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Veröffentlicht am 27.06.2021

Roadtrip im Van - der Weg IST das Ziel

Happy Road
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Ein Roadtrip der besonderen Art, einfach mal für eine Zeit aussteigen und mit dem Van die Welt bereisen, neue Erfahrungen sammeln und neue Menschen und Kulturen kennenlernen, losgelöst von Zeit und Raum, ...

Ein Roadtrip der besonderen Art, einfach mal für eine Zeit aussteigen und mit dem Van die Welt bereisen, neue Erfahrungen sammeln und neue Menschen und Kulturen kennenlernen, losgelöst von Zeit und Raum, ohne Termine, ohne tägliche Verpflichtungen .... hört sich traumhaft an. Wer hat nicht schon mal davon geträumt?

Sarah und Matthias, die sich noch nicht allzu lange kennen, beschließen genau das: mit einem von Matthias umgebauten VW-Bus begeben sie sich als Vanlifer-Neulinge auf ihren ersten gemeinsamen Roadtrip. Wird ihre noch junge Beziehung es aushalten, monatelang auf etwa 3 qm, praktisch 24/7, zusammenzuleben? Wie Österreicher Matthias pragmatisch feststellt "donn wiss ma's, ob's klappt mit ons". Quer durch den Balkan geht es über die Ukraine hinauf ins Baltikum und von dort weiter bis ans Nordkap. Antizyklisch reisen ist ihre Idee - während alle anderen Vanlifer den Weg Richtung Süden antreten, um den Winter in der Sonne zu genießen, zieht es Sarah und Matthias in den eiskalten und dunklen Norden. Dort wollen sie den Winter verbringen, doch letztlich kommt es anders und sie müssen ihre Pläne ändern.

Auf sehr kurzweilige und amüsante Art nimmt Sarah uns Leser mit auf die Reise und erzählt in überschaubaren Kapiteln von ihren Erlebnissen und ihren Begegnungen menschlicher und tierischer Art. Dabei redet sie nichts schön, auch Konflikte - unvermeidbar, wenn man auf so engem Raum zusammenlebt - kommen zur Sprache, denn die leicht chaotische Berlinerin (eigentlich aber Badenserin) "Ich kann das alleine"-Sarah und der bodenständige österreichische Skilehrer (und Elektriker) "Ge, scheiß di net oa"-Matthias müssen sich natürlich in einigen Situationen zusammenraufen. Sie treffen auf große Gastfreundschaft in den Balkanländern und räumen mit einigen Klischees auf. Interessante Menschen kreuzen ihren Weg und bereichern ihre Reise. Mitgelitten habe ich vor allem, als sie die zwei Welpen in Rumänien gefunden und im Tierheim abgegeben haben - ich glaube, das hätte ich nicht geschafft. Mit großem Respekt habe ich die weitere Reise vor allem im kalten Norden verfolgt. Zum Glück wurde im Buch auch nicht übermäßig über die praktische Einrichtung des Vans und die notwendigen Vorbereitungen schwadroniert, wie das bei vielen anderen Publikationen über das Vanlife leider oft sehr ausschweifend ausgebreitet wird und welches für Nicht-Vanlifer, die einfach nur ein bisschen gedanklich "mit auf die Reise gehen wollen", sehr enervierend sein kann.

Noch etwas zur Gestaltung des Buchs:
Ich fand das Innenleben sehr gelungen - jedes Kapitel begann mit einem schönen Foto und einem passenden Zitat im Fotobuch-Style. Wobei ich mir gewünscht hätte, dass man sich für das Coverfoto lieber für eines der anderen Fotos entschieden hätte, statt für das düstere Foto, dass nun das Cover ziert. Mein einzig großer Kritikpunkt ist die Schriftfarbe, diese ist in einem so blassen hellgrau gehalten, dass die Lektüre sehr anstrengend für die Augen war. Das Buch in der Sonne auf dem Balkon zu genießen, war ausgeschlossen, denn man konnte fast nichts erkennen! Auch der Einband sollte aus einem stärkeren Material sein oder eingeklappt werden können, denn die Ecken stoßen auch bei pfleglicher Behandlung schnell ab und so sieht das Buch recht bald abgenutzt aus, was sehr schade ist, da man sich mit der Gestaltung ja sehr viel Mühe gegeben hat.
Dafür ist dann aber eher der Verlag verantwortlich und nicht die Autorin, deshalb mag ich dafür keinen Sterne-Abzug geben, denn ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt.

