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Veröffentlicht am 04.01.2019

Die Bedeutung des Todes

Die Unsterblichen
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New York im Sommer 1969: Die Geschwister Simon (7), Klara (9), Daniel (11) und Varya (13) Gold werden zum Opfer ihrer Neugier. Sie lassen sich von einer Wahrsagerin, die sich gerade in der Stadt aufhält, ...

New York im Sommer 1969: Die Geschwister Simon (7), Klara (9), Daniel (11) und Varya (13) Gold werden zum Opfer ihrer Neugier. Sie lassen sich von einer Wahrsagerin, die sich gerade in der Stadt aufhält, den exakten Tag ihres Todes voraussagen. Die Älteste wird demnach mit einem langen Leben rechnen können, dem Jüngsten wird ein früher Tod prophezeit. Die vorhergesagten Sterbedaten wirken sich auf die Biografien der vier Geschwister aus. Während Simon und Klara versuchen, das Leben in vollen Zügen zu genießen, gehen es Daniel und Varya ruhiger an.

„Die Unsterblichen“ von Chloe Benjamin ist ein ungewöhnlicher Roman.

Meine Meinung:
Der Roman beginnt mit einem Prolog, der ins Jahr 1969 entführt. Anschließend folgen vier Teile, wovon jeder einem der vier Geschwister gewidmet ist und mehrere Jahre umfasst. Sie sind chronologisch angeordnet und fügen sich nahtlos aneinander. Die einzelnen Teile sind wiederum in mehrere Kapitel untergliedert. Dieser Aufbau funktioniert sehr gut.

Der Schreibstil ist angenehm und wirkt durch viel wörtliche Rede recht lebhaft. Erzählt wird im Präsens. Obwohl der Roman recht unaufgeregt ist, konnte er mich fesseln. Der Einstieg in die Geschichte fiel mir leicht.

Die vier Protagonisten sind recht unterschiedliche, aber reizvolle Charaktere. Sie werden detailliert und authentisch dargestellt. Ich habe gerne ihre Lebenswege verfolgt.

Die Stärke des Romans sind seine inhaltliche Tiefe und seine Komplexität. Er wirft interessante Fragen auf: Beeinflusst das Wissen über den eigenen Todestag das Leben? Führen solche Vorhersagen zu selbsterfüllenden Prophezeiungen? Und was macht überhaupt ein erfülltes Leben aus? Die Geschichte regt zum Nachdenken an und bereitet diese Thematik sehr gut auf. Die Grundidee des Romans ist sehr kreativ, die Umsetzung überzeugend.

Trotz der eher hohen Seitenzahl kommt beim Lesen keine Langeweile auf. Das liegt daran, dass diese Familiengeschichte mich emotional bewegen konnte. Ein Pluspunkt ist darüber hinaus, dass immer wieder interessante geschichtliche Fakten mit der fiktiven Handlung verwoben sind.

Das Cover, das sich an der amerikanischen Originalausgabe orientiert, hat keine starke Aussagekraft, gefällt mir jedoch sehr. Der prägnante Titel ist ebenfalls von der Vorlage („The immortalists“) übernommen. Er ist inhaltlich natürlich nicht korrekt, passt aber dennoch ganz gut.

Mein Fazit:
„Die Unsterblichen“ von Chloe Benjamin ist ein kreativer Roman. Eine empfehlenswerte Geschichte, die nachdenklich macht und berührt.

Veröffentlicht am 02.01.2019

Kaputte Uhrwerke in den Herzen

Liebe ist die beste Therapie
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Sandy Hyland ist eine Therapeutin mit unorthodoxen Methoden, die sich auf die Eheberatung spezialisiert hat. Und einmal mehr hat sie es mit einer harten Nuss zu tun: Charlotte und Steve, beide Mitte 30, ...

