Profilbild von mimitatis_buecherkiste

mimitatis_buecherkiste

Lesejury Star
offline

mimitatis_buecherkiste ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit mimitatis_buecherkiste über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.02.2022

Ein Schuss ins Ungewisse

Tell
0

Wilhelm Tell lebt mit seiner Familie ein zurückgezogenes Leben, als er eines Tages in den Bergen dem neuen Landvogt Gessler und dessen Leibwächter Harras über den Weg läuft. Harras findet Tell nicht unterwürfig ...

Wilhelm Tell lebt mit seiner Familie ein zurückgezogenes Leben, als er eines Tages in den Bergen dem neuen Landvogt Gessler und dessen Leibwächter Harras über den Weg läuft. Harras findet Tell nicht unterwürfig genug und vermutet außerdem, dass dieser in den Bergen wildert, obwohl die Jagd allein dem König vorbehalten ist. Ohne dies mit dem Landvogt abzusprechen, fängt Harras einen unfairen Kleinkrieg mit Tell an. Irgendwie läuft dann alles aus dem Ruder.

Wilhelm Tell war ein Schweizer Freiheitskämpfer, der zudem seit Ende des 19. Jahrhunderts als Nationalheld der Schweiz gilt. Ich erinnere mich grob an die Geschichte, aber so ungewöhnlich und spannend habe ich diese nicht in Erinnerung. In mal kurzen, mal etwas längeren Kapiteln kommen 20 verschiedene Personen zu Wort, aus deren Erzählungen sich die Geschichte zusammensetzt. Das ist interessant, das ist ungewöhnlich, das ist einfach grandios!

Es könnte sich so zugetragen haben, oder auch nicht, der künstlerischen Freiheit waren hier keine Grenzen gesetzt. Inhaltlich und sprachlich hat die Story mich sofort mitgerissen, viele Passagen mich bewegt, einige emotional berührt. Eine wunderbare Interpretation, die ich nur empfehlen kann. Von mir gibt es fünf Sterne und eine Leseempfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.02.2022

Zerplatzte Träume, gescheiterte Existenzen

Wir sind das Licht
0

Elisabeth ist tot, verhungert. Sie ist verhungert, während ihre Schwester ihre Hand hielt und zwei ihrer weiteren Mitbewohner der Wohngemeinschaft mit dem schönen Namen Klang und Liebe daneben saßen, auf ...

Elisabeth ist tot, verhungert. Sie ist verhungert, während ihre Schwester ihre Hand hielt und zwei ihrer weiteren Mitbewohner der Wohngemeinschaft mit dem schönen Namen Klang und Liebe daneben saßen, auf einer Luftmatratze, die derjenigen gleicht, auf der Elisabeth starb, verhungert ist, als sie ihren letzten Atemzug tat, allein und einsam im Kreise dieser Menschen, die mit ihr zusammenwohnten. Der herbeigerufene Hausarzt erkennt keinen natürlichen Tod, ruft Rechtsmedizin und Polizei, die kommen und erkennen, dass hier etwas nicht stimmt. Was das aber ist, das erkennen sie nicht, das können sie nicht erkennen. Die Mitbewohner werden verhaftet und verhört. Kann man so etwas erklären?

Dieses Buch ist sprachlich eine Wucht! Das Spiel der Autorin mit Worten und Sätzen hat mich anfangs sprachlos gemacht und fast schon überfordert. Ich habe mehr auf die Sätze geachtet, darauf, dass manche fehlerfrei und Sinn machend über mehrere Seiten gingen, ohne auf den Inhalt mehr zu achten, ohne darauf achten zu können, so gebannt, so verzaubert war ich, dass ich den Text erneut lesen musste, um ihn aufzunehmen. Das klingt anstrengend, aber tatsächlich war es das Gegenteil davon. Manche Stellen sind ruhig, andere wiederum nicht, nur langweilig wird es nie. Jedes Kapitel wird aus der Sicht von… Tja, von wem oder was, das ist hier die Frage. Da ist der Tatort, der erzählt, was an ihm passiert ist. Da ist der Zweifel, der sich einnistet und verrät, wie, warum, bei wem. Da sind die Nachbarn, die ihre Beobachtungen mit mir teilen, aber auch die Erzählung, die meine Fragen, Ansätze und gedanklichen Lösungsvorschläge einfach vorwegnimmt und schriftlich festhält. Das ist genial, das ist meisterlich, das ist einfach grandios! Dieses Buch ist trotz des Themas ein Schatz und bekommt von mir verdiente fünf Sterne mit Sternchen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.02.2022

