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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.01.2022

Ein Neubeginn in einem exotischen Land

Im Schatten der Vanille
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Ostafrika im Jahr 1880: Auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Mann hat es die 25-jährige Elisabeth von Baahren von Norddeutschland nach Sansibar verschlagen. Doch die exotische Umgebung ist weniger idyllisch ...

Ostafrika im Jahr 1880: Auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Mann hat es die 25-jährige Elisabeth von Baahren von Norddeutschland nach Sansibar verschlagen. Doch die exotische Umgebung ist weniger idyllisch als gehofft und birgt einige Gefahren. Zudem hat sie einen Auftrag zu erfüllen…

„Im Schatten der Vanille“ ist der Auftakt der Sansibar-Saga von Cornelia Engel.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 30 Kapiteln mit einer angenehmen Länge. Die Handlung spielt auf Sansibar im Jahr 1880. Erzählt wird abwechselnd aus der Sicht von Elisabeth und der von Jacob Preston, einem Pflanzer.

Der Schreibstil ist wunderbar bildhaft, detailliert und atmosphärisch. Gelungene Beschreibungen und Dialoge lassen viele Bilder vor dem inneren Auge entstehen.

Elisabeth steht im Fokus der Geschichte - eine mutige und entschlossene Protagonistin. Auch Jacob, ein sympathischer junger Mann, spielt eine wesentliche Rolle. Die weiteren Charaktere sind ebenfalls interessant ausgestaltet.

Auf knapp 330 Seiten bietet der Roman eine kurzweilige und unterhaltsame Geschichte, die mir schöne Lesestunden beschert hat. Thematisch ist er erstaunlich facettenreich. Es geht um weit mehr als nur eine bloße Liebesgeschichte.

Das reizvolle und interessante Setting lädt zum Wegträumen ein. An etlichen Stellen wird deutlich, dass die Autorin sorgsam recherchiert hat. Davon zeugt auch das mitgelieferte Quellenverzeichnis. Etwas mehr hätte ich gerne darüber erfahren, welche Elemente des Romans auf tatsächlichen Begebenheiten beruhen und welche reine Fiktion sind. Aber das nur am Rande.

Das hübsche Cover passt sowohl zur Geschichte als auch zum Genre. Zwar ist der Titel sehr wohlklingend, lässt aber einen inhaltlichen Bezug leider vermissen.

Mein Fazit:
Mit dem Auftakt der neuen Sansibar-Saga hat mich Cornelia Engel überzeugt. Damit hat die Autorin bewiesen, dass sie nicht nur gelungene Liebesgeschichten, sondern auch lesenswerte historische Romane schreiben kann. Ich bin auf die Fortsetzung sehr gespannt.

Veröffentlicht am 17.12.2021

Einer nach dem anderen

Das Chalet
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Saint Antoine in den französischen Alpen: In einem luxuriösen Skiresort treffen sich die Mitarbeiter von Snoop, der angesagten Musik-App, um über die Zukunft des Unternehmens zu entscheiden. Es liegt ein ...

Saint Antoine in den französischen Alpen: In einem luxuriösen Skiresort treffen sich die Mitarbeiter von Snoop, der angesagten Musik-App, um über die Zukunft des Unternehmens zu entscheiden. Es liegt ein Übernahmeangebot vor und es geht um viel Geld. Die Spannungen nehmen zu. Dann schneidet eine Lawine das Chalet von Hilfe ab. Zugleich wird ein Mitglied der Gruppe nach dem anderen ermordet oder verschwindet…

„Das Chalet - Mit dem Schnee kommt der Tod“ ist ein Thriller von Ruth Ware.

Meine Meinung:
Der Thriller besteht aus mehr als 80 kurzen Kapiteln. Erzählt wird im Präsens in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Liz und der von Erin, größtenteils im Wechsel. Vorangestellt sind ein Auszug einer Website, in dem mehrere Personen vorgestellt werden, sowie ein fiktiver Internetbericht der BBC.

Der Schreibstil ist etwas gewöhnungsbedürftig. Saloppe Ausdrucksweisen und viel Umgangssprache sind eigentlich nicht mein Fall. Allerdings passt diese Sprache sehr gut zu den Charakteren.

