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Veröffentlicht am 19.07.2021

Die geheime Superkraft der Evie Trench

Evie und die Macht der Tiere
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Evie Trench hat eine besondere Gabe: Die Elfjährige kann hören, was Tiere denken, und ihnen wiederum ihre eigenen Gedanken übermitteln. Ihr Vater hat ihr verboten, ihr Talent einzusetzen. Doch die Grundschülerin ...

Evie Trench hat eine besondere Gabe: Die Elfjährige kann hören, was Tiere denken, und ihnen wiederum ihre eigenen Gedanken übermitteln. Ihr Vater hat ihr verboten, ihr Talent einzusetzen. Doch die Grundschülerin kann nicht anders und plötzlich läuft alles aus dem Ruder...

„Evie und die Macht der Tiere“ ist ein Kinderbuch von Matt Haig.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus vielen Kapiteln, die angenehm kurz sind. Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von Evie.

Der Schreibstil ist locker, der Zielgruppe angemessen und auch perfekt geeignet zum Vorlesen. Schön ist, dass immer wieder humorvolle Formulierungen und Bemerkungen eingeflochten sind, die mich zum Schmunzeln gebracht haben.

Evie ist eine sympathische Protagonistin, deren mitfühlender und hilfsbereiter Charakter durchaus als Vorbild dienen kann. Einige Nebenfiguren fallen ein wenig klischeehaft aus.

Die fantasievolle Grundidee der Kommunikation mit Tieren hat mich sofort neugierig gemacht. Zwar ist dieser Einfall weder gänzlich neu noch einzigartig. Die Umsetzung ist jedoch kreativ und überzeugend.

Die Handlung bietet Spannung und genügend Potenzial, um Kinder bei der Stange zu halten. Ein Pluspunkt: Nebenbei wird der jungen Leserschaft auf unterhaltsame Weise Wissenswertes über das Tierreich vermittelt. Positiv aufgefallen ist mir, dass die Geschichte Mädchen und Jungen auch für den Arten- und Naturschutz sensibilisiert.

Gut gefallen haben mir außerdem die niedlichen Illustrationen von Emily Gravett. Sie sind mit Liebe zum Detail gestaltet und altersgemäß.

Das bunte Cover dürfte viele junge Leserinnen und Leser ansprechen. Den deutschen Titel finde ich sogar noch treffender als das englischsprachige Original („Evie and the Animals“).

Mein Fazit:
„Evie und die Macht der Tiere“ ist ein spannendes und lehrreiches Kinderbuch von Matt Haig, das zudem positive Botschaften vermittelt. Eine durch und durch empfehlenswerte Lektüre.

Veröffentlicht am 18.07.2021

Das Leben ist ein Roman

Eine Geschichte, die uns verbindet
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Die 39-jährige Flora Conway ist verzweifelt. Aus ihrer Wohnung im sechsten Stock des Lancaster Buildings in Brooklyn ist ihre Tochter Carrie (3) spurlos verschwunden. Sie kann sich keinen Reim auf diesen ...

Die 39-jährige Flora Conway ist verzweifelt. Aus ihrer Wohnung im sechsten Stock des Lancaster Buildings in Brooklyn ist ihre Tochter Carrie (3) spurlos verschwunden. Sie kann sich keinen Reim auf diesen Vorfall machen. Was ist dem Kind bloß zugestoßen? Und was hat der in Paris lebende Autor Romain Ozorski (45) damit zu tun?

„Eine Geschichte, die uns verbindet“ ist ein Roman von Guillaume Musso.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus drei Teilen, die in 23 Kapitel untergliedert sind. Jedes Kapitel wird mit einem Zitat zum Thema Schriftstellerei eingeleitet und teilt sich wiederum in jeweils kurze nummerierte Abschnitte auf. Die Handlung wechselt zwischen New York und Paris hin und her. Sie spielt überwiegend im Jahr 2010, aber auch später und springt ebenfalls. Orts- und Zeitangaben lassen jedoch keine Verwirrung aufkommen, wo man sich gerade befindet. Erzählt wird vorwiegend, aber nicht nur in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Flora und Romain. Die Übergänge sind sehr gut gelungen. Dieser komplexe Aufbau spiegelt die inhaltliche Verschachtelung der Geschichte perfekt wider.

Stilistisch ist der Roman sehr abwechslungsreich. Eingeflochten sind Zeitungsartikel, Briefe, Zeichnungen, Gesprächsprotokolle und Zitate. Der Schreibstil ist unspektakulär, aber sowohl anschaulich als auch bildhaft und wirkt durch viele Dialoge recht lebendig.

