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Veröffentlicht am 14.08.2022

Die Vermischung der Themen mochte ich leider gar nicht

München 72 - Der Tag, an dem die Spiele stillstanden.
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Petra Mattfeldt hat mit „München 72“ einen Roman vorgelegt, der sich mit dem Olympiattentat 1972 und der Flucht aus der DDR beschäftigt. Erschienen ist das Buch im Juli 2022 bei blanvalet.

München, 1972: ...

Petra Mattfeldt hat mit „München 72“ einen Roman vorgelegt, der sich mit dem Olympiattentat 1972 und der Flucht aus der DDR beschäftigt. Erschienen ist das Buch im Juli 2022 bei blanvalet.

München, 1972: Die olympischen Spiele beginnen. Alles ist heiter und friedlich. Das Bild, das Deutschland in die Welt transportiert, könnte positiver nicht sein. Die junge Sportlerin Angelika Nowak ist aufgeregt. Sie tritt als Bogenschützin für das Team der DDR an. Das erste Mal hat sie ihre Heimat verlassen und ist in ein anderes Land gereist. Zunächst scheint alles in Ordnung, doch dann passieren Dinge, die sie zweifeln lassen.
Roman Gagarin ist Ringer im israelischen Team. Auch für ihn ist es das erste Mal, dass er nach Deutschland reist. In das Land, in dem seine Familie viel Schreckliches erlebt hat. Er freut sich auf seinen Wettbewerb und ist begeistert vom weltoffenen Deutschland. Am Morgen des 5. September soll sich dies schlagartig ändern. Das israelische Team wird von palästinensischen Terroristen als Geisel genommen und das Unglück nimmt seinen Lauf.

Ich war sehr gespannt auf den neuen Roman von Petra Mattfeldt, denn es ist mal keine historische Familiensaga und vom Olympiaattentat habe ich bisher tatsächlich noch nie gehört.
Die Autorin hat sich für diesen Roman für 5 Perspektiven entschieden, aus denen die Ereignisse geschildert werden. Angelika Nowak ist eine Bogenschützin aus dem DDR-Team, die sich mit Roman Gagarin anfreundet. Roman wiederum ist ein Ringer im israelischen Team. Er ist Jude und reist zum ersten Mal in das Land, in dem seine Familie so viel Leid erfahren hat. Mit dem Journalist Robert Goldmann haben wir eine weitere jüdische Perspektive, allerdings ist dieser in Deutschland aufgewachsen. Dann gibt es noch Manfred Hofmann, einen Polizisten, dem die laxen Sicherheitsvorkehrungen bei Olympia Sorge bereiten und Djamal Rahman, ein palästinensischer Flüchtling, der sich radikalisiert hat und zum Attentäter wird.
Ich fand die unterschiedlichen Perspektiven durchaus interessant, bin mir allerdings nicht sicher, ob ich eine andere Einteilung nicht besser gefunden hätte. Gerade die Perspektive des palästinensischen Terroristen empfinde ich als problematisch. Hier hat allerdings auch das echte Vorbild das Potenzial Ressentiments gegen Ausländer zu schüren und seine Sichtweise als Palästinenser auf den Konflikt, der seit Jahrzehnten in Israel tobt, ist genauso einseitig wie die des israelischen Ringers. Petra Mattfeldt gibt im Nachwort selber zu bedenken, dass dieses Buch nur einen kleinen Einblick in diesen Konflikt gibt, was ich gut finde, allerdings ist dieser Einblick wirklich sehr, sehr klein. Für meinen Geschmack fast schon zu klein.
Dies wiederum liegt auch daran, dass mit der Flucht aus der DDR ein weiteres Thema sehr präsent ist in diesem Buch ist. Dieses Thema wird mit keinem Wort auf dem Klappentext erwähnt und das hat mich ehrlich gesagt ziemlich genervt. Ich hatte einen Roman erwartet, der sich auf die Geiselnahme des israelischen Teams konzentriert und die Dinge, die dabei alle falsch gelaufen sind, aufgreift. Stattdessen lese ich einen großen Teil des Buches davon, wie Angelika plötzlich feststellt, dass sie überwacht wird. Die Vermischung dieser beiden Themen fand ich nicht gelungen und ich empfinde es als problematisch diese beiden Themen zu vermischen. Klar, war das zu diesem Zeitpunkt auch Thema, aber für mich wäre das etwas für zwei separate Bücher gewesen.
Spoiler Anfang Als kleines Beispiel was ich hier meine. Die Geiselnahme ist beendet, 11 Juden sind gestorben, es war alles ein totales Desaster und wir wenden uns dann wieder Angelikas Flucht aus der DDR zu, weil ihr das ja noch mehr die Augen geöffnet hat und sie muss ihr Leben ändern. Genau das gleiche beim Journalisten und dem Polizisten. Alle gehen direkt dazu über an sich zu denken und keiner denkt wirklich über die Geschehnisse nach und das 11 Juden ermordet wurden. Alle gucken nur, was sie für sich persönlich aus den ganzen Ereignissen schließen können. Spoiler Ende
Nichtsdestotrotz fand ich die Beschreibungen zum Ablauf der Geiselnahme und was hier alles schief gelaufen ist, sehr spannend. Gerade beim Ablauf hat die Autorin sehr akribisch recherchiert, was ich ihr hoch anrechne. In einem fiktiven Roman gibt es auch hier kleinere Abweichungen. Diese werden aber alle in einem ausführlichen Nachwort dargelegt. Dort merkt man auch, dass der Autorin dieses Thema wirklich wichtig ist, leider ist dies meiner Meinung nach im Roman selber nicht so gelungen. Einiges war mir zu rudimentär angeschnitten, anderes zu sehr im Fokus, aber das habe ich weiter oben bereits ausführlich beschrieben. Ich bin froh, dass ich durch dieses Buch überhaupt erstmals von diesen Ereignissen erfahren habe, denke allerdings das eine weitere Auseinandersetzung mit diesem Thema unerlässlich ist. Im Nachwort finden sich hierzu schon einige weitergehende Quellen.

