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Veröffentlicht am 04.04.2018

Wenn drei Schicksale miteinander verflochten sind

Der Zopf
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Smita, die junge Mutter einer kleinen Tochter, lebt im Norden Indiens. Sie ist eine Dalit-Frau, eine Unberührbare, die die Exkremente anderer Leute einsammeln muss. Die 20-jährige Giulia Lanfredi dagegen ...

Smita, die junge Mutter einer kleinen Tochter, lebt im Norden Indiens. Sie ist eine Dalit-Frau, eine Unberührbare, die die Exkremente anderer Leute einsammeln muss. Die 20-jährige Giulia Lanfredi dagegen arbeitet in einer Manufaktur in Italien. Der Familienbetrieb, der eigentlich von ihrem Vater Pietro geleitet wird, ist die letzte Perückenfabrik Palermos. Sarah Cohen, eine 40-jährige Mutter von drei Kindern, ist in Montreal als Anwältin sehr erfolgreich. Das Leben der drei Frauen könnte kaum unterschiedlicher sein. Und doch gibt es etwas, das sie verbindet.

„Der Zopf“ ist der beeindruckende Debütroman von Laetitia Colombani.

Meine Meinung:
Geschildert wird die Geschichte abwechselnd aus der Sicht von Smita, Giulia und Sarah. Ein Prolog und ein Epilog umschließen die Handlung. Diesen Aufbau finde ich äußerst gelungen.

Der Schreibstil ist sehr angenehm und flüssig. Die Sprache ist klar, aber schafft es, viele Bilder hervorzurufen. Der Erzählton ist liebevoll und warmherzig.

Die Grundidee, drei ungewöhnliche Geschichten in einem Roman wie zu einem Zopf zu verflechten, hat mir äußerst gut gefallen. Sie ist auf überzeugende Weise umgesetzt. Ich bin – auch aufgrund der Verkaufserfolge im Ausland – mit großen Erwartungen an das Buch herangegangen und wurde nicht enttäuscht. Ab der ersten Seite konnte mich der Roman fesseln und berühren.

Die drei Hauptprotagonistinnen waren mir schnell sympathisch, vor allem Smita und Giulia. Die Frauen und ihre Entwicklung wirken authentisch. Ihre Schicksale konnten mich sehr bewegen und regen zum Nachdenken an. Sie lassen den Roman zu einer emotionalen, ergreifenden Lektüre werden.

Die Handlung ist schlüssig und glaubwürdig. Die Krisen, die die drei Charaktere zu bewältigen haben, machen das Buch kurzweilig und spannend. Thematisch bietet die Geschichte viele Facetten. Obwohl bald deutlich wird, auf was das Ganze hinausläuft, habe ich mich beim Lesen zu keiner Zeit gelangweilt. Ein Pluspunkt ist auch, dass der Roman nicht nur traurig und berührend ist, sondern auch humorvolle Elemente beinhaltet.

Nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch ist das Buch ein echtes Highlight. Die gebundene Ausgabe mit einem Lesebändchen ist hochwertig gestaltet. Das Cover finde ich nicht nur thematisch passend, sondern auch wunderhübsch anzuschauen. Der Titel ist treffend formuliert.

Mein Fazit:
„Der Zopf“ von Laetitia Colombani ist eine gleichsam kreative wie berührende Lektüre. Den Roman kann ich schon jetzt zu den Lieblingsbüchern in diesem Jahr zählen. Ich kann ihn wärmstens empfehlen. Die geplante Verfilmung werde ich mir auf jeden Fall ansehen.

Veröffentlicht am 03.04.2018

Kleider machen Leute

Das Leben ist ein Seidenkleid
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Fast jeden Abend ist die 25-jährige Maja allein in ihrer Wohnung in Berlin. Dort sitzt sie oft an ihrer Nähmaschine und schneidert tolle Kleidung, die aber kaum jemand zu Gesicht bekommt. Denn Maja fehlt ...

Fast jeden Abend ist die 25-jährige Maja allein in ihrer Wohnung in Berlin. Dort sitzt sie oft an ihrer Nähmaschine und schneidert tolle Kleidung, die aber kaum jemand zu Gesicht bekommt. Denn Maja fehlt der Mut, mehr aus ihrem Talent zu machen. Stattdessen ärgert sie sich in einem Kaufhaus mit ihrer gemeinen Vorgesetzten Hanneliese herum und fährt am Wochenende Essen für Senioren aus. Bei einer dieser Touren lernt sie den 88-jährigen Leonhard Viktorow kennen, mit dem sie sich anfreundet. Seit dem Tod seiner Frau Luise vor mehreren Jahrzehnten hat niemand mehr ihr Ankleidezimmer betreten dürfen. Doch für Maja macht Leo eine Ausnahme. Ob ihr mit seiner Hilfe gelingt, ihren Traum zu verwirklichen? Und ob es auch mal ein Mann schafft, ihr Herz zu erobern?

