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Veröffentlicht am 11.11.2024

Unheimlich und unheimlich spannend

Das Haus der Bücher und Schatten
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Nach "Die Bücher, der Junge und die Nacht" entführt uns auch dieser Roman in das Graphische Viertel Leipzigs und begleitet die meiste Zeit über Kriminalkommissar Cornelius Frey, der nach einer unehrenhaften ...

Nach "Die Bücher, der Junge und die Nacht" entführt uns auch dieser Roman in das Graphische Viertel Leipzigs und begleitet die meiste Zeit über Kriminalkommissar Cornelius Frey, der nach einer unehrenhaften Entlassung zur Polizei zurückbeordert wird, um den Mord an einem ehemaligen Kollegen und einer jungen Frau aufzuklären. Obwohl die Vorgesetzten eine schnelle Aufklärung derart wünschen, dass der Doppelmord ein Attentat der Kommunisten war, interessiert sich Frey vor allem für die junge Frau, die er nachts zuvor vor dem Sprung von einer Brücke bewahrt hatte. Und so kommt er einer Geschichte auf die Spur, die viele Jahre in ein Haus in Livland zurückreicht, in dem ein damals bekannter Autor lebte.
Der Roman wird in zwei Zeitebenen erzählt, wobei mir persönlich der Handlungsstrang um Cornelius Frey etwas besser gefallen hat, was daran liegen mag dass es sich um einen packenden historischen Krimi handelt. Die Kapitel, die in Livland spielen, sind dagegen eher düster-unheimlich, was ich auch sehr gerne mag, im Vergleich aber etwas weniger fesselnd fand. Aber das ist schon Meckern auf hohem Niveau, denn beide Geschichten sind unglaublich spannend erzählt und bedingen einander, und nur zusammen ergänzen sie sich zu diesem neuen Meisterwerk. Nachdem ich von der "Bibliothek im Nebel", die ebenfalls im Dunstkreis des Graphischen Viertels spielte und einige vertraute Charaktere beinhaltete, eher schleppend fand, hat mich das aktuelle Buch von der ersten Seite an gefesselt und restlos begeistert. Die vielen Details, die Verwicklungen, wie alles perfekt ineinandergreift und zusammenpasst ist einfach genial. Ich hoffe daher sehr, dass es noch weitere Geschichten aus dem Graphischen Viertel geben wird.
Fazit: spannend, mysteriös und ein absolutes Lese-Highlight.

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Veröffentlicht am 04.11.2024

Noir-Thriller nur für starke Nerven

Bad Axe County
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Als Interims-Sheriff übernimmt Heidi Kick das Bad Axe County, wo sie immer noch von allen nach ihrem einstigen Titel "Dairy Queen" genannt wird. Doch die Lager sind gespalten: der alte Kern der Polizei ...

Als Interims-Sheriff übernimmt Heidi Kick das Bad Axe County, wo sie immer noch von allen nach ihrem einstigen Titel "Dairy Queen" genannt wird. Doch die Lager sind gespalten: der alte Kern der Polizei und vor allem die Männer des Countys möchten Heidi nur allzu gerne scheitern sehen und legen ihr jede Menge Steine in den Weg. Doch es gibt auch Fürsprecher, die Heidi in ihrer Arbeit unterstützen. Heidi Kick macht zwar einen toughen, unnahbaren Eindruck, es zeigt sich aber dass sie ein immer noch unverarbeitetes Trauma mit sich herumträgt: den Tod ihrer Eltern, der als Mord und Selbstmord zu den Akten gelegt wurde, Heidi aber bis heute nicht loslässt.
Der aktuelle Fall eines vermissten Mädchens bringt Heidi an ihre Grenzen, sie wird mehrfach angegriffen und wirbelt mit ihren Ermittlungen so viel Dreck auf, dass im Bad Axe County kein Stein auf dem anderen bleibt. Dabei stößt Heidi auf jahrzehntealte weitreichende illegale Machenschaften, in die nicht nur korrupte Cops und das Sportteam verwickelt sind, sondern von denen gefühlt jeder Bewohner des Bad Axe County weiß und wahlweise mittendrin steckt oder in die andere Richtung schaut.
Das Buch thematisiert Menschenhandel und Prostitution auf eine derart gnadenlose Weise, dass der Roman der Leserschaft viel abverlangt. Und so fällt es schwer, von spannender Unterhaltung zu sprechen, wenn man beim Lesen immer wieder ungläubig den Kopf schüttelt und sich nicht vorstellen kann, dass solche Grausamkeiten tatsächlich der Realität entsprechen. Aber auch das lesenswerte Nachwort spricht hier deutliche Worte.
Fazit: eine schonungslose Abrechnung mit der Gewalt gegen Frauen, vor allem im Umfeld des Sports.