Fazit: Ein Roman, der für eine jüngere Generation ein Ereignis in den Fokus rückt, das für diese eher weniger bekannt ist. Leider vermischt das Buch für mich zwei Themen, die ich lieber separat betrachtet hätte, und die ich in der heutigen Zeit, mit wieder erstarkendem Antisemitismus und Rassismus, als eher problematisch empfinde.

Veröffentlicht am 23.07.2022

Mit kleineren Abstrichen absolut empfehlenswert

Die Berechnung der Sterne
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„Die Berechnung der Sterne“ von Mary Robinette Kowal erzählt in einer Dilogie eine etwas andere Geschichte vom Weg der Frauen in die Raumfahrt. Erschienen ist der Roman bei Piper im Januar 2022.

Als ...

„Die Berechnung der Sterne“ von Mary Robinette Kowal erzählt in einer Dilogie eine etwas andere Geschichte vom Weg der Frauen in die Raumfahrt. Erschienen ist der Roman bei Piper im Januar 2022.

Als ein gewaltiger Meteorit die Erde trifft, ist nichts mehr wie es einmal war. Dr. Elma York ist eine der ersten, die auf die Folgen des Meteoriteneinschlags aufmerksam macht. In wenigen Jahrzehnten wird sich das Klima so deutlich ändern, dass ein Leben auf der Erde kaum noch möglich ist. Um das Überleben der Menschheit zu sichern, muss das Weltall erobert werden. Hierzu müssen auch Frauen ins Weltall fliegen. Kein leichtes Unterfangen in einer Zeit, in der das Denken, dass Frauen an den Herd gehören noch weit verbreitet ist. Doch Elma gibt nicht auf und nach einiger Zeit kann sie erste Erfolge verbuchen.

