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Veröffentlicht am 16.07.2022

Ein bisschen ausschweifend, aber immer noch interessant

Die Shannara-Chroniken: Die Großen Kriege 2 - Die Elfen von Cintra
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„Die Elfen von Cintra“ von Terry Brooks ist der 2. Teil der „Die großen Kriege“-Reihe, in der es um die Welt nach der Apokalypse und einen neuen Zufluchtsort für Menschen und Elfen geht.

Die Welt wie ...

„Die Elfen von Cintra“ von Terry Brooks ist der 2. Teil der „Die großen Kriege“-Reihe, in der es um die Welt nach der Apokalypse und einen neuen Zufluchtsort für Menschen und Elfen geht.

Die Welt wie wir sie kennen existiert nicht mehr. Die gesamte öffentliche Ordnung ist zusammengebrochen. Die letzten verbliebenen Menschen leben in Bunkern oder großen Stadien. Doch auch dies bietet keinen Schutz, wenn Dämonen und Eins-Menschen sich dazu entschließen, die wenig verbliebenen Menschen auszurotten. Hoffnung verspricht nur eine Prophezeiung, in der der Morph, Elfen und Menschen gleichermaßen an einen sicheren Ort führt. Angel Perez und Logan Tom sind ein Ritter und eine Ritterin des Lichts. Ihre Aufgabe ist es, den Morph bzw. Menschen und Elfen zu schützen und ihnen beim Übergang in eine bessere Welt zu helfen und das ist keine leichte Aufgabe, denn die Dämonen und Einst-Menschen sind natürlich auch hinter ihnen her.