Mit Erin und Liz liegt der Fokus auf zwei Protagonistinnen. Die Figuren wirken recht lebensnah. Genretypisch sind so gut wie keine Sympathieträger vorhanden. Das stört mich allerdings kein bisschen, da es viel Raum für Spekulationen lässt.

Auf den rund 400 Seiten lädt der Thriller auch darüber hinaus zum Miträtseln ein. Die Spannung bleibt konstant hoch, ohne dass die Geschichte dabei effekthaschend oder unnötig brutal ausfällt. Der Thriller ist undurchsichtig und gespickt mit falschen Fährten. An mehreren Stellen konnte mich die Handlung überraschen. Die Auflösung ist nachvollziehbar und größtenteils schlüssig.

Der deutsche Titel weicht deutlich vom englischsprachigen Titel („One By One“) deutlich ab, ist aber ähnlich passend. Das düstere Cover ist in Bezug auf die Farbgebung leider sehr einfallslos. Das Motiv an sich gefällt mir dennoch gut.

Mein Fazit:
„Das Chalet - Mit dem Schnee kommt der Tod“ von Ruth Ware ist ein fesselnder Thriller, der mich überzeugt hat. Für mich wird es nicht das letzte Buch der Autorin bleiben. Definitiv empfehlenswert!

Veröffentlicht am 16.11.2021

Über eine Ikone der deutscher Literatur

Der Zauberer
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Aufgewachsen in der Hansestadt Lübeck, soll der junge Thomas Mann seinen Vater, den Senator, beerben. Doch dem Geschäftsmann kann er nicht auf Dauer etwas vormachen: Für den Handel taugt der kunstinteressierte ...

Aufgewachsen in der Hansestadt Lübeck, soll der junge Thomas Mann seinen Vater, den Senator, beerben. Doch dem Geschäftsmann kann er nicht auf Dauer etwas vormachen: Für den Handel taugt der kunstinteressierte Thomas ebenso wenig wie dessen Bruder Heinrich. Als der Senator stirbt, bricht die Familie zunächst auseinander. Aber Thomas wird dennoch seinen Weg machen. Auf ihn wartet ein turbulentes Leben. Er wird in bewegten Zeiten ein Schriftsteller von Weltruhm…

„Der Zauberer“ ist ein Künstlerroman von Colm Tóibín.

Meine Meinung:
Der Roman gliedert sich in 18 Kapitel. Er beginnt im Jahr 1891 und endet Anfang der 1950er-Jahre. Erzählt wird in streng chronologischer Reihenfolge aus der Sicht von Thomas Mann. Dieser Aufbau ist insgesamt gut durchdacht. Etwas verwirrend sind lediglich die Ortsangaben und Jahreszahlen zu Beginn der Kapitel, denn sie weisen nur auf Schauplatz und Zeit der ersten Szene hin. Im weiteren Verlauf des Kapitels wechseln diese mit dem Fortschreiten der Handlung.

In sprachlicher Hinsicht ist der Roman mit seinen verschachtelten Sätzen und der sehr gehobenen Ausdrucksweise zuweilen ein wenig sperrig. Mir gefällt es jedoch ausnehmend gut, wie der Autor in dieser Form den Stil Thomas Manns nachahmt.

Im Zentrum des Romans stehen neben dem berühmten Schriftsteller dessen Frau Katia und ihre gemeinsamen Kinder. Zudem tauchen die Mutter und Geschwister Thomas Manns mehrfach auf.

Inhaltlich umfasst der Roman den Großteil des Lebens des Nobelpreisträgers. Von der Kindheit in Lübeck bis kurz vor seinem Tod begleitet man den bekannten Autor bei all seinen Stationen. Zwischendurch gibt es durchaus zeitliche Sprünge. Alles in allem wird aber ein recht vollständiges Bild vermittelt. Daher eignet sich der Roman auch für Unkundige. Für Mann-Kenner kommt auf den immerhin rund 550 Seiten dennoch keine Langeweile auf.

