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Veröffentlicht am 11.08.2019

Das Lido

Im Freibad
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Seit mehr als 60 Jahren schwimmt die 86-jährige Rosemary Peterson nun schon im Lido, dem Freibad im Londoner Stadtteil Brixton. Auch nach dem Tod ihres Mannes George hält die Seniorin an diesem liebgewonnenen ...

Seit mehr als 60 Jahren schwimmt die 86-jährige Rosemary Peterson nun schon im Lido, dem Freibad im Londoner Stadtteil Brixton. Auch nach dem Tod ihres Mannes George hält die Seniorin an diesem liebgewonnenen Ritual fest. Doch das soll sich ändern. Die Immobilienfirma Paradise Living will das unrentable Freibad aufkaufen und abreißen lassen, um Platz für ein exklusives Fitness-Studio und Tennisplätze zu schaffen. Das wollen sich Rosemary und einige andere aber nicht gefallen lassen. Über ein Flugblatt wird Kate Matthews, Journalistin beim Brixton Chronicle, auf die Sache aufmerksam. Die einsame 26-Jährige beginnt nicht nur, regelmäßig über die Ereignisse rund um die geplante Schließung des Bades zu berichten, sondern freundet sich auch mit Rosemary und den übrigen Mitstreitern an.

„Im Freibad“ ist der Debütroman von Libby Page.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 68 meist recht kurzen Kapiteln. Erzählt wird vorwiegend im Präsens, allerdings gibt es immer wieder Rückblenden in die Vergangenheit. Der Leser lernt zwischendurch unterschiedliche Perspektiven kennen. Zumeist wird aber im Wechsel aus der Sicht von Rosemary und Kate erzählt. Dieser Aufbau funktioniert sehr gut.

Der Schreibstil ist unaufgeregt, aber warmherzig, anschaulich und geprägt von tollen, teils ungewöhnlichen Sprachbildern und Vergleichen. Schon nach wenigen Kapiteln hat mich die Geschichte in ihren Bann gezogen und ich habe das Buch nur ungerne zur Seite gelegt.

Eine große Stärke des Romans sind die Charaktere. Vor allem die beiden Protagonistinnen Rosemary und Kate sind sehr sympathisch. Ihre Gedanken und Gefühle lassen sich sehr gut nachvollziehen. Sie werden authentisch und mehrdimensional dargestellt. Dabei gelingt es der Autorin, die menschlichen Schwächen nicht zu verschweigen und dennoch mit liebevollem Blick ein Bild ihrer Figuren zu zeichnen. Gut gefallen hat mir insbesondere die Entwicklung, die Kate im Laufe des Romans durchläuft. Die Nebencharaktere sind ebenfalls interessant und realitätsnah.

Auch das Hauptthema des Romans, die Schließung eines Freibades, hat mich angesprochen. Damit wird in der Geschichte ein aktuelles Problem aufgegriffen: der Verlust von Infrastruktur, deren Betrieb sich für die zuständigen Kommunen nicht rechnet. Der Aspekt der Gentrifizierung wird zusätzlich im Roman gestreift. Insofern beinhaltet er durchaus gesellschaftskritische Komponenten. Dass die Geschichte auf Tatsachen beruht und es ein real existierendes Vorbild für das „Lido“ gibt, ist unter anderem im Nachwort der Autorin erfahren. Ein weiterer Pluspunkt.

Eine wichtige Rolle nimmt die wachsende Freundschaft zwischen Rosemary und Kate ein. Auch darüber hinaus ist die Geschichte sehr anrührend, besonders wenn es um die Episoden aus Rosemarys Vergangenheit geht. Dabei wird der schmale Grat zwischen Kitsch und Emotionalität hervorragend gemeistert. Obwohl der Roman mit fast 400 Seiten recht umfangreich und die Spannung nicht durchweg gegeben ist, habe ich ihn zu keiner Zeit als langatmig empfunden.

Das Cover, das an die Optik der englischen Ausgabe angelehnt ist, gefällt mir. Der deutsche Titel weicht vom Original („The Lido“) ab, passt aber ebenfalls gut.

