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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.06.2019

Ein ganz normales Mädchen

Mein Leben als Sonntagskind
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Jasmijn ist nicht wie die anderen Kinder in ihrem Alter. So oft fällt es ihr schwer, all die Dinge, die auf sie einprasseln, zu verarbeiten. Lange bleibt unentdeckt, warum Jasmijn nicht wie andere Kinder ...

Jasmijn ist nicht wie die anderen Kinder in ihrem Alter. So oft fällt es ihr schwer, all die Dinge, die auf sie einprasseln, zu verarbeiten. Lange bleibt unentdeckt, warum Jasmijn nicht wie andere Kinder reagiert, nicht mit Fremden sprechen kann und sich in sich selbst zurückzieht. Dass sie Asperger haben könnte, wird erst spät erkannt. Und solange muss sich Jasmijn damit auseinandersetzen, als komisch zu gelten und auf wenig Verständnis zu stoßen.

Die Autorin Judith Visser leidet selbst am Asperger-Syndrom, das auch bei ihr erst spät diagnostiziert wurde. Sie weiß also, wovon sie spricht. Und so ist Jasmijns Geschichte mitunter witzig, aber immer mit einer Spur Unbehagen geschrieben. So gut konnte ich Jasmijns Verzweiflung verstehen, wenn sie zwar wusste, dass sie sich nicht „normal“ benimmt, aber daran nichts ändern konnte. Wenn sie mit den Kindern in ihrer Klasse nichts anfangen konnte, die Witze nicht verstand, sondern alles wörtlich nahm und dadurch wieder verzweifelter wurde.

Das Buch erzählt auf sehr einfühlsame Art über das Erwachsenwerden eines Mädchens, das anders ist als seine Mitschüler und auch anders, als so manch Verwandter und Freund der Familie sich ein Kind vorstellt. Schön fand ich, wie Jasmijn es trotzdem schafft, ein relativ normales Leben zu führen, in dem sie von ihren Eltern und ihrem Bruder geliebt wird und Freunde findet.

Eine schön geschriebene Geschichte über ein Mädchen, das anders ist, aber trotzdem ein normales Leben führen möchte – und gar nicht versteht, dass es so anders ist. Erklärt vieles und bringt einem das Leben mit Asperger näher.

Veröffentlicht am 14.06.2019

Eine Liebe im Zeitalter des Internets

#ichwillihnberühren
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OJ ist verknallt in einen Kumpel und traut sich nicht, es zu gestehen. Was, wenn der Angebetete es eklig findet, wenn ein Schwuler ihn anschmachtet? Als OJ einen Tweet ins Internet stellt, bekommt er Zuspruch ...

OJ ist verknallt in einen Kumpel und traut sich nicht, es zu gestehen. Was, wenn der Angebetete es eklig findet, wenn ein Schwuler ihn anschmachtet? Als OJ einen Tweet ins Internet stellt, bekommt er Zuspruch und Ablehnung, doch die „Jodler-Gemeinde“ nimmt Anteil an der sich anbahnenden Liebesgeschichte. Die Situation wird in den folgenden Tagen aufregender, das digitale Publikum größer und das Internet wird Zeuge einer sich anbahnenden Romanze. Eine wahre Liebesgeschichte des 21. Jahrhunderts.

Im Herbst 2017 stellte OJ den Post ins Internet und zog die Aufmerksamkeit der Internet-Gemeinde auf sich und seinen Schwarm. In dem Buch erzählt er, welche Gefühle ihn beherrschten, während er mit wildfremden Leuten seine Zweifel in Bezug auf seine Liebe zu dem Kumpel teilt. Außerdem sind Whatsapp-Chats zwischen dem Angebetenen und einer Freundin zu lesen, die die Ereignisse aus Sicht von ER zeigen. Schön zu sehen, dass beide Zweifel haben und sich einfach nicht trauen, sich ihre Gefühle zu zeigen.

Insgesamt hat mir das Buch trotzdem nicht so gut gefallen. Ich mochte es nicht, wie über etliche Seiten und Kapitel eigentlich immer die gleichen Zweifel von OJ beschrieben werden, die ich irgendwann nur noch langweilig fand. Klar kann ich verstehen, dass es nicht einfach ist, sich einem Freund gegenüber zu outen und gleichzeitig zu gestehen, dass man sich in ihn verliebt hat, aber mich hat es einfach nicht richtig abgeholt. Die Chats und auch die Reaktionen aus der Internet-Gemeinde haben mir ganz gut gefallen, aber insgesamt war ich nicht glücklich mit der Geschichte.