Der Roman beleuchtet sowohl Manns Privatleben als auch sein schriftstellerisches Schaffen. Mit der Schwerpunktsetzung war ich während des Lesens nicht immer komplett glücklich. So nehmen mir die homoerotischen Abenteuer und Fantasien zu viel Raum ein. Stattdessen hätte ich mir an einigen Stellen Details zur Entstehung und Rezeption der Werke Thomas Manns gewünscht. Im Großen und Ganzen wird Tóibín dem berühmten Autor aber durchaus gerecht, den er authentisch darstellt.

Colm Tóibín hat für den Roman umfangreich recherchiert und lässt seine Leserinnen und Leser an seinen Quellen teilhaben. Interessiert hätte mich darüber hinaus, an welchen Stellen er von der tatsächlichen Biografie abgewichen ist und Fiktion ins Spiel gebracht hat. Leider lässt uns der irische Autor diesbezüglich im Dunkeln.

Tolle Arbeit ist bei der Gestaltung des Covers geleistet worden, wenngleich das Motiv ein bisschen vage bleibt. Auch der wörtlich ins Deutsche übertragene Titel (Original: „The Magician“) passt hervorragend.

Mein Fazit:
Mit „Der Zauberer“ liefert Colm Tóibín einen umfassenden und unterhaltsamen Roman über das Leben Thomas Manns, der sowohl für Laien als auch Fans der Manns empfehlenswert ist. Ein Buch, das Lust darauf macht, die Werke der Familienmitglieder neu oder wieder zu entdecken.

Veröffentlicht am 17.03.2021

Ein Sommer, den man nicht mehr vergisst

Hard Land
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Sommer 1985 in der Kleinstadt Grady im US-Bundesstaat Missouri: Samuel Turner (15) ist ein schüchterner Außenseiter, der von seinen Mitschülern gemieden wird. Sein Kumpel Stevie ist gerade weggezogen, ...

Sommer 1985 in der Kleinstadt Grady im US-Bundesstaat Missouri: Samuel Turner (15) ist ein schüchterner Außenseiter, der von seinen Mitschülern gemieden wird. Sein Kumpel Stevie ist gerade weggezogen, seine Schwester Jean ist schon länger aus dem Haus. Der Vater, Joseph, ist seit Längerem arbeitslos. Zudem hat Sam damit zu kämpfen, dass seine Mutter Annie unter einem Hirntumor leidet. Wie soll er bloß die langen Ferien rumbringen? Da kommt es ihm gerade recht, dass das örtliche Kino eine Aushilfe sucht. Sam findet dort nicht nur einen Job, sondern auch drei Freunde. Es beginnt ein unvergesslicher Sommer...

„Hard Land“ ist ein Coming-of-Age-Roman von Benedict Wells.

Meine Meinung:
Die Struktur ist wohl durchdacht. Der Roman besteht aus fünf Teilen - ebenso wie das gleichnamige, aber fiktive Werk, das in der Geschichte behandelt wird. In dem Gedichtband dreht es sich unter anderem um die angeblich 49 Geheimnisse von Grady. Genau so viele Kapitel hat folglich Wells Roman. Diese Verknüpfung finde ich sehr gelungen, zumal das fiktive „Hard Land“ auch dem Genre Coming of Age zuzuordnen sei, heißt es in dem Roman. Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Sam.

Stilistisch ist der Roman der Jugendsprache nachempfunden, ohne jedoch zu vulgär oder salopp zu sein. Starke Dialoge machen das Geschehen lebhaft. Sehr angetan bin ich von den kreativen Wortneuschöpfungen und den tollen Sprachbildern.

Als gelungen empfinde ich außerdem die Darstellung der Figuren, die nicht stereotyp angelegt sind. Mit Sam steht ein sympathischer Protagonist im Vordergrund. Er kommt authentisch rüber. Seine Entwicklung habe ich gerne verfolgt. Auch die übrigen Charaktere wirken lebensnah und besitzen psychologische Tiefe.

Der Stoff des Romans ist weder neu noch einzigartig. Dennoch habe ich mich beim Lesen der etwas mehr als 300 Seiten nicht gelangweilt, denn der Autor schafft es zu berühren, ohne ins Kitschige abzudriften. Es geht um die großen, universellen Themen wie Liebe, Freundschaft, Familie, Trauer und natürlich alle Aspekte des Erwachsenwerdens - eingebettet in eine Hommage an die 1980er-Jahre mit vielen Referenzen zu Musik, Film und Lifestyle dieser Zeit. Immer wieder sind lebenskluge Sätze eingestreut, die zum Nachdenken anregen.