Mörderische Wüste

Vogelgrab
0

Reni Fisher ist die Tochter des berüchtigten Inland-Empire-Killers, der gefasst wurde, als sie acht Jahre alt war, und der seit nunmehr dreißig Jahren im Gefängnis sitzt. Wo er seine Opfer begrub, hat ...

Reni Fisher ist die Tochter des berüchtigten Inland-Empire-Killers, der gefasst wurde, als sie acht Jahre alt war, und der seit nunmehr dreißig Jahren im Gefängnis sitzt. Wo er seine Opfer begrub, hat er bis heute nicht verraten. Er verspricht Detective Daniel Ellis von der Mordkommission, ihn zu den Leichen seiner Opfer zu führen, knüpft hieran aber die Bedingung, dass Reni, die er seit seiner Verhaftung nicht mehr gesehen hat, dabei sein muss. Reni ist zwischenzeitlich FBI-Profilerin, aber seit längerem nicht mehr in ihrem Beruf tätig; zu groß ist ihr Trauma aus der Kindheit. Um den Familien der Opfer Gewissheit zu bringen, willigt sie wider besseren Wissens ein, behilflich zu sein.

Das Buch fing unspektakulär und ruhig an, es packte mich anfangs irgendwie nicht. Das liegt wohl in erster Linie daran, dass die Charaktere erst einmal vorgestellt wurden und ich nicht erkennen konnte, worauf das Ganze hinausläuft. Die Verbrechen von Renis Vater wurden nicht explizit beschrieben, in Rückblicken erinnert sich Reni lediglich an bestimmte Situationen aus ihrer Kindheit. Die Vorgänge liegen nicht nur dreißig Jahre zurück, Reni war auch viel zu jung, um zu durchschauen, dass es bei dem, was ihr Vater „das Spiel“ nannte, für dessen Opfer um Leben und Tod ging. Plötzlich gab es eine Wendung, die ich nicht kommen sah, die aber die Story in eine völlig andere Richtung lenkte. Der Mix aus Gegenwart und Vergangenheit förderte immer mehr Details zutage, die Spannung stieg und bald schon erfuhr ich Ungeheuerliches. Dazu gab es erneut eine Wendung, die ich kaum glauben konnte. Besonders das letzte Drittel war an Dramatik kaum zu überbieten. Ein sehr aufregender und spannender Reihenauftakt, der mir bereits jetzt große Lust auf eine Fortsetzung macht. Von mir gibt es 4 1/2 Sterne und eine Leseempfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.02.2022

Eine Generation folgt der nächsten

Der Feuerturm
0

Dieses Buch hat mich gelockt, gerufen und mir eine tolle Geschichte versprochen. Historisch und gefühlvoll sollte die sein, im Mittelpunkt eine Familie und ein Turm; genauer gesagt ein Feuerturm. Das hörte ...

Dieses Buch hat mich gelockt, gerufen und mir eine tolle Geschichte versprochen. Historisch und gefühlvoll sollte die sein, im Mittelpunkt eine Familie und ein Turm; genauer gesagt ein Feuerturm. Das hörte sich gut an. Ich habe es erhört, das Buch, ich habe mich auf die Story eingelassen und darauf verlassen, bestens unterhalten zu werden. Das Buch hat es mir nicht leicht gemacht. Der Anfang schwankte zwischen interessanten Passagen und nichtssagenden Seiten, der Funke aber wollte einfach nicht überspringen. Ich wollte so gerne in die Erzählung eintauchen, mich darin verlieren, aber verloren habe ich bald leider nicht nur den Überblick, um was es überhaupt geht, sondern auch den Durchblick, wo das Ganze wohl hinführt. Ich brach ab, legte es weg, schlief drüber, nahm es wieder in die Hand und beendete es. Man stelle sich an dieser Stelle einen tiefen Seufzer vor.