Fazit: Ein sehr unterhaltsames Roadtrip-Buch durch Europa mit einem wirklich sympathischen und authentischen Paar - macht Lust auf mehr!

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Veröffentlicht am 08.06.2022

Fulminanter Start einer neuen Don Winslow-Trilogie - Verfilmung vorprogrammiert!

City on Fire (ungekürzt)
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Zum Inhalt:
In Providence, Rhode Island leben im Jahr 1986 die irischen und italienischen Mafia-Familien in relativ friedlicher Koexistenz. Über den Frieden wacht vor allem Clan-Chef Pasco Ferri, der sich ...

Zum Inhalt:
In Providence, Rhode Island leben im Jahr 1986 die irischen und italienischen Mafia-Familien in relativ friedlicher Koexistenz. Über den Frieden wacht vor allem Clan-Chef Pasco Ferri, der sich jedoch in absehbarer Zeit in den Ruhestand nach Florida verabschieden will. Auch den Sommer des Jahres 1986 verbringen die Familien an der Küste, grillen sogar noch gemeinsam bei Pasco Ferri. Doch als eine schöne Frau, Pam, zuerst Paul Moretti und dann Liam Murphy den Kopf verdreht, ist es mit dem Frieden jäh vorbei.
Mittendrin steckt Danny Ryan, aufgewachsen mit den Murphy-Brüdern und Ehemann einer Murphy-Tochter und somit Teil des Murphy-Clans. Obwohl er im Kern ein anständiger Kerl ist, der seinen Lebensunterhalt eigentlich am liebsten durch ehrliche Arbeit verdienen würde - möglichst auch weit weg vom Dogtown-Viertel und der Mafia - liebt er dennoch seine Frau und seine Freunde zu sehr. Mitgehangen - Mitgefangen. Aus dem Frieden der Clans entwickelt sich ein unerbittlicher Krieg, dem zahlreiche Mitstreiter zum Opfer fallen., unter anderem auch Pat Murphy. Plötzlich steht Danny Ryan an der Spitze und muss Entscheidungen fällen, die er lieber nicht treffen würde. Ein letzter Coup soll ihm zum Ausstieg und einem Neubeginn in Kalifornien verhelfen, doch leider hört er nicht auf sein Bauchgefühl ...

Zum Buch:
Das Buch ist in drei Hauptteile unterteilt, die jeweils von einem düsteren, aber stimmigen Hintergrundbild und einem passenden Zitat eingeleitet werden. Die Perspektiven wechseln häufig, so dass man die Möglichkeit hat, alle wichtigen Charaktere kennenzulernen. Der Hauptprotagonist ist allerdings ganz klar Danny Ryan, aus dessen Perspektive auch überwiegend erzählt wird. Don Wilson hat für seine Buch die Zeitform Präsens gewählt, was ich erst ungewohnt, dann aber sehr angenehm empfand, da sie die Story so direkt und unmittelbar transportiert, dass man als Leser wirklich mittendrin ist. Auch die Sätze sind wie die Kapitel kurz und knackig, was gut zu dem hohen Erzähltempo passt und die Handlung immer schneller vorantreibt, bis es auf das scheinbar unausweichliche Ende zusteuert. Die Ausdrucksweise ist sehr direkt und oft auch sehr öbszön, das f-Wort kommt in gefühlt jedem dritten Satz vor, aber das ist wohl dem beschriebenen Milieu geschuldet.