Ich habe mir Zeit gelassen, den zweiten Teil dieser Reihe zu lesen. 2019 habe ich den ersten Teil gelesen und dieser hat mir trotz seiner Düsternis gefallen. Die Apokalypse hatte stattgefunden, die Welt war zerstört und ein unwirtlicher Ort, an dem kaum noch leben möglich ist. In vielen Reihen wird die Apokalypse letztendlich ja doch noch verhindert, aber letzten Endes wollte ich nach der Serie Shannara Chronicles auch wissen, was die Welt verwandelt hat und so bin ich bei dieser Reihe gelandet, die die World/Void-Reihe mit den Shannara Chronicles verbindet.
Trotz der langen Zeit habe ich gut wieder in die Geschichte reingefunden. Meine Erinnerungen an den ersten Band waren vage, aber doch ausreichend genug, obwohl mir das glaube ich auch zeigt, dass der Schreibstil von Terry Brooks sehr ausschweifend ist. Die Geschichte nimmt noch die ein oder andere Abzweigung und nimmt sich viel Zeit, um ihr ganzes Potenzial zu entfalten.
In diesem zweiten Band wird sich auf die Gruppe der Kinder rund um Logan Tom und Angel Perez bei den Elfen konzentriert. Einzelnen Dämonen wird lediglich in recht kleinen Sequenzen ein Anteil an der Geschichte eingeräumt. Die Welt ist sehr düster. Von den Lagern in denen Menschen als Sklaven gehalten oder in Dämonen umgewandelt werden, bekommt man kaum etwas mit. Aber auch ohne das Zutun von Dämonen haben sich Menschen verändert und verwandeln sich in Krächzer, Eidechsen oder Spinnen.
Lichtblicke sind tatsächlich die Elfen, die sich inmitten dieser düsteren Welt, ihre kleine Oase größtenteils erhalten haben, aber auch dieser Schein trügt. Der Ellcrys, den sicher alle, die schon einen Shannara Roman gelesen haben kennen, hat um Hilfe gebeten. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass ein Unheil droht, das verhindert werden muss. In den Abschnitten bei den Elfen erinnert diese Reihe am meisten daran, dass es eine Verbindung zu den Shannara Chronicles gibt. Hier ist vieles dann auch sehr typisch für die Reihe. Die Elfensteine müssen gefunden werden sowie ein weiterer besonderer Stein, was natürlich eine beschwerliche Reise nach sich zieht auf der viele Gefahren drohen.
Den Personen im Buch bin ich gerne auf ihrer Reise gefolgt. Ich kann allerdings nicht sagen, dass ich besonders stark bei einer Person involviert waren. Logan Tom und Angel Perez haben ihre Bestimmung und sorgen für den Schutz, der ihnen anvertrauten Menschen und Elfen. Das ist ein wenig religiös angehaucht, wie ich finde, aber alles in allem mochte ich sie. Ihre Aufgabe ist nicht leicht und beide werden von dem ein oder anderen Zweifel geplagt. Die Gruppe der Kinder, der auch der Morph angehört, wächst in diesem Teil weiter zusammen. Jeder hat seine Begabung, die für den Erfolg der Gruppe wichtig ist und ich fand es schön, dass es auch eine behinderte Person gibt, die eine wichtige Rolle im Gefüge der Gruppe hat und deshalb nach Möglichkeit auch gerettet werden muss und nicht zurückgelassen wird.
2019 war ich dafür noch nicht so sensibilisiert wie ich merke, aber in diesem Teil hat es mich doch sehr gestört. Der Morph hat eigentlich einen längeren Namen, in dem das Z-Wort vorkommt, dass ich hier nicht reproduzieren möchte. Ich bin hier sehr zwiegespalten und müsste hierzu vielleicht auch nochmal die World/Void-Reihe lesen, um das besser einordnen zu können. Ich habe keine Ahnung, warum der Autor diesen Begriff für diese Figur gewählt hat, die Menschen und Elfen retten soll. Allzu häufig kommt dieser Begriff auch nicht vor, weswegen ich das in den seltenen Momenten dann einfach ignoriert habe und ich konnte jetzt auch keine anderen Tropes entdecken, die mit diesem Begriff in Verbindung stehen.
Es gibt bis auf eine Danksagung kein Zusatzmaterial in diesem Buch. Die Anzahl der Personen ist übersichtlich, aber ich denke ein Personenverzeichnis hätte dennoch nicht geschadet. Vielleicht gibt es das am Ende des dritten Teiles, denn dies hier ist eine Reihe, die einfach mitten in der Szene aufhört, wovon ich ja kein großer Fan bin. Ich mag es sehr, wenn ein Teil der Geschichte abgeschlossen ist und man sich dann mit neuem Elan, dem nächsten Teilstück der Geschichte widmen kann.

Fazit: Ein zweiter Teil, der manchmal etwas ausschweifend war, aber mich alles in allem überzeugen konnte. Die Vorbereitungen für den großen Showdown sind getroffen, was einen sehr spannenden dritten Teil verspricht. Zwischen den einzelnen Shannara-Reihen gibt es einige Parallelen, von daher empfehle ich die Reihe für alle, die vorher schon eine Shannara-Reihe gelesen haben und die es nicht stört, wenn einzelne Elemente in jeder Reihe aufs Neue auftauchen.

Veröffentlicht am 03.07.2022

Eine Reihe mit Potenzial. Dieser erste Teil ist nur das Vorgeplänkel.

Die drei Sonnen
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„Die drei Sonnen“ von Cixin Liu ist der erste Teil einer Trilogie, in der es um den ersten Kontakt der Menschen mit intelligentem Leben aus dem All geht.

China, 1967: Die Kulturrevolution beherrscht ...

„Die drei Sonnen“ von Cixin Liu ist der erste Teil einer Trilogie, in der es um den ersten Kontakt der Menschen mit intelligentem Leben aus dem All geht.