Dieses Buch ist mir schon in den Vorschauen aufgefallen. Dort wurde es als alternative Geschichte beworben, aber ich hatte es weniger wegen dem Meteoriten als mehr mit den Frauen in Verbindung gebracht. Letztendlich waren die Abweichungen zur Geschichte der Raumfahrt weniger extrem als ich angenommen hatte.
Mary Robinette Kowal lässt Dr. Elma York die Geschichte aus ihrer Sicht erzählen. Die Ich-Perspektive liegt mir bei Büchern nicht ganz so sehr und so habe ich mich anfangs etwas schwer getan, kam letztendlich aber doch sehr gut in die Geschichte rein. Wir erleben durch Elma eine weibliche Sicht auf die Entwicklungen in der Raumfahrt, was mir sehr gefallen hat.
Elma ist eine Person, die sich auch mal hinterfragen kann und mit ihr und ihrem Mann haben wir ein jüdisches Ehepaar als Protagonisten. Bis auf Bücher, die ich zu meiner Schulzeit zum Holocaust gelesen habe, kam dies, muss ich gestehen, gar nicht vor. Der Holocaust wird hier am Rande auch mal erwähnt, schließlich spielt das Buch in den 50er Jahren und der Meteoriteneinschlag ist erst nach dem zweiten Weltkrieg, aber ansonsten ist dies kein Thema.
Die Autorin lässt in diesem Buch einige Minderheiten in den Mittelpunkt treten. Neben dem jüdisch sein spielt die Rolle der Frau und ihr Wandel als auch POC eine Rolle. Das hat mir sehr gut gefallen. Wir bekommen dies immer aus Elmas Sicht mit, die in Bezug auf POC nicht immer alles richtig macht, sich im Verlaufe des Buches aber immer wieder ihrer Privilegien bewusst wird und versucht entsprechend zu handeln.
Der Feminismus kommt eher leise daher. Elma ist niemand der gerne im Mittelpunkt steht und laut ist und es ist eher der Zufall und ein kleiner Schubser von außen, der sie zur Identifikationsfigur für junge Frauen macht, doch mit der Zeit kommt sie immer besser mit ihrer Rolle zurecht und kann so einiges erreichen. In diesem Zusammenhang fand ich es toll, dass z.B. auch das Thema Angststörung und Panikattacken als Thema Einzug in dieses Buch erhalten haben. Mir hat aber auch gefallen, dass da auch Zweifel waren und die Unsicherheiten gezeigt werden, die damit einhergehen, wenn ein neuer Weg beschritten wird, der einem vorher nicht so offen stand.
Die eine Sache, die mir nicht gefallen hat, waren die Andeutungen zum Sexleben von Elma und ihrem Ehemann Nathaniel. Ich bin echt jedes Mal zusammengezuckt. Es gibt in dem Buch keine expliziten Sexszenen, aber wenn es dann mal zur Sache geht, gibt es immer Analogien zu Raketenstarts. Irgendwie hat das in diesem Buch nicht für mich gepasst und ich hätte darauf lieber verzichtet.
Viele mögen Science-Fiction nicht gerne lesen, weil sie Angst vor zu vielen technischen und wissenschaftlichen Erläuterungen haben. Das finde ich war in diesem Buch gar nicht der Fall, auch wenn ich ein neues Wort gelernt habe, dass ich vorher so noch nie gehört habe. Es gibt einige Begriffe aus dem jüdischen Sprachgebrauch. Diese werden immer gut innerhalb des Textes erläutert oder erschließen sich aus dem Kontext.
In einem Nachwort erzählt die Autorin noch etwas zu den Abweichungen zur echten Historie und bei welchen Themen sie sich Hilfe geholt hat. Ich war beeindruckt wie viele Themen dies betrifft und hier sind Themen, die Minderheiten betreffen, nicht ausgeschlossen. In der Bibliografie finden sich Bücher, die die Autorin selber zur Recherche genutzt hat und die auch selber genutzt werden können, um sein Wissen zu erweitern.

Fazit: Mir hat es mit kleineren Abstrichen wahnsinnig gut gefallen. Ich mochte den Einblick in die Welt der Raumfahrt und wie die Frauen dieses Themenfeld immer mehr für sich einnehmen und sich für immer weitere Veränderungen einsetzen. Ich bin gespannt, ob sich diese Erfolgsgeschichte im zweiten Band fortsetzt. Für mich hat sich die Geschwindigkeit der Veränderungen sehr realistisch angefühlt. Empfehlenswert für alle, die auch einer ruhigeren Geschichte etwas abgewinnen können, die das Leben zeigt und das große Veränderungen nicht unbedingt über Nacht passieren.

Veröffentlicht am 16.07.2022

Ein bisschen ausschweifend, aber immer noch interessant

Die Shannara-Chroniken: Die Großen Kriege 2 - Die Elfen von Cintra
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„Die Elfen von Cintra“ von Terry Brooks ist der 2. Teil der „Die großen Kriege“-Reihe, in der es um die Welt nach der Apokalypse und einen neuen Zufluchtsort für Menschen und Elfen geht.

Die Welt wie ...

„Die Elfen von Cintra“ von Terry Brooks ist der 2. Teil der „Die großen Kriege“-Reihe, in der es um die Welt nach der Apokalypse und einen neuen Zufluchtsort für Menschen und Elfen geht.

Die Welt wie wir sie kennen existiert nicht mehr. Die gesamte öffentliche Ordnung ist zusammengebrochen. Die letzten verbliebenen Menschen leben in Bunkern oder großen Stadien. Doch auch dies bietet keinen Schutz, wenn Dämonen und Eins-Menschen sich dazu entschließen, die wenig verbliebenen Menschen auszurotten. Hoffnung verspricht nur eine Prophezeiung, in der der Morph, Elfen und Menschen gleichermaßen an einen sicheren Ort führt. Angel Perez und Logan Tom sind ein Ritter und eine Ritterin des Lichts. Ihre Aufgabe ist es, den Morph bzw. Menschen und Elfen zu schützen und ihnen beim Übergang in eine bessere Welt zu helfen und das ist keine leichte Aufgabe, denn die Dämonen und Einst-Menschen sind natürlich auch hinter ihnen her.

Ich habe mir Zeit gelassen, den zweiten Teil dieser Reihe zu lesen. 2019 habe ich den ersten Teil gelesen und dieser hat mir trotz seiner Düsternis gefallen. Die Apokalypse hatte stattgefunden, die Welt war zerstört und ein unwirtlicher Ort, an dem kaum noch leben möglich ist. In vielen Reihen wird die Apokalypse letztendlich ja doch noch verhindert, aber letzten Endes wollte ich nach der Serie Shannara Chronicles auch wissen, was die Welt verwandelt hat und so bin ich bei dieser Reihe gelandet, die die World/Void-Reihe mit den Shannara Chronicles verbindet.
Trotz der langen Zeit habe ich gut wieder in die Geschichte reingefunden. Meine Erinnerungen an den ersten Band waren vage, aber doch ausreichend genug, obwohl mir das glaube ich auch zeigt, dass der Schreibstil von Terry Brooks sehr ausschweifend ist. Die Geschichte nimmt noch die ein oder andere Abzweigung und nimmt sich viel Zeit, um ihr ganzes Potenzial zu entfalten.
In diesem zweiten Band wird sich auf die Gruppe der Kinder rund um Logan Tom und Angel Perez bei den Elfen konzentriert. Einzelnen Dämonen wird lediglich in recht kleinen Sequenzen ein Anteil an der Geschichte eingeräumt. Die Welt ist sehr düster. Von den Lagern in denen Menschen als Sklaven gehalten oder in Dämonen umgewandelt werden, bekommt man kaum etwas mit. Aber auch ohne das Zutun von Dämonen haben sich Menschen verändert und verwandeln sich in Krächzer, Eidechsen oder Spinnen.
Lichtblicke sind tatsächlich die Elfen, die sich inmitten dieser düsteren Welt, ihre kleine Oase größtenteils erhalten haben, aber auch dieser Schein trügt. Der Ellcrys, den sicher alle, die schon einen Shannara Roman gelesen haben kennen, hat um Hilfe gebeten. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass ein Unheil droht, das verhindert werden muss. In den Abschnitten bei den Elfen erinnert diese Reihe am meisten daran, dass es eine Verbindung zu den Shannara Chronicles gibt. Hier ist vieles dann auch sehr typisch für die Reihe. Die Elfensteine müssen gefunden werden sowie ein weiterer besonderer Stein, was natürlich eine beschwerliche Reise nach sich zieht auf der viele Gefahren drohen.
Den Personen im Buch bin ich gerne auf ihrer Reise gefolgt. Ich kann allerdings nicht sagen, dass ich besonders stark bei einer Person involviert waren. Logan Tom und Angel Perez haben ihre Bestimmung und sorgen für den Schutz, der ihnen anvertrauten Menschen und Elfen. Das ist ein wenig religiös angehaucht, wie ich finde, aber alles in allem mochte ich sie. Ihre Aufgabe ist nicht leicht und beide werden von dem ein oder anderen Zweifel geplagt. Die Gruppe der Kinder, der auch der Morph angehört, wächst in diesem Teil weiter zusammen. Jeder hat seine Begabung, die für den Erfolg der Gruppe wichtig ist und ich fand es schön, dass es auch eine behinderte Person gibt, die eine wichtige Rolle im Gefüge der Gruppe hat und deshalb nach Möglichkeit auch gerettet werden muss und nicht zurückgelassen wird.
2019 war ich dafür noch nicht so sensibilisiert wie ich merke, aber in diesem Teil hat es mich doch sehr gestört. Der Morph hat eigentlich einen längeren Namen, in dem das Z-Wort vorkommt, dass ich hier nicht reproduzieren möchte. Ich bin hier sehr zwiegespalten und müsste hierzu vielleicht auch nochmal die World/Void-Reihe lesen, um das besser einordnen zu können. Ich habe keine Ahnung, warum der Autor diesen Begriff für diese Figur gewählt hat, die Menschen und Elfen retten soll. Allzu häufig kommt dieser Begriff auch nicht vor, weswegen ich das in den seltenen Momenten dann einfach ignoriert habe und ich konnte jetzt auch keine anderen Tropes entdecken, die mit diesem Begriff in Verbindung stehen.
Es gibt bis auf eine Danksagung kein Zusatzmaterial in diesem Buch. Die Anzahl der Personen ist übersichtlich, aber ich denke ein Personenverzeichnis hätte dennoch nicht geschadet. Vielleicht gibt es das am Ende des dritten Teiles, denn dies hier ist eine Reihe, die einfach mitten in der Szene aufhört, wovon ich ja kein großer Fan bin. Ich mag es sehr, wenn ein Teil der Geschichte abgeschlossen ist und man sich dann mit neuem Elan, dem nächsten Teilstück der Geschichte widmen kann.

Fazit: Ein zweiter Teil, der manchmal etwas ausschweifend war, aber mich alles in allem überzeugen konnte. Die Vorbereitungen für den großen Showdown sind getroffen, was einen sehr spannenden dritten Teil verspricht. Zwischen den einzelnen Shannara-Reihen gibt es einige Parallelen, von daher empfehle ich die Reihe für alle, die vorher schon eine Shannara-Reihe gelesen haben und die es nicht stört, wenn einzelne Elemente in jeder Reihe aufs Neue auftauchen.

Veröffentlicht am 03.07.2022

Eine Reihe mit Potenzial. Dieser erste Teil ist nur das Vorgeplänkel.

Die drei Sonnen
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„Die drei Sonnen“ von Cixin Liu ist der erste Teil einer Trilogie, in der es um den ersten Kontakt der Menschen mit intelligentem Leben aus dem All geht.

China, 1967: Die Kulturrevolution beherrscht ...

„Die drei Sonnen“ von Cixin Liu ist der erste Teil einer Trilogie, in der es um den ersten Kontakt der Menschen mit intelligentem Leben aus dem All geht.