Mein Fazit:
Mit „Im Freibad“ ist Libby Page ein berührender Roman mit Tiefgang gelungen, der eine ungewöhnliche Freundschaft in den Vordergrund stellt. Die Geschichte hebt sich auf angenehme Weise von seichter Sommerlektüre ab und wird mir noch längere Zeit in Erinnerung bleiben. Schon jetzt steht fest, dass das Buch zu meinen Lieblingen in diesem Jahr zählen wird.

Veröffentlicht am 09.07.2019

Sommer der Geheimnisse

Das Leuchten jenes Sommers
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Cornwall im Jahr 2009: Chloe MacAllister (28) ist seit zwei Jahren mit Aidan, einem Arzt, verheiratet. Gerade erst hat sie herausgefunden, dass sie schwanger ist. Trotz der eigentlich freudigen Nachricht ...

Cornwall im Jahr 2009: Chloe MacAllister (28) ist seit zwei Jahren mit Aidan, einem Arzt, verheiratet. Gerade erst hat sie herausgefunden, dass sie schwanger ist. Trotz der eigentlich freudigen Nachricht sind die Gefühle der Fotografin gespalten. Da erhält sie den Auftrag, mit der bekannten Kinderbuchillustratorin Madeleine Hamilton, genannt Maddy, zu arbeiten und ihr bei einem Buchprojekt zu helfen. Was Chloe auf Summerhill erfährt, lässt ihr eigenes Leben in einem neuen Licht erscheinen…

„Das Leuchten jenes Sommers“ ist ein Roman von Nikola Scott.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 62 Kapiteln mit einer angenehmen Länge. Dabei gibt es zwei Zeitebenen. Abwechselnd wird aus der Sicht von Chloe im Jahr 2009 und in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Maddy rund 70 Jahre früher erzählt. Der Roman endet mit einem Epilog. Dieser Aufbau wirkt durchdacht und funktioniert gut.

Der Schreibstil ist gleichsam anschaulich wie einfühlsam. Tolle Beschreibungen und viele sprachliche Bilder lassen das Geschehen vor dem inneren Auge lebendig werden. Der Einstieg in die Geschichte fiel mir sehr leicht.

Im Vordergrund stehen drei Frauen. Sowohl Chloe als auch Maddy sind interessante Protagonistinnen. Sie hatten schnell mein Mitgefühl. Auch Georgiana, Madeleines Schwester, ist ein reizvoller Charakter. Die Frauen sind recht unterschiedlich, doch vor allem Chloe und Maddys Gedanken- und Gefühlswelt ist gut nachvollziehbar. Auch die übrigen Personen wirken lebensnah.

Das Setting gefällt mir außergewöhnlich gut. Immer wieder schafft es die Autorin, Fernweh zu erzeugen.

Auch thematisch gefällt mir die Geschichte sehr. In den Anmerkungen zum Schluss verrät die Autorin, dass sie einen Roman über die Facetten der Liebe, aber keinen Liebesroman schreiben wollte. Dies ist ihr nach meiner Ansicht absolut gelungen, denn das Buch kommt ohne Kitsch aus und beleuchtet auch die dunklen Seiten der Liebe. Dennoch kann die Geschichte immer wieder emotional bewegen und bringt zum Nachdenken.

Der Roman bleibt trotz der annähernd 500 Seiten kurzweilig und unterhaltsam. Dies liegt auch daran, dass durch einige Geheimnisse ein Spannungsbogen entsteht und die Handlung überraschen kann.

Das Cover ist optisch ansprechend gestaltet. Der deutsche Titel klingt poetisch, weicht allerdings vom englischsprachigen Original („Summer of secrets“) ab, das ich inhaltlich passender finde.

Mein Fazit:
„Das Leuchten jenes Sommers“ von Nikola Scott ist sowohl berührend als auch fesselnd. Der Roman konnte mich in mehrfacher Hinsicht begeistern. Es wird sicherlich nicht das letzte Buch der Autorin bleiben, das ich gelesen habe.

Veröffentlicht am 03.05.2019

Was eine Familie zusammenhält

Worauf wir hoffen
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Die Schwestern Hadia und Huda sowie ihr Bruder Amar wachsen als Kinder indischer Einwanderer in Kalifornien auf. Der einzige Sohn von Laila und Rafik ist sensibel, aber auch rebellisch. Mitten in der Nacht ...

