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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.05.2018

sehr unterhaltsam

Tiefer denn die Hölle (Ein Martin-Bauer-Krimi 2)
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Da mir schon der erste Roman dieses Autorenduos gut gefallen hat, habe ich mir freilich auch den zweiten Band besorgt und wurde nicht enttäuscht.

Ich finde die Idee eines Polizeiseelsorgers in laufenden ...

Da mir schon der erste Roman dieses Autorenduos gut gefallen hat, habe ich mir freilich auch den zweiten Band besorgt und wurde nicht enttäuscht.

Ich finde die Idee eines Polizeiseelsorgers in laufenden Ermittlungen sehr unterhaltsam. Endlich mal ein ungewöhnlicher Protagonist, der noch nicht abgebrüht und emotional geschädigt ist. Auch wenn Martin Bauer natürlich schon einiges gesehen und gehört hat und weiß, wie das Leben so spielt. Er ist abgeklärt aber empathisch und sehr daran interessiert, den Menschen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und auch die Täter zu verstehen. Das gibt den Ermittlungen immer noch eine psychologische Tiefe, die ich sonst nur so von Profilern kenne.

Der Fall ist etwas schräg - eine mit Honig beschmierte Leiche - aber im Laufe des Romans erfährt man Näheres und kann den Fall durchaus als realistisch einstufen. Das ist mir immer wichtig. Ich mag keine zu abgedrehten Krimis, bei denen man nur kopfschüttelnd dabei sitzt.

Für mich war auch der zweite Band dieser Krimireihe sehr unterhaltsam und ich werde auch beim dritten Teil sicher dabei sein.

Veröffentlicht am 14.05.2018

3,5 Sterne

NACHTWILD
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Ich bin etwas hin- und hergerissen, wie viele Punkte ich dem Buch "Nachtwild" geben soll. Aber genauer:

Was mir gefallen hat war zum ersten natürlich das tolle Cover. Ich mag Raubkatzen und es ist passend ...

Ich bin etwas hin- und hergerissen, wie viele Punkte ich dem Buch "Nachtwild" geben soll. Aber genauer:

Was mir gefallen hat war zum ersten natürlich das tolle Cover. Ich mag Raubkatzen und es ist passend zum Titel und zum Setting. Und der Klappentext versprach dann auch eine ungewöhnliche Ausgangslage. Eine, die ich mir aber hervorragend selber vorstellen kann, denn ich besuche regelmäßig große Zoo's und die Vorstellung dort nachts unterwegs zu sein, ist verlockend.

Der Schreibstil ist gut lesbar und es geht auch schnell zur Sache. Vor allem die Mutter und ihr Sohn werden intensiv beschrieben und ich merkte schnell, dass es mehr um die psychologische Gefahr als um Action ging, denn obwohl es natürlich Tote gibt und Verstecken und Fliehen vor den Mördern, so ging es doch mehr darum zu zeigen, wie die beiden interagierten und versuchten, den Attentätern zu entkommen, als darum einen Kampf und tatsächliche Konfrontationen zu schildern.

Das war auch einer der Punkte, die mich etwas gestört haben. Es passiert relativ wenig in dieser Geschichte. Ich hätte mit mehr Dramatik gerechnet. Es ist kein wirklicher Pageturner, die Spannung zog sich in die Länge. Außerdem wurde viel zu wenig aus dem Setting gemacht. Das fand ich besonders schade, denn ich hätte da so einige Ideen gehabt, in welchen Gehegen und mit welchen Tieren die Geschichte gespickt sein könnte und hier wurde meiner Meinung nach einiges an Potential verschenkt.

Ich schwanke also zwischen 3 und 4 Sternen. 3,5 Sterne.

Veröffentlicht am 07.03.2018

Tulpenfieber

Tulpengold
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1636 in Amsterdam. Es ist die Zeit des großen Tulpenfiebers. Jeder, der ein paar Gulden zum Spekulieren übrig hat, kauft Tulpenzwiebeln in der Hoffnung auf einen schnellen Gewinn. Auch der berühmte Maler ...

1636 in Amsterdam. Es ist die Zeit des großen Tulpenfiebers. Jeder, der ein paar Gulden zum Spekulieren übrig hat, kauft Tulpenzwiebeln in der Hoffnung auf einen schnellen Gewinn. Auch der berühmte Maler Rembrandt van Rijn gehört zu denjenigen, die dieses Spiel mitmachen. Aber der Zenit des Tulpenhandels ist fast überschritten und sollte es damit abwärts gehen, wird so mancher einen großen Verlust verschmerzen müssen. Deshalb ist Rembrandt erfreut mit Pieter einen neuen Lehrling ins Haus zu bekommen, dessen Onkel das hohe Lehrgeld bereits für mehrere Jahre im Voraus bezahlt hat und damit die Lebenshaltungskosten des Malerhaushalts aufs Trefflichste unterstützt. Pieter entpuppt sich gleich auf mehrere Arten als überraschend nützlich. Zum einen hat er ein herausragendes Maltalent, welches dem Lehrherren gutes Geld mit Kopierarbeiten einbringen wird. Zum anderen ist ein mathematisches Genie und berechnet u.a. auch, wie, warum und wann der Tulpenhandel zusammenbrechen wird. Aber nicht nur die Tulpen beschäftigen Amsterdams Gesellschaft. Es geschehen kurz hintereinander zwei Morde an Tulpenhändlern. Man sucht nach Zusammenhängen und dem Mörder. Auch Pieter interessiert sich brennend dafür.