Die Handlung bietet nur wenige Überraschungen, ist aber durchweg stimmig. Im letzten Teil wird die Story inhaltlich ein wenig schwächer. Das schmälert meinen positiven Gesamteindruck aber kaum, zumal der Autor am Ende sogar Selbstironie beweist.

Das Cover ist hübsch. Wie bei einigen anderen Büchern des Verlags erschließt sich mir das Motiv jedoch nicht. Der Titel wiederum ist äußerst passend.

Mein Fazit:
„Hard Land“ von Benedict Wells ist ein Roman, der mich sowohl emotional bewegt als auch trefflich unterhalten hat.

Veröffentlicht am 07.03.2021

Ein Okapi auf der Uhlheck

Was man von hier aus sehen kann
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April 1983 in einem kleinen Dorf im Westerwald: Die Aufregung ist groß. Selma, die um die 60 Jahre alt ist, hat wieder von einem Okapi geträumt. Wenn ihr das Tier im Traum erscheint, muss innerhalb von ...

April 1983 in einem kleinen Dorf im Westerwald: Die Aufregung ist groß. Selma, die um die 60 Jahre alt ist, hat wieder von einem Okapi geträumt. Wenn ihr das Tier im Traum erscheint, muss innerhalb von 24 Stunden eine Person sterben. So war es bislang immer. Das weiß auch ihre Enkeltochter, die zehnjährige Luise. Wen trifft es diesmal? Und wie soll es dann weitergehen?

„Was man von hier aus sehen kann“ ist ein Roman von Mariana Leky.

Meine Meinung:
Das Buch besteht aus 32 Kapiteln mit einer angenehmen Länge. Sie werden eingerahmt durch einen Prolog und einen Epilog. Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Luise, wobei auch Dinge erzählt werden, die diese eigentlich nicht wissen kann. Bis zum neunten Kapitel befinden wir uns ausschließlich in den 1980er-Jahren. Dann gibt es einen großen Zeitsprung. Immer wieder sind Rückblenden und kurze Vorausdeutungen eingefügt.

Der Schreibstil ist sehr besonders. Begeistert haben mich die vielen kreativen Sprachbilder und der Wortwitz. Es gibt viele gelungene Metaphern, aber auch ein paar schiefe Vergleiche. Etwas gestört hat mich der große Umfang an Wiederholungen, was die Formulierungen angeht. Dies war sicher so gewollt, mir aber an manchen Stellen zu viel des Guten.

Außergewöhnlich sind die Figuren in der Geschichte. Es handelt sich ausnahmslos um etwas verschrobene Charaktere mit seltsamen Spleens und Eigenarten. Das macht die meisten von ihnen durchaus liebenswürdig und interessant, geht allerdings etwas zulasten der Realitätsnähe.

Inhaltlich ist der Roman recht episodenhaft angelegt. Es ist keine stringente Handlung vorhanden. Zudem fällt es mir schwer, einen roten Faden zu finden. Jedoch sind Themenschwerpunkte zu erkennen: der Tod, die Liebe, die Offenheit für Neues und alles, was das Leben ausmacht.

Obwohl die Geschichte immer wieder sehr skurril ist und an einigen Stellen ins Absurde abdriftet, konnte mich der Roman berühren. Die Geschichte beschäftigt sich einerseits mit ernsten Angelegenheiten, ist andererseits aber so humorvoll, dass ich mehrfach schmunzeln musste. Somit besitzt der Roman großen Unterhaltungswert. Wenn man sich darauf einlassen kann, lässt sich daher darüber hinwegsehen, dass einiges übertrieben oder unlogisch dargestellt wird.

Das zurückhaltende Cover gefällt mir. Der Titel erschließt sich erst zum Schluss und passt meiner Ansicht nach gut.

Mein Fazit:
„Was man von hier aus sehen kann“ von Mariana Leky ist ein recht spezieller, aber auch lesenswerter Roman. Wer bereit dazu ist, nicht alles zu wörtlich zu nehmen, den erwartet eine charmante Lektüre.