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Veröffentlicht am 17.11.2018

Rezension: „Das Weingut - In stürmischen Zeiten“ von Marie Lacrosse

Das Weingut. In stürmischen Zeiten
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Marie Lacrosse erzählt in ihrem Roman „Das Weingut“ vom deutsch-französischen Krieg 1870/71 und den bürgerlichen Verhältnissen jener Zeit. Erschienen ist der Roman im Juli 2018 bei Goldmann.

Weißenburg ...

Marie Lacrosse erzählt in ihrem Roman „Das Weingut“ vom deutsch-französischen Krieg 1870/71 und den bürgerlichen Verhältnissen jener Zeit. Erschienen ist der Roman im Juli 2018 bei Goldmann.

Weißenburg im Elsass, 1870: Die Waise Irene wird vom Weingutbesitzer Wilhelm Gerban als Dienstmagd in seinen Haushalt aufgenommen. Anfangs noch verwundert darüber, dass dieser ausgerechnet sie haben möchte, fügt sie sich schnell in ihre neue Rolle ein. Franz Gerban, der Sohn des Hauses, wurde als Strafe für einen Schulverweis zur Arbeit auf dem Hofe seines Onkels verpflichtet. Dort merkt er wie privilegiert sein Leben bisher verlaufen ist und kämpft für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen der Lohnarbeiter auf dem Gut seiner Familie. Bei seiner Rückkehr ins Elternhaus in Altenstadt verliebt er sich in Irene. Doch diese Liebe steht unter keinem guten Stern. Ein Krieg zieht herauf, der das Verhältnis von Deutschland und Frankreich maßgeblich beeinflussen soll.

Ich muss zugeben, ich war skeptisch bei diesem Buch. Aufgrund des Klappentextes dachte ich, dass es sich hierbei um einen sehr kitschigen Roman vor historischem Hintergrund handelt. Auf der Buchmesse saß ich dann mit der Autorin und einigen Bloggern zusammen und mir wurde versprochen, dass dem nicht so ist. Über die Zeit 1870/71 weiß ich so gut wie nichts und da sich dass dann doch ziemlich interessant anhörte, habe ich mich an dieses Buch gewagt.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm zu lesen. Man kann sich alles gut vorstellen und fühlt sich direkt in die Zeit zurückversetzt. Es wurden einige für die Zeit typische Begriffe benutzt, insgesamt ist aber alles sehr verständlich gehalten. Gerade die sozialen Verhältnisse jener Zeit werden sehr anschaulich und ausführlich beschrieben. Selbst 150 Jahre früher war die Welt deutlich anders als heutzutage. Das rote Kreuz steckte noch in den Kinderschuhen, es gab Gebäranstalten, in denen ledige Frauen ihre Kinder gebären konnten. Als ledige Frau schwanger zu werden, war zu diesem Zeitpunkt keine sehr angesehene Sache. Das Verhältnis von armen und reichen Leuten war eher schwierig und die Klassen waren deutlich getrennt.
Der deutsch-französische Krieg nimmt einen großen Raum in diesem Buch ein. Da ist auf der einen Seite die Verherrlichung des Soldatenlebens. In der Gesellschaft sind sie hochangesehen und prahlen gerne mit ihren Heldentaten. Es werden aber auch die grausamen Seiten des Krieges gezeigt, u.a. dass sinnlose Sterben ebenjener Soldaten oder auch wie die Bevölkerung unter den Schlachten leidet.
Der Spannungsbogen wurde den gesamten Roman über gut gehalten. Den Plottwist habe ich schon ziemlich früh geahnt und im letzten Drittel des Buches gibt es eine Episode, die mir etwas zu lang gezogen und für meinen Geschmack mit ein bisschen zu viel Drama verbunden war.
Mit den Personen im Roman habe ich mitgefiebert, insbesondere mit Irene, Franz und Pauline, aber auch Minna, die Irene eine gute Freundin wird, habe ich ins Herz geschlossen. Irene wurde in einer Gebäranstalt geboren und ist als Waise aufgewachsen. Mit diesen Vorraussetzungen hat sie eine schwere Stellung in der Gesellschaft und somit ist die Anstellung in einem Haushalt auf einem Weingut eine große Chance für sie.
Franz ist der Sohn eines Weingutbesitzers und privilegiert aufgewachsen. Ihm hat es noch nie wirklich an etwas gemangelt und so ist er erschüttert als er merkt, dass es den Arbeitern auf dem Weingut seiner Familie so viel schlechter geht als ihm.
Personen, die man eher nicht so gerne mag, gibt es auch einige. Gerade Mathilde ging mir teilweise richtig auf die Nerven mit ihrer unbegründeten Missgunst gegenüber anderen, aber auch ihr Vater war mir eher unsympathisch.
Dieser Roman wurde von der Autorin hervorragend recherchiert, was das Nachwort nochmals deutlich unterstreicht. Es gab nur minimale Änderungen, die ich allerdings für vertretbar halte. Die fiktiven Personen wurden hervorragend mit dem historischen Hintergrund verbunden. Historische Personen waren eher rar gesät, die Art wie dieser Roman aufgebaut ist und erzählt wird, macht dennoch deutlich, dass es sich hierbei um einen historischen Roman handelt, der auch etwas von der Zeit vermitteln will und in dem das Historische nicht nur Beiwerk ist.
Zusätzlich zum Nachwort gibt es am Anfang des Buches noch Kartenmaterial, dass ich ausführlich studiert habe, und ein Personenverzeichnis. Hinten findet man ein Glossar und eine Leseprobe aus dem zweiten Teil dieser Reihe.