China, 1967: Die Kulturrevolution beherrscht das Land. Viele Menschen werden verfolgt und getötet. Ye Wenjie verliert ihre Familie und landet auf einer geheimen Militärbasis. Woran genau dort gearbeitet wird, wird ihr nicht verraten, doch die große Radioantenne sendet regelmäßig Signale ins All und mit der Zeit erschließt sich ihr, das dort möglicherweise nach intelligenten Leben im All geforscht werden könnte. Als eines Tages ein Signal empfangen wird, trifft sie eine Entscheidung, die das Leben auf der Erde maßgeblich beeinflussen wird.
Viele Jahrzehnte später wird der Nanowissenschaftler Wang Miao zu einem geheimen Treffen eingeladen. Es geht um Phänomene, die den Wissenschaftlern Rätsel aufgeben und kurz darauf passieren auch ihm unerklärliche Dinge. Er macht sich auf die Suche nach der Ursache und findet eine Welt, die von drei Sonnen umgeben ist und intelligentes Leben beheimatet.

Ich habe mir dieses Buch letztes Jahr zum Geburtstag schenken lassen und habe bisher viel Gutes über die Reihe gehört. In letzter Zeit ist es mir häufiger auf bookstagram begegnet und da dachte ich, es wird Zeit dieses Buch endlich zu lesen.
Der Anfang dieser Geschichte ist brutal. Wir befinden uns in der Zeit der chinesischen Kulturrevolution und lernen Ye Wenjies Familie und ihr Schicksal kennen. Im weiteren Verlauf springt die Geschichte immer wieder zwischen der nahen Zukunft und der Vergangenheit hin und her und die Geschichte ergibt mit dem Fortlauf der Geschichte ein immer klareres Bild. Das Buch lässt sich hierbei allerdings gebührend Zeit, manchmal schon etwas zu viel und ich glaube, man hätte das ganze auch kompakter erzählen können.
Nichtsdestotrotz hatte das Buch für mich eine gute Mischung aus Informationen und Geheimniskrämerei. Es war ein ungewöhnliches Leseerlebnis. Vieles wird sehr bildlich umschrieben, es gibt teilweise ausufernde wissenschaftliche Erklärungen, denen selbst ich nicht ganz folgen konnte, aber das Grundprinzip der beschriebenen Phänomene habe ich durchaus verstanden. Ich wurde recht lange im Unklarem gelassen, worauf es denn nun letztendlich hinauslaufen soll, aber das Buch hat andererseits viel Stoff zum Nachdenken geboten. Es gab einige Momente, bei denen ich dachte WTF, aber gleichzeitig haben diese eben auch dazu angeregt, sich das ausführlicher vorzustellen und was das für den weiteren Verlauf der Geschichte bedeuten könnte.
Ob die einzelnen Personen wirklich wichtig für die Geschichte sind, ist mir eher unklar. Sie geben den Ereignissen einen Rahmen, es macht nachvollziehbar, warum eine bestimmte Entscheidung getroffen wurde, aber ich glaube im nächsten Band werden diese Personen keine große Rolle mehr spielen, sondern wir werden eher die Auswirkungen der Entscheidungen sehen, die in diesem Band getroffen wurden. Shi Quiang mit seiner eher unkonventionellen, aber meist doch erhellenden Herangehensweise, wird mir glaube ich noch am ehesten im Gedächtnis bleiben. Ansonsten habe ich zu den Charakteren keine große Verbindung aufgebaut und kann auch eher weniger zu ihnen schreiben.
Eine große Warnung gibt es noch für eine Szene im letzten Drittel des Buches. Diese hat das Potenzial einem Albträume zu verursachen und wird mir glaube ich lange als eine der heftigsten Tötungsaktionen im Gedächtnis bleiben. Viel mehr möchte ich hierzu gar nicht verraten.
Das Buch ist mit recht umfangreichen Zusatzmaterial ausgestattet. Es gibt ein kurzes Personenverzeichnis sowie ein Nachwort, eine kurze Einführung in das chinesische Schriftsystem und viele Anmerkungen, die physikalische Phänomene, Sprichwörter oder Ereignisse in der chinesischen Geschichte erläutern.

Fazit: Mir hat die Geschichte rund um die drei Sonnen, Wang Miao und Ye Wenjie größtenteils gefallen, auch wenn der Erzählstil so manches Mal etwas gewöhnungsbedürftig war. Ich glaube, die Reihe hat insgesamt noch einiges an Potenzial. Empfehlenswert ist das Buch für Personen, die Science-Fiction mögen, ein gewisses Durchhaltevermögen mitbringen und sich auch von komplizierteren wissenschaftlichen Erläuterungen nicht abschrecken lassen. Einen gewissen philosophischen Aspekt bringt der erste Teil dieser Trilogie auch mit sich.

  • Einzelne Kategorien
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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.06.2022

Eine gelungene Fantasygeschichte mit progressiven Elementen

Das Erbe der Elfenmagierin
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„Das Erbe der Elfenmagierin“ von James A. Sullivan ist der erste Band der „Chroniken von Beskadur“-Dilogie, in der es um die Suche der Elfen nach der verlorenen Seelenmagie geht. Erschienen ist der Roman ...

„Das Erbe der Elfenmagierin“ von James A. Sullivan ist der erste Band der „Chroniken von Beskadur“-Dilogie, in der es um die Suche der Elfen nach der verlorenen Seelenmagie geht. Erschienen ist der Roman bei Piper im Oktober 2021.

Die Elfen haben vor langer Zeit ihre Seelenmagie verloren, doch es gibt eine Prophezeiung, die besagt, dass die Inkarnationen der berühmten Magierin Naromee diese zurückbringen können. Ardoas ist eine der Inkarnationen. Er trägt ihre Seele und ihre Erinnerungen in sich, doch den Zugriff auf diese Erinnerungen muss er erst noch erlangen. Kurz nach seinem 32. Geburtstag begibt er sich daher auf eine Reise. Diese ist von Gefahren gespickt und bringt ihn auf die Spur eines Orakels, über das sich nur schwer etwas herausfinden lässt.