Meinung:
Für mich war es das erste Buch von Don Wilson, aber sicher nicht das letzte. Obwohl Mafia-Geschichten nicht zu meinen bevorzugten Genres zählen, war ich durch die Leseprobe neugierig geworden, da die Hauptfigur Danny Ryan doch eine sehr vielversprechende Komplexität versprach - und ich wurde nicht enttäuscht. Auch die anderen Charaktere sind erfreulicherweise sehr vielschichtig und interessant angelegt und erlauben weitere Perspektiven auf das Leben der Mafia-Familien. So fragte ich mich z.B. immer wieder, wie die Frauen und Mütter so ein Leben nur ertragen können, in dem sie ständig Angst um das Leben ihrer Männer und Söhne haben müssen. Auf der anderen Seite dann die rohe Gleichgültigkeit der Männer, mit der sie ihren Kontrahenten das Leben nehmen und dabei an Brutalität und Grausamkeit nicht geizen. Auf einen Toten mehr oder weniger scheint es dabei nicht anzukommen. Ab und zu erscheint es einem, als ob testosteron-gesteuerte Pubertiere aufeinander losgehen, weil einer dem anderen sein "Spielzeug" weggenommen hat - man möchte ihnen allen am liebsten die Ohren langziehen und dem kindischen Gehabe ein Ende setzen.
Das Ende lässt einige Fragen unbeantwortet, da die Story in Band zwei ja weitergehen wird und die Neugier darauf entsprechend angeheizt werden soll. Ich kann es jedenfalls kaum erwarten, bis die Fortsetzung erscheint!

Fazit:
Gute Story und sehr vielschichtige, interessante Charaktere. Dazu mit Danny Ryan ein Hauptprotagonist, mit dem man sich schnell anfreundet, weil er im Grunde seines Herzens eine ehrliche Haut ist, der mit dem Mafia-Milieu eigentlich nichts zu tun haben möchte. Ein Buch, dass man kaum aus der Hand legen kann, spannend, brutal, tragisch und doch auch emotional. Die Filmstudios in Hollywood waren bereits clever genug, sich die Filmrechte zu sichern, denn das könnte ein echter Blockbuster werden!

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Veröffentlicht am 29.05.2021

Von der Vergangenheit eingeholt ... ein Cold Case wird zum Hot Case

Nordwestzorn
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Da ich den ersten Band dieser Serie gelesen habe und mir dieser sehr gut gefiel, war ich sehr gespannt, ob die Autorin mit dem zweiten Fall "Nordwestzorn" gut anknüpfen konnte. Und sie konnte!

Das Thema ...

Da ich den ersten Band dieser Serie gelesen habe und mir dieser sehr gut gefiel, war ich sehr gespannt, ob die Autorin mit dem zweiten Fall "Nordwestzorn" gut anknüpfen konnte. Und sie konnte!

Das Thema geht wohl jedem unter die Haut: ein Kind verschwindet spurlos aus dem Sommercamp. Sechzehn Jahre vergehen und der damalige Sommercamp-Leiter - seinerzeit der Hauptverdächtige und so lange gemoppt, bis er mit seiner Frau ins Ausland zog - ist wieder zurück in SPO. Geht die Hexenjagd nun wieder von vorne los? Sein plötzliches Verschwinden lässt nichts gutes ahnen. Und da kommt auch schon das bereits bewährte Ermittler-Team zum Einsatz: Anna Wagner ist zurück in SPO, denn sie übernimmt die neu eingerichtete Vermisstenstelle und nimmt sich mit dem langsam auftauenden Dienststellenleiter Hendrik Norberg und dem sympathischen Nils diesen Cold Case vor. Doch aufgescheucht von den wiederaufgenommenen Ermittlungen überschlagen sich sehr bald die Ereignisse...