Fazit: Ein klasse recherchierter historischer Roman, der eindrucksvoll das Leben sowie alle Seiten des Krieges Ende des 19. Jahrhunderts zeigt und dabei trotz Liebesgeschichte nicht ins Kitschige abdriftet. Trotz teilweise etwas zu viel Drama und vorhersehbaren Plot, empfehlenswert für alle, die gerne in anderen Zeiten abtauchen und sich für die Geschichte zwischen Deutschland und Frankreich interessieren.

Veröffentlicht am 11.11.2018

Rezension: „Rungholts Ehre“ von Derek Meister

Rungholts Ehre
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„Rungholts Ehre“ von Derek Meister ist der Auftaktband einer bisher 5-teiligen Reihe über den Kaufmann Rungholt, der Morde aufklärt. Die Neuauflage des Romanes erschien im Oktober 2017 bei blanvalet.

Lübeck, ...

„Rungholts Ehre“ von Derek Meister ist der Auftaktband einer bisher 5-teiligen Reihe über den Kaufmann Rungholt, der Morde aufklärt. Die Neuauflage des Romanes erschien im Oktober 2017 bei blanvalet.

Lübeck, 1390: Eine schlimm zugerichtete Leiche wird aus der Trave gezogen. Der Lehrling von Rungholt, Daniel Brederlow, wird beschuldigt den Fremden ermordet zu haben. Rungholt glaubt an die Unschuld seines Zöglings und so macht er sich daran, den wahren Mörder zu finden. Zu diesem Zeitpunkt ahnt er noch nicht, in welche Verschwörung er hineingerät. Bei seinen Nachforschungen stößt er auf ein größenwahnsinniges Vorhaben und gerät zunehmend selber in Gefahr. Doch um seine Ehre wieder herzustellen, ist er bereit, alles zu opfern.