Die Schwestern Hadia und Huda sowie ihr Bruder Amar wachsen als Kinder indischer Einwanderer in Kalifornien auf. Der einzige Sohn von Laila und Rafik ist sensibel, aber auch rebellisch. Mitten in der Nacht läuft Amar nach einem Streit mit dem Vater von seinem Zuhause weg. Drei Jahre später, als junger Mann, kehrt er zurück, um bei der Hochzeit von Hadia dabei zu sein, die nach und nach seinen Platz eingenommen hat. Seine ältere Schwester heiratet aus Liebe und gegen die Gebote der muslimischen Tradition. Die Familie versucht, mit Selbstbewusstsein und neuem Selbstverständnis in die Zukunft zu gehen. Als Amar seine Jugendliebe Amira trifft, kommt ein Geheimnis ans Licht. Es wird klar, wie hoch der Preis ist, den alle – außer Amar - für diese Zukunft zu zahlen bereit waren.

„Worauf wir hoffen“ ist der Debütroman von Fatima Farheen Mirza.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus vier Teilen, die wiederum mehrere Kapitel beinhalten. Erzählt wird aus der Sicht verschiedener Personen, vor allem aus der von Hadia, Amar und Laila, wobei sich einzelne Passagen auch innerhalb eines Kapitels abwechseln. Später wird in der Ich-Perspektive auch aus der Sicht von Rafik erzählt. Der Roman ist nicht chronologisch aufgebaut, immer wieder gibt es längere Rückblicke. Ich kann nachvollziehen, dass man sich an diesem anspruchsvollen Aufbau mit seinen Sprüngen etwas stören kann. Für mich hat die Geschichte so allerdings wunderbar funktioniert. Ich habe es genossen, unterschiedliche Sichtweisen und Teile des Mosaiks Stück für Stück zu entdecken.

Der Schreibstil wirkt zunächst schnörkellos, hat aber eine poetische Note. Er ist zugleich einfühlsam, anschaulich und bildhaft. Immer wieder beweist die Autorin, wie gut sie mit Sprache umgehen kann.

Die größte Stärke des Romans sind die Charaktere. Die Protagonisten sind sehr authentisch, interessant und vielschichtig. Sie werden detailliert und ohne jegliche Klischees dargestellt. Ihre inneren Konflikte, ihre Gedanken und Emotionen sind nachvollziehbar. Auch wenn mir ihr Verhalten manchmal fremd war, konnte ich mich gut in die Protagonisten einfühlen.

Tiefgründig und komplex sind auch die Themen. Es geht um Integration, um Traditionen und Religion, aber auch um Liebe, Zusammenhalt, Eifersucht, Missverständnisse und Verletzungen. Das sorgt einerseits dafür, dass man faszinierende Einblicke in eine andere Kultur und den muslimischen Glauben erhält. Andererseits entsteht eine Geschichte, die mich sehr berühren konnte. Immer wieder regt das Buch außerdem dazu an, über das eigene Leben und die eigene Familie nachzudenken. Dazu tragen auch tiefsinnige Sätze bei, die ab und zu eingestreut werden.

Der Roman kommt unaufgeregt daher und verzichtet auf übermäßige Effekthascherei. Dennoch bietet er einige Überraschungen, hat – trotz der annähernd 500 Seiten – keine nennenswerten Längen und versteht zu fesseln.

Der Titel der amerikanischen Ausgabe lautet „A place for us“, den ich inhaltlich passender finde als die deutsche Version. Das liebevoll gestaltete Cover gefällt mir allerdings besser als das Original.

Mein Fazit:
„Worauf wir hoffen“ von Fatima Farheen Mirza ist ein gelungener Roman, der emotional bewegende Einblicke in eine andere Kultur bietet. Diese besondere Familiengeschichte hat mir tolle Lesestunden beschert, sodass ich das Buch wärmstens empfehlen kann.

Veröffentlicht am 17.04.2019

Der Widerstand gegen die Umwandlung geht weiter

Vollendet - Die Wahrheit (Band 4)
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Die Vereinigten Staaten in nicht allzu ferner Zukunft: Teenager, die ihren Eltern Ärger machen, können sofort aus der Gesellschaft ausgestoßen werden. Sie werden zur „Umwandlung“ freigegeben und somit ...