Mir sind Anna Wagner und Hendrik Norberg bereits im ersten Band ans Herz gewachsen, denn die Autorin nimmt sich viel Zeit für Ihre Charaktere und das schätze ich sehr, da ich so am besten einen persönlichen Zugang zu ihnen finde. Beide sind authentisch beschrieben und haben ihre Ecken und Kanten, so kommt es auch in diesem Fall durchaus einmal zu Meinungsverschiedenheiten, die aber zur Entwicklung der Personen und des Plots beitragen. Schon beim Prolog, der das Verschwinden des Jungen im Jahre 2004 thematisiert, ergeben sich dem Leser zwangsläufig Fragen: Was ist aus den damaligen Verdächtigen geworden, wie sind die Eltern mit dem spurlosen Verschwinden ihres Sohnes und der damit verbundenen quälenden Ungewissheit zurechtgekommen, warum wurde der Fall in der Zwischenzeit nicht wieder erneut betrachtet, usw. Diese Fragen wurden im Verlauf des Buches Stück für Stück geklärt und so die Spannung erhöht, was die Auflösung betrifft.

Dennoch gibt es ein paar Kritikpunkte inhaltlicher Art. Was mich etwas störte, waren z.B. Nachlässigkeiten wie diese: Hendrik und Anna fahren zusammen (in einem Auto) nach Flensburg (Hendrik fährt), dort trennen sich nach ihrem gemeinsamen Termin ihre Wege, Hendrik fährt nach SPO zurück und Anna nach Hamburg weiter und sie kommt komischerweise dann mit ihrem eigenen Auto zurück nach SPO. Wie geht das denn? Andere Baustelle: Johannsen lässt Hendrik zu sich ins Haus und bietet ihm sogar einen Kaffee an, ohne zu wissen, um was es geht, obwohl sich die beiden spinnefeind sind? Das sind für mich nicht ganz nachvollziehbare Handlungsweisen oder vielleicht auch nur Nachlässigkeiten, die die Autorin zu wenig ausgeführt hat. Mit fehlte es vor allem in vielen Dialogen an Ausführlichkeit, oft wurde hier die "Abkürzung" genommen und ein Großteil wichtiger Gespräche einfach in wenigen Sätzen zusammengefasst. Trotz allem stimmt für mich das Gesamtpaket und ich hatte Spaß bei der Lektüre. Meine romantische Ader hofft zudem, dass Anna und Hendrik auch irgendwann als Paar zueinanderfinden, daher freue ich mich heute schon auf den dritten Band und hoffe, nicht allzu lange darauf warten zu müssen.

Fazit: Absolute Leseempfehlung für alle, die einen spannenden Krimi mit zwei authentischen, sympathischen Ermittlern und viel Lokalkolorit zu schätzen wissen.

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Veröffentlicht am 06.02.2024

Bewegende und aufschlussreiche Einblicke in die jüdische Liebes- und Glaubenswelt

Die Hoffnung der Chani Kaufman
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Das junge jüdische Ehepaar Chani und Baruch sind nach ihrer Hochzeit nach Jerusalem gezogen, wo Baruch für das Rabbinerdasein studiert und Chani in einem Blumenladen arbeitet. Nach der Hochzeit steigt ...

Das junge jüdische Ehepaar Chani und Baruch sind nach ihrer Hochzeit nach Jerusalem gezogen, wo Baruch für das Rabbinerdasein studiert und Chani in einem Blumenladen arbeitet. Nach der Hochzeit steigt die Erwartungshaltung an das junge Paar, bald Nachwuchs zu präsentieren, doch auch zehn Monate danach bleibt die erhoffte Schwangerschaft aus und der Druck von Außen nimmt immer mehr zu. Schließlich wissen sie sich nicht anders zu helfen, als Baruch's wohlhabende Eltern um finanzielle Unterstützung zu bitten, damit sie in London Hilfe in einer Kinderwunschklinik suchen können. Natürlich ist es für Frau Levy, Chani nicht gerade wohlgesonnener Schwiegermutter, sonnenklar, dass der "Fehler" nur an Chani liegen kann und versucht hinter dem Rücken des Paares ihre Strippen zu ziehen. Doch in London trifft Chani zufällig ihre Brauthelferin, die ehemalige Rebbetzin Rivka Zilberman wieder, die sich entgegen aller jüdischen Konventionen von ihrem Ehemann und ihren Kindern getrennt hat und versucht, sich ein neues Leben aufzubauen. Die Gespräche mit Rivka helfen Chani schließlich, eine für sie und Baruch mutige Entscheidung zu treffen...

