Rezension: „Rungholts Ehre“ von Derek Meister
„Rungholts Ehre“ von Derek Meister ist der Auftaktband einer bisher 5-teiligen Reihe über den Kaufmann Rungholt, der Morde aufklärt. Die Neuauflage des Romanes erschien im Oktober 2017 bei blanvalet.
Lübeck, ...
„Rungholts Ehre“ von Derek Meister ist der Auftaktband einer bisher 5-teiligen Reihe über den Kaufmann Rungholt, der Morde aufklärt. Die Neuauflage des Romanes erschien im Oktober 2017 bei blanvalet.
Lübeck, 1390: Eine schlimm zugerichtete Leiche wird aus der Trave gezogen. Der Lehrling von Rungholt, Daniel Brederlow, wird beschuldigt den Fremden ermordet zu haben. Rungholt glaubt an die Unschuld seines Zöglings und so macht er sich daran, den wahren Mörder zu finden. Zu diesem Zeitpunkt ahnt er noch nicht, in welche Verschwörung er hineingerät. Bei seinen Nachforschungen stößt er auf ein größenwahnsinniges Vorhaben und gerät zunehmend selber in Gefahr. Doch um seine Ehre wieder herzustellen, ist er bereit, alles zu opfern.
Bisher habe ich historische Krimis recht schnell wieder abgebrochen, dennoch wollte ich dem Autor Derek Meister eine Chance geben, da ich schon viel Positives über seine Krimis gehört habe und diese direkt bei mir um die Ecke in Lübeck spielen.
Die Beschreibungen von Lübeck konnten mich schnell begeistern. Wenn man den Ort kennt, um den es geht, fällt es einem sicher leichter sich alles vorzustellen, aber ich finde dennoch, dass auch der Schreibstil des Autors einen großen Anteil an meinem Kopfkino hatte.
Der Roman setzt direkt bei der Leiche an, so dass man nicht lange auf den Mord warten musste. Dennoch plätscherte die Geschichte anfangs ein bisschen vor sich hin. Neben dem Mord gibt es auch noch die Verlobung Rungholts Tochter, die vorbereitet werden muss und man erfährt einiges über das Kaufmannsleben und die Arbeit im Stadtrat. Diese Einblicke haben mir sehr gut gefallen.
Als Nebenschauplatz gibt es noch den beschwerlichen Weg Hinrich Calves von Stralsund nach Lübeck. Hier bleibt lange im Verborgenen, was dieser mit dem ganzen Fall zu tun hat. Dies war einerseits sehr geschickt, dennoch fühlte ich mich mit diesem Teil der Geschichte eher weniger verbunden und habe hier die ein oder andere Seite quer gelesen.
Rungholt, seinen Helfer Marek sowie Mirke fand ich sehr sympathisch. Bei diesen Personen habe ich ordentlich mitgefiebert. Ab der Hälfte wurde das Buch richtig spannend und ich konnte es kaum noch aus der Hand legen. Ich wollte einfach schnellstmöglich wissen, ob Rungholt die Unschuld seines Lehrlings beweisen kann und wie es für Mirke und Daniel ausgeht.
Ich habe nie wirklich Krimis gelesen, aber früher den ein oder anderen Krimi im Fernsehen gesehen, daher wage ich zu behaupten, dass hier das Genre Krimi nicht neu erfunden worden ist. Es ist ein solider und spannender Fall, den man ganz gerne nachverfolgt. Gerade der historische Hintergrund hat mir gut gefallen, ansonsten wäre ich wohl eher nicht am Ball geblieben.
Einen kleinen Wermutstropfen gibt es allerdings auch. Im Buch kommt etwas vor, dass erst 100 Jahre später nach Europa kommen soll. Ich weiß selber, dass ich hier sehr pingelig bin, aber sowas verleidet mir ein Buch total. Dass die Geschichte bei einem historischen Krimi einen deutlich größeren fiktiven Anteil hat als Romane, die über reale historische Ereignisse berichten, ist mir klar, dennoch mag ich das nicht. Ich hatte den gesamten Roman über das Gefühl ein Buch zu lesen, dass einen recht authentischen Blick auf das Lübeck des 14. Jahrhunderts bietet und sowas schmälert das irgendwie und ich würde fast behaupten, man hätte das auch anders lösen können.
Positiv hervorzuheben ist, dass der Autor diesen Umstand in einem Nachwort aufklärt und zusätzlich gibt es ein Glossar mit unbekannten Begriffen am Ende des Buches.
Fazit: Ein solider Krimi, der mit der Zeit immer spannender wird. Die Beschreibungen der Stadt Lübeck sind grandios und der historische Hintergrund ist soweit authentisch, wenn auch für mich mit einem großen Wermutstropfen. Wenn ihr historische Krimis mögt, dann ist Rungholt auf jeden Fall ein guter Tipp für euch. Historische Genauigkeit sollte einem hingegen nicht so wichtig sein.