Sandy Hyland ist eine Therapeutin mit unorthodoxen Methoden, die sich auf die Eheberatung spezialisiert hat. Und einmal mehr hat sie es mit einer harten Nuss zu tun: Charlotte und Steve, beide Mitte 30, haben sich getrennt, nachdem er seine Frau mehrfach betrogen und sie sich Trost bei Bill, einem Kollegen von ihr, gesucht hat. Die Dozentin an einer Uni und der Teilhaber einer Firma wollen sich jedoch helfen lassen, um eine Scheidung vielleicht doch noch zu verhindern. Sie haben zwei kleine Kinder, Chris und Liz, und noch Gefühle füreinander. Einmal wöchentlich treffen sich sie daher bei Sandy, um an ihrer Ehe zu arbeiten. Doch Sandy macht wenig Hoffnung. Die Therapeutin sagt, die Chance, die Ehe zu retten, stehe höchstens 1:1000. Ob es dennoch gelingen wird?

„Liebe ist die beste Therapie“ von John Jay Osborn ist ein ungewöhnlicher Roman.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 31 recht kurzen Kapiteln. Erzählt wird aus der Sicht der Therapeutin. Die Geschichte spielt sich komplett in dem Therapiezimmer ab, einem Raum in Kalifornien. Dieser Aufbau funktioniert gut.

Der Schreibstil ist schnörkellos, aber angenehm. Er ist geprägt von viel wörtlicher Rede, wodurch sich der Roman schnell lesen lässt. Der Einstieg in die Geschichte ist sehr abrupt. Das bereitete mir aber keine Schwierigkeiten.

Die Protagonisten sind Menschen mit Ecken und Kanten. Nicht nur Steve und Charlotte sind Charaktere, die immer mal wieder Fehler machen. Auch die Paartherapeutin hat Probleme. Dadurch wirken die Personen durchaus realitätsnah. Ich habe gerne verfolgt, wie sich die getrennten Eheleute persönlich weiterentwickeln und Einsicht in ihr Verhalten erlangen.

Obwohl es um Themen wie Liebe, Ehe, Betrug, Verletzungen und Vertrauen geht, kommt der Roman ohne Kitsch und zu viel Drama aus. Er hat sogar einen eher nüchternen Grundton.

Bei rund 30 Terminen arbeitet das Paar zusammen mit der Therapeutin seine Probleme auf. Zwar drehen sich die Gespräche zum Teil um dieselben Punkte. Trotzdem kommt beim Lesen keine Langeweile auf, denn es gibt immer wieder überraschende Momente. Bis zum Schluss bleibt die Spannung gewahrt, ob und wie sich die beiden Ehepartner noch einmal annähern können.

Gut gefallen hat mir, dass es viel um psychologische Mechanismen und Einblicke in das Verhalten von Menschen gibt. Zwar habe ich gewisse Zweifel, was die Seriosität und Authentizität der Therapiemethoden angeht. Das hat das Lesevergnügen allerdings nur geringfügig geschmälert.

Den deutschen Titel finde ich ein wenig irreführend und nicht so treffend wie das amerikanische Original („Listen to the marriage“). Auch die sehr reduzierte, kühle Covergestaltung kann mich nicht begeistern. Allerdings passt das gewählte Motiv inhaltlich ganz gut.

Mein Fazit:
„Liebe ist die beste Therapie“ von John Jay Osborn ist ein sehr kurzweiliger, unterhaltsamer Roman, der mir schöne Lesestunden beschert hat. Empfehlenswert besonders für alle, die einmal eine etwas andere Liebesgeschichte lesen möchten.

Veröffentlicht am 29.12.2018

Schritte in den Mokassins der Tochter

Herzenswege
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Als ihre Tochter Marie mit nur 31 Jahren an Krebs stirbt, bricht für Susanna Weber und ihren Mann Martin eine Welt zusammen. Auch ein Jahr nach dem Schicksalsschlag ist die 58-Jährige wie gelähmt und muss ...