Bisher habe ich historische Krimis recht schnell wieder abgebrochen, dennoch wollte ich dem Autor Derek Meister eine Chance geben, da ich schon viel Positives über seine Krimis gehört habe und diese direkt bei mir um die Ecke in Lübeck spielen.
Die Beschreibungen von Lübeck konnten mich schnell begeistern. Wenn man den Ort kennt, um den es geht, fällt es einem sicher leichter sich alles vorzustellen, aber ich finde dennoch, dass auch der Schreibstil des Autors einen großen Anteil an meinem Kopfkino hatte.
Der Roman setzt direkt bei der Leiche an, so dass man nicht lange auf den Mord warten musste. Dennoch plätscherte die Geschichte anfangs ein bisschen vor sich hin. Neben dem Mord gibt es auch noch die Verlobung Rungholts Tochter, die vorbereitet werden muss und man erfährt einiges über das Kaufmannsleben und die Arbeit im Stadtrat. Diese Einblicke haben mir sehr gut gefallen.
Als Nebenschauplatz gibt es noch den beschwerlichen Weg Hinrich Calves von Stralsund nach Lübeck. Hier bleibt lange im Verborgenen, was dieser mit dem ganzen Fall zu tun hat. Dies war einerseits sehr geschickt, dennoch fühlte ich mich mit diesem Teil der Geschichte eher weniger verbunden und habe hier die ein oder andere Seite quer gelesen.
Rungholt, seinen Helfer Marek sowie Mirke fand ich sehr sympathisch. Bei diesen Personen habe ich ordentlich mitgefiebert. Ab der Hälfte wurde das Buch richtig spannend und ich konnte es kaum noch aus der Hand legen. Ich wollte einfach schnellstmöglich wissen, ob Rungholt die Unschuld seines Lehrlings beweisen kann und wie es für Mirke und Daniel ausgeht.
Ich habe nie wirklich Krimis gelesen, aber früher den ein oder anderen Krimi im Fernsehen gesehen, daher wage ich zu behaupten, dass hier das Genre Krimi nicht neu erfunden worden ist. Es ist ein solider und spannender Fall, den man ganz gerne nachverfolgt. Gerade der historische Hintergrund hat mir gut gefallen, ansonsten wäre ich wohl eher nicht am Ball geblieben.
Einen kleinen Wermutstropfen gibt es allerdings auch. Im Buch kommt etwas vor, dass erst 100 Jahre später nach Europa kommen soll. Ich weiß selber, dass ich hier sehr pingelig bin, aber sowas verleidet mir ein Buch total. Dass die Geschichte bei einem historischen Krimi einen deutlich größeren fiktiven Anteil hat als Romane, die über reale historische Ereignisse berichten, ist mir klar, dennoch mag ich das nicht. Ich hatte den gesamten Roman über das Gefühl ein Buch zu lesen, dass einen recht authentischen Blick auf das Lübeck des 14. Jahrhunderts bietet und sowas schmälert das irgendwie und ich würde fast behaupten, man hätte das auch anders lösen können.
Positiv hervorzuheben ist, dass der Autor diesen Umstand in einem Nachwort aufklärt und zusätzlich gibt es ein Glossar mit unbekannten Begriffen am Ende des Buches.

Fazit: Ein solider Krimi, der mit der Zeit immer spannender wird. Die Beschreibungen der Stadt Lübeck sind grandios und der historische Hintergrund ist soweit authentisch, wenn auch für mich mit einem großen Wermutstropfen. Wenn ihr historische Krimis mögt, dann ist Rungholt auf jeden Fall ein guter Tipp für euch. Historische Genauigkeit sollte einem hingegen nicht so wichtig sein.

Veröffentlicht am 01.11.2018

"Die Blutchronik" von Liliana Le Hingrat

Die Blutchronik
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„Die Blutchronik“ von Liliana Le Hingrat ist die Fortsetzung der Geschichte der Walachei im 15. Jahrhundert. Während im ersten Teil die Kindheit Vlad Draculeas beleuchtet wurde, geht es in diesem Teil ...

„Die Blutchronik“ von Liliana Le Hingrat ist die Fortsetzung der Geschichte der Walachei im 15. Jahrhundert. Während im ersten Teil die Kindheit Vlad Draculeas beleuchtet wurde, geht es in diesem Teil nun um seine Herrschaftszeit. Der Roman erscheint bei Droemer-Knaur als ebook am 1. November und das Taschenbuch gibt es ab dem 3. Dezember zu kaufen.

Walachei, 15. Jahrhundert: Vlad Draculea wird aus der Geiselhaft der Osmanen entlassen, um über die Walachei zu herrschen. Doch noch hat er nicht den nötigen Rückhalt unter den Bojaren und wird schnell wieder gestürzt. Im Exil schwört er Rache an all seinen Feinden und ein langer Kampf um den walachischen Thron beginnt. Vlad muss sich in Geduld üben, um seine Feinde zu besiegen und auch die Osmanen drängen immer wieder nach Europa vor. Die balkanischen Rosenkriege sind von Intrigen und wechselnden Bündnissen geprägt und versprechen so viele spannende Stunden.