Zum Buch:
"Die Hoffnung der Chani Kaufman" ist bereits der zweite Roman von Eve Harris nach "Die Hochzeit der Chani Kaufman". Man braucht jedoch den ersten Teil nicht gelesen zu haben, um sich beim Nachfolger zurechtzufinden. Die Erzählperspektiven wechseln hauptsächlich zwischen Chani, Baruch, Rivka und deren Mann und Kinder. So lernt man die Charaktere besser kennen, was das Verständnis für die jüdische Liebes- und Glaubenswelt stärkt, die voller Regeln und Rituale ist und für Leser der nicht-jüdischen Welt wahrscheinlich fremd und unverständlich wirkt. Im Anhang gibt es ein Glossar mit den im Buch vorkommenden jiddischen Begriffen.

Persönliche Meinung:
Dies ist mein erster Roman der Autorin und ich bin von ihrem Schreibstil wirklich beeindruckt: zart, feinfühlig und doch stark und bildgewaltig erzählt sie von diesen eh schon - für Juden sicher noch sensibleren - Themen unerfüllter Kinderwunsch, Unfruchtbarkeit, Abhandenkommen des Glaubens, Abwendung von der eigenen Familie und der Gemeinde. Mir hat es geholfen, einige Zusammenhänge und Hintergründe des jüdischen Lebens und Glaubens besser zu verstehen. Dennoch war ich auch schockiert über die Naivität und Unaufgeklärtheit der jungen Leute in Bezug auf ihren eigenen Körper oder darauf, wie z.B. ein Baby entsteht und ich fragte mich, ob das wirklich in der heutigen Zeit möglich sein kann. Auch die absolute Hingabe an HaSchem und das Nicht-Infragestellen der hauptsächlich von Rabbis festgelegten Gesetze und Regeln fielen mir schwer, nachzuvollziehen. Ich denke, man muss in diese Welt hineingeboren werden, um dies alles zu akzeptieren und danach zu leben. Am Beispiel von Rivka, die erst durch ihre Heirat mit Chaim in diese Welt aufgenommen wurde, kann man sehr gut nachvollziehen, wie schwierig es ist, sich zu 100 % und ein Leben lang darauf einzulassen.
Die Protagonisten sind mir schnell ans Herz gewachsen und ich habe mit ihnen mitgelitten. Auch Gemeinsamkeiten zum eigenen Glauben habe ich entdeckt, u.a. dass die größten Frömmler oft genauso heuchlerisch sind, egal, um welche Religion es sich handelt.
Allerdings fand ich es ziemlich mühsam, die vielen jiddischen Begriffe während des lesens im Anhang nachzuschlagen. Dies hat den Lesefluss doch sehr behindert und ich hätte mir gewünscht, dass die jeweilige Übersetzung in der Fusszeile derselben Seite zu lesen ist, was das Lesen wirklich vereinfacht hätte.

Fazit:
Wer einmal über den eigenen Tellerrand schauen und mehr dazu erfahren möchte, wie Themen wie unerfüllter Kinderwunsch in der jüdischen Kultur behandelt werden, bekommt hier eine einfühlsame Einführung in Form einer sehr eindrücklichen und berührenden Liebesgeschichte. Lesenswert!

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Veröffentlicht am 09.08.2023

Ein sehr guter Krimi, aber definitiv kein Thriller

Die letzte Nacht
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Die Kinderärztin und Gerichtsmedizinerin Sara Linton wird in einer dramatischen Nacht in der Notaufnahme des Grady Hospital in Atlanta an ihre schlimmsten Stunden vor fünfzehn Jahren erinnert, als die ...