Der Urgroßvater, der Großvater und der Vater, alle haben sie bei der Feuerwehr gedient. Der Erzähler selbst wohl nicht, aber sicher war ich mir lange nicht. Die Geschichte springt zwischen den Jahren und Personen, sodass ich oft nicht wusste, in welcher Zeit ich bin und um wen oder was es geht. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass der Autor es selbst nicht wusste, wenn er mittendrin gewechselt hat. Da half es nicht, dass zudem einige Wörter und so manche Sätze nicht übersetzt wurden. Intuitiv konnte ich die meisten erraten, aber hinderlich war es trotzdem. Es gibt zwar ein Glossar am Ende, das aber nicht alphabetisch und unvollständig ist. Ich bin ein Fan von Büchern, die mich fordern, zuletzt waren dies Zum Paradies und das wunderbare Wolkenkuckucksland. Dieses Buch aber hat mich einfach nur überfordert. Auf den letzten hundertfünfzig Seiten gab es endlich einen roten Faden, dem ich folgen konnte, aber da war ich bereits abwesend, wollte nur noch wissen, wie es ausgeht, endlich zum Ende kommen. Das ist schade, denn ich hätte gerne mehr über die Geschichte Rumäniens erfahren, aber diese Erzählung gab mir leider keine Möglichkeit dazu. Dennoch sind es gerade diese letzten hundertfünfzig Seiten, die mich so berühren und aufwühlen, dass meine Bewertung nicht ins bodenlose abrutscht, sondern sich in der Mitte einpendelt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.02.2022

Im Schatten verborgen lauert die Gefahr

Ich bin der Abgrund
0

Der Müllmann ist für die meisten Menschen unsichtbar und das gefällt ihm sehr gut, denn er hat viele Geheimnisse und bleibt lieber im Hintergrund. Als er während seiner Arbeitszeit ein Mädchen vor dem ...

Der Müllmann ist für die meisten Menschen unsichtbar und das gefällt ihm sehr gut, denn er hat viele Geheimnisse und bleibt lieber im Hintergrund. Als er während seiner Arbeitszeit ein Mädchen vor dem Ertrinken rettet, wird seine Routine gestört und er in dessen Angelegenheiten verwickelt. Gleichzeitig nimmt die Fliegenjägerin Witterung auf und ist dem Müllmann auf der Spur. Das klingt ganz schön abgefahren und geheimnisvoll.

Der Klappentext verrät einerseits viel, andererseits aber eigentlich gar nichts, ich bin also total unvorbereitet ins Buch eingetaucht. Bereits das erste Kapitel hat mich verstört, ein Ausflug in die Vergangenheit, der perfider und abscheulicher nicht hätte sein können. So richtig geht die Geschichte erst los, als alle Figuren ihren Auftritt hatten; der Müllmann, das Mädchen mit der lila Haarsträhne und die Fliegenjägerin. Letztere hat ihren Spitznamen nicht ohne Grund, aber natürlich werde ich diesen nicht verraten. Durch Rückblicke erfuhr ich immer mehr zu den drei Personen, sodass sich nach und nach ein klareres Bild ergab. Dies hielt die Spannung konstant oben, eine Pause war mir unmöglich und so legte ich das Buch nicht weg, bevor ich am Ende angekommen bin. Die Auflösung war grandios und die abschließende Erklärung hat mich vollends umgehauen. Dieser Thriller ist einer der besten, den ich in letzter Zeit gelesen habe. Wieder einmal hat Donato Carrisi mich in dunkle Abgründe geführt und großartig unterhalten. Von mir gibt es fünf Sterne mit Sternchen und eine unbedingte Leseempfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere