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Veröffentlicht am 21.09.2023

Alleinsein und Miteinander

Bergsalz
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Das Buch hat mir auf Anhieb gefallen, vor allem der Schreibstil ist etwas ganz besonderes. Die Handlung, die einmal mehr Gegenwart und Vergangenheit verbindet, ist überraschend und unerwartet. Rückten ...

Das Buch hat mir auf Anhieb gefallen, vor allem der Schreibstil ist etwas ganz besonderes. Die Handlung, die einmal mehr Gegenwart und Vergangenheit verbindet, ist überraschend und unerwartet. Rückten die Häuser der Bauern des Ortes in der Vergangenheit - die in parallelen Kapiteln erzählt wird - auseinander, so rücken die Frauen und Nachbarn in der Gegenwart über das Betreiben einer Offenen Küche im alten Gasthaus des Dorfes wieder zusammen.
Fazit: ein wundervolles Buch über Alleinsein und Miteinander, Einsamkeit und Gemeinsamkeit.

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Veröffentlicht am 13.09.2023

Was ist real?

Das Hotel
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Was war das denn? Das Buch treibt ein Verwirrspiel sowohl mit der Hauptperson als auch mit der Leserschaft, bei dem man bald nicht mehr weiß was real, vorgegaukelt oder Einbildung ist.
Alice ist im 'Hotel' ...

Was war das denn? Das Buch treibt ein Verwirrspiel sowohl mit der Hauptperson als auch mit der Leserschaft, bei dem man bald nicht mehr weiß was real, vorgegaukelt oder Einbildung ist.
Alice ist im 'Hotel' angekommen, in dem sie ihren Urlaub verbringen will. Doch bald fallen ihre seltsame Details auf: sie kann nur bestimmte Ebenen des Hotels besuchen, die Essensräume sind streng nach Alter getrennt, und man darf das Hotelgelände nicht verlassen. Als ein Mädchen verschwindet, das es angeblich nie gegeben hat, steht für Alice fest: irgendetwas wird ihr verheimlicht. Zudem hat sie immer wieder merkwürdige Flashbacks in ihre Vergangenheit, die sie nicht einordnen kann. Wird sie langsam verrückt? Ist sie in einer Anstalt und das Hotel ist nur ein schöner Tagtraum, um ihr den Aufenthalt angenehmer zu gestalten?
Auf dem Gipfel der Geheimnisse präsentiert die Autorin dann eine ganz unerwartete Auflösung, die dem Buch eine völlig neue Richtung gibt. Obwohl mir persönlich eine Enthüllung ala Kuckucksnest lieb gewesen wäre, kam die tatsächliche Erklärung so überraschend wie im Nachhinein durchaus logisch. Plötzlich machten alle merkwürdigen Vorkommnisse Sinn.
Fazit: ein beunruhigendes Buch, das die eigene Wahrnehmung auf die Probe stellt.

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Veröffentlicht am 06.09.2023

Das Verbrechen ist weiblich

Fräulein vom Amt – Spiel auf Leben und Tod
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Diesmal bekommt es Alma Täuber mit einer weiteren Leiche zu tun, die sie ins Visier einer weiblichen Verbrecherorganisation bringt. Doch Alma lässt sich nicht beirren und ermittelt unerbittlich, um den ...

Diesmal bekommt es Alma Täuber mit einer weiteren Leiche zu tun, die sie ins Visier einer weiblichen Verbrecherorganisation bringt. Doch Alma lässt sich nicht beirren und ermittelt unerbittlich, um den Tod einer jungen Wäscherin aufzuklären, den die Polizei als tragischen Unfall zu den Akten gelegt hat.
Neben dem Krimi, den das Buch erzählt, hat mich diesmal vor allem auch das Schicksal der Frauen in den damaligen Zeiten interessiert: nach wie vor dürfen Fräulein vom Amt nicht heiraten, zudem sieht es schlecht aus für ihre berufliche Zukunft, da Telefone mit Wählscheiben auf dem Vormarsch sind. Dem entgegen stehen Frauen wie Almas Kollegin Erna, die sich emanzipieren, und die sogenannten Garconnes, die sich wie Männer mit Hosen kleiden und so aus den gesellschaftlichen Zwängen ausbrechen. In diesen unsicheren Zeiten ist Alma hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, selbständig zu bleiben und weiter beim Amt zu arbeiten oder gar ihre eigene Detektei zu eröffnen. Andererseits ist da noch Ludwig, der nichts lieber sähe als Alma zu seiner Frau zu machen. Ein bisschen hatte ich mir gehofft, dass dieses Buch endlich eine Entscheidung bringt, doch darauf müssen wir wohl noch ein kleines bisschen länger warten. Dabei könnte ich mir Alma in ihrer eigenen Detektei hervorragend vorstellen.
Doch unbeirrt aller privaten Gefühlsschwankungen geht Alma dem Mord - denn was könnte es anderes sein - auf den Grund und beweist dabei einmal mehr ihr ermittlerisches Können. Natürlich wird sie auch diesmal tatkräftig von ihrer besten Freundin Emmi und Cousin Walter unterstützt.
Fazit: Auch der dritte Teil der Reihe konnte mich bestens unterhalten - Alma und Wölkchen sind einfach unwiderstehlich!