Im Vordergrund der Geschichte stehen Flora und Romain, die die Schriftstellerei eint. Die zwei Protagonisten sind reizvoll und mit psychologischer Tiefe ausgestaltet. Ich konnte mich gut in beide einfühlen. Auch die übrigen Charaktere wirken authentisch und vielschichtig.

Inhaltlich beschäftigt sich der Roman stark mit dem Schreiben, dem Leben als Autor und dessen Verbindungen zu seinen Figuren. Übrigens: Nicht ohne Grund heißt eine der Hauptfiguren „Romain“, was phonetisch sehr ähnlich zu „Roman“ ist. Dadurch entsteht eine interessante Metaebene. Insbesondere geht es auch darum, wo die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verlaufen - und zwar im doppelten Sinne: in der Literatur im Allgemeinen und in diesem Roman im Speziellen. Dieses Schwerpunktthema verleiht der Geschichte Tiefe und macht für mich eine der Stärken des Buches aus.

Der mehr als 300 Seiten umfassende Roman lebt zunächst von der Spannung um das verschwundene Kind. Schon bald kommen aber überraschende Wendungen und Entwicklungen hinzu, die das Gelesene in immer neuem Licht erscheinen lassen. Auch das Ende habe ich nicht vorhergesehen. Allerdings ist der Schluss für meinen Geschmack deutlich zu konstruiert und lebensfremd, was die Sache insgesamt für mich eher unglaubwürdig macht.

Das Musso-typische Cover greift eine zentrale Szene heraus und passt daher gut. Der deutsche Titel weicht erheblich vom französischen Original („La vie est un roman“) ab, ist aber ebenso geeignet.

Mein Fazit:
„Eine Geschichte, die uns verbindet“ ist ein unterhaltsamer und kurzweiliger Roman von Guillaume Musso, der mich mehrfach überraschen, aber zum Ende leider nicht mehr überzeugen konnte.

Veröffentlicht am 17.07.2021

Unter dem Brennglas der Pandemie

Die Wütenden und die Schuldigen
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Deutschland im Frühjahr 2020: Während die Corona-Pandemie den Alltag beherrscht, treten die Probleme unter dem Brennglas der Ausnahmesituation besonders zutage. Richard, ein Pfarrer im Ruhestand, ist schwer ...

Deutschland im Frühjahr 2020: Während die Corona-Pandemie den Alltag beherrscht, treten die Probleme unter dem Brennglas der Ausnahmesituation besonders zutage. Richard, ein Pfarrer im Ruhestand, ist schwer an Krebs erkrankt und hat nur noch kurze Zeit zu leben, die er in seinem Haus in der Uckermark verbringt. Seine Enkelin Selma macht sich zusammen mit einer Palliativmedizinerin auf den Weg dorthin. Selmas Mutter Maria Thomann, Anästhesistin in Berlin, muss sofort in Quarantäne, die sie mit einem Rabbi verbringt. Das Verhältnis zu ihrem Sohn Jakob, der Bruder von Selma, ist darüber hinaus derzeit schwierig. Der Kunststudent würde gerne bei ihr Unterschlupf finden und kämpft mit seinen eigenen Problemen...

„Die Wütenden und die Schuldigen“ ist ein Roman von John von Düffel.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus drei Teilen, die wiederum mehrere Kapitel umfassen. Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven: der von Selma, Richard, Jakob und Maria. Manchmal sind die Kapitel recht kurz und die Perspektivwechsel zu schnell für meinen Geschmack. Meistens passt der Aufbau jedoch gut.

Der Schreibstil hat mir sehr gefallen. Er ist atmosphärisch stark, einfühlsam und voller gelungener Sprachbilder und Beschreibungen. Dem Buch ist immer wieder anzumerken, dass der Autor vortrefflich mit Worten umgehen kann.

Die Idee, gleich vier Protagonisten in den Fokus zu rücken, sagt mir sehr zu. Besonders reizvoll ist es, dass mehrere Generationen einer Familie beleuchtet werden. Zwar ist es zu Beginn nicht einfach, die Personenkonstellation zu entwirren. In die einzelnen Figuren, die lebensnah und mit ausreichend psychologischer Tiefe dargestellt werden, konnte ich mich aber von Anfang an gut einfühlen. Zudem mag ich das interessante Spektrum unterschiedlicher Charaktere.

