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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.09.2024

eine ungewöhnliche Freundschaft

Pi mal Daumen
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Der sechzehnjährige Oscar ist ein Mathegenie. Und irgendwie ist er auch seltsam unbeholfen im Umgang mit dem Rest der Welt, weswegen man bei ihm wohl autistische Züge vermuten darf. In der erste Vorlesung ...

Der sechzehnjährige Oscar ist ein Mathegenie. Und irgendwie ist er auch seltsam unbeholfen im Umgang mit dem Rest der Welt, weswegen man bei ihm wohl autistische Züge vermuten darf. In der erste Vorlesung an der Uni lernt er Moni kennen, eine Frau, die dem Alter nach locker seine Großmutter sein könnte und neben zahlreichen Jobs nun auch die Unibank drücken will, da sie von Mathematik fasziniert ist. Oscar spürt schnell, dass hier eine verwandte Seele ist und er sich dieser leichter öffnen kann. Auch weil Moni laut, unkonventionell, etwas schrill ist und Oscar wie einen ganz normalen Typen gehandelt.

Am besten hat mir gefallen, wie diese zwei unterschiedlichen Charakter miteinander agieren, wie sie langsam mehr über einander herausfinden, wie Oscar Monis Umfeld in sich aufsaugt. Er der in einer spröden Grafenfamilie aufwächst wird in eine ganz andere Welt geschleudert. Aber die gemeinsame Liebe zur Mathematik hilft ihnen über alle Unterschiede hinweg. Alter, Herkunft, Geschlecht, Voruteile. Irgendwie prallt das alles bald an ihrer Freundschaft ab.

Ein Buch, welches nachdenklich macht. Ein Buch, welches ich mir gut als Verfilmung vorstellen könnte.

Veröffentlicht am 01.09.2024

beglückend

Das Wesen des Lebens
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Die Stellersche Seekuh, vor 300 Jahren endeckt, wird durch die Zeiten als eine Art begleitet, die der Mensch gefunden, ein wenig erforscht, gejagt, ihres Lebensraumes beraubt und dann ausgerottet hat. ...

Die Stellersche Seekuh, vor 300 Jahren endeckt, wird durch die Zeiten als eine Art begleitet, die der Mensch gefunden, ein wenig erforscht, gejagt, ihres Lebensraumes beraubt und dann ausgerottet hat. Diese Tierart fungiert stellvertretend für viele ausgestorbenen Tiere. Aber es wird auch erzählt, wie der Mensch und die Gesellschaft und die Welt sich verändert haben.

Das Buch ist kein eigentlicher Roman. Das sollte man wissen, wenn man mit der Lektüre beginnt. Man muss sich auf die Art einlassen, mit der der Text aufbereitet wurde. In drei Abschnitte wird ein Panoptikum aufgeblättert. Viele verschiedenen Menschen und Geschichten werden teil lose durch das Schicksal der Seekuh miteinander verbunden. Expeditionen, Wissenschafter, Schiffsbesatzungen alle bilden einen Reigen um das Aussterben der Gattung.

Die Sprache ist wunderbar zurückgenommen, sehr sachlich und doch gleichzeitig warmherzig und sehr aufmerksam. Ich war fasziniert von diesem Buch. Ein überraschendes und glücklich machendes Leseerlebnis, auch wenn das Schicksal der Seekuh ein trauriges ist.

Ein Statement für mehr Aufmerksamkeit für die Natur und ihre wunderbaren Lebewesen.

Veröffentlicht am 23.06.2024

eine wahre Heldin

Wir waren nur Mädchen
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Amsterdam 1940: Hanni Schaft versucht Jura zu studieren. Aber es ist Krieg und die Deutschen bestimmen alsbald den Alltag mit ihren immer schärfer werdenen Eingriffen in das holländische Leben. Als Freundinnen ...

Amsterdam 1940: Hanni Schaft versucht Jura zu studieren. Aber es ist Krieg und die Deutschen bestimmen alsbald den Alltag mit ihren immer schärfer werdenen Eingriffen in das holländische Leben. Als Freundinnen von ihr den ersten Repräsalien ausgesetzt sind schließt sie sich mit anderen Frauen dem Widerstand an. Und sie scheut auch nicht vor Gewalt und dem Einsatz von Waffen zurück.