Die Vereinigten Staaten in nicht allzu ferner Zukunft: Teenager, die ihren Eltern Ärger machen, können sofort aus der Gesellschaft ausgestoßen werden. Sie werden zur „Umwandlung“ freigegeben und somit zu kompletten Organspendern. Der Prozess ist unumkehrbar, niemand kann entkommen. Doch Connor und Risa versuchen es trotzdem. Sie erhalten einen Organdrucker, der die Umwandlungen bald überflüssig machen könnte. Das einzige Exemplar wird allerdings bei einem Unfall zerstört. Connor und Risa werden geschnappt. Ist ihre Hoffnung auf ein gemeinsames Leben damit endgültig vorbei?

„Vollendet – Die Wahrheit“ ist der vierte und zugleich letzte Teil der „Vollendet“-Reihe von Neal Shusterman.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus sechs Teilen und insgesamt 81 Kapiteln mit einer angenehmen Länge. Vorangestellt ist eine Begriffserklärung, die mit „An alle Beamten und Ordnungskräfte der Jugendbehörde“ überschrieben ist. Immer wieder sind Abschnitte eingestreut, die mit „Werbung“ oder „Radiosendung“ markiert sind. Erzählt wird kapitelweise aus unterschiedlichen Sichtweisen, wobei der Name der Person jeweils am Kapitelanfang genannt wird. Die Orientierung in der Geschichte ist daher nicht schwer, der Aufbau durchdacht.

Der Schreibstil ist – wie von Shusterman gewohnt – anschaulich, lebhaft und fesselnd. Der Einstieg in die Geschichte fiel mir leicht. Wieder einmal hat es der Autor geschafft, dass ich das Buch nur ungerne zur Seite gelegt habe.

Auch ohne die Vorkenntnisse aus den drei Vorgängerbänden lässt sich der vierte Teil verstehen, also auch unabhängig lesen, weil die Begriffserklärungen zu Beginn einen Überblick geben. Dazu würde ich jedoch nicht raten, weil es sich lohnt, alle vier Bücher zu kennen.

Mit Connor und Risa treffen wir alte Bekannte aus den ersten Bänden wieder. Ich habe mich gefreut, ihre Geschichte weiterverfolgen zu können. Mit ihnen und den anderen habe ich intensiv mitgefiebert. Auch andere alte „Bekannte“ tauchen wieder auf. Darüber hinaus werden Charaktere eingeführt, von denen man bisher nichts gelesen hatte. Auch dieses Mal hat mir die Mischung unterschiedlicher Personen gut gefallen.

Im Laufe des Romans kann der Autor erneut mit einigen Überraschungen aufwarten. Im vierten Teil wird es wieder sehr spannend. Die Lektüre bleibt daher – trotz der mehr als 500 Seiten ­– kurzweilig und unterhaltsam.

Ein großer Pluspunkt des Romans ist das geschilderte Zukunftsszenario. Die Idee der Umwandlung wird im abschließenden Band der „Vollendet“-Reihe konsequent weiterverfolgt und ausgebaut. Das Thema der erzwungenen Organ- und Körperteilspende sorgt für eine interessante Geschichte, die in diesen Tagen, in denen am 3D-Druck von Organen aus Zellen emsig geforscht wird, nichts an Aktualität eingebüßt hat. Im Gegenteil. Obwohl das amerikanische Original bereits 2014 veröffentlicht wurde, passt die Handlung sehr gut in die heutige Zeit und beweist, dass das Szenario nicht ganz so abwegig ist, wie man zunächst meinen könnte. Diese gesellschaftskritische Komponente hat mir sehr gut gefallen. Sie regt zum Nachdenken an.

Das dunkle Cover mit dem Gesicht lehnt sich an die Optik der übrigen Bände der Reihe an und passt inhaltlich ganz gut. Der deutsche Titel weicht deutlich vom amerikanischen Originaltitel („Undivided“) ab, ist aber dennoch angemessen.

Mein Fazit:
Mit „Vollendet – Die Wahrheit“ hat Neal Shusterman ein gelungenes Finale der Reihe vorgelegt, das mich fesseln und sehr gut unterhalten konnte. Eine Lektüre, die nicht nur für jugendliche Leser und Science-Fiction-Fans empfehlenswert ist. Es war nicht das erste Buch des Autors, das ich bisher gelesen habe, und wird mit Sicherheit nicht das letzte bleiben.

