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Veröffentlicht am 06.04.2019

Jens Lapidus – Schweigepflicht

SCHWEIGEPFLICHT
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Gerade hat man Emelie Jansson zur Anwältin gemacht, als sie auch schon ihren ersten Mandanten erhält. Benjamin Emanuelsson ist wegen Mordes angeklagt und liegt im Wachkoma. Mit Emelies Job in einer angesehenen ...

Gerade hat man Emelie Jansson zur Anwältin gemacht, als sie auch schon ihren ersten Mandanten erhält. Benjamin Emanuelsson ist wegen Mordes angeklagt und liegt im Wachkoma. Mit Emelies Job in einer angesehenen Anwaltsfirma ist dieser Fall nicht vereinbar, aber ihre Neugier ist geweckt und zusammen mit Najdan Maksumic, genannt Teddy, beginnt sie an dem Fall zu arbeiten. Teddy stellt unkonventionelle Nachforschungen für ihre Kanzlei an und mit Benjamin verbindet ihn eine ganz persönliche Geschichte: Jahre zuvor hatte er dessen Vater entführt und war dafür zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden. Wer hielt sich noch in dem Haus auf und vor allem: wer ist der Tote?

Jens Lapidus‘ eigentlicher Job als Strafverteidiger erlaubt ihm Einblicke in die Stockholmer Unterwelt wie kaum einem anderen. Das merkt man dem Roman auch an, denn die Schilderung der Stockholmer Bandenkriege könnten kaum authentischer wirken.

Insgesamt konnte „Schweigepflicht“ jedoch meine Erwartungen nur bedingt erfüllen. Die Tatsache, dass mehrere Handlungsstränge parallel verlaufen, die zwar miteinander verbunden werden, aber letztlich doch einzelne Geschichten erzählen, führt unweigerlich dazu, dass es in der Geschichte einige Längen gibt und man immer wieder den Eindruck hat, dass die zentrale Story aus den Augen verloren wird. Zweifelsohne hat jeder Handlungsstrang Potenzial und bietet Spannung, aber alles zusammen mangelte es mir an Stringenz.

Die zwei Protagonisten Teddy und Emelie könnten gegensätzlicher kaum sein – genau das lässt mich auch etwas an dieser Zusammenarbeit zweifeln. Emelie als junge aufstrebende Juristin kann durchaus fasziniert von diesem Fall sein und sich an ihre Ideale als junge Studentin erinnern, aber so ganz überzeugt mich ihr Einsatz nicht. Auch Teddy hat für mich so manche Schwäche in der Charakterzeichnung, die einfach nicht stimmig werden will. Sein Neffe Nikola, wesentlicher Akteur eines Nebenkriegsschauplatzes, hingegen ist schlichtweg nervig, wenn als Figur hingegen durchaus glaubwürdig.

Immer wieder bin ich beim Lesen auch über holprige Formulierungen gestolpert, die den Lesefluss doch nachhaltig gestört haben. Wiederholt erwähnt der junge Nikola, dass er Syrisch spreche – zwar gibt es diese Sprache, doch ein ostaramäischer Minderheitendialekt scheint mir jetzt eher unwahrscheinlich unter Schwedens Jugendlichen, vor allem da typisch Arabische Worte eingeworfen werden, die die Syrer vermutlich von sich gegeben haben. Auch dass Emelie sich ein Bluetooth ins Ohr steckt, lädt nun eher zum Schmunzeln ein, trägt aber nicht zur Glaubwürdigkeit der Handlung bei.

Insgesamt durchaus eine gute Story im zentralen Erzählstrang, aber zu viel Drumherum lassen die Spannung immer wieder auf null sinken und lenken von der Geschichte unnötig ab.

Veröffentlicht am 31.03.2019

Marijke Schermer – Unwetter

Unwetter
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Ein Leben, aufgebaut auf einem Geheimnis, das nach vielen Jahren wieder an die Oberfläche drängt. Emilia hat es sich mit ihrem Ehemann Bruck und den beiden Söhnen nahe Amsterdam gemütlich in einem alten ...