Drei Jahre ist es her, dass ich „Das dunkle Herz der Welt“, den ersten Teil dieser Reihe, gelesen haben. Die Wartezeit war lang, doch sie hat sich absolut gelohnt.
Der Schreibstil war gut und flüssig zu lesen und ich bin sehr schnell wieder in die Geschichte eingestiegen. Ich konnte mir alles gut vorstellen und war wieder fasziniert von den Schauplätzen. Die meisten historischen Romane spielen in England oder Deutschland. Die Walachei und Transsilvanien sind da eine willkommene Abwechslung, umso überraschender, dass man dort dennoch Städten mit deutschen Namen, wie z.B. Kronstadt begegnet.
Der Zeitrahmen, in dem dieser historische Roman spielt, ist äußerst interessant. Die politische Lage Mitte des 15. Jahrhunderts ist sehr brisant. Intrigen und wandelnde Bündnisse spielen eine große Rolle. Kronen werden mit Gewalt erkämpft und wieder verloren. Die Osmanen unter Sultan Murad wollen Europa erobern. Hier ist sehr viel vereint, das einen historischen Roman richtig spannend macht. Es ging mir anfangs teilweise etwas zu schnell in der Geschichte voran, aber langweilig wurde mir nie.
Die Geschichte von Vlad Draculea, Radu, Janos Hunyadi und einigen mehr habe ich gerne mitverfolgt. Die historischen Personen standen eindeutig im Vordergrund, auch wenn es mit Roxolan einen fiktiven Beschützer gab, der Vlad Draculea an die Seite gestellt wurde und der ihn aus der ein oder anderen brenzligen Situation befreit hat. Sein Leben habe ich gerne mitverfolgt, weil hierdurch auch einige alte Mythen mit in die Handlung eingebaut wurden.
Mir hat es sehr gefallen, dass in diesem Buch Vlad Draculea nicht nur als grausamer Tyrann dargestellt wurde. Seine brutale Seite, weswegen er letztendlich als „Der Pfähler“ in die Geschichte eingegangen ist, wurde aber auch nicht beschönigt und hat den nötigen Raum bekommen. In dieser Dilogie wurde Vlad Draculea von seiner menschlichen Seite gezeigt und war facettenreicher. Insgesamt betrachtet wirkte diese Darstellung sehr realistisch auf mich.
Einen Punkt, den ich bei diesem Roman herausragend finde, ist die Recherche, die die Autorin betrieben hat. Drei Jahre hat sie insgesamt an diesem Roman gearbeitet und in einem ausführlichen Nachwort schildert sie, wann sie Dinge als wahr angenommen hat und wie sie recherchiert hat. Ich hatte auch schon beim Lesen das Gefühl, dass es sich hierbei um einen gut recherchierten historischen Roman handelt, was meine kleinen eigenen Suchen im Internet auch bestätigt haben.

Fazit: Ein hervorragend recherchierter historischer Roman, der einen an neue Schauplätze und in eine äußerst spannende Zeit entführt. Das historische Vorbild für Dracula hat viel zu bieten und weiß von sich zu überzeugen. Vor der ein oder anderen brutalen Szene darf man allerdings nicht zurückschrecken. Eine klare Leseempfehlung an alle historienbegeisterten Leser und all diejenigen, die sich für die wahre Geschichte Draculas interessieren. Aber Achtung: Vampire gibt es in diesem Roman keine.

Veröffentlicht am 11.10.2018

Rezension: „Ein Sandkorn am Himmel“ von Isaac Asimov

Ein Sandkorn am Himmel
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„Ein Sandkorn am Himmel“ ist ein Science-Fiction-Roman von Isaac Asimov, in der ein pensionierter Schneider aus Versehen tausende Jahre in die Zukunft katapultiert wird. Dieser Roman gehört zur Imperium-Reihe ...

„Ein Sandkorn am Himmel“ ist ein Science-Fiction-Roman von Isaac Asimov, in der ein pensionierter Schneider aus Versehen tausende Jahre in die Zukunft katapultiert wird. Dieser Roman gehört zur Imperium-Reihe und wurde als Asimovs erster richtiger Roman im Jahr 1950 erstmals unter dem Titel „Pebble in the Sky“ veröffentlicht. Die aktuelle Neuauflage ist im Heyne-Verlag im April 2015 erschienen.

Als der pensionierte Schneider an einem ganz gewöhnlichen Tag im Chicago 1949 durch die Straßen schlendert, befindet er sich zwischen zwei Schritten plötzlich an einem ganz anderen Ort und ,was er zu diesem Zeitpunkt nicht weiß, auch in einer ganz anderen Zeit. Er macht sich auf die Suche nach anderen Menschen, doch als er diese findet, können diese ihn nicht verstehen. Das Leben auf der Erde ist zu diesem Zeitpunkt schwer, nur noch 20 Mio Menschen leben auf der Erde und es dürfen auch nicht mehr werden. Alles ist genau festgelegt. Da die Farmer, bei denen Schwartz auftaucht, einen alten Mann verstecken, der nicht mehr arbeiten kann, versuchen sie das Auftauchen des Fremden für sich zu nutzen und so bringen sie ihn zu einem Wissenschaftler, der ein Gerät testet, dass Menschen klüger macht.

