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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.04.2021

Ungelenke Poesie

Ein finsterheller Tag
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Die Geschichte hat sich ganz anders entwickelt als erwartet, und tatsächlich ist am Ende nichts so wie es scheint. Der Schreibstil schwankt zwischen ungelenk und poetisch - ersteres nicht unbedingt verwunderlich, ...

Die Geschichte hat sich ganz anders entwickelt als erwartet, und tatsächlich ist am Ende nichts so wie es scheint. Der Schreibstil schwankt zwischen ungelenk und poetisch - ersteres nicht unbedingt verwunderlich, wenn man bedenkt dass aus der Perspektive eines Kindes erzählt wird, letzteres erstaunlich und überraschend schön. Davie bekommt mit, wie im Ort eine Leiche gefunden wird. Er glaubt den Täter zu kennen, der die Tat wohl aufgrund einer uralten Familienfehde begangen hat. Er beschließt den anderen Jungen zu suchen - und begegnet dabei nicht nur hilfreichen, aber auch kauzigen Leuten aus dem Ort, sondern lernt auch sich selbst besser kennen. Es ist schwer das Buch zu beschreiben, da es so viele erwähnenswerte Details gibt, die das Buch lesenswert machen. Zugegeben, am Anfang war ich skeptisch ob mir die Geschichte gefallen würde, aber je mehr ich gelesen habe, desto mehr hat sie mich gefesselt. Definitiv nicht der erwartete Krimi, dafür etwas viel besseres!

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Veröffentlicht am 01.04.2021

Seifenoper im kritischen Gewand

Fair Play
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Das Buch klingt wie eine moderne Fassung des Klassikers "Die Welle". Auch hier geht es um ein Experiment an einer Schule, das außer Kontrolle gerät. Im Rahmen eines Wettbewerbs entwickelt eine Klasse eine ...

Das Buch klingt wie eine moderne Fassung des Klassikers "Die Welle". Auch hier geht es um ein Experiment an einer Schule, das außer Kontrolle gerät. Im Rahmen eines Wettbewerbs entwickelt eine Klasse eine App, die das Klimakonto ihrer NutzerInnen errechnet und im Social Media Profil für alle sichtbar grün oder rot markiert. Natürlich ist allen Beteiligten daran gelegen, das eigene Konto grün zu halten, was sich als gar nicht immer so einfach herausstellt. Abgesehen vom Umweltaspekt der Geschichte geht es im Wesentlichen um vier Schüler, die maßgeblich am Projekt beteiligt sind, und da wird es fast wieder trivial: Liebeskummer, Zickereien, Mobbing und Machtspielchen, die alle Jugendlichen an jeder beliebigen Schule in der ein oder anderen Form miterleben. Dadurch spricht das Buch sicher viele Jugendliche an, die sich in den dargestellten Charakteren wiederfinden. Wie das Experiment am Ende ausgeht, wird dabei fast schon zweitrangig, und es geht nur noch darum, die Zeit bis dahin unbeschadet zu überstehen.

Das Buch macht vieles richtig, hat aber auch einige Schwachstellen. Die wechselnde Erzählperspektive bringt uns die Hauptbeteiligten sehr nahe und man kann ihre Beweggründe, auch wenn man diese nicht gutheißen mag, immerhin nachvollziehen. Das Thema Klimawandel ist brandaktuell und spricht sicher viele LeserInnen an. An manchen Stellen tritt es ein wenig vor den persönlichen Schicksalen der SchülerInnen zurück, kehrt aber immer wieder in den Fokus zurück und hat auch im Finale noch einmal seinen großen Auftritt.
Gestört hat mich der technische Aspekt der App, deren Umsetzung hier als leichteste Fingerübung des 'Nerds' dargestellt wird. Ist das wirklich realistisch? Es wird dann aber auch gar nicht weiter ins Detail gegangen, was vielleicht ganz gut ist. Immerhin soll die App als Aufhänger für die Handlung dienen, und das schafft sie spielend. Die Darstellung der Jugendlichen fand ich stellenweise überzogen, andererseits wäre eine Geschichte über 'Normalos' wohl auch zu langweilig. Dann gab es noch ein paar glückliche Zufälle - glücklich für den Verlauf der Handlung, aber glaubwürdig: nicht unbedingt.
Am Ende lässt das Buch den Beigeschmack einer Seifenoper für Jugendliche zurück, die sich in eine moderne umwelt- und sozialkritische Schale geworfen hat. Immerhin mag es manche LeserInnen zum Nachdenken bringen - sei es über das eigene Verhalten oder das große Ganze.

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Veröffentlicht am 30.03.2021

Standardthriller ohne Persönlichkeit

Knochenkalt
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Thriller über Serienmörder gibt es wie Sand am Meer, und es braucht schon das gewisse Etwas, damit sich ein Buch aus der Masse abhebt. "Knochenkalt" macht vieles richtig, verfällt aber allzu oft in Stereotypen ...