Veröffentlicht am 14.06.2019

Kompromisslos

SCHWEIGEPFLICHT
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Die frischgebackene Anwältin Emelie Jansson arbeitet als Firmenanwältin in einer großen Kanzlei. Obwohl sie eigentlich nur Fälle von Firmenfusionen und dergleichen bearbeitet, wird sie von dem jungen Benjamin ...

Die frischgebackene Anwältin Emelie Jansson arbeitet als Firmenanwältin in einer großen Kanzlei. Obwohl sie eigentlich nur Fälle von Firmenfusionen und dergleichen bearbeitet, wird sie von dem jungen Benjamin Emanuelson, der des Mordes beschuldigt wird, als Anwältin beantragt. Zusammen mit Teddy, der als Ermittler für die Kanzlei tätig ist und Benjamin aus einem früheren Leben kennt, versucht sie, die Wahrheit über den Mord herauszufinden. Ihre Ermittlungen führen sie weit in die Vergangenheit. Und die beiden ahnen nicht, in welches Wespennest sie damit stechen.

Emelie mochte ich sehr gerne. Die junge Frau, die am Anfang ihrer Karriere steht, aber schon erkannt hat, dass diese Arbeit nicht die richtige für sie ist. Auch Teddys Neffe Nikola hatte sie als Strafverteidigerin angefordert, als er wegen schweren Einbruchs angeklagt war. Die Arbeit für reale Personen macht ihr auf jeden Fall mehr Spaß als das Jonglieren mit Firmengeldern. Doch ihre Kanzlei sieht das nicht so gerne, weshalb Emelie versucht, die Verteidigung von Benjamin heimlich abzuwickeln.

Teddy ist ein geläuterter Verbrecher, der eine Haftstrafe wegen Entführung von Benjamins Vater abgesessen hat und nun ehrlich bleiben will. Zusammen mit Emelie versucht er, Beweise für Benjamins Unschuld zu finden, während er gleichzeitig in dem alten Fall der Entführung von Mats Emanuelson ermittelt, an der er selbst beteiligt war. Er will die Hintermänner aufdecken, was ihm leicht zum Verhängnis werden könnte.

Auch Nikola, den großspurigen Kleinganoven, hatte ich schnell ins Herz geschlossen, auch wenn viele seiner Aktionen nicht so ganz astrein sind. Er ist aber sehr gewitzt und kommt aus so mancher schlimmen Situation heraus. Hier hat mir besonders gut gefallen, wie der Autor mühelos zwischen den einzelnen Personen hin- und herspringen kann, was sich gerade sprachlich bemerkbar macht. Wenn Nikola mit seinen Jungs unterwegs ist, wird die Geschichte in einer Jugendsprache erzählt, die mich oft schmunzeln ließ. Naiß sage ich da nur!

Insgesamt waren mir die vielen Erzählstränge aber ein bisschen viel und mir schwirrte oft der Kopf ob der vielen Namen und handelnden Personen, die dann auch noch drei Spitznamen hatten, die ich oft nicht verbinden konnte. Obwohl der Autor am Ende alle Fäden zusammenbringt, konnte mich das Buch nur so mittelmäßig überzeugen. Trotzdem drei gute Sterne von mir.

Veröffentlicht am 11.06.2019

Was ist Familie?

Hannah und ihre Brüder
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Chicago 2004: Bei einer Gala wird der angesehene Jude Elliot Rosenzweig von einem anderen Gast mit einer Waffe bedroht und beschuldigt, ein ehemaliger SS-Offizier zu sein. Rosenzweig bestreitet alles und ...

Chicago 2004: Bei einer Gala wird der angesehene Jude Elliot Rosenzweig von einem anderen Gast mit einer Waffe bedroht und beschuldigt, ein ehemaliger SS-Offizier zu sein. Rosenzweig bestreitet alles und sagt, dass Ben Solomon ihn mit einem anderen Mann verwechselt. Doch Ben lässt nicht locker und engagiert den Detektiv Liam Taggart und die Anwältin Catherine Lockhart, um Rosenzweig zu überführen, denn Ben ist sicher, dass dieser sein Ziehbruder Otto Piontek ist, der in Polen Ende der 1930er Jahre bei der jüdischen Familie aufwuchs, bevor er sich den Deutschen anschloss und zu Hauptscharführer Piontek wurde. Kann Ben seine Anschuldigungen beweisen oder handelt es sich wirklich um eine Verwechslung?