China, 1967: Die Kulturrevolution beherrscht das Land. Viele Menschen werden verfolgt und getötet. Ye Wenjie verliert ihre Familie und landet auf einer geheimen Militärbasis. Woran genau dort gearbeitet wird, wird ihr nicht verraten, doch die große Radioantenne sendet regelmäßig Signale ins All und mit der Zeit erschließt sich ihr, das dort möglicherweise nach intelligenten Leben im All geforscht werden könnte. Als eines Tages ein Signal empfangen wird, trifft sie eine Entscheidung, die das Leben auf der Erde maßgeblich beeinflussen wird.
Viele Jahrzehnte später wird der Nanowissenschaftler Wang Miao zu einem geheimen Treffen eingeladen. Es geht um Phänomene, die den Wissenschaftlern Rätsel aufgeben und kurz darauf passieren auch ihm unerklärliche Dinge. Er macht sich auf die Suche nach der Ursache und findet eine Welt, die von drei Sonnen umgeben ist und intelligentes Leben beheimatet.

Ich habe mir dieses Buch letztes Jahr zum Geburtstag schenken lassen und habe bisher viel Gutes über die Reihe gehört. In letzter Zeit ist es mir häufiger auf bookstagram begegnet und da dachte ich, es wird Zeit dieses Buch endlich zu lesen.
Der Anfang dieser Geschichte ist brutal. Wir befinden uns in der Zeit der chinesischen Kulturrevolution und lernen Ye Wenjies Familie und ihr Schicksal kennen. Im weiteren Verlauf springt die Geschichte immer wieder zwischen der nahen Zukunft und der Vergangenheit hin und her und die Geschichte ergibt mit dem Fortlauf der Geschichte ein immer klareres Bild. Das Buch lässt sich hierbei allerdings gebührend Zeit, manchmal schon etwas zu viel und ich glaube, man hätte das ganze auch kompakter erzählen können.
Nichtsdestotrotz hatte das Buch für mich eine gute Mischung aus Informationen und Geheimniskrämerei. Es war ein ungewöhnliches Leseerlebnis. Vieles wird sehr bildlich umschrieben, es gibt teilweise ausufernde wissenschaftliche Erklärungen, denen selbst ich nicht ganz folgen konnte, aber das Grundprinzip der beschriebenen Phänomene habe ich durchaus verstanden. Ich wurde recht lange im Unklarem gelassen, worauf es denn nun letztendlich hinauslaufen soll, aber das Buch hat andererseits viel Stoff zum Nachdenken geboten. Es gab einige Momente, bei denen ich dachte WTF, aber gleichzeitig haben diese eben auch dazu angeregt, sich das ausführlicher vorzustellen und was das für den weiteren Verlauf der Geschichte bedeuten könnte.
Ob die einzelnen Personen wirklich wichtig für die Geschichte sind, ist mir eher unklar. Sie geben den Ereignissen einen Rahmen, es macht nachvollziehbar, warum eine bestimmte Entscheidung getroffen wurde, aber ich glaube im nächsten Band werden diese Personen keine große Rolle mehr spielen, sondern wir werden eher die Auswirkungen der Entscheidungen sehen, die in diesem Band getroffen wurden. Shi Quiang mit seiner eher unkonventionellen, aber meist doch erhellenden Herangehensweise, wird mir glaube ich noch am ehesten im Gedächtnis bleiben. Ansonsten habe ich zu den Charakteren keine große Verbindung aufgebaut und kann auch eher weniger zu ihnen schreiben.
Eine große Warnung gibt es noch für eine Szene im letzten Drittel des Buches. Diese hat das Potenzial einem Albträume zu verursachen und wird mir glaube ich lange als eine der heftigsten Tötungsaktionen im Gedächtnis bleiben. Viel mehr möchte ich hierzu gar nicht verraten.
Das Buch ist mit recht umfangreichen Zusatzmaterial ausgestattet. Es gibt ein kurzes Personenverzeichnis sowie ein Nachwort, eine kurze Einführung in das chinesische Schriftsystem und viele Anmerkungen, die physikalische Phänomene, Sprichwörter oder Ereignisse in der chinesischen Geschichte erläutern.