Ich wollte schon längere Zeit etwas von James A. Sullivan lesen und darüber hinaus wurde es auch mal wieder Zeit für ein bisschen Fantasy auf meinem Blog. Ich folge dem Autor schon seit Längerem auf Twitter und das was ich bisher mitbekommen habe, hat mich angesprochen. Es wurde daher endlich Zeit zu diesem Buch zu greifen.
Ich bin wunderbar in die Geschichte reingekommen. Es ist auf den ersten Blick wirklich sehr typische High Fantasy. Etwas ist verloren gegangen, jemand muss sich auf die Suche begeben und natürlich müssen dabei Herausforderungen gemeistert werden. Das hat mir den Einstieg sehr leicht gemacht. Ich habe mich direkt wohl gefühlt und war neugierig darauf, mehr über die Elfen und die anderen Wesen in dieser Welt zu erfahren.
Die Beschreibungen zur Lebensweise der Elfen haben mir sehr gut gefallen. Die Idee mit den Inkarnationen finde ich spannend. Schnell wird klar, dass es eben nicht nur typische High Fantasy ist, sondern das auch Progressivität in dieser Reihe groß geschrieben wird. Der Autor hat dies nicht nur in seiner Twitterbio stehen, sondern er liefert auch ab. Polyamorie, trans, non-binär, POC, etc. sind alles Dinge, die in dieser Reihe vorkommen. Mir hat die Umsetzung sehr gut gefallen, ob es gute Repräsentation ist, kann ich nicht beurteilen, da ich selber weiß und cis bin. Ich sehe nur, dass es ein selbstverständlicher Teil des großen Ganzen sind. Es wird kein großes Brimborium drum gemacht und es fügt sich harmonisch in die Gesamtgeschichte ein.
Sehr erfrischend in diesem Buch fand ich den Umgang vieler miteinander. Respekt, Empathie, Verständnis für die Situation anderer wurde hier sehr groß geschrieben. In diesem Buch gab es niemals den Moment, dass ich mir gedacht habe, dann redet doch miteinander und das Problem ist gelöst. Es gab in diesem Buch so tolle Gemeinschaften, wo ich mir dachte, so ähnlich hätte ich das gerne auch im echten Leben. Es wurde sich gegenseitig unterstützt, geschätzt, Raum gegeben, es wurde miteinander geredet, es wurden Bedürfnisse zum Ausdruck gebracht und noch vieles mehr. In dieser Hinsicht könnte ich wirklich kaum begeisterter sein und hoffe, dass dies auch im zweiten Teil weiterhin so ist. So etwas würde ich gerne viel häufiger lesen.
Der Aufbau der Geschichte hat mir gut gefallen. Zuerst wird einem Raum gegeben, um die Welt kennenzulernen, bevor dann Fahrt aufgenommen wird und Ardoas Abenteuer beginnt. Viele neue Eindrücke prasseln auf ihn ein und ich bin gerne Teil dieser Reise gewesen. Gerade im letzten Drittel nimmt der Roman nochmal an Intensität zu und hat mich extrem in seinen Bann gezogen. Das Ende hat mir gut gefallen. Es ist kein Cliffhanger, sondern ein Teil der Geschichte ist beendet, aber es gibt genügend Fragen, so dass man gerne recht schnell weiterlesen möchte, aber eine Pause um das Gelesene zu verarbeiten auch nicht schlecht ist. Ich mag diese Art von Geschichten. Wenn ich den übermäßigen Drang habe, direkt weiterzulesen, ist das auch irgendwie toll, aber manchmal habe ich dann das Gefühl, dass ich einige Nuancen einer Geschichte gar nicht so recht mitbekomme.
Ardoas ist der Protagonist in diesem Buch und ich bin seiner Geschichte gerne gefolgt. Er genießt eine Sonderstellung im Gefüge dieses Romanes, da er die Inkarnation Naromees ist. Für mich hat allerdings die Gemeinschaft, die sich im Laufe der Geschichte bildet, für das gewisse Etwas gesorgt und ich habe eher hier richtig mitgefiebert als mit Ardoas alleine. Die Stärken und Schwächen jedes Einzelnen spielen eine Rolle und in der Gemeinschaft schaffen sie es über sich hinauszuwachsen.
Die Fantasy-Elemente, die in diesem Roman genutzt wurden, sind recht typisch. Es gibt unterschiedliche Völker und Magie und diese bedürfen nur kurzer Erklärungen. Für mich hat sich alles recht natürlich und selbsterklärend angefühlt. Die Welt ist vom Mittelalter angehaucht. Es gibt Burgen und Barone, es wird auf Pferden geritten, etc. Das kann mich nicht unbedingt in Begeisterungsstürme versetzen, aber auch Altbewährtes hat seinen Reiz, erleichtert es einem doch den Zugang zu dieser Welt.
Als Zusatzmaterial findet ihr ein Glossar und ein Personenverzeichnis sowie Triggerwarnungen, die bereits am Anfang des Buches angekündigt werden, aber erst im Anhang weiter ausgeführt werden. Ein Nachwort gibt es nicht. Mich hätte tatsächlich interessiert, ob es Sensitivity-Reader gab, aber vielleicht werde ich in dieser Hinsicht noch woanders fündig.

Fazit: Eine gelungene Fantasy-Geschichte, die einen mit ihren typischen Elementen den Einstieg erleichtert, die zusätzlich aber mit ihren progressiven Elementen zu überzeugen weiß. Ich habe selten eine Geschichte gelesen, wo mich der Umgang der Einzelnen miteinander so sehr begeistern konnte. Ich bin gespannt, wie es im zweiten Band weitergeht und kann diesen Roman jedem Fantasy-Fan wärmstens ans Herz legen.