„Das Leben ist ein Seidenkleid“ ist ein unterhaltsamer Roman von Tanja Wekwerth.

Meine Meinung:
Das Buch besteht aus 17 Kapiteln. Die Geschichte wird aus der Sicht von Maja erzählt.

Der Schreibstil ist sehr angenehm und flüssig. Die Beschreibungen sind sehr anschaulich und eindrücklich. Es wird liebevoll erzählt. Mir fiel es daher leicht, in die Geschichte einzutauchen. Die Seiten lassen sich schnell lesen.

Maja ist ein verträumter, liebenswürdiger Charakter. Ebenso wie Leo war sie mir schnell sympathisch. Ihre Entwicklung wird glaubwürdig dargestellt. Allerdings reagiert sie an manchen Stellen für meinen Geschmack etwas zu überzogen. Dadurch wirkt sie in dieser Hinsicht nicht immer ganz authentisch. Dies hat mich aber nicht so sehr gestört, dass darunter die Leselust gelitten hätte. Das gilt auch für die interessanten Nebenfiguren. Sie bereichern den Roman, sind zum Teil aber etwas stereotypisch geraten.

Die Handlung ist kurzweilig und unterhaltsam. Sie hält eine Wendung bereit, die ich nicht erwartet habe. Insgesamt ist mir die Geschichte allerdings leider ein wenig zu vorhersehbar – selbst für einen Liebesroman. Dieses Manko wird jedoch etwas dadurch ausgeglichen, dass die Geschichte großen Charme und Zauber besitzt. Neben vielen emotionalen und sehr berührenden Szenen gibt es immer wieder auch humorvolle Momente.

Das Thema Kleidung wird in vielen Facetten gezeigt und macht Lust auf gute Mode. Lobenswert: Dabei werden auch kritische Aspekte wie die Produktionsbedingungen in anderen Ländern und billige Qualität nicht verschwiegen, sodass die Geschichte durchaus auch Stoff zum Nachdenken bietet. Auch die Botschaft des Romans gefällt mir gut.

Das Cover lädt zum Träumen ein und passt inhaltlich sehr gut. Der Titel ist ebenfalls treffend gewählt.

Mein Fazit:
Mit „Das Leben ist ein Seidenkleid“ legt Tanja Wekwerth einen Wohlfühlroman vor, der mir vergnügliche Lesestunden bereitet hat.

Veröffentlicht am 28.03.2018

Ein (un)moralisches Angebot

Auster und Klinge
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Jahrelang hat Victor Ellischer ein Doppelleben geführt. Neben seinem Job als Hotelfachmann hat er seiner Frau Sina und seiner Tochter Kim verschwiegen, dass er regelmäßig als Einbrecher unterwegs war. ...

Jahrelang hat Victor Ellischer ein Doppelleben geführt. Neben seinem Job als Hotelfachmann hat er seiner Frau Sina und seiner Tochter Kim verschwiegen, dass er regelmäßig als Einbrecher unterwegs war. Doch seine kriminellen Machenschaften flogen auf, als er von der Polizei erwischt wurde und ins Gefängnis musste. Endlich ist Victor wieder frei und hat nur noch ein Ziel: ein eigenes Restaurant, mit dem er seine Familie zurückgewinnen will. Kurz nach der Haft trifft er auf Georg Bercking und sein Wunsch scheint sich bald zu erfüllen. Der 43-jährige Künstler ist Erbe eines milliardenschweren Schlachtkonzerns und will mit radikalen Kunstaktionen auf das aufmerksam machen, was in dieser Welt schiefläuft. Der Aktivist will nun einen Schritt weiter gehen. Er schlägt Victor einen Deal vor, der zu verlockend ist, um ihn abzulehnen: Er bringt Georg das Einbrechen bei. Im Gegenzug finanziert dieser ihm das gewünschte Restaurant. Dann gerät alles außer Kontrolle…

„Auster und Klinge“ ist ein ungewöhnlicher Roman von Lilian Loke.

Meine Meinung:

Das Buch besteht aus drei Teilen, die wiederum in einzelne Kapitel untergliedert sind. Erzählt wird hauptsächlich aus der Perspektive von Victor und Georg, allerdings auch aus der mehrerer weiterer Personen. In die Kapitel eingebettet sind immer wieder Rückblenden.

