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Veröffentlicht am 13.02.2021

Protokoll eines Verbrechens

Die siebte Zeugin
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Nikolas Nölting, ein unscheinbarer Beamter, verheiratet, ein Kind, verlässt an einem Sonntagmorgen das Haus, um Brötchen zu holen. Vor der Bäckerei angekommen, schlägt er einen Polizisten nieder, entwendet ...

Nikolas Nölting, ein unscheinbarer Beamter, verheiratet, ein Kind, verlässt an einem Sonntagmorgen das Haus, um Brötchen zu holen. Vor der Bäckerei angekommen, schlägt er einen Polizisten nieder, entwendet dessen Dienstwaffe, betritt die Bäckerei und schießt um sich. Ein Mensch stirbt, zwei weitere werden verletzt. Nach der Tat lässt er sich widerstandslos festnehmen und schweigt. Ein Motiv ist nicht erkennbar. Dies wird für den Strafverteidiger Rocco Eberhardt, den die Frau des Täters beauftragt, kein einfacher Fall werden.

Jedes der kurz bis ganz kurz gehaltenen Kapitel ist mit Ort und Uhrzeit versehen, so entstand bei mir der Eindruck eines Protokolls des Verbrechens. Das hat mir unglaublich gut gefallen. Hierbei begleiten wir nicht nur den Strafverteidiger, sondern auch andere Beteiligte, was abwechslungsreich und interessant ist. Das fundierte Fachwissen kommt dabei nicht von ungefähr, hat Florian Schwiecker viele Jahre in Berlin als Strafverteidiger gearbeitet und Michael Tsokos ist Professor für Rechtsmedizin, was man der Story anmerkt. Eine richtige Ermittlung findet nicht statt, es dreht sich alles um den Strafprozess und die Verteidigung des Täters. Obwohl dieser schweigt und sich sogar weigert, mit seinem Anwalt über die Tat zu sprechen, ist dieser bemüht, ihm die bestmögliche Verteidigung zu bieten sowie die niedrigste Verurteilung zu erreichen. Mit Hilfe seines Freundes, der eine Detektei hat, sowie in Gesprächen unter anderen mit dem Rechtsmediziner Dr. Jarmer versucht er, herauszufinden, welches Motiv der Tat zugrundeliegt. Ich fand das Buch spannend, die Story nachvollziehbar und die Wendungen schlüssig sowie realitätsnah. Bemängeln möchte ich hier lediglich manche Dialoge zwischen den Beteiligten; diese waren teilweise hölzern, seltsam holprig und fast plastisch. Das hat mir nicht gefallen, weil es so gar nicht zum restlichen Schreibstil passte und mich irritierte. Ansonsten ist es ein lesenswerter und außergewöhnlicher Justizkrimi, der mir tolle Lesestunden beschert hat. Von mir gibt es 4 Sterne und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 07.02.2021

tolles Krimidebüt aus Schweden

Der andere Sohn
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Schweden, 2009. Eine junge Frau verschwindet nach einem Streit mit ihren Eltern spurlos. Emelie ist die zukünftige Erbin eines erfolgreichen und global agierenden Modekonzerns. Eine großangelegte Suche ...

Schweden, 2009. Eine junge Frau verschwindet nach einem Streit mit ihren Eltern spurlos. Emelie ist die zukünftige Erbin eines erfolgreichen und global agierenden Modekonzerns. Eine großangelegte Suche führt zu keinem Ergebnis. Lediglich etwas Blut und andere Körperflüssigkeiten findet die Polizei. Der neunzehnjährige Billy gerät daraufhin unter Verdacht, bestreitet aber vehement, die junge Frau überhaupt gekannt zu haben. Ohne Leiche kommt die Polizei nicht weiter. Amerika, 2019. John wird bei einer verdeckten Ermittlung angeschossen, kann aber gerettet werden. Nach seiner Aussage gegen das Drogenkartell soll er in den Zeugenschutz aufgenommen werden. Da bekommt er einen Brief seiner Mutter, in dem diese berichtet, dass sein Halbbruder Billy zum wiederholten Male ins Visier der Ermittler geraten ist. Der Fall der jungen Erbin soll neu aufgerollt werden und der einzige Verdächtige war, ist und bleibt Billy. John fordert vom FBI, im Zeugenschutzprogramm nach Schweden geschickt und ins Cold Case Team eingeschleust zu werden. Dort will er, mit einer neuen Identität ausgestattet, dazu beitragen, dass die Ermittlungen fair und unvoreingenommen durchgeführt werden.