Inhaltlich ist der Roman keine leichte Kost. Einerseits wird das aktuelle Thema der Corona-Pandemie aufgegriffen und in gelungener Weise verarbeitet. Andererseits geht es um viele große Fragen des Lebens. Wie der Titel erahnen lässt, spielen Wut und Schuld eine zentrale Rolle in der Geschichte. Aber auch physische und psychische Krankheiten, das Sterben und verschiedene zwischenmenschliche Konflikte stehen im Vordergrund. Außerdem dreht sich die Geschichte um Leerstellen und Lücken im Leben der Familienmitglieder. Der Roman hat mich immer wieder zum Innehalten und Nachdenken gebracht.

Den ersten Teil habe ich als am stärksten empfunden. Später zerfasert der Roman ein wenig und fällt etwas ab. Nicht alle losen Fäden werden am Ende noch einmal aufgegriffen. Das hat mich in diesem Fall allerdings nicht gestört, weil es gut zur Geschichte und den dargestellten Situationen passt. Auf den rund 300 Seiten ist nur wenig Raum für langatmige Passagen, sodass ich mich im Großen und Ganzen gut unterhalten gefühlt habe.

Die moderne, reduzierte Aufmachung des Hardcovers hat mich auf Anhieb angesprochen, wenngleich sie nicht besonders aussagekräftig ist. Der Titel ist äußerst treffend.

Mein Fazit:
Trotz kleinerer Schwächen hat mich „Die Wütenden und die Schuldigen“ von John von Düffel nicht enttäuscht. Ein durchaus lesenswerter Corona-Roman mit Anspruch.

Veröffentlicht am 15.07.2021

Kunst und Liebe

Peggy Guggenheim und der Traum vom Glück
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Europa in den 1930er- und 1940er-Jahren: Als reiche Erbin kann sich Peggy Guggenheim nicht über mangelnde Gesellschaft beklagen. Doch sie erwartet mehr. Sie will sich den Traum von einer eigenen Kunstgalerie ...

Europa in den 1930er- und 1940er-Jahren: Als reiche Erbin kann sich Peggy Guggenheim nicht über mangelnde Gesellschaft beklagen. Doch sie erwartet mehr. Sie will sich den Traum von einer eigenen Kunstgalerie erfüllen. Dieser Plan lässt sich allerdings nur schwer mit ihrem Liebesglück vereinbaren. Und es ergeben sich weitere Schwierigkeiten...

„Peggy Guggenheim und der Traum vom Glück“ ist ein Roman von Sophie Villard.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus drei Teilen, die wiederum in kurze Kapitel untergliedert sind. Erzählt wird in chronologischer Reihenfolge aus der Sicht von Peggy. Die Handlung umfasst die Jahre 1937 bis 1942. Sie spielt an wechselnden Schauplätzen, zum Beispiel Paris und London. Orts- und Zeitangaben zu Beginn einzelner Kapitel helfen bei der Orientierung. Dieser Aufbau ist sinnvoll und funktioniert gut.

Der Schreibstil ist unauffällig, aber anschaulich und bildhaft. Gelungene Beschreibungen und ausreichend wörtliche Rede lassen die Szenen lebendig vor dem geistigen Auge erscheinen.

Im Fokus der Geschichte steht erwartungsgemäß die historische Persönlichkeit Peggy Guggenheim, mit der ich mich vorher noch nicht befasst hatte, die aber eine reizvolle Protagonistin abgibt. Ob die Darstellung der tatsächlichen Person gelungen ist, kann ich schlecht beurteilen. Allerdings konnte ich mich gut in die lebensnah wirkende Protagonistin einfühlen. Darüber hinaus tauchen weitere große Namen wie Samuel Beckett und Max Ernst auf. Insgesamt gibt es eine Vielzahl an Personen.

Gut gefallen hat mir, etwas über die Kunstsammlerin zu erfahren, die ein ebenso tragisches wie interessantes Leben führte. Der Roman hat mir ihre Person auf unterhaltsame Art näher gebracht. Da für Peggy Guggenheim Männergeschichten charakteristisch waren, nehmen Beziehungen, Sex und Affären im Buch viel Raum ein. Das macht den mehr als 400 Seiten umfassenden Roman kurzweilig. An manchen Stellen jedoch ist mir die Handlung zu sprunghaft und zu wenig detailliert, was andere Themen wie die Kunst an sich und die Umstände der damaligen Zeit, zum Beispiel die Anfänge des Zweiten Weltkriegs, angeht.

Dass sich die Autorin intensiv mit Peggy Guggenheim beschäftigt und eine gründliche Recherche betrieben hat, ist nicht nur aus dem informativen Nachwort ersichtlich, sondern an vielen Stellen im Buch.

