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Veröffentlicht am 05.05.2019

Eine bewegende Familiengeschichte

Von Hoffnung getragen
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„Von Hoffnung getragen“ von Ella Zeiss ist der 2. Teil aus der Tage des Sturms-Dilogie. Die Geschichte rund um die russlanddeutschen Familien Scholz und Pfeiffer in der Sowjetunion geht weiter. Als Neuauflage ...

„Von Hoffnung getragen“ von Ella Zeiss ist der 2. Teil aus der Tage des Sturms-Dilogie. Die Geschichte rund um die russlanddeutschen Familien Scholz und Pfeiffer in der Sowjetunion geht weiter. Als Neuauflage bei Tinte und Feder von amazon publishing ist dieser Roman im April 2019 erschienen.

Sowjetunion, Februar 1942: Der zweite Weltkrieg ist im vollen Gange und die Wehrmacht rückt immer weiter vor. Der mittlerweile 16jährige Harri wird in die Trudarmee einberufen. Ein weiteres Mal muss sich Harri von einem Ort trennen, an dem er sich ein Leben aufgebaut hat und diesmal muss er alleine gehen. Er wird ins Arbeitslager Tscheljabinsk gebracht, in dem katastrophale Zustände herrschen und die Menschen zu tausenden sterben.
Auch für Yvonne Scholz und ihre Mutter ist das Leben hart. Immer mehr Männer werden abgezogen und als keine mehr da sind, müssen die Frauen die Arbeit der Männer übernehmen und Bäume fällen. Dennoch halten die Frauen durch und nach Ende des 2. Weltkrieges begeben sie sich auf die Suche nach den anderen Familienmitgliedern. Hierbei kreuzen sich die Pfade von Harry und Yvo und es ist Liebe auf den ersten Blick.

Auch den zweiten Teil dieser Reihe habe ich weginhaliert. Das Leseerlebnis war recht ähnlich, so dass ich wahrscheinlich gar nicht so viel zu diesem Buch schreiben kann.
Der zweite Teil beginnt dort, wo der letzte Teil aufgehört hat und ich war sofort wieder im Geschehen drin. Allerdings geht es für beide Familien wieder bergab und das sogar noch krasser als im ersten Teil, wo ich deren Leid schon kaum ertragen konnte und mich gefragt habe, wie man nur auf die Idee kommen kann, andere Menschen so zu behandeln.
Familien werden auseinander gerissen, die Arbeit, die geleistet werden muss, wird noch härter. Die Zustände in den Zwangsarbeitslagern werden genau geschildert, die einem kaum einen Funken Hoffnung lassen. Die erste Hälfte ist wieder von sehr viel Leid geprägt, in der es nur ganz kleine Lichtblicke gibt, aus denen die Personen neue Kraft schöpfen.
Ich habe so mit den Personen mitgefühlt, dass ich mich sehr gefreut habe, als der Krieg vorbei war und es endlich wieder bergauf ging und selbst dann, gab es noch genügend Drangsalierungen, die die Russlanddeutschen in der Sowjetunion ertragen mussten, aber es gab wieder Tanznachmittage, bei denen sie sich vergnügen konnten oder auch die Wohnsituation sowie die Verpflegung verbesserten sich deutlich.
Die Liebesgeschichte zwischen Harald und Yvo hat mir gut gefallen. Es ist zwar Liebe auf den ersten Blick, aber dennoch wird der Liebe genügend Zeit gegeben, um sich zu entwickeln und zu verfestigen. Ich fand es schön zu sehen, wie sich gegenseitig Halt geben und mit ihren Erfahrungen aus den dauernden Zwangsumsiedelungen und den Verlusten umgehen.
Dieses Buch basiert auf den Erlebnissen der Großeltern der Autorin und ich bin sehr dankbar dafür, dass sie diese mit uns geteilt hat. Die Geschichte der Russlanddeutschen ist ein eher weniger beachteter Teil der Historie, was ich persönlich sehr schade finde, da hier so viel Potenzial an kraftvollen und beeindruckenden Geschichten steckt. Diesmal gibt es auch ein Nachwort. Wir erfahren wie es nach den Ereignissen aus den Buch mit den wichtigsten Personen weiter geht und erfahren etwas über die Arbeit an diesem Roman.