Fazit: Mir hat die Geschichte rund um die drei Sonnen, Wang Miao und Ye Wenjie größtenteils gefallen, auch wenn der Erzählstil so manches Mal etwas gewöhnungsbedürftig war. Ich glaube, die Reihe hat insgesamt noch einiges an Potenzial. Empfehlenswert ist das Buch für Personen, die Science-Fiction mögen, ein gewisses Durchhaltevermögen mitbringen und sich auch von komplizierteren wissenschaftlichen Erläuterungen nicht abschrecken lassen. Einen gewissen philosophischen Aspekt bringt der erste Teil dieser Trilogie auch mit sich.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.06.2022

Eine gelungene Fantasygeschichte mit progressiven Elementen

Das Erbe der Elfenmagierin
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„Das Erbe der Elfenmagierin“ von James A. Sullivan ist der erste Band der „Chroniken von Beskadur“-Dilogie, in der es um die Suche der Elfen nach der verlorenen Seelenmagie geht. Erschienen ist der Roman ...

„Das Erbe der Elfenmagierin“ von James A. Sullivan ist der erste Band der „Chroniken von Beskadur“-Dilogie, in der es um die Suche der Elfen nach der verlorenen Seelenmagie geht. Erschienen ist der Roman bei Piper im Oktober 2021.

Die Elfen haben vor langer Zeit ihre Seelenmagie verloren, doch es gibt eine Prophezeiung, die besagt, dass die Inkarnationen der berühmten Magierin Naromee diese zurückbringen können. Ardoas ist eine der Inkarnationen. Er trägt ihre Seele und ihre Erinnerungen in sich, doch den Zugriff auf diese Erinnerungen muss er erst noch erlangen. Kurz nach seinem 32. Geburtstag begibt er sich daher auf eine Reise. Diese ist von Gefahren gespickt und bringt ihn auf die Spur eines Orakels, über das sich nur schwer etwas herausfinden lässt.

