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Veröffentlicht am 02.11.2021

Mord in feinen Kreisen

Mord am Strandweg
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Am Heiligabend wird die zwölfjährige Elisa in ihrem Kinderzimmer mit einem Kopfkissen erstickt. Ein namenloser Erzähler berichtet von dem Mord und den Ermittlungen, die er auf eigene Faust beginnt. Es ...

Am Heiligabend wird die zwölfjährige Elisa in ihrem Kinderzimmer mit einem Kopfkissen erstickt. Ein namenloser Erzähler berichtet von dem Mord und den Ermittlungen, die er auf eigene Faust beginnt. Es gibt mehrere Verdächtige, von denen niemand ein richtiges Alibi hat. Wie kam der Mörder ins Zimmer und wieder hinaus, wenn dieses von innen verschlossen wurde? Diese und viele andere Fragen gilt es zu beantworten.

Die Sprache im Buch ist einfach und manchmal seltsam altmodisch; ich weiß zum Beispiel nicht mehr, wann ich den Begriff „malade“ das letzte mal gehört habe (malade heißt, sich krank und deshalb unwohl, elend fühlen), es muss aber wirklich lange her sein. Die Erzählung erinnert mich an frühere Detektivestorys, in denen der erzählende Ermittler mehr weiß als der Leser, dies aber für sich behält, obwohl er ansonsten jeden seiner Schritte kommentiert und preisgibt. Anfangs bin ich amüsiert, es ist eine ungewöhnliche Erzählweise, die mich aber ab etwa der Mitte der Story nicht mehr richtig begeistern kann. Ein wenig ist da die Luft raus, die Ermittlung dreht sich im Kreis, die Fragen wiederholen sich. Im letzten Drittel zieht die Story aber wieder an, meine Aufmerksamkeit wird gefordert und mein Interesse ist neu entfacht. Leider überzeugt mich die Auflösung nicht ganz, hier habe ich eine raffiniertere Wendung erwartet. Alles in allem ein kurzweiliges Vergnügen, mehr Kurzgeschichte als Roman, für zwischendurch eine nette Unterhaltung. Ich vergebe drei Sterne.

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Veröffentlicht am 31.10.2021

Schöne neue vernetzte Welt

Every (deutsche Ausgabe)
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Der Circle heißt nun Every und ist mächtiger denn je; bisher bestand der Circle aus der größten Suchmaschine der Welt und dem größten Social-Media-Anbieter, nun aber wurde mit dem erfolgreichsten Onlineversandhändler ...

Der Circle heißt nun Every und ist mächtiger denn je; bisher bestand der Circle aus der größten Suchmaschine der Welt und dem größten Social-Media-Anbieter, nun aber wurde mit dem erfolgreichsten Onlineversandhändler fusioniert. Wo die Macht von Circle riesig war, erscheint die Macht von Every fast grenzenlos. Zur lückenlosen Überwachung kommen nun weitere Apps und Programme hinzu, die in nahezu jedem Bereich den Menschen Anweisungen geben, Vorschläge machen und ihnen Entscheidungen abnehmen sollen, die seitens des Unternehmens klar vorgegeben werden. Sich dagegen aufzulehnen oder zu wehren, erscheint fast unmöglich. Dennoch ist Delaney fest entschlossen, die Firma zu zerschlagen und von innen heraus zu zerstören. Sie bewirbt sich bei Every und wird eingestellt.

Der Circle hat mich letztes Jahr begeistert und so war klar, dass ich die Fortsetzung auf jeden Fall lesen möchte. Natürlich werden im Buch keine echten Namen der Unternehmen, um die es geht, genannt, aber man kommt leicht dahinter, wer gemeint ist. Und wer nicht drauf kommt, der bekommt subtile Hinweise durch den Autor, die mich im ersten Drittel immer wieder schmunzeln ließen.

„Fünf Jahre zuvor hatte der Circle einen E-Commerce-Giganten aufgekauft, der nach einem südamerikanischen Dschungel benannt war. So war das reichste Unternehmen entstanden, das die Welt je gesehen hat.“ (Seite 12)

Dieses Buch eignet sich nicht für Personen, die mit der Technik auf dem Kriegsfuß stehen. Man sollte schon wissen, wie eine Suchmaschine funktioniert, Social-Media zumindest mal ausprobiert und die ein oder andere App benutzt haben. Das Verständnis für elektronische Medien wird hier vorausgesetzt und nicht erst beim lesen vermittelt. Anfangs wurde sogar ich fast erschlagen von der Fülle der Möglichkeiten, die bei Every erdacht, entwickelt, programmiert und auf den Markt geworfen werden. Es gab tatsächlich einige Stellen, wo mich die Story überfordert hat, an denen ich gemerkt habe, dass meine Gedanken abschweifen und meine Konzentration schlicht und ergreifend aufgibt. Die Phantasie des Autors ist unglaublich, allerdings war mir die Menge der in kürzester Zeit vorgestellten Möglichkeiten besonders am Anfang zu viel. Hier hätte ich mir manchmal mehr Story und weniger Tech-Kram gewünscht.