Fazit: Auch der zweite Teil weiß auf voller Linie zu überzeugen. Ein beeindruckender historischer Roman über das Schicksal der Russlanddeutschen während des 2. Weltkrieges in der Sowjetunion, der einen stark berührt. Ein historisches Thema, dass es verdient mehr Beachtung zu erhalten und daher empfehle ich es nicht nur Leuten, die sich eh schon dafür interessieren, sondern auch allen anderen.

Veröffentlicht am 27.04.2019

Eine typische Familiensaga vor historischem Hintergrund

Die ferne Hoffnung
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Ellin Carsta erzählt in „Die ferne Hoffnung“ die Geschichte der Familie Hansen. Eine große Familiendynastie, die Ende des 19. Jahrhunderts Kaffee verkauft. Erschienen ist der erste Teil dieser Saga im ...

Ellin Carsta erzählt in „Die ferne Hoffnung“ die Geschichte der Familie Hansen. Eine große Familiendynastie, die Ende des 19. Jahrhunderts Kaffee verkauft. Erschienen ist der erste Teil dieser Saga im Februar 2018 bei Tinte & Feder von Amazon Publishing.

Hamburg, 1888: Es ist der 65. Geburtstag von Peter Hansen als dieser sich entschließt seinem Leben ein Ende zu setzen. Das Kaffeekontor befindet sich in einer schwierigen Lage und ist fast bankrott. Seine drei Söhne Robert, Georg und Kahl stehen vor einem Scherbenhaufen. Doch sie fassen einen mutigen Plan, um das Familienunternehmen zu retten. Sie setzen all ihre Hoffnungen auf die steigende Nachfrage nach Kakao. Robert geht mit seiner Familie ins weit entfernte Kamerun, um dort eine Kakao-Plantage zu bewirtschaften. Karl zieht es nach Wien, wo die Nachfrage nach dem süßen Getränk sehr stark ist und Georg bleibt in Hamburg und zieht mit seinen Lagerflächen von dort aus die Fäden.

Mir hat die Lesung im Ägyptischen Museum auf der Leipziger Buchmesse so gut gefallen, dass ich dieser Reihe auf jeden Fall eine Chance geben wollte. Dort hat die Autorin aus dem dritten Teil gelesen, ohne zu viel von den vorherigen Bänden zu verraten. Ich war neugierig auf die Geschichte, die das Thema des Kolonialismus in Afrika mit aufgreift.
Der Schreibstil war gut und flüssig zu lesen, so dass ich schnell bis zur Hälfte des ersten Teiles vorgeprescht war, dennoch bin ich nicht zu 100% vom Schreibstil überzeugt, auch wenn ich nicht genau benennen kann, woran das liegt. Vielleicht lag es an der vielen wörtlichen Rede oder der teilweise szenischen Darstellung, aber ganz warm geworden bin ich damit nicht.
Der Roman wird immer aus der Sicht eines Familienitgliedes beschrieben, so dass man unterschiedliche Einblicke in die Situation der Familie bekommt. Dies hat mir sehr gut gefallen, gibt es doch sehr unterschiedliche Charaktere in diesem Buch. Wir haben zum einen Robert, der tatkräftig und mutig ist und sich daher entschließt ins ferne Afrika zu gehen. Dann gibt es Georg, der Minderwertigkeitskomplexe hat und nicht gut mit der gesamten Familiensituation umgehen kann oder auch Elisabeth, die nicht intriganter und egoistischer sein könnte. Dieses Buch hat alle Personen, die eine gute Familiensaga braucht, so auch den schwulen Karl, der sich dies nicht wirklich eingestehen will. Die im Buch dargestellte Geschichte ist sicher so immer wieder mal passiert, aber vom Gefühl her ist die Repräsentation hier nicht gut gelungen und ist aus cis-heteronormativer Sicht geschrieben. Andere können dieses wahrscheinlich besser einordnen und beurteilen als ich.
Der historische Anteil ist für mein Empfinden eher klein, diese Reihe möchte vordergründig eine Familiensaga sein, als die sie ja auch beworben wird, dennoch habe ich einige interessante Informationen, insbesondere über den Kolonialismus in Afrika, erfahren. Das schlimme N-Wort hat auch Einzug in diesen Roman gefunden. Hier scheiden sich die Geister, ob dieses Wort überhaupt in irgendeinem Kontext verwendet werden darf. Dieser Begriff wurde sehr sparsam eingesetzt und nur in wörtlicher Rede oder Briefen und zeigt eindrucksvoll, warum man dieses Wort heute nicht mehr verwenden sollte. Es wurde ein deutliches Gegengewicht geschaffen und BPoC werden überwiegend als Menschen beschrieben, die Respekt verdienen.
Der Spannungsbogen war auf einem konstanten Niveau und mit dem ein oder anderen Skandal gespickt. Ich habe die Geschichte gerne verfolgt und mir war zu keinem Zeitpunkt langweilig. Ein Nachwort hätte ich auch in diesem Roman gerne gesehen, es gibt hier allerdings ein Quellenverzeichnis, das zeigt, dass sich die Autorin mit dem Thema auseinandergesetzt hat.