Veröffentlicht am 28.03.2019

Die Lektionen der Bienen

Der Honigbus
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Meredith ist erst fünf Jahre alt, als sich ihr Vater David und ihre Mutter Sally wieder einmal heftig in die Wolle kriegen. Doch dieses Mal ist es ernst: Ihre Mom schnappt sich Meredith und ihren jüngeren ...

Meredith ist erst fünf Jahre alt, als sich ihr Vater David und ihre Mutter Sally wieder einmal heftig in die Wolle kriegen. Doch dieses Mal ist es ernst: Ihre Mom schnappt sich Meredith und ihren jüngeren Bruder Matthew und zieht mit den Kindern zu ihrer Mutter nach Kalifornien. Aber im Haus von Granny Ruth und Grandpa Franklin lässt sich ihre Mutter erst richtig gehen. In depressiver Stimmung überlässt sie die Kinder sich selbst. Halt gibt Meredith nur der Großvater, ein Imker, der ihr die faszinierende Welt der Insekten erklärt. So werden die Bienen zu ihrer Ersatzfamilie…

„Der Honigbus“ ist ein bewegendes Memoir von Meredith May.

Meine Meinung:
Da es sich um die persönlichen Erinnerungen der Autorin handelt, wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Meredith erzählt. Unterteilt ist das Buch in 15 Kapitel, die – wie ein Roman – von einem Pro- und einem Epilog eingerahmt werden. Mit Ausnahme des Prologs wird in chronologischer Reihenfolge erzählt. Die Kapitel sind nicht nur mit je einer Überschrift und einer Unterzeile („Eine Bienenlektion in ...“) versehen, sondern auch mit Zeitangaben. Dieser Aufbau funktioniert sehr gut.

Den Schreibstil habe ich als sehr angenehm und anschaulich empfunden. Trotz des autobiografischen Charakters wird eine literarisch ansprechende Sprache verwendet, die beim Lesen leicht vergessen lässt, dass man es nicht mit einem gewöhnlichen Roman zu tun hat.

Im Vordergrund steht natürlich Meredith, deren Denken und Fühlen ich sehr gut nachvollziehen konnte. Ihre Entwicklung im Laufe der Jahre habe ich gerne verfolgt. Eine starke und sympathische Persönlichkeit, mit der ich mitgelitten habe. Als liebenswert habe ich insbesondere auch Grandpa Franklin während der Lektüre erlebt. Die übrigen Charaktere der Familie werden ebenfalls detailliert dargestellt.

Inhaltlich dreht sich das Memoir vor allem um zwei große Themen. Eine präsente Rolle nimmt die Familie ein. Eindringlich schildert die Autorin, wie sie das Desinteresse und die Vernachlässigung durch ihre Mutter, die oft kaltherzige Art ihrer Großmutter und den abrupten Verlust des Vaters zu spüren bekommen hat. Diese Aspekte machen das Buch zu einer traurigen, emotional ergreifenden Lektüre. Andererseits gibt es auch die positiven Momente, die Meredith besonders im Umgang mit den Bienen erlebt. Dabei gelingt es der Autorin nicht nur darzustellen, welche Kraft sie aus der Beschäftigung mit den Insekten gezogen hat, sondern auch interessante Informationen zum Leben der Bienen auf unterhaltsame Weise zu vermitteln. So lernt der Leser einiges dazu. Lesenswert sind in diesem Zusammenhang auch die Anmerkungen der Autorin, die Ausführungen zum Bienensterben liefert. Mit ihrem Memoir regt sie also auch zum Nachdenken an.

Das Cover ist sicherlich eine stark idealisierte Darstellung, aber optisch ansprechend geworden. Der deutsche Titel orientiert sich am amerikanischen Original („The honeybus. A memoir of Loss, Courage and a Girl Saved by Bees“) und passt inhaltlich sehr gut.

Mein Fazit:
Mit „Der Honigbus“ hat Meredith May ein eindrucksvolles Memoir geschrieben. Dabei ist ihr ein Buch gelungen, das gleichermaßen anrührend wie lehrreich ist. Eine sehr empfehlenswerte Lektüre, die nicht nur Bienenfreunde begeistern kann.