Die Kinderärztin und Gerichtsmedizinerin Sara Linton wird in einer dramatischen Nacht in der Notaufnahme des Grady Hospital in Atlanta an ihre schlimmsten Stunden vor fünfzehn Jahren erinnert, als die junge Dani Cooper schwerverletzt eingeliefert wird. Sie flüstert Sara mit ihren letzten Worten zu, was ihr angetan wurde und nimmt ihr das Versprechen ab, den Täter aufzuhalten und seiner gerechten Strafe zuzuführen. Als es drei Jahre später zum Prozess gegen Tommy McAllister kommt, könnte Sara's Zeugenaussage die entscheidende Wendung bringen, doch Tommys Eltern - ebenfalls angesehene Ärzte und Sara aus der gemeinsamen Vergangenheit wohlbekannt - sind reich und haben viel Einfluss. Da die Beweise nicht ausreichen, bleibt Sara nichts anderes übrig, als mit ihrem Verlobten - GBI Special Agent Will Trent und dessen Partnerin Faith Mitchell - tiefer zu graben und sich ihren finsteren Dämonen zu stellen, um ihr Versprechen an Dani Cooper einlösen zu können.

Was mir gut gefallen hat:
Für mich ist es der erste Roman von Karin Slaughter. Ich kenne daher die Vorgeschichte von Sara Linton und Will Trent nicht, die aus nun elf Bänden der "Georgia-Reihe" besteht. Trotzdem bin ich mühelos mitgekommen, da die Wissenslücken zur Vorgeschichte von Sara und Will im vorliegenden Buch clever geschlossen werden. Die Hauptprotagonisten haben interessante Ecken und Kanten (und davon nicht wenige) und waren mir schnell sympathisch,
so dass ich mich gut in sie einfühlen und mitfühlen konnte. Gerade die persönlichen Interaktionen und Verbindungen mit- und untereinander gefiel mir gut (wenngleich ich es tlw. etwas übertrieben fand, wenn es um Faith als kontrollliebende Löwenmutter ging).
Der Fall war gut aufgebaut und logisch strukturiert, ein Puzzle-Teil nach dem anderen wurde hinzugefügt, bis man das Gesamtbild erkennen konnte.

Was mir weniger gefallen hat:
Eins habe ich wirklich vermisst: SPANNUNG! Das vielversprechende Cover verspricht hier einen Thriller, doch ein Thriller lebt von Action, von dicht aufeinander folgenden nervenzerfetzenden Situationen. Das ist bei diesem Buch leider einfach nicht der Fall! Es ist ein (sehr guter) Krimi, der Stück für Stück in einer Aneinanderreihung endlos langer Diagloge bereits geschehene Taten und einen aktuellen Fall aufdröselt, um den Tätern das Handwerk zu legen. Will und Faith tun nichts anderes, als (hauptsächlich) miteinander und zwischendurch mit einem Angehörigen eines Opfers, einer weiteren Betroffenen und mehreren Verdächtigen zu reden. Mit Ausnahme der dramatischen Einstiegsszene in der Notaufnahme flackert erst wieder ab Seite 450 etwas Spannung auf, als Will und Jeremy in der Bar auf den V-Club treffen, doch auch hier: Spannung Fehlanzeige. Das Finale war durchaus smart und überraschend, doch auch hier hatte ich nicht das Gefühl, es vor Spannung kaum mehr auszuhalten.
Die Thematik Vergewaltigung, Gewalt gegenüber Frauen, Incel und Me-too ist natürlich aktuell wie nie und wird hier gut transportiert.

Fazit:
Ein solider Krimi - zweifellos sehr gut geschrieben incl. einem gewollt-hardboiled Touch sowie interessanten Charakteren - aber eben mit enormen Längen, teilweise ermüdenden Dialogen und kaum Action, welcher erst im letzten Fünftel langsam an Fahrt aufnimmt. Treue Fans der Autorin kommen auch hier sicher wieder voll auf ihre Kosten. Die Kriterien für einen Thriller erfüllt dieses Buch meiner Meinung nach aber nicht.

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