Das Cover ist recht austauschbar, aber hübsch gestaltet. Der Titel ist für meinen Geschmack etwas zu kitschig, gleichwohl jedoch nicht falsch.

Mein Fazit:
„Peggy Guggenheim und der Traum vom Glück“ von Sophie Villard kann zwar keine ausführliche Biografie ersetzen. Dennoch ist der Roman ein unterhaltsames und lesenswertes Porträt einer faszinierenden Kunstsammlerin.

Veröffentlicht am 12.07.2021

Drei Männerschicksale

Die Stille des Meeres
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In Syrien war Farouk Alahad ein anerkannter Arzt. Doch der herannahende Krieg hat den 44-Jährigen aus der Heimat vertrieben. Auf der Flucht verliert er alles, auch seine Familie. Nun ist er in Irland gestrandet. ...

In Syrien war Farouk Alahad ein anerkannter Arzt. Doch der herannahende Krieg hat den 44-Jährigen aus der Heimat vertrieben. Auf der Flucht verliert er alles, auch seine Familie. Nun ist er in Irland gestrandet. Auch der 23-jährige Lawrence Shanley, genannt Lampy, hat Kummer: Seine Freundin hat ihn plötzlich verlassen und ist zum Studieren nach Dublin gezogen. Nach einem Leben voller Sünden ist auch John verzweifelt und hofft auf die Gnade Gottes. Etwas verbindet die drei Männer...

„Die Stille des Meeres“ ist ein Roman von Donal Ryan.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus vier Teilen. Die ersten drei Teile widmen sich jeweils einem anderen Protagonisten und sind nach diesen benannt, der vierte („Seeinseln“) führt diese Charaktere schließlich zusammen. Die Perspektive wechselt entsprechend. Dieser Aufbau erzeugt bis zum finalen Abschnitt den Eindruck, man lese einen Erzählband und keinen Roman, was mir leider nicht so gut gefallen hat.

Der Schreibstil ist anschaulich, aber wenig variantenreich im Ausdruck und von mit „und“ verbundenen Schachtelsätzen geprägt. Die verschiedenen Teile sind sprachlich auf die jeweiligen Protagonisten abgestimmt.

Drei männliche Protagonisten stehen im Vordergrund. Während Farouk schnell mein Mitgefühl hatte und seine Tragödie auf mein Interesse gestoßen ist, waren mir Lampy und John durchweg unsympathisch. Allerdings werden alle Hauptcharaktere mit psychologischer Tiefe und durchweg realitätsnah dargestellt. Frauen spielen leider nur Nebenrollen.

Aus inhaltlicher Sicht ist die Geschichte erstaunlich tiefgründig und facettenreich. Es gibt ein Potpourri an interessanten Themen wie Flucht, Betrug, Verlust, Trauer, Orientierungslosigkeit und einige mehr, die ich nicht vorwegnehmen möchte. Der Roman zeigt eine Bandbreite menschlicher Schicksale und ihre Verstrickungen auf. Er stellt dar, wie das Leben des einen mit dem vieler anderer zusammenhängt und wie sich eigene Entscheidungen auf andere auswirken können, die man selbst mitunter gar nicht kennt.

Der Roman beginnt sehr stark mit Farouks Geschichte, die mich gleichermaßen fesseln als auch emotional bewegen kann. Dann fällt der Roman in meinen Augen qualitativ ab. Der gesamte Mittelteil hat mich stellenweise gelangweilt, stellenweise abgestoßen. Erst zum Schluss wird das Lesen wieder zum Genuss. Dann nimmt das Geschehen merklich an Fahrt auf und es werden komplexe Verbindungen und Bezüge hergestellt, die mit überraschenden Wendungen einhergehen. Dieser Abschnitt hätte für meinen Geschmack gerne ausführlicher sein dürfen.

Der deutsche Titel weicht ein wenig vom irischen Original („From a Low and Quiet Sea“) ab. Allerdings erschließen sich mir beide Formulierungen nicht so ganz in Bezug auf den Inhalt des Romans, weil das Meer nur im ersten Teil eine größere Bedeutung hat. Dementsprechend finde ich das verlagstypische Cover zwar hübsch, aber nur hinsichtlich des Titels passend.

Mein Fazit:
Mit „Die Stille des Meeres“ legt Donal Ryan einen Roman vor, der seine Stärken zu Beginn und zum Ende voll ausspielt und mich überraschen konnte. Aufgrund des langatmigen Mittelteils hat mich die Geschichte insgesamt aber enttäuscht, so dass ich sie nur bedingt weiterempfehlen kann.