Fazit: Eine unterhaltsame und kurzweilige Familiensaga, die mit den typischen Zutaten aufwartet und einem auch ein bisschen was vom Kolonialismus erzählt, der zur damaligen Zeit herrschte. Empfehlenswert für alle, die gerne Familiensagas lesen und auch mit einem eher kleinen Anteil Historie gut zurechtkommen.

Veröffentlicht am 20.04.2019

Wieder mal ein toller historischer Roman aus der Feder von Sabine Weiß

Die Perlenfischerin
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In „Die Perlenfischerin“ entführt uns Sabine Weiß in die Welt der Flussperlmuschel und das noch junge Lübeck an der Wende zum 13. Jahrhundert. Erschienen ist der Roman im März 2019 im Lübbe-Verlag.

Bardowick, ...

In „Die Perlenfischerin“ entführt uns Sabine Weiß in die Welt der Flussperlmuschel und das noch junge Lübeck an der Wende zum 13. Jahrhundert. Erschienen ist der Roman im März 2019 im Lübbe-Verlag.

Bardowick, 1189: Das Leben im beschaulichen Bardowick meinte es bisher gut mit Ida und ihrer Familie. Doch Heinrich der Löwe kehrt in diesem Jahr zurück nach Deutschland und rächt sich bitter an den Bewohnern von Bardowick, die ihn einst die Aufnahme verweigerten. Die kleine Ida wird von ihrer Familie getrennt und wächst fortan bei einer alten Frau direkt an der Ilmenau auf. Dort entwickelt sie eine Begabung für das Perlentauchen. Erst später soll sie erfahren wo ihre wahre Wurzeln liegen und zusammen mit ihrer großen Liebe, dem Slawen Esko, macht sie sich auf die Suche nach ihrer Familie.

