handlung ist chronologisch aufgebaut, beinhaltet aber auch Rückblenden.

Erzählt wird im Präsens in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Alina. In sprachlicher Hinsicht hat mich der Roman komplett überzeugt, obwohl der Schreibstil recht dialoglastig ist und überwiegend auf eine einfache Syntax zurückgreift. Gleichzeitig aber gelingt es der Autorin, immer wieder starke, oft sogar kreative Sprachbilder und eine eindringliche Atmosphäre zu schaffen.

Ein Manko ist für mich die Protagonistin. Zwar wirkt sie insgesamt durchaus lebensnah. Obwohl ihre Gedanken und Gefühle deutlich werden, blieb sie mir allerdings in ihrem Verhalten teilweise fremd.

Das Setting des Romans hat mich sofort angesprochen. Die Natur bildet jedoch größtenteils nur die Kulisse für Themen, die fast jeden beschäftigen: Wie stelle ich mir mein Leben vor? Welche Ziele, welche Wünsche habe ich? Lebensentwürfe und Neuorientierung spielen also eine große Rolle.

Auf den rund 300 Seiten ist die Geschichte abwechslungsreich und kurzweilig. Mir haben jedoch stellenweise etwas Tiefgang und überraschende Momente gefehlt.

Der Titel und das ansprechende Covermotiv sind in sehr gelungener Weise aufeinander abgestimmt.

Mein Fazit:
Mit „In den Wäldern der Biber“ hat Franziska Fischer einen unterhaltsamen Roman geschrieben, der mich in Bezug auf seine Sprache begeistert hat. Trotz kleinerer Schwächen eine Geschichte, die schöne Lesestunden verschafft.

Veröffentlicht am 07.06.2022

Was Menschen und Bäume gemeinsam haben

Sei wie ein Baum!
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Menschen sind wie Bäume. Sie brauchen Luft, Sonne und die Gemeinschaft der anderen. Die Natur kann uns aber noch etwas lehren…

„Sei wie ein Baum!“ ist ein Bilderbuch von Maria Gianferrari, geeignet für ...

Menschen sind wie Bäume. Sie brauchen Luft, Sonne und die Gemeinschaft der anderen. Die Natur kann uns aber noch etwas lehren…

„Sei wie ein Baum!“ ist ein Bilderbuch von Maria Gianferrari, geeignet für Kinder ab fünf Jahren.

Meine Meinung:
Das Buch besteht aus rund 20 Doppelseiten. Die Bilder erstrecken sich über jeweils beide Seiten. Als Besonderheit gibt es in der Mitte ein ausklappbares Panoramabild. Jedes Motiv ist mit einem Text versehen.

Die Texte verzichten auf die sonst üblichen, manchmal recht gequälten Reime. Sie weisen eine einfache Syntax auf. Allerdings sind die Sätze oftmals metaphorisch gemeint und es tauchen zwischendurch botanische Fachbegriffe auf. Beim Vorlesen sind daher zusätzliche Erklärungen notwendig.

Auf den letzten beiden Doppelseiten befindet sich nur Text. Hier sind die Anmerkungen der Autorin, Tipps zu Umweltschutz und Co. sowie die Anatomie eines Baumes untergebracht. Vermutlich ist diese Art Anhang für Fünfjährige noch zu überfordernd. Als Ergänzung finde ich diese Seiten jedoch wunderbar.

Die farbenfrohen, aber nicht knalligen Illustrationen von Felicita Sala empfinde ich als sehr gelungen. Sie zeigen ihre Liebe zum Detail und sind gleichzeitig nicht überfrachtet. Die Bildsprache ist einheitlich. Dennoch sind die Motive abwechslungsreich und transportieren unterschiedliche Stimmungen.

Die Botschaft des Buches ist wundervoll. Hier lernen Kinder nicht nur die Eigenschaften und Lebensweise von Bäumen kennen, sondern gewinnbringende Vergleiche zu den Menschen anzustellen. Was mir besonders dabei gefällt: Auch als Erwachsene können wir einiges aus der Lektüre ziehen.

Der Einband mit den unterschiedlichen Blättern trägt zur überzeugenden Gestaltung bei. Das Covermotiv passt hervorragend zum Thema.

Mein Fazit:
Mit „Sei wie ein Baum!“ hat Maria Gianferrari ein kreatives und rundum gelungenes Bilderbuch konzipiert, das ich nur empfehlen kann. Zwar sind die Texte beim Vorlesen für jüngere Kinder etwas erklärungsbedürftig. Dennoch lohnt sich die Lektüre sehr, weil sie nicht nur Unterhaltung bietet, sondern pädagogisch wertvoll ist.

Veröffentlicht am 02.06.2022

Wenn Trauern nur im Verborgenen möglich ist

Verheizte Herzen
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Als Anwältin hat Ana Kelly häufig mit Todesfällen zu tun. Doch auf den Anruf von Rebecca Taylor, die ihr von dem Unfalltod ihres Mannes Connor Mooney erzählt, war sie nicht gefasst. Drei Jahre hatten Ana ...

Als Anwältin hat Ana Kelly häufig mit Todesfällen zu tun. Doch auf den Anruf von Rebecca Taylor, die ihr von dem Unfalltod ihres Mannes Connor Mooney erzählt, war sie nicht gefasst. Drei Jahre hatten Ana und Connor eine heimliche Affäre, obwohl auch die Anwältin verheiratet ist. In ihrer Trauer versucht sie, sich mit ihrer früheren Kontrahentin anzufreunden…

„Verheizte Herzen“ ist ein Roman von Sarah Crossan.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus fünf Teilen. Die Handlung umfasst einige Zeitsprünge in die Vergangenheit und die Zukunft.

In stilistischer Hinsicht ist das Buch sehr besonders. Es handelt sich um einen Versroman, der ohne Reime auskommt und doch bisweilen poetische Untertöne hat.

Erzählt wird im Präsens in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Ana. Die Sprache ist weder verschnörkelt noch schwülstig, sondern sogar recht reduziert, aber dennoch intensiv und eindringlich.

Ana ist für mich keine klassische Sympathieträgerin, aber eine durchaus interessante Protagonistin. Ihre Gedanken und Gefühle lassen sich gut nachvollziehen. Neben ihr bleiben die anderen Figuren jedoch größtenteils ziemlich blass.

Zwar spielt auch die romantische Liebe eine Rolle, aber ohne Kitsch und die üblichen Handlungsstränge. Inhaltlich geht es vielmehr um Trauer und Verlust, um Heimlichkeiten, Betrug und Schuldgefühle. Eine interessante Mischung, von der ich in dieser Form noch nicht oft gelesen habe.

Auf rund 260 Seiten entwickelt sich schnell ein Lesesog. Ein paar überraschende Enthüllungen steigern den Unterhaltungswert.

Das Cover mit den erhabenen Elementen ist hübsch geworden und macht einen wertigen Eindruck. Thematisch noch besser passen würde es allerdings, wenn der englischsprachige Originaltitel („Here is the Beehive“) wortgetreu übernommen worden wäre.

Mein Fazit:
„Verheizte Herzen“ ist ein lesenswerter Roman von Sarah Crossan. Eine vor allem stilistisch ungewöhnliche Lektüre mit nur kleineren Schwächen.