Das Buch erzählt vom Schicksal einer realen Widerstandskämpferin. Dementsprechend muss sich die Geschichte natürlich an der Realität entlanghangeln. Die Zeiten sind beklemmend, Hannis Aktionen sind gefährlich und man bangt ein ums andere Mal. Eben auch, weil man weiß, dass es wahre Geschehnisse sind, die hier hautnah beschrieben werden.

Ein wichtiges und hochinteressantes Buch in dem das Schicksal von Hanni und anderen Frauen des Widerstandes geschildert werden auch, damit sie nicht vergessen werden und man ihren Mut würdigen kann.

Veröffentlicht am 23.06.2024

WOW

Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland
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Wow. Dieses Buch ist von vorne bis hinten ein dickes Überraschungspaket. Ich liebe solche Bücher.
Eigentlich war mir bei diesem Titel schon klar, dass kann kein normaler Histo-Roman sein. Handbuch für ...

Wow. Dieses Buch ist von vorne bis hinten ein dickes Überraschungspaket. Ich liebe solche Bücher.
Eigentlich war mir bei diesem Titel schon klar, dass kann kein normaler Histo-Roman sein. Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland. Ja, da wird der geübte Fantasy-Leser aufmerksam.

Das Buch ist wunderschön gestaltet. Ich habe mich sogleich schock-verliebt. Nicht nur das tolle Cover sondern auch die Innenausstattung mit dem kompletten Zug in allen Einzelheiten hat mich fasziniert und jedes Mal, wenn ich es zum Lesen zur Hand genommen habe, musste ich kurz innehalten und genauer hingucken.

Und die Story hält so einiges an Überraschungen bereit. Angefangen an einer Vielzahl unterschiedlichster Charaktere. Keine Sorge, man kommt nicht durcheinander. Der verschiedensten Motive der Passagiere für diese Reise. Und dann die Fahrt durchs Ödland. Was erwartet die Menschen dort? Welche Gefahren lauern nicht nur im Zug sondern womöglich auch außerhalb.

Nein, ich verrate hier nichts. Ich möchte, dass jeder das Buch so entdeckt wie ich. Ohne zu wissen, wo die Reise hingeht. Und nein, sie bleibt nicht auf den gängigen Gleisen sondern reist auf vielen Genrebahnen.

Geheimtipp, der hoffentlich nicht lange geheim bleibt.

Veröffentlicht am 23.06.2024

bewegend

Solito
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Bücher, denen eine wahre Geschichte zu grunde liegt, können, wenn sie gut geschrieben sind, den Leser noch mehr berühren, als erfundene Romane. So ein Buch ist Solito für mich.

Hauptperson ist der kleine ...

Bücher, denen eine wahre Geschichte zu grunde liegt, können, wenn sie gut geschrieben sind, den Leser noch mehr berühren, als erfundene Romane. So ein Buch ist Solito für mich.

Hauptperson ist der kleine Javier Zamor, dessen Eltern heimlich in die USA eingewandert sind. Den kleinen Sohn lassen sie einige Jahre bei den Großeltern in El Salvador, bis sie denken, er wäre alt genug, um ihnen zu folgen.

Leichter gesagt als getan. Diese Reise wird zu einer wahren Odyssee für den kleinen Jungen der sich mit einer kleinen Gruppe Erwachsener und einem Schleuser aufmacht in das so gelobte Land. Aber vor allem zu seinen Eltern.

Die Story hat alles, was einem die Tränen in die Augen treibt. Der Mut und eiserne Wille des Kleinen ist bewundernswert. Wie überhaupt alle auf dieser Reise Personen sind, die einem ans Herz wachsen. Man wünscht ihnen allen Glück und ein besseres Leben. Man kommt ins Nachdenken, was man gegen das Schicksal einer Geburt in Armut tun kann und was die Reichen aller Länder tun sollten, um ihnen zu helfen.

Auch wenn man von Anfang an weiß, dass die Reise gelingen wird, so ist es doch sehr spannend zu lesen. Da alles aus Sicht des Jungen erzählt wird, kann man seine Gefühle sehr gut nachempfinden.