Ich gebe zu, dass ich ein bisschen Angst hatte, dass dieser Roman mir zu kitschig werden würde, denn der Klappentext deutet keine besonderen geschichtlichen Ereignisse an, verspricht aber ein gewisses Familiendrama. Meine Sorge war vollkommen unbegründet. Ich habe von Sabine Wei mal wieder einen einwandfreien historischen Roman geliefert bekommen.
Der Schreibstil ist gut und der Einstieg in die Geschichte wunderbar gewählt. Man kann sich diese aufstrebende Stadt Bardowick kurz vor ihrer Zerstörung wunderbar vorstellen und ist umso geschockter von den Ereignissen, die kurz darauf folgen. Allgemein sind die Beschreibungen in diesem Buch wieder wunderbar. Es entstehen lebendige Bilder vor dem inneren Auge und es ist egal, ob es Lübeck, die Umgebung rund um Bardowick oder auch Estland ist.
Von Beginn an wird einem auf geschickte Art und Weise geschichtliches Wissen vermittelt. Ich habe mich wunderbar unterhalten gefühlt und die Informationen aufgesaugt. Lübeck ist ganz nah an mir dran und Lüneburg auch nicht all zu weit weg. Ich finde es toll etwas über die Vergangenheit meiner Gegend zu erfahren. Bisher war mir nicht bewusst, dass hier die ein oder andere Schlacht statt fand.
Darüber hinaus deckt die Autorin hier ein breites gesellschaftliches Spektrum ab. Von der naturverbundenen Kräuterfrau über angesehene Handwerker und Bürger einer Stadt bis hin zu reichen Kaufleuten und Adeligen ist hier alles abgedeckt. Und auch der Konflikt zwischen Christen und Slawen spielt eine Rolle. Es werden einem einige slawische Bräuche näher gebracht, insgesamt merkt man aber, dass das Christentum dabei ist sich durchzusetzen.
Hierbei schafft der Roman es zu jedem Zeitpunkt spannend und interessant zu sein, ohne einen mit den ganzen Informationen zu erschlagen, denn auch die Geschichte der Flussperlmuschel wurde geschickt und unaufdringlich eingebaut. Man merkt, dass die Autorin sich intensiv mit der Zeit auseinandergesetzt hat und die Recherche hier enorm gewesen sein muss. Diese Annahme wird durch das ausführliche Nachwort sowie dem Glossar und Kartenmaterial gestützt und auch das von mir geschätzte Personenverzeichnis fehlt nicht.
Ich habe mit den Protagonisten mitgefiebert, insbesondere mit Ida, die von ihrer Familie getrennt wird, und Esko, den es über die Ostsee bis nach Estland verschlägt. Des Weiteren gibt es Personen zum lieben und hassen, Personen, deren Verhalten einen enttäuscht oder auch Personen, die einen mit ihrer Stärke überraschen.
Man merkt, ich habe nicht wirklich etwas an diesem wunderbaren Roman auszusetzen. Das Ende war vielleicht einen Tick zu dramatisch und hier passiert sehr viel auf wenigen Seiten. Dies fällt aber nicht groß ins Gewicht, wenn man sich die ganzen Punkte anschaut, die ich vorher aufgezählt habe.

Fazit: Ein wunderbar erzählter historischer Roman, mit viel historischem Wissen und einem breiten Spektrum an Themen, der gut recherchiert wurde und bei der Fülle an Informationen noch zu unterhalten weiß und das Mittelalter zum Leben erweckt. Empfehlenswert für alle die historische Romane lieben, bei denen man etwas über vergangene Zeiten lernen kann.

Veröffentlicht am 13.04.2019

Ein historischer Roman über die Geschichte der Russlanddeutschen im Sowjetreich

Wie Gräser im Wind
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Ella Zeiss erzählt in „Die Gräser im Wind“ die Geschichte zweier russlanddeutscher Familien in der Sowjetunion, die zwischen den beiden Weltkriegen zwangsumgesiedelt werden. Dieser Roman ist 2018 bereits ...

Ella Zeiss erzählt in „Die Gräser im Wind“ die Geschichte zweier russlanddeutscher Familien in der Sowjetunion, die zwischen den beiden Weltkriegen zwangsumgesiedelt werden. Dieser Roman ist 2018 bereits im Selfpublishing erschienen und wurde von amazon publishing bei Tinte und Feder im März 2019 neu aufgelegt. Es handelt sich um den 1. Teil der „Tage des Sturms“-Dilogie.

Krim, 1930: Wilhelm Scholz und seine Familie leben ein bescheidenes Leben. Doch der Frieden wird gestört. Ausgelöst durch die Oktoberrevolution 1918 treibt das Sowjetregime die Enteignung der Bauern gnadenlos voran. Jeder, der seinen Besitz nicht freiwillig an das Sowjetregime übergeben will, wird verhaftet und zwangsumgesiedelt. So auch Familie Scholz, die in einer Nacht- und Nebelaktion in den eisigen Norden des Landes verfrachtet wird. Fortan lebt die Familie auf engstem Raum mit nur dem nötigsten zum Überleben zusammen und Wilhelm Scholz fällt Bäume in der Wildnis.
Der Lehrer Samuel Pfeiffer entkommt nur knapp einem ähnlichen Schicksal und flieht selber. Doch als deutscher Lehrer muss er überall im Sowjetregime aufpassen und so bleibt es nicht nur bei einer Flucht…