Thriller über Serienmörder gibt es wie Sand am Meer, und es braucht schon das gewisse Etwas, damit sich ein Buch aus der Masse abhebt. "Knochenkalt" macht vieles richtig, verfällt aber allzu oft in Stereotypen und wirkt am Ende wie das Ergebnis eines Standardbaukastens zum Thema. Die ganze Zeit über hatte ich das Gefühl, die Bausteine so oder ähnlich schon einmal irgendwo anders gelesen zu haben. Spannung kam da leider überhaupt nicht auf, auch wenn die kurzen Kapitel und der durchaus flüssig zu lesende Schreibstil ein brauchbares Tempo anschlugen. Was fehlt, ist die Originalität, der individuelle Anstrich, der die Geschichte unverwechselbar macht. Da kann auch die Protagonistin, eine bipolare Journalistin, die ins Visier des Täters gerät und gleichzeitig mit ihrer Krankheit zu kämpfen hat, nichts mehr retten. Im Gegenteil: immer mehr konzentriert sich die Handlung auf Pennys Befinden als auf die Suche nach dem Mörder. Hatte der erste Mord noch Raum zu wirken, muten die weiteren Morde eher wie notwendiges, lieblos heruntergeleiertes Beiwerk an. Die Auflösung schließlich wurde so beliebig und lustlos präsentiert, dass sie mir ausgesprochen egal war. Oft denkt man ja rückblickend, kleine Details zu erinnern die einen doch eigentlich auf die richtige Spur gebracht haben könnten - was ein guter Thriller natürlich virtuos ausnutzt um die Leser ein ums andere Mal in die Irre zu führen. Das habe ich hier leider völlig vermisst: am Ende hätte der Täter im Grunde auch jede x-beliebige andere Person sein können. Fazit: Das Handwerkszeug ist eindeutig vorhanden, aber ein Meisterstück ist leider nicht daraus geworden.

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Veröffentlicht am 29.03.2021

Historischer Krimi meets mystische Folklore

Schwarzer Winter
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Maija zieht mit ihrer Familie zum Blackåsen, einem Berg in Lappland. Neben einer Handvoll verstreuter Höfe gibt es eine kleine Siedlung, die im wesentlichen aus der Kirche besteht. Um seine Familie besser ...

Maija zieht mit ihrer Familie zum Blackåsen, einem Berg in Lappland. Neben einer Handvoll verstreuter Höfe gibt es eine kleine Siedlung, die im wesentlichen aus der Kirche besteht. Um seine Familie besser versorgen zu können, geht Paavo über den Winter nach Süden, während Maija und ihre beiden Töchter zurück bleiben. Als Frederika, die älteste Tochter, auf dem Berg einen Toten findet, wird Maija unvermittelt in die 'Ermittlungen' des Pfarrers hineingezogen. Dabei stößt sie im tiefsten Winter auf Intrigen, Misstrauen und tief verwurzelten Aberglauben.
Das Buch bietet eine gelungene sehr spannende, fast schon unheimliche Mischung aus mystischer Folklore und historischem Krimi, in der sich der harte Winter als weiterer unberechenbarer Gegenspieler erweist. Die unheimliche Spannung wird lediglich durch ein oder zwei Längen im Mittelteil abgebremst, die aber andererseits die Gelegenheit bieten das Gelesene zu verarbeiten und eigene Schlüsse aus den Ereignissen zu ziehen.

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Veröffentlicht am 25.03.2021

"gut, aber da hat das Abenteuer gefehlt"

Kiwi, Kalle und das Stadtgeflüster
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Wieder einmal haben wir eine Geschichte gelesen, die von den üblichen Themen abweicht, aber das war auch (meine) Absicht. Immer nur Fantasy und Action werden auf Dauer (vor allem mir) langweilig, da muss ...

Wieder einmal haben wir eine Geschichte gelesen, die von den üblichen Themen abweicht, aber das war auch (meine) Absicht. Immer nur Fantasy und Action werden auf Dauer (vor allem mir) langweilig, da muss ich ab und zu einfach mal etwas Neues vorschlagen. Immerhin kommt in dem Buch ein Hund vor, das aktuelle Lieblingstier. Und so wurde nach den ersten Seiten sofort der Schnudel recherchiert, vor allem viel Bildmaterial, das natürlich gleich wieder den Wunsch nach einem eigenen Hund geweckt hat...glücklicherweise bietet das Buch selbst mit dem Szenario, dass Kalle den Hund der alten Nachbarin Gassi führt, einen brauchbaren Vorschlag, wie dieses Dilemma möglicherweise zu lösen wäre.
Die Geschichte von Kalle und Kiwi, die im Berliner Kiez im selben Haus wohnen, mit Schnudel Pelle Gassi gehen und dabei mit viel Fantasie und Neugier Detektiv spielen, hat uns prima gefallen. Dass sich manch abenteuerlicher Gedankengang darüber, was hinter manch merkwürdigen Vorkommnissen stecken mag, zumeist als harmloser Irrtum herausstellt, war witzig geschrieben, und so hat es uns viel Spaß gemacht die beiden auf ihren Touren zu begleiten. Fazit: kleine 'echte' Abenteuer können auch prima unterhalten.

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