Als ihre Tochter Marie mit nur 31 Jahren an Krebs stirbt, bricht für Susanna Weber und ihren Mann Martin eine Welt zusammen. Auch ein Jahr nach dem Schicksalsschlag ist die 58-Jährige wie gelähmt und muss ihren Job als Lehrerin in Berlin ruhen lassen. Ein Anruf einer ehemaligen Freundin Maries bringt Susanna ins Grübeln. Auf ihrer Rucksacktour, die Marie noch kurz vor ihrer Krankheit unternommen hat, hat die junge Frau mehrere Orte in Europa besucht und Postkarten an ihre Eltern geschrieben. Kurz entschlossen bucht Susanna mehrere Flüge. Sie möchte die Orte mit eigenen Augen sehen, die bei ihrer Tochter einen starken Eindruck hinterlassen haben. Für Susanna beginnt eine Reise, bei der sie ihre eigenen Grenzen überwinden muss, ihre angeknackste Ehe auf die Probe gestellt wird und sie sich selbst überrascht…

„Herzenswege“ ist ein berührender Roman von Dagmar Hansen.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 48 Kapiteln, die von einem Epilog und einem Prolog eingerahmt werden. Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Susanna. Eingestreut sind immer wieder die Texte der Postkarten von Marie sowie Susannas Notizen, die sich in Briefform an ihre verstorbene Tochter wenden. Vielen Kapiteln ist ein passendes Zitat bekannter Personen vorangestellt. Dieser Aufbau funktioniert sehr gut.

Der Schreibstil ist locker, anschaulich und lebhaft. Die Beschreibungen der Örtlichkeiten in Italien, Frankreich, England, Irland und Spanien wecken Fernweh. Der Einstieg in die Geschichte fiel mir leicht.

Mit Susanna steht ein sympathischer Charakter im Vordergrund. Sie hatte schnell mein Mitgefühl. Ihre Gefühls- und Gedankenwelt wird sehr gut deutlich. Ihre Handlungen sind nachvollziehbar, ihre Entwicklung wirkt realitätsnah. Auch die verstorbene Tochter, die nur in Erinnerungen und in Gesprächen für den Leser greifbar wird, ist eine interessante Persönlichkeit. Darüber hinaus gibt es liebevoll dargestellte Nebenfiguren.

Gut gefallen hat mir, dass man als Leser mit Susanna einige weniger bekannte Orte wie Glastonbury und Fanore erkunden kann. Obwohl die Autorin nicht alle Destinationen selbst besucht hat, gelingt es ihr auf gelungene Weise, interessante Informationen zu Land und Leuten in die fiktive Geschichte einzuflechten. Zwar sind die einzelnen Aufenthalte relativ kurz sind. Trotzdem sorgen die Reisestationen für eine lehrreiche Lektüre. Hilfreich bei der geografischen Orientierung sind dabei die Kartenausschnitte, die vor jedem neuen Abschnitt der Reise abgedruckt sind. Leider nehmen Esoterik, Mythen, Magie, Legenden, Märchen und andere übersinnliche Aspekte sehr viel Raum in der Geschichte ein, obwohl ein solches Ausmaß an Spiritualität, überirdischen Begegnungen und Fügungen die Handlung stellenweise etwas unglaubwürdig macht. Das hätte es nicht gebraucht. Dennoch konnte mich die emotionale Geschichte nicht nur unterhalten, sondern auch immer wieder bewegen. Das Thema Trauer spielt eine zentrale Rolle in der Geschichte. Jedoch wird der Roman insgesamt nicht zu düster. Auch der Abschluss konnte mich überzeugen.

Sehr ansprechend finde ich die Gestaltung des Taschenbuchs. Das hübsche Cover macht optisch etwas her und passt darüber hinaus inhaltlich gut. Ein Pluspunkt ist, dass das Muster auch im Innenteil aufgegriffen wird. Der prägnante Titel ist ebenfalls treffend gewählt.

Mein Fazit:
„Herzenswege“ von Dagmar Hansen ist ein kurzweiliger Roman, der für schöne Lesestunden sorgt. Eine empfehlenswerte Lektüre vor allem für Leser mit einem Interesse an unbekannteren Reisezielen, Spiritualität und Trauerbewältigung.