Die Gefahren der Globalisierung, des Klimawandels und der Monopolisierung werden hier überspitzt dargestellt, allerdings empfand ich dies nicht als utopisch, da ich bei vielen Ausführungen das Gefühl hatte, dass die Realität kurz davor ist, die Fiktion zu überholen. Ich wurde bestens unterhalten und könnte mir tatsächlich eine Fortsetzung vorstellen. Von mir gibt es 4 Sterne und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 29.10.2021

Blut wird fließen…

Blutbringer
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Der Polizist Noah Harper ist entschlossen, die siebenjährige Alyssa zu finden, die entführt worden ist. Dazu ist er bereit, jede Grenze zu überschreiten, die nötig ist, er schreckt vor Gewalt und Folter ...

Der Polizist Noah Harper ist entschlossen, die siebenjährige Alyssa zu finden, die entführt worden ist. Dazu ist er bereit, jede Grenze zu überschreiten, die nötig ist, er schreckt vor Gewalt und Folter nicht zurück. Er findet das Kind, verliert aber im Gegenzug alles; Job, Frau, Zuhause und ein wenig auch sich selbst. Als er zwölf Jahre später um Hilfe gebeten wird, weil Alyssa wieder verschwunden ist, zögert er nicht lange, schließlich hat er dem Mädchen damals versprochen, dass er sie immer vor dem bösen Mann beschützen wird.

Das Buch katapultiert mich sofort mitten in die Geschichte rein, fasziniert verfolge ich, was Noah tut, um das Kind zu finden. Er findet keinen Gefallen an seinem Tun, ist aber bereit, sehr weit zu gehen, um sein Ziel zu erreichen. Noah ist ein sympathischer Charakter, der nicht grundsätzlich böse ist. Er ist auch kein Übermensch, sondern ein Mann mit Prinzipien. Für seine Lieben geht er über Leichen, im Job gibt er alles. Er hat sich ein neues Leben aufgebaut und trotzdem zögert er nicht, dahin zurückzukehren, wo er nicht erwünscht ist, um ein Versprechen einzulösen, das er gab. Er wird geschlagen und schlägt zurück, trotz aller Widrigkeiten ist er fest entschlossen, die junge Frau zu finden.

Dieses Buch lässt mir keine Pause zum durchatmen. Es ist brutal und es ist blutig, aber trotzdem kommt der Humor, wie in allen Büchern des Autors, nicht zu kurz. Die Story selbst ist nicht neu, schon recht früh habe ich einen Verdacht, was passiert sein könnte, der sich letztlich bestätigt. Trotzdem war es mir eine große Freude, den Thriller zu lesen, der diese Bezeichnung mehr als verdient. Das Ende ist nicht offen, aber ich könnte mir eine Fortsetzung gut vorstellen. Sehr gerne würde ich erneut mit Noah gegen das Böse antreten, so viel Spaß hat es mir gemacht. Von mir gibt es 5 Sterne und eine Leseempfehlung für alle, die auf harte, rasante, aber auch humorvolle Action stehen.

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Veröffentlicht am 27.10.2021

Liebe in Zeiten des Bürgerkrieges

Das Flüstern der Feigenbäume
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Während des Bürgerkriegs auf Zypern verlieben sich Defne und Kostas ineinander. Da sie Türkin und er Grieche ist, ist eine solche Liebe damals nicht nur ungehörig, sondern lebensgefährlich. Die beiden ...

Während des Bürgerkriegs auf Zypern verlieben sich Defne und Kostas ineinander. Da sie Türkin und er Grieche ist, ist eine solche Liebe damals nicht nur ungehörig, sondern lebensgefährlich. Die beiden werden während der Unruhen getrennt und sehen sich erst fünfundzwanzig Jahre später wieder. Trotz vieler Jahre des Getrenntseins ist die Anziehung zwischen den beiden sofort wieder da. Kostas will, dass Defne ihn nach England begleitet, wo er seit seiner Abreise von Zypern lebt. Die Vergangenheit aber lässt sich so leicht nicht abschütteln.

Ich habe das Buch beendet und bin traurig darüber, dass es zu Ende ist. Traurig, weil diese Erzählung eine so unglaublich aufregende, unterhaltsame, ungewöhnliche und phantastische Leseerfahrung war, die mir viele tolle Lesestunden beschert hat. Springend zwischen den Zeiten setzt sich nach und nach die Geschichte von Defne und Kostas, aber auch die von Zypern zusammen. Wie außergewöhnlich dieses Buch ist, merkt man schon daran, dass eine Erzählstimme dem Feigenbaum zuzuordnen ist. Dem Feigenbaum? Ja, genau, denn dieser Feigenbaum hat in über hundert Jahren seines Daseins viel gesehen und gehört, woran er uns teilhaben lässt.