Dieses Buch habe ich an einem Wochenende weginhaliert und ich finde das alleine sagt schon viel über das Buch. Für mich ist die Geschichte der Russlanddeutschen allerdings auch von persönlichem Interesse, denn ich habe Russlanddeutsche in meinem Familien- und Bekanntenkreis.
In diesem Roman erzählt die Autorin die Geschichte ihrer Großeltern und zeigt dabei exemplarisch auf, was vielen Russlanddeutschen während des Sowjetregimes im Zeitraum von 1930 bis 1941 widerfahren ist. Die Geschichte zieht einen schnell in ihren Bann und ist dabei gut und flüssig zu lesen. Man muss sich allerdings auf sehr viel Leid einstellen. Zwischendurch musste ich immer wieder eine Pause machen, um das sacken zu lassen und es hat mich sehr beeindruckt wie beide Familien mit ihrem Schicksal umgegangen sind und immer wieder positive Momente gefunden haben.
Natürlich hat man von der Oktoberrevolution 1918, Lenin und Stalin gehört oder man hat auch von den gefürchteten Arbeitslager in Sibirien gehört, aber über die Geschichte der Russlanddeutschen hört man eher wenig bis gar nichts. Für mich hat dieses Buch daher eine große Wissenslücke gefüllt und der Wunsch der Autorin hiermit Aufklärungsarbeit zu leisten ist ihr vollkommen gelungen.
Mit den beiden Familien habe ich zu jedem Zeitpunkt im Buch mitgefiebert, ich habe mir gewünscht, dass ihnen Gutes widerfährt, war entsetzt und traurig, wenn der nächste Schicksalsschlag kam. Dieses Buch hat so viel in mir ausgelöst, dass ich gar nicht richtig in Worte fassen kann und was ohne zu spoilern auch sehr schwierig ist.
Dass die Autorin sich sehr intensiv mit der Vergangenheit ihrer Familie auseinandergesetzt hat, merkt man dem Buch in jeder Zeile an. Man erlebt die Geschehnisse aus der Sicht von Russlanddeutschen und diese ist daher auch nicht als neutral zu betrachten. Zu den Hintergründen gibt es auf amazon ein Interview mit der Autorin. Für zukünftige Ausgaben, würde ich mir wünschen, dass dieses direkt im Buch oder ebook enthalten ist.

Fazit: Ein historischer Roman, der einen sofort in seinen Bann zieht und tief berührt. Die Autorin erzählt das Schicksal der Russlanddeutschen im Sowjetregime auf sehr authentische Weise und beleuchtet so einen für viele eher unbekannten Teil der Geschichte. Empfehlenswert für alle, die authentische Familiengeschichten mögen und sich für die Geschichte der Russlanddeutschen interessieren.

Veröffentlicht am 06.04.2019

Die preußische Besetzung im Rheinland an der Feste Ehrenbreitstein

Die Festung am Rhein
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In „Die Festung am Rhein“ erzählt Maria W. Peter von der preußischen Herrschaft im Rheinland und dem Bau der Feste Ehrenbreitstein. Erschienen ist der Roman bei Bastei Lübbe im März 2017.

Coblenz, 1822: ...

In „Die Festung am Rhein“ erzählt Maria W. Peter von der preußischen Herrschaft im Rheinland und dem Bau der Feste Ehrenbreitstein. Erschienen ist der Roman bei Bastei Lübbe im März 2017.