Es geht voran in meinem Projekt alle Bücher Asimovs zu lesen, die irgendwie mit der Foundation verbunden sind. Ich habe es auf englisch gelesen, auch wenn ich euch hier die deutsche Version verlinke. Bei diesem Buch handelt es sich um einen richtigen Roman und nicht um eine Kurzgeschichtensammlung, die man auch recht häufig bei Asimov findet.
Der Schreibstil ließ sich für mich weitestgehend gut und flüssig lesen. Gerade zu Beginn liebt der Autor es seine Leser ein wenig zu verwirren. Man weiß gar nicht so genau was passiert, aber mit Fortschreiten der Geschichte wird dies immer mehr aufgelöst. Die Sachverhalte werden verständlich erklärt und es wird nie zu wissenschaftlich. An manchen Stellen muss man sich schon ein wenig konzentrieren, aber das empfand ich nicht als schlimm.
Die Geschichte in diesem Buch fand ich äußerst interessant. Es hat ein wenig gedauert bis ich richtig im Geschehen angekommen war. Anfangs war ich einfach nur verwirrt und dachte, dass die Geschichte ganz ok wird, aber mit der Zeit hat sich eine Sogwirkung entwickelt und ich wollte unbedingt wissen wie es weitergeht.
Den Entwurf der Zukunft, den Asimov in diesem Buch erstellt, ist wieder mal klasse. Joseph Schwartz, der Schneider aus dem Jahr 1949, ist nicht mal eben 100 Jahre in die Zukunft gesprungen, sondern er springt ins Jahr 12.411 oder ins 827. Jahr nach der Gründung des Galaktischen Imperiums. Das zu diesem Zeitpunkt keiner mehr etwas mit der Sprache Englisch anfangen kann, erscheint dann irgendwie schon logisch.
Auch in diesem Buch hat Asimov wieder Gesellschaftskritik untergebracht. Die Erde hat einen sehr schweren Stand im Galaktischen Imperium. Niemand möchte so wirklich etwas mit Erdlingen zu tun haben und es wird auf sie herabgesehen, was sich deutlich im Verhalten der Spacer widerspiegelt. Die Gesellschaft auf der Erde hat sich auch sehr verändert. Großstädte wie New York und Co gibt es nicht mehr, die Bevölkerungsanzahl ist auf 20 Mio Menschen begrenzt, was auch am wenigen Platz liegt, der zu diesem Zeitpunkt auf der Erde noch bewohnt werden kann. Gerade dieser Mix macht die Faszination von Asimov für mich aus. Es werden immer andere Gesellschaften erfunden. Manchmal erscheinen die Gewohnheiten etwas absurd, aber irgendwie kann man sich auch alles gut vorstellen. Es ist futuristisch, auf der anderen Seite wiederum gibt es Dinge, die sich nicht geändert haben und dann kommt noch dazu, dass diese Bücher alle schon vor so vielen Jahren geschrieben worden sind. Computer, Raumschiffe und Co gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Fazit: Wieder mal ein interessanter und spannender Roman aus der Feder Asimovs, der mit der gewohnten Futuristik punkten kann, aber einen etwas holprigen Start hatte. Eine klare Leseempfehlung an alle Science Fiction-Interessierten, auch wenn ich dieses Buch nicht als Einstieg in die Welt Asimovs empfehlen würde. Da sind es für mich nach wie vor die Roboter-Geschichten, mit denen man anfangen sollte.

Veröffentlicht am 29.09.2018

Rezension: „NSA - Nationales Sicherheits-Amt“ von Andreas Eschbach

NSA - Nationales Sicherheits-Amt
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Mit „NSA – Nationales Sicherheits-Amt“ veröffentlicht Andreas Eschbach einen Roman mit einem interessanten Gedankenexperiment, das den Verlauf der Nazi-Diktatur beeinflussen hätte können. Erschienen ist ...

Mit „NSA – Nationales Sicherheits-Amt“ veröffentlicht Andreas Eschbach einen Roman mit einem interessanten Gedankenexperiment, das den Verlauf der Nazi-Diktatur beeinflussen hätte können. Erschienen ist der Roman Ende September 2018 im Lübbe-Verlag.