Ein Leben, aufgebaut auf einem Geheimnis, das nach vielen Jahren wieder an die Oberfläche drängt. Emilia hat es sich mit ihrem Ehemann Bruck und den beiden Söhnen nahe Amsterdam gemütlich in einem alten Häuschen eingerichtet. Ihr Job erlaubt es ihr viel von zu Hause zu arbeiten und ihren Interessen nachzugehen, während Bruck als Arzt Schichten im Krankenhaus schiebt. Zwei Ereignisse bringen das fragile Gebilde jedoch plötzlich ins Wanken: ein Hochwasser ist angekündigt, das ihr geliebtes Häuschen hinterm Deich ebenfalls bedrohen könnte und Emilias Arbeitskollege wird von einer Praktikantin des Missbrauchs beschuldigt. Emilia wehrt sich gegen die Erinnerung, doch diese ist übermächtig und raubt ihr zunehmend die Kraft, den Alltag zu bewältigen. Soll sie nach zwölf Jahren doch noch offenbaren, was damals geschah?

Marijke Schermer widmet sich in ihrem kurzen Roman im Wesentlichen zwei ganz essentiellen Fragen: was geschieht mit einem Menschen, wenn die mühsam aufgebaute psychologische Stabilität plötzlich aus dem Gleichgewicht gerät und ein unaufhaltsamer Abwärtsstrudel beginnt? Wie viel Wahrheit und wie viel Geheimnis verträgt eine Beziehung? Beides stellt sie eindrücklich in „Unwetter“ dar.

Als Leser weiß man schon früh um Emilias Erlebnis: sie wurde in ihrer Wohnung überfallen, verprügelt und vergewaltigt. Dies war zu der Zeit als sie Bruck kennenlernte, dem sie das Geschehen jedoch nie berichtete, weil sie von ihm nicht als Opfer wahrgenommen werden wollte. Verschiedene Ereignisse rufen die Erinnerung jedoch wach und sie leidet nach all den Jahren plötzlich an etwas, das einem posttraumatischem Belastungssyndrom stark gleicht. Angst überfällt sie, sie hat gedankliche Aussetzer, Erinnerungslücken und stellt plötzlich ihr ganzes Leben in Frage. Ihr Mann kann in dieser Situation keine Stütze sein, denn er ist kein Vertrauter wie ihr Bruder. Man kann Emilias Entscheidung zu schweigen nachvollziehen, doch es war auch zu erwarten, dass dies sich irgendwann rächt – an ihr und an ihrer Beziehung.

Spiralförmig nähert sich Schermer dem Höhepunkt: das Wasser steigt und ebenso die Krise in der Familie. Die Ausgangssituation erlaubt keinen einfachen Ausweg; man weiß als Leser nicht, was man der Protagonistin wünschen oder raten sollte, dass es zu einer Entscheidung kommen muss, ist offenkundig. Auf der Inhaltsebene unerwartet spannend, in der Figurenzeichnung überragend und sprachlich rundum überzeugend. Emilias Gedankenwelt ist vielschichtig und differenziert, was es leicht macht, ihren Überlegungen zu folgen und die psychische Ausnahmesituation nachzuempfinden. Keine leichte Kost, aber gerade deshalb so lesenswert.

Veröffentlicht am 30.03.2019

Philippe Lançon – Der Fetzen

Der Fetzen
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„Vier in dem einen, eins im anderen Krankenhaus: Das sind die Zimmer, in denen ich vom 8. Januar 2015 bis zum 17. Oktober 2015 rund um die Uhr geblieben bin, was insgesamt, wenn ich richtig rechne, 282 ...