Coblenz, 1822: Der Pionier Berger wird wegen Landesverrates verhaftet. Angeblich soll er geheime Pläne der Fest Ehrenbreitstein entwendet und an die Franzosen verkauft haben. Der einzige Beweis liegt in seiner Herkunft begründet, denn sein Vater war Franzose und hat unter Napoleon gekämpft. Seine Schwester Franziska kann das ganze nicht auf sich beruhen lassen und fängt auf eigene Faust an Hinweise für die Unschuld ihres Bruders zu suchen. Hierbei ist sie immer wieder auf die Hilfe des preußischen Premierleutnants Rudolph Harten angewiesen, der anfangs nur seine eigene Weste rein waschen will, da Pionier Berger unter seinem Kommando stand. Aber mit der Zeit ändern sich seine Motive und aus anfänglicher Abneigung entsteht mit der Zeit mehr.

Mal wieder ein Buch, dass für mich ein bisschen schwieriger zu bewerten ist, da es für mich vom persönlichen Geschmack her nicht ganz das richtige Buch war, es aber dennoch auch einiges positives zu erwähnen gibt.
Der Schreibstil hat mir gut gefallen. Situationen werden genau beschrieben, so dass man sich das Geschehen gut vorstellen kann. Immer wieder hatte ich auch lebendige Bilder der Landschaften im Kopf. Auch Dialekte einzelner Personen wurden gut verständlich eingebracht.
Die Handlung hingegen konnte mich nicht immer fesseln und das wiederum liegt auch an einem Grund, den ich von Anfang an hätte ahnen können. Der Klappentext und meine Zusammenfassung zeigen ja schon, dass auch Ermittlungen eine größere Rolle spielen und das ist einfach nicht meins. Ich probiere es immer wieder mal, aber auch dieses Buch konnte mich nicht von dieser Art Geschichte überzeugen. Darüber hinaus war mir die Geschichte in gewisser Weise auch ein wenig zu vorhersehbar.
Gut eingefangen fand ich hingegen das Bild der Zeit. Das Rheinland wird seit mehreren Jahren schon von den Preußen besetzt, die versuchen die Zeit vor die französische Revolution zurückzudrehen. Die Rheinländer hingegen sind deutlich von den Ideen ebenjener Revolution beeinflusst. Dieser Kontrast und der daraus entstehende Konflikt wurden wunderbar eingefangen. Schön fand ich auch, dass hier nicht nur einseitig berichtet wurde, sondern unterschiedliche Sichtweisen durch die Charaktere ins Buch gefunden haben.
Auf der einen Seite ist da Rudolph Harten, der preußische Leutnant, der durch jahrelangen Drill zu absolute Gehorsam erzogen worden ist und die Ordnung des preußischen Systems zu schätzen weiß. Mit seiner einfachen Herkunft hat er allerdings die Strenge Hierarchie mit Hilfe eines Gönners durchbrochen. Auf der anderen Seite haben wir Franziska Berger, eine rheinländische Frohnatur, die ihre Zunge und ihre revolutionäre Prägung nur schwer verstecken kann. Sie ist allerdings auch ein offener Mensch und so blickt sie auch hinter die Fassade der Menschen und beurteilt diese nicht nur nach ihrer Herkunft.
Weitere Figuren wie Alasdair McBaird, einem Künstler aus Schottland, der sich in die Natur des Rheinlandes verliebt hat oder auch Feldwebel Bäske, Therese, Franziskas beste Freundin, sowie Fritz, Hartens Laufbursche, bringen weitere Sichtweisen ein.
Die gute Recherche merkt man dem Buch jederzeit an und auch das ausführliche Nachwort sowie die Danksagung bestätigen dies. Die Autorin konnte auf die Hilfe einiger Experten in Sachen preußischer Geschichte und auch der Fest Ehrenbreitstein zurückgreifen und auch auf die medizinischen Details wurde geachtet. Abgerundet wird das ganze noch durch ein Glossar, ein Personenverzeichnis und einem kurzen Überblick über die historischen Persönlichkeiten.

Fazit: Leider nicht die Art von Geschichte, die ich gerne lese, dennoch wurde mir einiges an geschichtlichem Wissen über das Leben Anfang des 19. Jahrhunderts näher gebracht. Wer Ermittlungen mag und dies gerne im historischem Kontext liest, ist bei diesem Buch auf jeden Fall an der richtigen Adresse. Einen historischen Krimi sollte man allerdings nicht erwarten, auch wenn Elemente davon vorhanden sind.