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Veröffentlicht am 04.11.2024

Allzu vorhersehbare Weihnachtsromanze

Das kleine Bücherdorf: Winterglitzern
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Eine schöne Weihnachtsgeschichte, die mit viel romantischem Kitsch auf die kommende Winterzeit einstimmt. Leider fand ich die Hauptperson Vicky zwar nicht völlig unsympathisch, aber nervig, naiv und unbeholfen. ...

Eine schöne Weihnachtsgeschichte, die mit viel romantischem Kitsch auf die kommende Winterzeit einstimmt. Leider fand ich die Hauptperson Vicky zwar nicht völlig unsympathisch, aber nervig, naiv und unbeholfen. Die Dorfbewohner von Swinton dagegen waren allesamt einzigartig, verschroben und jede:r auf eigene Art liebenswert. Die Handlung war natürlich von Anfang bis Ende vorhersehbar, was bei dieser Art von Roman nicht ausbleibt. Und obwohl ich mir ein bisschen mehr erhofft hatte, habe ich mich letzten Endes einfach gut amüsiert, auch wenn insgesamt alles in zu glatten Bahnen verlief und kaum neue Überraschungen geboten wurden.
Fazit: kitschige Weihnachtsromanze für kuschelige Lesestunden.

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Veröffentlicht am 30.10.2024

Von Freundschaft und Geistern

Das Buch der neuen Anfänge
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Das Buch ist so richtig was fürs Herz: alte und neue Freundschaften, mehr als ein Neuanfang, und natürlich auch eine Liebesgeschichte werden hier in einer liebevoll erzählten Geschichte verbunden. Der ...

Das Buch ist so richtig was fürs Herz: alte und neue Freundschaften, mehr als ein Neuanfang, und natürlich auch eine Liebesgeschichte werden hier in einer liebevoll erzählten Geschichte verbunden. Der Schreibstil ist genauso flüssig und einnehmend wie im Vorgängerbuch der Autorin, und trotz Schicksalsschlägen und Problemen überwiegt doch der positive, hoffnungsvolle Unterton, der auch immer wieder in sehr witzigen Szenen eskaliert.
Besonders gefallen hat mir, dass das Buch gleich drei wunderbare Hauptpersonen zu bieten hat, die einem und einander im Laufe der Seiten ans Herz wachsen, und über die ich gleichermaßen noch mehr lesen wollte - es böte sich eine Unzahl von Möglichkeiten, in Fortsetzungen an das Ende anzuknüpfen. Wie wird es für Jo privat und beruflich weitergehen? Wird Malcolm endlich sein Buch schreiben? Und wie ergeht es der flüchtigen Vikarin? Ganz toll auch die Informationen über den Highgate Friedhof in London und seine illustren Bewohner:innen, diese "Geistergeschichte" hat mir ganz besonders gut gefallen.
Fazit: Echte Freundschaft überdauert und überwindet alles.

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Veröffentlicht am 28.10.2024

Mehr als eine Geschichte

Die Lungenschwimmprobe
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Der Roman verlangt der Leserschaft einiges ab. Das liegt natürlich einmal an der Länge, auch wenn diese für ein historisches Werk nicht ungewöhnlich ist. Zum anderen erzählt der Autor nicht einfach nur ...

Der Roman verlangt der Leserschaft einiges ab. Das liegt natürlich einmal an der Länge, auch wenn diese für ein historisches Werk nicht ungewöhnlich ist. Zum anderen erzählt der Autor nicht einfach nur eine Geschichte, sondern viele, und flicht dabei auch noch eigene Bemerkungen ein. Angereichert mit unzähligen historischen Details entfaltet sich ein unglaublich reichhaltiges Buch, das mir neben einer dramatischen Geschichte auch viele neue Einblicke in die damalige Zeit, das damals herrschende Rechtssystem (falls man es denn so nennen kann), den Einfluss der Kirche, den Konflikt zwischen alten Traditionen und Geburtsrecht und jungen wissenschaftlichen Denkweisen und revolutionären Ideen geboten hat. Besonders beeindruckt hat mich dabei die Akribie, mit der der Autor tatsächlich belegte Fakten aufgespürt, diese in eine bemerkenswerte Geschichte zusammengefasst und nur in den Lücken eigene Vermutungen eingebracht und den beteiligten Personen ein Gesicht gegeben hat. Der Aufhänger und Titelgeber des Buches, die Lungenschwimmprobe, nimmt dabei letztlich fast nur eine Nebenrolle ein, ist aber ein perfektes Beispiel für das Aufeinanderprallen von althergebrachtem Glauben und aufkommender moderner Wissenschaft.
Fazit: so hautnah und faszinierend habe ich Geschichtsunterricht noch nicht erlebt.

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