„Vier in dem einen, eins im anderen Krankenhaus: Das sind die Zimmer, in denen ich vom 8. Januar 2015 bis zum 17. Oktober 2015 rund um die Uhr geblieben bin, was insgesamt, wenn ich richtig rechne, 282 Tage ergibt. Gefangene zählen und oft auch Kranke, weil sie am liebsten fliehen und verschwinden würden. Ich war weder gefangen noch krank: Ich war ein Opfer, ein Verletzter (...)“

Philippe Lançon, Reporter und Kritiker, der am Morgen des 7. Januar 2015 an der Redaktionssitzung von Charlie Hebdo teilnahm, der Wochenzeitung, die in den letzten Zügen lag und deren unabwendbarer Tod nur noch eine Frage von wenigen Ausgaben war. Der Tod sollte kommen, aber nicht für die satirische Wochenzeitung, sondern für ihre Macher, in Form der Brüder Kouachi, die bewaffnet in die Redaktionsräume eindrangen und um sich schossen. Elf Tote und zahlreiche Verletze ist die Bilanz, die global Schlagzeilen machte. Eines der Opfer war Philippe Lançon, der erst begreifen musste, das er Teil eines großen Ereignisses wurde und sein Leben von nun an in eine Zeit vor dem 7. Januar und eine Zeit nach dem 7. Januar 2015 getrennt werden würde.

„Der Fetzen“, in Frankreich mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem dem Spezialpreis des renommierten Prix Renaudot, der eigentlich Belletristik ehrt, ist eine Biographie der besonderen Art. Sie beschränkt sich auf wenige Monate, die Zeit von dem Anschlag auf Charlie Hebdo und sie endet auch mit einem Anschlag, dem auf das Bataclan am 13. November desselben Jahres. Es ist die Zeit für Philippe Lançon zwischen Tod und Rückkehr ins Leben, die Zeit von 17 Operationen und einem alles andere als optimal verlaufenden Heilungsprozess, den er minutiös mit dem Leser teilt. Letztlich ist es der Versuch etwas zu verstehen und zu verarbeiten, was weder verstehbar noch vergessbar ist. Es ist die persönliche Seite eines globalen medialen Großereignisses, das die Aspekte darstellt, die dem fernen Beobachter üblicherweise vorenthalten bleiben.

Mich hat Philippe Lançons Bericht schwer beeindruckt. Zum einen die Offenheit, mit der er die wiederholten Niederschläge im Heilungsprozess schildert, die Widrigkeiten während des Krankenhausaufenthaltes – es sind die Dinge, über die wir eigentlich nicht sprechen, die in unserer von ansprechender Optik dominierten Welt keinen Platz haben. Es sind aber vor allem auch seine persönlichen Beziehungen, die nach dem Attentat nicht mehr dieselben sind. Nicht nur ihn hat das Ereignis verändert, es wirkt auch sekundär auf sein Umfeld und er muss erkennen, dass nicht jeder mit der neuen Situation umgehen kann.

Der Autor ist ein außerordentlich reflektierter Mensch, was man dem Buch auf jeder Seite anmerkt. Er versucht nicht, einen tieferen, gar religiösen Sinn darin zu erkennen, dass gerade er Opfer wurde. Ebenso spielen seine Emotionen in Bezug auf die Attentäter keinerlei Rolle. Er lebt im Hier und Jetzt, aber er kann nicht mehr einfach irgendetwas lesen, es sind Proust und Kafka, die ihn ansprechen. Wie Prousts Protagonist wird auch er von Erinnerungsfetzen aus seiner Vergangenheit geplagt und kann bisweilen nur mit einer distanzierenden Ironie die kafkaesken Gegebenheiten ertragen. Es ist eine subjektive Verarbeitung, die keinen größeren Zusammenhang schafft, die Banalitäten – steht sein Fahrrad immer noch vor der Redaktion? Wo ist sein Stoffbeutel? – in den Fokus rückt und einem den Autor dadurch nah bringt.