Das Buch lebt von Bens Erzählungen und Erinnerungen. Das idyllische Leben der jüdischen Familie in Polen, bevor die Deutschen das Land übernehmen und die Drangsalierungen der jüdischen Bevölkerung beginnt. Otto, Ben und Hannah sind Freunde und Otto setzt sich immer für seine ‚Geschwister‘ ein. Als seine eigenen deutschen Eltern darauf bestehen, dass Otto nicht mehr bei der jüdischen Familie wohnt, weil es für ihn zu gefährlich wird, verändert sich der junge Mann und wird wie die deutschen Besatzer. Währenddessen kämpft Ben Solomons Familie ums Überleben. Dabei werden viele Repressalien gegen die Familie und gegen die jüdische Bevölkerung geschildert. Obwohl man die Tatsachen rund um die Judenverfolgung natürlich kennt, ist es immer berührender, wenn man die Geschichten aus erster Hand und mit direktem Anschluss an die Familie mitbekommt. Das hat mich sehr berührt und traurig gemacht.

Bens Kampf zusammen mit Catherine und Liam war spannend zu verfolgen, weil man als Leser auch nie sicher weiß, ob Elliot Rosenzweig wirklich Otto Piontek ist. Ben mochte ich dabei sehr, wie er sich Catherine gegenüber durchsetzte und sie immer ein bisschen ausbremste, weil ihr seine Erzählungen anfangs viel zu ausschweifend waren. Die Veränderung Catherines war auch schön zu lesen, weil sie – je mehr Ben erzählt – immer weiter in die Geschichte der Familie Salomon eintaucht.

Ein schönes Buch mit einer wichtigen Botschaft!

Veröffentlicht am 08.06.2019

Ein neues Leben

Find mich da, wo Liebe ist
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Grace war einst als begabte Cellistin auf dem Kuratorium, bevor ein traumatisches Ereignis ihre prophezeite Karriere frühzeitig beendete. Jetzt hat sie einen kleinen Laden, in dem sie Musikinstrumente ...

Grace war einst als begabte Cellistin auf dem Kuratorium, bevor ein traumatisches Ereignis ihre prophezeite Karriere frühzeitig beendete. Jetzt hat sie einen kleinen Laden, in dem sie Musikinstrumente baut und repariert. Seit 8 Jahren ist sie Geliebte eines verheirateten Mannes, der seine Frau erst verlassen will, wenn seine Kinder erwachsen sind. Durch ein zufälliges Ereignis wird ihre geplante Zukunft in Frage gestellt. Kann Grace neu beginnen und all ihre Pläne für die Zukunft hinter sich lassen?

Grace und ihre Liebe zur Musik und den Instrumenten, die sie herstellt und restauriert, mochte ich sofort, obwohl mich ihre Beziehung zu David von Anfang an störte. Wie auch im echten Leben konnte ich es nicht verstehen, dass sie seinen Versprechen glaubt, obwohl doch jedem sofort klar sein musste, dass er es nicht ehrlich meint, wenn er verspricht, seine Frau eines Tages zu verlassen. Doch David wickelt Grace immer wieder um den kleinen Finger und ich wollte sie schütteln und anschreien, weil alles, was im Laufe des Buches noch passieren würde, so klar war. Als es dann wirklich eintraf, tat mir Grace zwar leid, aber ich war auch froh, dass sie endlich verstand, dass sie 8 Jahre an David verschwendet hat.

Total liebenswert und süß fand ich Mr. Williams, einen Kunden Graces, und ihre Aushilfe Nadia, einen vorlauten und frechen Teenager, die wie Grace für die Musik lebt. Die beiden sind es auch, die Grace dabei helfen, sich auf ein neues Leben einzulassen und mit allen vergangenen Ereignissen abzuschließen.

Das Buch ist schön geschrieben und lässt einen mitfiebern. Ich wollte einfach nur, dass Grace David endlich in die Wüste schickt und mit ihrem eigenen Leben weitermacht. Der Schluss war wirklich schön und bringt alles zu einem guten Abschluss mit Hoffnung auf viel mehr für Grace, aber auch für Mr. Williams und Nadia.

Das Buch hat mir gut gefallen, auch wenn es über einige Teile zu sehr in der Musik und dem Bau von Instrumenten aufgeht. Das hat mich ein bisschen gelangweilt, während ich eigentlich nur wissen wollte, wie es bei Grace und ihren Problemen weitergeht. Trotzdem eine schöne und emotionale Geschichte, die mich gut unterhalten hat.