Der Schreibstil ist außergewöhnlich und konnte mich begeistern. Die Sprache ist bildhaft und eindringlich. Immer wieder wird das Motiv des Herzens im Text aufgegriffen. Auch andere Metaphern tauchen auf. Allerdings müssen die Seiten aufmerksam gelesen werden. Auffällig ist auch, wie schonungslos und detailliert selbst unangenehme Dinge geschildert werden.

Dass ich etwas gebraucht habe, um in die Geschichte zu finden, liegt aber nicht nur an dem besonderen Stil des Romans. Denn die eigentliche Handlung nimmt erst nach etlichen Seiten an Fahrt auf, sodass es eine Weile gedauert hat, bis mich das Buch auch inhaltlich fesseln konnte.

Das hängt damit zusammen, dass sich die Autorin viel Zeit nimmt, um die beiden Hauptprotagonisten und deren Vergangenheit ausführlich vorzustellen. Die zwei Antihelden werden dadurch authentisch und in all ihren Facetten beschrieben, die Charaktere erhalten Tiefe. Victor, der seit dem Teenageralter immer wieder geklaut hat, sich nun aber für seine Familie bessern will, war mir dabei sympathischer als Georg, dessen Motive ich zwar aller Ehren wert finde, dessen Verhalten ich aber in vielerlei Hinsicht nicht nachvollziehen konnte. Beide Charaktere haben das Potenzial zu polarisieren. Auch die Nebenfiguren sind interessant.

Vor allem in den beiden letzten Teilen des Romans wird es spannend, sodass ich das Buch kaum noch aus der Hand legen konnte. Hier wird die Handlung komplexer und bleibt dennoch bis zur letzten Seite absolut schlüssig. Auch das Finale ist nach meiner Meinung stimmig.

Gut gefallen hat mir auch, dass in dem Roman viel Gesellschaftskritik steckt. Georg prangert diverse Missstände wie Ausbeutung von Arbeitern, Umweltverschmutzung, Kinderarbeit, übermäßiger und unreflektierter Konsum und vieles mehr an. Dadurch regt die Geschichte zum Nachdenken an.

Die Gestaltung des Covers mit der ungewöhnlichen Farbkombination, bei der das Herz-Motiv ebenfalls thematisiert wird, erregt Aufmerksamkeit und trifft meinen Geschmack. Auch der Titel ist passend gewählt.

Mein Fazit:

„Auster und Klinge“ von Lilian Loke ist ein besonderer Roman, der vor allem mit seinem Schreibstil und einer kreativen Grundidee überzeugen kann. Er hat mir unterhaltsame Lesestunden bereitet.

Veröffentlicht am 27.03.2018

Vom Schicksal getrennt, durch Blüten verbunden

Die Blütentöchter
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Heilbronn im Jahr 1333: Die Drillingsmädchen des Hauses Laemmlin spalten seit ihrer Geburt die Gemüter. Während manche in Eilika, Clementia und Imagina ein Zeichen der Heiligen Dreifaltigkeit erkennen, ...

Heilbronn im Jahr 1333: Die Drillingsmädchen des Hauses Laemmlin spalten seit ihrer Geburt die Gemüter. Während manche in Eilika, Clementia und Imagina ein Zeichen der Heiligen Dreifaltigkeit erkennen, hegen andere Argwohn. Doch zu ihrem Glück gehören sie dem Stadtadel an und bleiben so von Schlimmerem bewahrt. Das ändert sich, als der Bußprediger Alardus an einem Junitag in die Stadt kommt. Er prophezeit, dass die Drillinge Unheil bringen werden. Nur wenig später wird Heilbronn von einem verheerenden Hochwasser heimgesucht und die Schuld bei den drei jungen Frauen gesucht. Gejagt und voneinander getrennt, muss jede der Schwestern glauben, die beiden anderen seien tot. Dann aber entdeckt eine von ihnen Fragmente der heimlichen gemeinsamen Blütenkunst…

„Die Blütentöchter“ ist ein historischer Roman von Joël Tan.

Meine Meinung:
Das Buch besteht aus vier Teilen, die wiederum in mehrere Kapitel untergliedert sind. Erzählt wird die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven. Den Aufbau des Romans finde ich gelungen.

Außerordentlich gut hat mir der Schreibstil gefallen. Er ist sehr angenehm und flüssig. Es wird richtig anschaulich und lebendig erzählt. Ich konnte prima in die Geschichte eintauchen und habe das Buch nur ungern zur Seite gelegt.

Die drei Hauptprotagonistinnen sind sympathisch und mir schnell ans Herz gewachsen. Sie wirken authentisch und werden liebevoll gezeichnet. Auch die übrigen Personen sind interessant gestaltet.