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Veröffentlicht am 24.08.2023

Rassismus im Alltag

Weiße Tränen
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Das Buch packt das Thema Rassismus im Alltag von einer ganz neuen Seite an: es wird aus dem Blickwinkel von Lenny erzählt, der mit seinem besten Freund Serkan und dessen Schwester Elif auf die Kant-Schule ...

Das Buch packt das Thema Rassismus im Alltag von einer ganz neuen Seite an: es wird aus dem Blickwinkel von Lenny erzählt, der mit seinem besten Freund Serkan und dessen Schwester Elif auf die Kant-Schule geht, die sich das Motto 'Schule ohne Rassismus' auf die Fahne geschrieben hat. Dass Serkan und Elif in dem kleinen Ort trotzdem schiefe Blicke ernten und jeden Tag auf die ein oder andere Weise mit Rassismus konfrontiert werden, darauf wäre Lenny nie im Leben gekommen. Erst als Benjamin als erster Junge mit schwarzer Hautfarbe an die Schule kommt und ausgerechnet Lennys Lieblingslehrer Rassismus vorwirft, zieht das einen Riesenwirbel nach sich, in dessen Folge nicht nur Lenny sein Weltbild hinterfragen muss.
Besonders gut gefallen hat mir der Wiedererkennungswert - wie würde man selbst in bestimmten Situationen reagieren und wie unbedacht lässt man einen Satz fallen, der einem selbst harmlos vorkommt, der auf andere aber sehr verletzend und vorurteilsbehaftet wirkt.
Es gibt viele auf den ersten Blick alltägliche Situationen, die das Buch in einem neuen Licht erscheinen lässt, denn Rassismus begegnet den Menschen vor allem auch im Kleinen und Alltäglichen - nur dass es hier vor allem den Betroffenen auffällt, nicht aber den weißen Menschen drumherum, egal für wie tolerant und aufgeschlossen diese sich halten. So kann jeder wie Lenny seine eigene Wahrnehmung sensibilisieren sowie Handeln und Kommunikation überdenken.
Auch wenn mir der Schreibstil an manchen Stellen etwas sprunghaft vorkam und eine wesentliche Wendung im Buch leider absolut vorhersehbar war, konnte mich das Buch als Ganzes überzeugen.
Gut gefallen hat mir, dass das Buch das Thema Rassismus vor allem beobachtend angeht, immer verschiedene Meinungen wiedergibt und die Leserschaft animiert das Geschehen selbst zu reflektieren, anstatt vorgefertigte Lösungen zu präsentieren. Auch das Ende lässt viel Spielraum für Diskussionen, wie es weitergehen wird. Somit ist das Buch hervorragend als Schullektüre geeignet, die ein altes, aber nach wie vor aktuelles Thema auf moderne und ansprechende Weise neu in Szene setzt.

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Veröffentlicht am 23.08.2023

Frauen damals und heute

Marschlande
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Wie bei den meisten Büchern mit historischem Kontext, die sowohl eine Geschichte in der Gegenwart als auch eine parallele Handlung aus der Vergangenheit erzählen, hat mir der historische Teil besser gefallen. ...

Wie bei den meisten Büchern mit historischem Kontext, die sowohl eine Geschichte in der Gegenwart als auch eine parallele Handlung aus der Vergangenheit erzählen, hat mir der historische Teil besser gefallen. Hierbei geht es um das Schicksal der Abelke Bleken, die als Hufnerin (Hofbesitzerin) in den Marschlanden lebte und schlussendlich enteignet, als Hexe verleumdet und auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde.
In der Gegenwartslinie ist Britta gerade mit ihrer Familie in die Marschlande gezogen. Doch obwohl sie sich in dem modernen Haus, das so gar nicht in die Gegend passen mag, nicht so recht wohl fühlt, ist sie von der Landschaft und der Geschichte der Gegend sofort fasziniert. Während sie beginnt, über Abelke nachzuforschen, kriselt es in ihrer Ehe immer mehr.
Abelke Bleken war eine bewunderswert starke und mutige Frau, die an den sozialen Gefügen der damaligen Zeit, den Seilschaften von Männern in Machtposition sowie dem Neid und der Missgunst ihrer Nachbarn gescheitert ist. Nicht zuletzt die aufkommende Hexenverfolgung hat ihr Schicksal besiegelt - eine Zeit, in der jedes falsche Wort, jede auffällige Tat in die Waagschale geworfen und als Beweis für ein vernichtendes Urteil angeführt wurde. Im Nachwort erläutert die Autorin die faszinierenden, aber vor allem erschreckenden historischen Fakten zu dem Thema.
Die zweite Hauptperson Britta fand ich leider durchweg ein wenig farblos. Ihr Schicksal und das ihrer Familie war zwar bewegend, hatte aber im Vergleich zu Abelkes dramatischem Lebensweg keine Chance. Im Buch hat Britta die Idee, über Abelke, aber auch über viele andere wichtige historische Frauen zu schreiben, die von der Gesellschaft vergessen wurden. Sehr gerne würde ich auch diese Geschichten im Detail erfahren.
Fazit: ein beeindruckendes Mahnmal für eine starke Frau, die an den Konventionen ihrer Zeit gescheitert ist.

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