Mit Pieter hat Eva Völler einen ungewöhnlichen und eigenwilligen Charakter geschaffen. Er zeigt leicht autistische Wesenszüge, ist dabei aber sehr liebenswert. Seine direkte und unverstellte Art das Leben und die Menschen zu sehen, bringt den Leser zum Schmunzeln und Rembrandt und die anderen Darsteller mehr als einmal zur Verzweiflung. Gerne folgt man den jungen Mann bei seinen unkonventionellen Nachforschungen und darf miterleben, wie er für sich die Liebe entdeckt und auf seine eigene Art und Weise versucht, die Angebetete für sich zu gewinnen.

Auch wenn in "Tulpengold" eine Art Kriminalfall eine Rolle spielt und Pieter nach dem Mörder sucht, ist es kein wirklicher Krimi sondern mehr ein historischer Roman mit Spannungselementen für mich gewesen. Vor allem erfährt man einiges über den Malbetrieb der damaligen Künstler. Auch die Auswüchse des Tulpenhandels werden beschrieben und wie die Morde damit in Zusammenhang stehen.

"Tulpengold" ist ein sehr unterhaltsamer historischer Roman, den man schnell und mit Genuss lesen kann. Ich würde mir wünschen, dass Pieter mir nicht zum letzten mal begegnet ist, denn sein Wesen und seine Entwicklung würde ich gerne weiterverfolgen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 31.01.2018

Eine Reise durch Nazi-Deutschland

Der Reisende
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Otto Silbermann ist ein jüdischer Kaufmann. Anders als viele seiner Freunde und Familienmitglieder, verpasst er den richtigen Zeitpunkt das Land zu verlassen und erkennt, dass er im Deutschland 1938 festsitzt. ...

Otto Silbermann ist ein jüdischer Kaufmann. Anders als viele seiner Freunde und Familienmitglieder, verpasst er den richtigen Zeitpunkt das Land zu verlassen und erkennt, dass er im Deutschland 1938 festsitzt. Er begibt sich mit seinem geretteten Ersparten auf eine unendliche Reise. Er lebt in Zügen, fährt quer durch Deutschland und versteckt sich so vor den Häschern. Tatsächlich scheint er unsichtbar, obwohl er viele Menschen trifft, mit ihnen spricht, ihnen teilweise durch intensive sehr nahekommt. Aber es ist kein reales Leben mehr. Er lebt in einer Blase, hat ständig Angst entdeckt zu werden.

Der Autor, Ulrich Alexander Boschwitz, wusste sicherlich wovon er schrieb. Als Jude war er selbst im damaligen Deutschland auf der Flucht. Tragischerweise kommt er um, als es schon scheint, als wäre er den Nazis entkommen. Die Kriegswirren hat er nicht überlebt. Das gibt der Geschichte vom „Reisenden“ eine zusätzliche, tragische, intensive Note.

Der Schreibstil ist eindringlich und von einer schmerzhaften Klarheit. Ich finde, Dialoge machen das Salz an guten Büchern aus. Sie transportieren Gedanken, Gefühle und Handlung. Dank der zahlreichen Gespräche ist dieser Roman also ein Paradebeispiel dafür, wie spannend und lebensklug und authentisch ein Roman sein kann. Ein Stück deutscher Geschichte aus einer sehr ungewöhnlichen aber erfrischend anderen Sicht.

Veröffentlicht am 31.01.2018

Sachbuch und Thriller

Der Serienkiller, der keiner war
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Ich lese selten Sachbücher, aber die Leseprobe zu „Der Serienkiller, der keiner war“ hatte mich überzeugt, dass ich hier mal eine Ausnahme machen sollte. Und ich wurde nicht enttäuscht.

Der Autor Dan ...

Ich lese selten Sachbücher, aber die Leseprobe zu „Der Serienkiller, der keiner war“ hatte mich überzeugt, dass ich hier mal eine Ausnahme machen sollte. Und ich wurde nicht enttäuscht.

Der Autor Dan Joseffson hat sich viel Zeit genommen, in einem von Schwedens größten Justizskandalen zu recherchieren. Das war aber auch nötig, denn der vorliegende Fall des angeblichen Serienkillers Sture Bergwall geht über mehr als 20 Jahre und ist sehr komplex. Wie man am Buchtitel schon erkennen kann, ist Bergwall zwei Jahrzehnte unschuldig im Gefängnis. Die behandelnden Psychotherapeuten graben bei ihm angeblich verschüttete und verdrängte Morde ans Tageslicht. Sture glaubt bald selbst, dass er all die Taten begangen hat, kann sich aber nicht an Details erinnern. Dennoch wird viele Jahre niemand misstrauisch und die Justiz verschließt die Augen ob all der Ungereimtheiten und Ungenauigkeiten.

Ein Skandal, der weite Teile der Psychotherapie von Bergwall als bedenklich und manipulativ entlarvte. Der die Instrumente des Strafvollzugs und ihre Unzulänglichkeiten und ihre Fehlerhaftigkeit mal wieder unter Beweis stellte.

Joseffson schreibt mit Freude am Detail aber versteht es eine Art Spannungsbogen aufzubauen, obwohl man weiß, wie alles ausgeht. Das liest sich streckenweise fast wie ein richtiger Thriller. Und am Ende war mir mal wieder klar… Die besten Geschichten schreibt das Leben selbst.