Veröffentlicht am 19.12.2018

Wenn selbst der Schokokuchen nicht mehr gegen Liebeskummer hilft

Zartbitterherzen
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Rosa Simon ist am Boden zerstört. Ihr Mann Sven verlässt sie plötzlich nach 26 Jahren Ehe, weil eine andere Frau ein Kind von ihm bekommt. Die 46-Jährige fällt in ein tiefes Loch. Im „Café Claire“ in Düsseldorf, ...

Rosa Simon ist am Boden zerstört. Ihr Mann Sven verlässt sie plötzlich nach 26 Jahren Ehe, weil eine andere Frau ein Kind von ihm bekommt. Die 46-Jährige fällt in ein tiefes Loch. Im „Café Claire“ in Düsseldorf, das ihr bester Freund Tom betreibt, gelingt es ihr schließlich, den Liebeskummer ein wenig zu vergessen. Beim Backen von köstlichen Kuchen und im Kreise alter und neuer Freunde schöpft sie neuen Lebensmut. Der Kontakt mit dem Schriftsteller Jacob Maybach (49) tut ihr gut. Doch ein neuerlicher Schock reißt die alte Wunde wieder auf und lässt Rosa eine fatale Entscheidung treffen…

„Zartbitterherzen“ ist ein unterhaltsamer Liebesroman von Hanna Linzee.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 50 kurzen Kapiteln, eingerahmt von einem Pro- und einem Epilog. Erzählt wird aus der Sicht von Rosa. Mit Ausnahme des Prologs läuft die Handlung chronologisch ab. Dieser Aufbau funktioniert gut.

Der Schreibstil ist locker, anschaulich und angenehm. Viel wörtliche Rede lässt das Erzählte lebhaft wirken. Der Einstieg in die Geschichte fiel mir leicht.

Rosa steht im Mittelpunkt der Geschichte. Sie war mir von Beginn an sehr sympathisch. Auch die übrigen Charaktere werden liebevoll dargestellt und wirken authentisch. Sie werden in vielen Grautönen beschrieben und kommen daher keineswegs eindimensional rüber. Klischeehafte Figuren tauchen im Roman kaum auf.

Die Handlung ist schlüssig, das Verhalten der Charaktere gut nachvollziehbar. Im Verlauf des Romans gibt es mehrere Wendungen und Enthüllungen, was die Lektüre unterhaltsam und kurzweilig macht. Gut gefallen haben mir auch die leicht fantastisch anmutenden Elemente. Lediglich zum Ende hin gleitet die Geschichte etwas ins Unrealistische ab.

Die Themen Liebe und Freundschaft nehmen breiten Raum ein. Darüber hinaus geht es um Trauer und Verluste. Dadurch konnte mich der Roman berühren. Dennoch ist die Geschichte nicht zu düster, denn neben den ernsten Momenten sind immer wieder humorvollen Passagen eingestreut.

Ein schönes Extra auf den letzten Seiten des Buches sind die Kuchen- und Keksrezepte, die einen Bezug zur Geschichte haben. Sie verlocken zum Nachbacken.

Sehr ansprechend ist das hübsche Cover, dessen Herzthema auch bei der Innengestaltung aufgegriffen wird, was mir gut gefällt. Der Titel des Romans ist treffend gewählt.

Mein Fazit:
„Zartbitterherzen“ von Hanna Linzee ist ein fantasievoller und herzerwärmender Roman, bei dem vor allem Romantikfans voll auf ihre Kosten kommen. Die Geschichte hat mir schöne Lesestunden beschert.

Veröffentlicht am 18.12.2018

Zainichi

Ein einfaches Leben
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Korea in den 1930er-Jahren: Mit ihrer Mutter Yangjin betreibt Sunja, die Tochter eines inzwischen verstorbenen Fischers, ein Logierhaus. Sie leben in sehr einfachen Verhältnissen, aber kommen dank ihres ...