Es geht um Heimat, Wurzeln, Herkunft und Familie. Es geht um Glauben und Aberglauben, Frieden und Krieg. Es geht um die Natur und das Klima, die Zerstörung der Welt. Menschen, Pflanzen, Bäume und Insekten, all das kommt im Buch vor. Kaum ein Thema, das die Autorin nicht einbindet in diese phantastische und aussergewöhnliche Mischung aus historischen Fakten, Sagen, Fabeln, Mythen und Märchen, Legenden, Religionen und Traditionen, Weisheiten und Sprichwörtern. Dazu eine Liebesgeschichte zwischen zwei Menschen aus unterschiedlichen Welten, aus verschiedenen Kulturen, mit anderen Sprachen und manchmal auch konträrer Sicht. Eine Liebe, die nicht sein durfte, nicht sein konnte und die trotzdem passiert ist.

Ich habe sehr viel gelernt über die Geschichte von Zypern, aber auch unglaubliche Fakten über Bäume, Insekten und überhaupt die Natur erfahren. Ohne einen erhobenen Zeigefinger hat die Autorin mein Augenmerk auf viele Probleme gelenkt, die mir unbekannt waren und meine Sicht zum Beispiel auf Bäume für immer verändern werden. Eine wunderbare, herzerwärmende Geschichte, von der ich nicht wollte, dass sie endet. Ich habe nicht nur mein Monatshighlight, nein, ich habe mein absolutes Jahreshighlight gefunden. Von mir gibt es 10 Sterne von 5 und eine unbedingte Leseempfehlung. Lest dieses Buch! Es wird euch hoffentlich genauso bezaubern wie mich.

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Veröffentlicht am 25.10.2021

Wenn der Vater mit dem Sohn…

Erstaunen
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Robbie ist ein besonderes Kind, er ist hochbegabt und weist Asperger-Züge auf, manch ein Arzt weist auf ADHS hin. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Werk seiner toten Mutter weiterzuführen und alles ...

Robbie ist ein besonderes Kind, er ist hochbegabt und weist Asperger-Züge auf, manch ein Arzt weist auf ADHS hin. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Werk seiner toten Mutter weiterzuführen und alles zu tun, um die Natur zu retten. Robbies Vater Theo, von Beruf Astrobiologe, versucht nach dem Tod seiner Frau alles, damit Robbie unbeschwert aufwachsen kann. Der Umgang mit Robbie ist nicht immer einfach, was im Zusammenleben von Vater und Sohn manchmal, in der Schule aber oft zu Problemen führt. Trotzdem tut Theo alles, damit Robbie eine tolle Kindheit hat und will es unbedingt vermeiden, ihn mit Psychopharmaka ruhig zu stellen, wie von vielen Seiten gefordert wird.

„Mein Junge war ein Universum im Miniaturformat, eines, das ich niemals ergründen würde. Jeder von uns ist ein Experiment, und wir wissen nicht einmal, was mit diesem Experiment erforscht werden soll.“ (Seite 12)

Es ist schwer für mich, dieses Buch zu bewerten. Der Klappentext hat mich sehr neugierig gemacht und ich wollte den Autor, von dem ich noch kein Werk kenne, unbedingt kennenlernen. Aber fangen wir von vorne an. Wie Theo mit Robbie umgeht, auf seine Bedürfnisse, Wünsche und Besonderheiten eingeht, das liest sich so schön, dass es eine Freude ist. Natürlich hat Theos Geduld auch Grenzen, nicht immer klappt reibungslos, was sich doch so einfach anhört, aber Aufgeben ist keine Option. Robbies Mutter hat sich unter anderem für bedrohte Tierarten eingesetzt, war Naturschützerin aus Überzeugung, und Robbie eifert ihr nach. Theo unterstützt dies, so gut er kann, und so erfahren wir einiges darüber, was auf unserer Erde so schrecklich schiefläuft. Das ist interessant, aber auch erschreckend. Daneben ist Theo mit Herz und Seele Astrobiologe und dieser Umstand nimmt im Buch viel Raum ein, was mich zum größten Kritikpunkt am Buch bringt. Ich habe nicht damit gerechnet, dass es seitenweise um Planeten und fremde Galaxien geht, dass die berufliche Seite von Theo immer wieder thematisiert wird, sein Werdegang, seine wissenschaftlichen Forschungen so oft Gegenstand der Erzählung sein würden. Vieles habe ich nicht verstanden, vieles hat mich nicht interessiert. Dieses Thema hat im Gegenteil dazu geführt, dass ich immer wieder aus der eigentlichen Story herausgerissen wurde. Dies führt dazu, dass ich zwiegespalten bin, was das Buch angeht. Die Passagen über Theo und Robbie waren toll; diese Vater- und Sohn-Beziehung hat der Autor wunderbar geschildert, was mich begeistert hat. Der Rest aber? Darf ich etwas schlecht bewerten, weil ich es nicht verstehe? Ich denke nicht. Dennoch wollte ich einen Roman lesen und keine wissenschaftliche Abhandlung. So nehme ich die goldene Mitte und vergebe drei Sterne.

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