Das Buch ist in mehrere Teile aufgeteilt. In erstem Teil erfahren wir abwechselnd, was sich ereignet hat, als Emelie verschwand und John aufgeflogen ist. Die restlichen Teile spielen in der Gegenwart in Schweden. John geht mit einem frischen Blickwinkel an den Fall heran, muss zusätzlich aber einerseits dafür sorgen, dass seine Verbindung zum Verdächtigen nicht auffällt, andererseits dass seine Tarnung nicht auffällt und damit seine neue Identität enthüllt wird. Dazu ist es ihm sehr wichtig, objektiv zu bleiben. Das ist anstrengend, das ist knifflig, das führt dazu, dass es spannend bleibt. Die Ermittlung ist, als ob man eine Schicht nach der anderen abziehen würde und das, was darunter ist, entpuppt sich als etwas ganz anders, als das, was man erwartet hat. Es hat mir Freude gemacht, den Gedankensprüngen und Johns Spuren zu folgen, zu lesen, wie er an den Fall rangeht. Ein tolles Debüt, ein wahnsinnig guter Kriminalroman und ein wirklich guter Start der Karlstad-Reihe. Ich freue mich auf weitere Bücher der Autoren. Von mir gibt es verdiente 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 01.02.2021

brisant und aktuell

Der Solist
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Neuhaus, ein Frankfurter Ermittler, wird zur neu gegründeten Sondereinheit Terrorabwehr (SETA) in Berlin geschickt. Als erst ein jüdischer Aktivist, dann eine muslimische Anwältin ermordet werden, macht ...

Neuhaus, ein Frankfurter Ermittler, wird zur neu gegründeten Sondereinheit Terrorabwehr (SETA) in Berlin geschickt. Als erst ein jüdischer Aktivist, dann eine muslimische Anwältin ermordet werden, macht Neuhaus sich auf die Suche nach dem oder den Tätern. Unterstützt wird er von der jungen Deutschtürkin Suna-Marie, genannt Grabowski, die ihm anscheinend als einzige der Berliner Kolleginnen und Kollegen freundlich gesonnen ist. Als es erste Hinweise auf Anis Amri gibt, wird klar, dass es politisch brisant werden könnte und schon bald stellt sich die Frage, wem Neuhaus und Grabowski noch trauen können.

Schon früh erfahren wir privates über Neuhaus, schon früh merken wir, dass er nicht nur Ecken und Kanten hat, nein; der ganze Mann ist uneben wie eine Straße voller Schlaglöcher. Wortkarg, zurückhaltend und ein Einzelgänger, der am liebsten allein ermittelt.

„Grabowski, ich bin kein Teamplayer. Ich bin maulfaul und unfreundlich. Und ich arbeite am liebsten alleine.“ (Seite 52)

Die kurzen Kapitel sind aufs wesentliche reduziert. Die Gespräche kurz und knapp. Dennoch hat das Buch eine unglaubliche Tiefe, schafft der Autor eine Atmosphäre, die mich begeistert und teilweise dazu geführt hat, dass ich vollkommen in der Geschichte eingetaucht bin. Und mal wieder hat der Autor es geschafft, mich für ein Thema zu begeistern, das normalerweise so gar nicht meines ist. Politische Krimis und Thriller meide ich, finde die Themen oft trocken und langweilig. Hier stimmt aber alles. Spannend, brisant und aktueller denn je erscheint die Geschichte und ist es auch. Ich bin nun ein großer Fan von Neuhaus und fiebere bereits einer Fortsetzung entgegen. Von mir gibt es 5 Sterne und eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 29.01.2021

spannend und brutal

Raum der Angst
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Sieben Teilnehmer eines psychologischen Experiments, bei dem es um das menschliche Verhalten in Escape Rooms geht, wurden ausgewählt, um sieben Räume zu erforschen. Nachdem es den sieben, die unterschiedlicher ...

Sieben Teilnehmer eines psychologischen Experiments, bei dem es um das menschliche Verhalten in Escape Rooms geht, wurden ausgewählt, um sieben Räume zu erforschen. Nachdem es den sieben, die unterschiedlicher nicht sein könnten, gelungen ist, den ersten Raum zu verlassen, treffen sie auf Hannah, die nicht nur behauptet, kein Teil des Experiments zu sein, sondern bestreitet, dass ein solches überhaupt stattfindet, da sie entführt worden sei. Die Teilnehmer müssen nun nicht nur versuchen, aus dem zweiten Raum zu (ent-) kommen, sondern auch entscheiden, ob Hannah die Wahrheit sagt oder lügt. Als es dann brenzlig wird, merken alle acht, dass es kein Spaß ist, sondern es im Gegenteil um Leben und Tod geht. Ein Psychopath spielt ein Spiel und wir sind mittendrin.

Gefallen hat mir, dass der Autor mich nicht sofort mit allen Personen und Namen überfallen hat, sondern diese gruppenweise hintereinander vorgestellt hat. Dies hat es etwas leichter gemacht, sich die Teilnehmer zu merken. Abwechselnd werden wir einerseits Zeuge, wie die Teilnehmer versuchen, die Rätsel zu lösen und zu überleben, andererseits läuft parallel hierzu die Ermittlung, die uns eine Pause gönnt von den sehr blutigen, fast schon barbarischen Ereignissen. Die ein oder andere Tötungsart ist nichts für schwache Nerven; wer es eher unblutig mag, sollte einzelne Szenen überblättern oder Abstand nehmen. Die Rätsel haben mir gut gefallen, die Hintergründe waren schlüssig und auch die Auflösung machte Sinn. Es ist ein Thriller, der mich sehr gut unterhalten hat und ich hoffe sehr auf eine Fortsetzung, die das Ende vermuten lässt. Von mir gibt es 5 Sterne.

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