Philippe Lançon ist Charlie Hebdo – mehr als alle, die sich den Slogan zu eigen gemacht haben. Aber er will nicht die Stimme oder das Gesicht sein, dafür ist er zu bescheiden. Er ist ein Überlebender, der das Überleben erst wieder zu schätzen lernen musste und dem, auch wenn man ihm über lange Zeit die Stimme raubte, doch nie die Worte ausgingen, was ein Glücksfall ist.

Veröffentlicht am 27.03.2019

Charles Lewinsky – Der Stotterer

Der Stotterer
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Johannes Hosea Stärckle ist ein Meister des Wortes. Aber nur des geschriebenen Wortes, gesprochen bekommt er kaum mehr eine Silbe heraus, bevor das Stottern losgeht. Das war mal anders, aber Geschehnisse ...

Johannes Hosea Stärckle ist ein Meister des Wortes. Aber nur des geschriebenen Wortes, gesprochen bekommt er kaum mehr eine Silbe heraus, bevor das Stottern losgeht. Das war mal anders, aber Geschehnisse aus seiner Kindheit haben ihn zu dem gemacht, was er ist und das geschriebene Wort wurde zu seinem Beruf. Jedoch nicht als Journalist oder Schriftsteller, sondern als Betrüger, weshalb er auch jetzt eine Gefängnisstrafe absitzen muss. Dies hindert ihn jedoch nicht am Schreiben und der Padre wird sein Publikum. Ihm vertraut er sich, erzählt aus seiner Kindheit in der Sekte, den Umgang des Vaters mit seinem Stottern, aber auch dem Betrug, den er begangen hat – was klingt wie die Beichte eines Geläuterten, stellt sich jedoch bald schon als weitere Manipulation heraus. Seinen Mitinsassen bleibt sein Talent nicht verborgen und wissen ebenfalls daraus Profit zu schlagen, den Wehren kann sich der Stotterer kaum.

Charles Lewinsky ist seit vielen Jahren eine feste Größe in der Schweizer Literaturwelt. Zahlreiche seiner Romane wurden für hochrangige Preise nominiert und ausgezeichnet. Sein neuer Roman zeichnet sich für mich durch eine pointierte und treffgenaue Sprachgestaltung aus, inhaltlich konnte mich sein Protagonist nicht ganz überzeugen.

Genaugenommen gibt es nur eine Erzählstimme, die des Johannes Hosea Stärckle, der sich jedoch mal in Briefen an seinen Padre wendet, mal in seinem Tagebuch Trost sucht, mal als Geschichtenerzähler und auch als Briefeschreiber auftritt. Je nach Adressat wandelt sich Ton und Ausdruck, wirkt glaubwürdig und überzeugend. Dass die Straftäter sein Ausdrucksvermögen in seinem Sinne nutzt und auch im Gefängnis die Möglichkeiten von Manipulation und mitleiderregender Dramatik voll ausspielt, ist bei der Anlage des Charakters nachvollziehbar. Man muss sich am Anfang am Riemen reißen, um seinen Schelmenmärchen nicht zu glauben und in ihm nicht das Opfer zu sehen, als das er sich stilisiert.

Das Schreiben steht im Zentrum, dafür werden andere interessante Aspekte – die Hackordnung im Gefängnis, die Mechanismen, mit denen dort Macht demonstriert wird u.a. – an den Rand gedrängt, was ich etwas schade fand. Vor allem, da diese ihm letztlich seinen großen Wunsch ermöglichen.

Man kann sich mit Stärckle nicht identifizieren. Er ist zweifelsohne ein intelligenter Zeitgenosse, der geschickt die Fäden in der Hand hat, aber als Sympathieträger taugt er nicht. Eher als noch abschreckendes Beispiel, denn seine Manipulationsversuche machen vor nichts und niemandem halt.