Die Handlung ist nicht nur bis zur letzten Seite schlüssig, sondern auch spannend und absolut kurzweilig. Gleichzeitig konnte mich die Geschichte sehr bewegen, ohne dabei kitschig zu sein.

Gut gefallen hat es mir auch, dass man etwas über die Kunstfertigkeit in Sachen Blüten lernen kann und auch sonst etliche Informationen über die Zeit des 14. Jahrhunderts vermittelt bekommt.

Weitere Pluspunkte des Romans sind das Figurenregister, in dem die historisch verbürgten Personen gekennzeichnet sind, sowie die Stadtkarte und das Glossar. Auch das Nachwort ist interessant. Es belegt die fundierte Recherche der Autorin.

Das Cover finde ich sehr hübsch. Es passt darüber hinaus gut zum Inhalt. Der Titel ist wohlklingend und ebenfalls treffend gewählt.

Mein Fazit:
„Die Blütentöchter“ von Joël Tan ist eine gleichsam fesselnde wie berührende Geschichte, die nicht nur Fans von historischen Romanen überzeugen dürfte. Mich konnte das Buch begeistern und verzaubern. Ich kann es wärmstens empfehlen.

Veröffentlicht am 26.03.2018

Der Vogel mit den magischen Worten

Bird and Sword
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Lark, benannt nach dem Vogel Lerche, hat eine ungewöhnliche Gabe: Sie kann magische Worte aussprechen. Doch als sie fünf Jahre alt ist, muss sie ansehen, wie ihre Mutter, Lady Meshara, vor ihren Augen ...

Lark, benannt nach dem Vogel Lerche, hat eine ungewöhnliche Gabe: Sie kann magische Worte aussprechen. Doch als sie fünf Jahre alt ist, muss sie ansehen, wie ihre Mutter, Lady Meshara, vor ihren Augen getötet wird. Um ihrem Kind ein ähnliches Schicksal zu ersparen, nimmt sie im Sterben ihrer Tochter die Stimme und die Macht der Worte. Denn Magie ist eine Todsünde in den Landen von Jeru. Zudem belegt Meshara ihren Mann, Lord Corveyn, mit dem Fluch, dass er auch sterben muss, wenn ihre Tochter stirbt. 13 Jahre später erscheint der junge König Tiras an seinem Hof, um Larks Vater an seine Treuepflicht im Krieg zu erinnern. Er nimmt die stumme junge Frau als Geisel mit. Zunächst fürchtet Lark den König, doch auch Tiras hat ein Geheimnis. Ist die Liebe die einzige Waffe, die ihrer beider Ketten sprengen kann?

„Bird and Sword“ ist der erste Band der gleichnamigen Reihe von Amy Harmon.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 35 Kapiteln. Darüber hinaus gibt es einen Pro- und einen Epilog, die die Haupthandlung wunderbar umschließen. Erzählt wird aus der Ich-Perspektive aus der Sicht von Lark. Dieser Aufbau hat mir gut gefallen.

Der Erzählstil ist liebevoll, sehr lebendig und zum Teil sogar poetisch. Ich konnte gut in die Geschichte einfinden, obwohl diese Welt sich doch ziemlich von unserer unterscheidet.

Die Grundidee des Romans sagt mir sehr zu. Sie ist kreativ und fantasievoll. Auch die Umsetzung konnte mich überzeugen, denn eine solche Geschichte habe ich bisher noch nicht gelesen.

Mit Lark gibt es eine stumme Hauptprotagonistin. Dieser Aspekt macht sie zu einem interessanten Charakter. Obwohl sie nicht spricht, lernt man sie als Leser gut kennen, weil ihre Gedanken sehr deutlich werden. Sie war mir ebenso sympathisch wie einige der Nebenfiguren – zum Beispiel Boohjoni.

Eine Stärke der Geschichte ist es, dass es nicht nur berührende Passagen gibt, sondern auch spannende Szenen. Die schlüssige Handlung hat mehrere Wendungen und Überraschungen parat. Die Lektüre ist dadurch kurzweilig und unterhaltsam.

Pluspunkte sind für mich auch die Landkarte, die für Orientierung in der fremden Welt sorgt, und eine Liste, die die Aussprache der Namen erklärt.

Das Cover ist sehr hübsch und hat mich sofort angesprochen. Der deutsche Titel entspricht dem Original und passt inhaltlich gut.

Mein Fazit:
„Bird and Sword“ von Amy Harmon ist eine bezaubernde Geschichte, die mir vergnügliche Lesestunden bereitet hat. Ich bin neugierig auf die Fortsetzung.