Korea in den 1930er-Jahren: Mit ihrer Mutter Yangjin betreibt Sunja, die Tochter eines inzwischen verstorbenen Fischers, ein Logierhaus. Sie leben in sehr einfachen Verhältnissen, aber kommen dank ihres Fleißes zurecht. Doch dann wird die junge Frau genau im falschen Moment schwach: bei einem verheirateten Mann, dem Fischgroßhändler Hansu, der sie nicht ehelichen kann. Um keine Schande über ihre Familie zu bringen, verlässt die schwangere Sunja ihre Heimat Korea. Sie bringt ihre Söhne Noa und Mozasu in Japan zur Welt. Koreanische Einwanderer, die „Zainichi“, werden dort wie Menschen zweiter Klasse behandelt. Sunja versucht, sich mit ihrer Situation abzufinden. Ihre Söhne jedoch fordern ihr Schicksal heraus: Noa studiert an den besten Universitäten, Mozasu zieht es in die Pachinko-Spielhallen der kriminellen Unterwelt der Yakuza.

„Ein einfaches Leben“ ist ein vielschichtiges Familienepos der Autorin Min Jin Lee.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus drei Teilen: Der erste betrifft die Jahre 1910 bis 1933, der zweite 1939 bis 1962 und der dritte den Zeitabschnitt 1962 bis 1989. Die Teile sind wiederum in mehrere Kapitel mit einer angenehmen Länge untergliedert. Die Handlung spielt an unterschiedlichen Orten in Korea und Japan. Dieser Aufbau funktioniert gut.

Der Schreibstil ist recht schnörkellos und wirkt zunächst ziemlich nüchtern. Aber er ist zugleich eindringlich, einfühlsam und fesselnd. Die Geschichte nimmt nur langsam Fahrt auf. Sie konnte mich jedoch zunehmend in ihren Bann ziehen und entfaltete trotz der hohen Seitenzahl bis zum Schluss eine Sogwirkung auf mich.

Der Einstieg in die Geschichte fiel mir nicht sehr leicht, was aber vorwiegend an der Vielzahl von fremden Namen und Ausdrücken lag. Nach den ersten Kapiteln sind die Personen und ihre Zusammenhänge deutlich und nachvollziehbar. Sunja und ihre Mutter hatten schnell mein Mitgefühl. Ihre Stärke, aber auch ihre menschlichen Schwächen machen sie zu authentischen, liebenswerten Charakteren. Auch die übrigen Personen erscheinen mir realitätsnah. Ihre Entwicklungen werden sehr gut deutlich.

Sehr interessant finde ich das große Thema des Romans: die Situation von koreanischen Migranten in Japan. Eindrucksvoll schildert das Buch, dass diese Einwanderer wie Menschen zweiter Klasse behandelt werden. Durch das Aufgreifen dieser Problematik wird der Roman nicht nur besonders, sondern auch lehrreich. Durch die Lektüre erfährt der Leser viel über die koreanische und japanische Kultur und Geschichte. Die gesellschaftlichen und politischen Hintergründe werden dabei auf unterhaltsame Weise transportiert. Ein Pluspunkt ist das Glossar, das wichtige Begriffe und Namen erläutert.

Schonungslos werden Brutalitäten und traurige Schicksale dargestellt. Krieg, sonstige Gewalt, Erniedrigungen, Ablehnung und Selbstmord sind nur einige Aspekte, die eine Rolle spielen. Dabei verzichtet das Buch bewusst auf Effekthascherei, konnte mich aber in mehrfacher Hinsicht tief berühren und nachdenklich machen.

Das reduzierte Cover passt nicht nur gut zum Inhalt, sondern gefällt mir auch optisch sehr. Der deutsche Titel weicht leider stark vom amerikanischen Original („Panchiko“) ab, das ich treffender finde.

Mein Fazit:
„Ein einfaches Leben“ von Min Jin Lee ist ein außergewöhnlicher Roman, der mich mit leisen Tönen bewegen konnte und noch eine Weile nachklingen wird. Eine empfehlenswerte Lektüre, die sowohl unterhaltsam als auch lehrreich ist.