Ich wollte schon längere Zeit etwas von James A. Sullivan lesen und darüber hinaus wurde es auch mal wieder Zeit für ein bisschen Fantasy auf meinem Blog. Ich folge dem Autor schon seit Längerem auf Twitter und das was ich bisher mitbekommen habe, hat mich angesprochen. Es wurde daher endlich Zeit zu diesem Buch zu greifen.
Ich bin wunderbar in die Geschichte reingekommen. Es ist auf den ersten Blick wirklich sehr typische High Fantasy. Etwas ist verloren gegangen, jemand muss sich auf die Suche begeben und natürlich müssen dabei Herausforderungen gemeistert werden. Das hat mir den Einstieg sehr leicht gemacht. Ich habe mich direkt wohl gefühlt und war neugierig darauf, mehr über die Elfen und die anderen Wesen in dieser Welt zu erfahren.
Die Beschreibungen zur Lebensweise der Elfen haben mir sehr gut gefallen. Die Idee mit den Inkarnationen finde ich spannend. Schnell wird klar, dass es eben nicht nur typische High Fantasy ist, sondern das auch Progressivität in dieser Reihe groß geschrieben wird. Der Autor hat dies nicht nur in seiner Twitterbio stehen, sondern er liefert auch ab. Polyamorie, trans, non-binär, POC, etc. sind alles Dinge, die in dieser Reihe vorkommen. Mir hat die Umsetzung sehr gut gefallen, ob es gute Repräsentation ist, kann ich nicht beurteilen, da ich selber weiß und cis bin. Ich sehe nur, dass es ein selbstverständlicher Teil des großen Ganzen sind. Es wird kein großes Brimborium drum gemacht und es fügt sich harmonisch in die Gesamtgeschichte ein.
Sehr erfrischend in diesem Buch fand ich den Umgang vieler miteinander. Respekt, Empathie, Verständnis für die Situation anderer wurde hier sehr groß geschrieben. In diesem Buch gab es niemals den Moment, dass ich mir gedacht habe, dann redet doch miteinander und das Problem ist gelöst. Es gab in diesem Buch so tolle Gemeinschaften, wo ich mir dachte, so ähnlich hätte ich das gerne auch im echten Leben. Es wurde sich gegenseitig unterstützt, geschätzt, Raum gegeben, es wurde miteinander geredet, es wurden Bedürfnisse zum Ausdruck gebracht und noch vieles mehr. In dieser Hinsicht könnte ich wirklich kaum begeisterter sein und hoffe, dass dies auch im zweiten Teil weiterhin so ist. So etwas würde ich gerne viel häufiger lesen.
Der Aufbau der Geschichte hat mir gut gefallen. Zuerst wird einem Raum gegeben, um die Welt kennenzulernen, bevor dann Fahrt aufgenommen wird und Ardoas Abenteuer beginnt. Viele neue Eindrücke prasseln auf ihn ein und ich bin gerne Teil dieser Reise gewesen. Gerade im letzten Drittel nimmt der Roman nochmal an Intensität zu und hat mich extrem in seinen Bann gezogen. Das Ende hat mir gut gefallen. Es ist kein Cliffhanger, sondern ein Teil der Geschichte ist beendet, aber es gibt genügend Fragen, so dass man gerne recht schnell weiterlesen möchte, aber eine Pause um das Gelesene zu verarbeiten auch nicht schlecht ist. Ich mag diese Art von Geschichten. Wenn ich den übermäßigen Drang habe, direkt weiterzulesen, ist das auch irgendwie toll, aber manchmal habe ich dann das Gefühl, dass ich einige Nuancen einer Geschichte gar nicht so recht mitbekomme.
Ardoas ist der Protagonist in diesem Buch und ich bin seiner Geschichte gerne gefolgt. Er genießt eine Sonderstellung im Gefüge dieses Romanes, da er die Inkarnation Naromees ist. Für mich hat allerdings die Gemeinschaft, die sich im Laufe der Geschichte bildet, für das gewisse Etwas gesorgt und ich habe eher hier richtig mitgefiebert als mit Ardoas alleine. Die Stärken und Schwächen jedes Einzelnen spielen eine Rolle und in der Gemeinschaft schaffen sie es über sich hinauszuwachsen.
Die Fantasy-Elemente, die in diesem Roman genutzt wurden, sind recht typisch. Es gibt unterschiedliche Völker und Magie und diese bedürfen nur kurzer Erklärungen. Für mich hat sich alles recht natürlich und selbsterklärend angefühlt. Die Welt ist vom Mittelalter angehaucht. Es gibt Burgen und Barone, es wird auf Pferden geritten, etc. Das kann mich nicht unbedingt in Begeisterungsstürme versetzen, aber auch Altbewährtes hat seinen Reiz, erleichtert es einem doch den Zugang zu dieser Welt.
Als Zusatzmaterial findet ihr ein Glossar und ein Personenverzeichnis sowie Triggerwarnungen, die bereits am Anfang des Buches angekündigt werden, aber erst im Anhang weiter ausgeführt werden. Ein Nachwort gibt es nicht. Mich hätte tatsächlich interessiert, ob es Sensitivity-Reader gab, aber vielleicht werde ich in dieser Hinsicht noch woanders fündig.

Fazit: Eine gelungene Fantasy-Geschichte, die einen mit ihren typischen Elementen den Einstieg erleichtert, die zusätzlich aber mit ihren progressiven Elementen zu überzeugen weiß. Ich habe selten eine Geschichte gelesen, wo mich der Umgang der Einzelnen miteinander so sehr begeistern konnte. Ich bin gespannt, wie es im zweiten Band weitergeht und kann diesen Roman jedem Fantasy-Fan wärmstens ans Herz legen.

Veröffentlicht am 23.04.2022

Ein spannendes Gedankenexperiment

Artefakt – Sternenpforte
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„Artefakt - Sternenpforte“ von Stephen Baxter behandelt die Geschichte von Reid Malenfant, der nach über 400 Jahren aus dem Kälteschlaf geweckt wird, weil seine Ehefrau einen Notruf vom Phobos abgesetzt ...