Weimar, 1942: Computer, Mails, Internet, Mobiltelefone und soziale Medien wurden bereits erfunden und sind fester Bestandteil im Alltag der Menschen. Das Nationale Sicherheits-Amt ist eine Geheimorganisation, die 1942 massiv unter Druck steht und beweisen muss, dass es kriegsentscheidende Informationen liefern kann. Die Hoffnungen liegen hierbei auf dem ehrgeizigen Analysten Eugen Lettke, der die Möglichkeiten der Überwachung durch die Technik und den Staat auch für persönliche Zwecke nutzt, und auf der sehr begabten Programmiererin Helene Bodenkamp. Sie ist eine vorbildliche deutsche Tochter, doch als die Liebe ihres Lebens von der russischen Front flieht, gerät sie in Konflikt mit der Nazi-Diktatur. Ihr Geliebter muss versteckt werden und Helene ist bereit alle Möglichkeiten zu nutzen, die ihr auf Grund ihrer Anstellung beim NSA zur Verfügung stehen.

Alleine der Klappentext dieses Buches konnte mich direkt für sich einnehmen: Was wäre gewesen, wenn Hitler bereits die Möglichkeiten durch das Internet, Computer und soziale Medien gehabt hätte? Gerade in Bezug auf die derzeitige politische Situation in Deutschland und weite Teile Europas eine höchst interessante Fragestellung, die gewisse Erwartungen an das Buch entstehen lassen.
Der Schreibstil war dabei größtenteils gut und flüssig zu lesen, auch wenn ich zu Beginn eine kleinere Eingewöhnungsphase benötigte. Genau bestimmen kann ich es nicht, aber ich denke, das dies zum Teil mit der Wortwahl und Schreibung einiger Wörter zusammenhängt. Alles wirkt ein wenig altmodisch. Telefon wird beispielsweise mit ph geschrieben und Computer mit K. Einiges, wie z.B. das Internet wurden umbenannt. So gewöhnungsbedürftig wie dies war, trägt es wiederum deutlich zur Authentizität des Romanes bei.
Das Szenario des Buches empfand ich als spannend und gruselig zugleich und ist in diesem Fall definitiv ein erwähnenswerter Faktor. Meine Erwartungen an dieses Buch waren von Anfang an sehr hoch und so hatte ich etwas Angst, dass diese nicht erfüllt werden können. Das war allerdings eine vollkommen unberechtigte Sorge. Ich habe das bekommen, was ich erwartet habe und sogar noch mehr. Mir wurde beim Lesen des Buches zu keinem Zeitpunkt langweilig.
Überragend fand ich die Verbindung aus Fakten aus der Zeit der NS-Diktatur mit den Möglichkeiten der modernen Technik und wie wiederum auf diese die Ideologie dieser Zeit übertragen wurde. Hier geht es beispielsweise um Big Data in seiner schlimmsten Ausprägung oder auch das programmieren Frauensache ist. Andreas Eschbach hat diese Idee konsequent zu Ende gedacht.
Die Hauptpersonen des Buches könnten unterschiedlicher nicht sein. Helene Bodenkamp ist das kleine graue Mäuschen, das noch zu Hause wohnt und beim NSA programmiert. Klug, aber eher unscheinbar und zu Beginn auch in gewisser Weise unbedarft, da sie gar nicht richtig überblicken kann, zu was ihre Arbeit alles genutzt werden kann. Dies wird ihr erst im Laufe des Buches klar. Mit ihr und ihrer großen Liebe habe ich sehr mitgefiebert und gehofft. Hier geht auch ein großes Lob an den Autor, der sehr geschickt mit den Hoffnungen des Lesers spielt.
Eugen Lettke hingegen ist der Inbegriff eines Ariers, der mit der NS-Diktatur nicht unbedingt konform geht, aber das System für seine Zwecke missbraucht. Ich habe ihn gehasst, aber seine Geschichte dennoch fasziniert mitverfolgt. Teilweise hat es mir die Sprache verschlagen zu was diese Person fähig ist.

Fazit: Ich bin begeistert von diesem Roman, trotz meiner kleiner Anfangsschwierigkeiten mit dem Schreibstil. Wirkliche Ereignisse der Hitler-Diktatur wurden auf erschreckende Weise mit den Möglichkeiten der modernen Medien verknüpft und konsequent zu Ende geführt. Ich möchte dieses Buch jedem empfehlen, denke aber, dass es am interessantesten ist, wenn man sich auch für die Geschehnisse dieses Geschichtsabschnittes interessiert.