Für mich war es letztlich etwas zu viel des Protagonisten. Keine andere Sicht, kein Schritt zurück durch eine neutrale Erzählinstanz, nicht einmal Antworten auf die zahlreichen Briefe erhält man als Leser, was einen ein wenig erdrückt. Zumal die Märchen Stärckles auch sehr viel Raum einnehmen. Sprachlich gelungen, auch die zentrale Figur interessant in der Anlage, aber letztlich genau dadurch etwas übers Ziel hinaus geschossen.

Veröffentlicht am 21.03.2019

Katharine Dion – Die Angehörigen

Die Angehörigen
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Maida ist gestorben. Fast fünf Jahrzehnte haben sie und Gene Ashe gemeinsam verbracht, die Tochter erzogen und mit den Freunden Ed und Gayle Freud und Leid geteilt. Jetzt steht Gene alleine da, vor einer ...

Maida ist gestorben. Fast fünf Jahrzehnte haben sie und Gene Ashe gemeinsam verbracht, die Tochter erzogen und mit den Freunden Ed und Gayle Freud und Leid geteilt. Jetzt steht Gene alleine da, vor einer völlig ungewohnten, neuen Situation. Es ist als wenn wirklich ein Teil von ihm fehlen würde, so sehr waren sie zusammengewachsen, eingespielt aufeinander, haben sie sich auch ohne große Worte verstanden. Doch was soll er nun hier auf Erden ohne Maida? Sein Umfeld ahnt, dass das Alleinsein eine Herausforderung wird und kümmert sich um Gene – mehr jedoch als ihm lieb ist, denn eigentlich genieß er es, seinen Erinnerungen an die gemeinsame Zeit nachzuhängen.

Katharine Dions Debütroman verspricht eine schmerzliche Introspektion nach dem unerwarteten Verlust des geliebten Partners zu werden. Wie kann man ein Leben weiterführen nach so vielen Jahren Zweisamkeit, wie mit der neuen Einsamkeit umgehen? Wie reagieren Freunde und Familie auf die veränderte Lage, wenn aus einem Paar plötzlich wieder ein Individuum wird? Was ein psychologisch interessanter Einblick hätte werden können, verliert sich in Banalitäten und Belanglosigkeiten und lässt das, was der plötzliche Tod mit den Hinterbliebenen macht, völlig außer Acht. Leider eine große Chance vertan.

Der Roman beginnt mit den Vorbereitungen für die Trauerfeier. Man hätte erwartet, dass dies ein besonders emotionaler Moment für Gene, Maidas Ehemann, und für Dary, ihre gemeinsame Tochter ist. Doch erstaunlicherweise bleiben sie ebenso wie alle anderen Figuren seltsam emotionslos, geradezu abgestumpft, wo sie doch einen geliebten Menschen, der ihr Leben bis dato maßgeblich bestimmte, verabschieden. Für mich löst sich diese Diskrepanz nicht auf, sie wirkt umso verstörender als dass all die Erinnerungen an Maida geweckt werden und ihre großartige Art und Menschenzugewandtheit betont wird. Dies ist für mich letztlich auch der größte Kritikpunkt. Ja, man könnte vermuten, dass Gene in einer Art Schockstarre ist, diese überwindet er aber recht schnell mit seiner Haushälterin. Für mich bleibt offen, ob die Autorin die Figuren derart abgestumpft skizzieren wollte oder ob einfach bei mir nichts angekommen ist.

Durch die Rückblicke entsteht ein Bild von Maida, das jedoch keinerlei Überraschungen bietet. Eine nette, höfliche Frau. Es gab keine wirklichen Ausreißer, keine gut gehüteten Geheimnisse werden gelüftet. Und genauso wie das Portrait der Verstorbenen eine gewisse Durchschnittlichkeit und Mittelmäßigkeit beschreibt, bleibt für mich der ganze Roman irgendwie belang- und bedeutungslos. Nett erzählt zwar, aber ohne mich zu berühren, ohne aufzurütteln, ohne zum Denken anzuregen. Leider eine Geschichte, die sobald man das Buch am Ende zugeschlagen hat schon beginnt im Vergessen zu versinken.