„Artefakt - Sternenpforte“ von Stephen Baxter behandelt die Geschichte von Reid Malenfant, der nach über 400 Jahren aus dem Kälteschlaf geweckt wird, weil seine Ehefrau einen Notruf vom Phobos abgesetzt hat. Auf deutsch ist der Roman im Juni 2020 bei Heyne erschienen.

2004 bricht Emma Stoney zur ersten bemannten Mission zum Marsmond Phobos auf. Eine Anomalie soll untersucht werden, doch der Kontakt zur Erde bricht ab. Einige Jahre später stürzt ihr Mann Reid Malenfant mit einem Spaceshuttle ab, wird schwer verletzt geborgen und in einen Kälteschlaf versetzt.
Mehr als 400 Jahre später wird er aus diesem geweckt und das aus einem bestimmten Grund: Seine Frau Emma hat einen Notruf gesendet - vom Phobos - und um Malenfants Hilfe gebeten. Wie kann das sein und was erwartet ihn dort? Und wie kommt er mit der stark veränderten Welt zurecht, in der es kein Raumfahrtprogramm mehr gibt?

Bei diesem Buch habe ich zuerst den Klappentext des zweiten Bandes gelesen, der mich sehr neugierig gemacht hat und so musste natürlich auch der erste Band bei mir einziehen. Als ich das Buch begann zu lesen, hatte ich Lust auf etwas was ganz weit weg von Krieg ist und das habe ich im Großen und Ganzen bekommen, dennoch war es auf einigen wenigen Seiten erschreckenderweise sehr nah an der aktuellen Realität dran.
Der Schreibstil des Buches hat mir gut gefallen. Ich konnte mir größtenteils alles gut vorstellen, was ich gerade bei Science-Fiction durchaus wichtig finde. So technisch und wissenschaftlich es manchmal auch wird, ich muss ein Gefühl für die Idee bekommen, damit sie mich begeistern kann.
Die Perspektiven in diesem Buch wechseln sich ab. Mal erzählt Reid Malenfant aus der Ich-Perspektive, mal gibt es Kapitel, die eine Art Gespräch darstellen und über weite Strecken haben wir einen Erzähler, bei dem Malenfant oftmals etwas mehr im Fokus steht als andere.
Der Spannungsbogen entwickelt sich sehr langsam und teilweise hat auch mir das fast zu lange gedauert. Ich hatte schnell eine Idee, worum es thematisch gehen könnte, es dauert allerdings fast bis zum Ende des Buches bis zu einer umfassenden Erklärung. Zunächst einmal wurde ich mit Malenfant ins 25. Jahrhundert katapultiert und habe viel über die Veränderungen erfahren, die bei den Werten und Gepflogenheiten anfangen und sich über die Politik bis hin zum Klima ziehen. Es ist wirklich sehr viel anders und es war ein interessanter Blick auf unsere Zukunft, wenn auch für meinen Geschmack etwas zu ausführlich. Das ist alles wichtig, um die Idee der Geschichte zu verstehen, aber ich glaube, das hätte auch etwas kürzer funktioniert.
Über die Ideen und Themen in diesem Buch möchte ich gar nicht so viel verraten, denn ich glaube, es macht am meisten Spaß diese selber zu entdecken. Von meinem Gefühl her ist dieses Buch so, wie viele sich Science-Fiction typischerweise vorstellen, obwohl das Genre an sich sehr vielfältig ist und ich glaube, dass sich da für jeden etwas findet. Wenn man sich darauf einlassen kann, dann gibt einen dieses Buch ein super spannendes Gedankenexperiment, mit dem man sich stundenlang beschäftigen kann. Dieses Buch steigt da im weiteren Verlauf recht tief ein und mir begann so manches Mal ein bisschen der Kopf bei zu schwirren, dennoch mochte ich es auch total gern, weil es so viele Möglichkeiten eröffnet hat.
Malenfant war anfangs ein recht schwieriger Charakter für mich. So sehr ich seine Schwierigkeiten mit den neuen Gegebenheiten verstehen konnte, seine Handlungen blieben mir da doch eher etwas fremd. Nach und nach hat er sich allerdings doch in mein Herz geschlichen, was sicher auch Deirdra Greggson zu verdanken ist, die unerschütterlich an seiner Seite steht und ich mochte seine Referenzen zu anderen Science-Fiction Werken, wie z.B. Asimov.
Deirdra Greggson oder nach den Gepflogenheiten im 25. Jahrhundert eher Greggson Deirdra mochte ich von Beginn an. Sie wirkt die meiste Zeit im Hintergrund und dennoch weiß man, dass sie wichtig ist. Ich mochte ihre verständnisvolle Art und ihre Neugier, die sie selbstbewusst ihren Weg gehen lässt. Und auch Bartholomew, der Leibarzt Malenfants, konnte mich für sich einnehmen, über ihn möchte ich allerdings nicht zu viel verraten.
Viel Zusatzmaterial gibt es in diesem Buch nicht. Die Ideen des Buches werden bereits gut in der Geschichte umrissen. In einem kurzen Nachwort gibt der Autor einen kurzen Einblick, über die Werke, die er zur Recherche für dieses Buch genutzt hat und woher einige Zitate im Buch stammen.

Fazit: Ein Buch, das seine Zeit braucht, um sich richtig zu entfalten, dass allerdings mit einem spannenden Gedankenexperiment aufwarten kann, mit dem ich mich gerne beschäftigt habe. Das Buch kann als abgeschlossenes Werk gelesen werden, ich bin allerdings sehr neugierig auf den zweiten Teil, in dem ich hoffentlich noch tiefer in die Thematik eintauchen kann. Empfehlenswert für Menschen, die gerne Science-Fiction lesen und Lust auf ein cooles Gedankenexperiment haben.

Veröffentlicht am 09.04.2022

Interessante Ideen, aber ich bin leider nicht richtig reingekommen

Binti Sammelband
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„Binti - The Complete Trilogy“ von Nnedi Okorafor beinhaltet die komplette Reihe über ein junge Frau namens Binti, die ihre Heimat verlässt und es sich zur Aufgabe macht einen lange währenden Konflikt ...

„Binti - The Complete Trilogy“ von Nnedi Okorafor beinhaltet die komplette Reihe über ein junge Frau namens Binti, die ihre Heimat verlässt und es sich zur Aufgabe macht einen lange währenden Konflikt zu beenden.

Binti ist eine junge Himba, die die einmalige Chance erhält an der Oomza Universität zu studieren. Noch nie hat jemand von den Himba die Heimat und den Planeten verlassen, doch der Ruf der Universität ist stärker und so macht sie sich trotz des Widerstandes ihrer Familie auf den Weg. Ihr Schiff wird von Medusen angegriffen und alle außer Binti werden getötet. Fünf weitere lange Tage sind es noch zu ihrem Ziel, die sie zusammen mit den tödlichen Medusen an Bord verbringen muss. Gelingt es ihr zu überleben, wartet eine weiterer schwerer Weg auf sie, der all ihr Können erfordert.

Diese Reihe ist besonders, denn es ist die kürzeste Trilogie, die ich je gelesen habe. In der englischen Version hat diese gerade einmal 368 Seiten - wohlgemerkt die gesamte Trilogie. Jeder Teil erzählt wie bei vielen anderen Trilogien einen Teilaspekt der Geschichte, dennoch hat sich das eher wie ein Buch angefühlt, dass eine Geschichte erzählt.
Der Schreibstil hat mir soweit gut gefallen. Ich habe auf englisch gelesen und hatte keine größeren Schwierigkeiten mit dem Vokabular. Allerdings wurde mir insgesamt zu wenig erklärt. Die Dinge sind einfach da und sie sind wie sie sind. Mit der Zeit hat sich dennoch ein gewisses Gefühl für die Geschichte ergeben, aber ich habe das Gefühl vieles ist für mich im Verborgenen geblieben.
Meist wird die Geschichte aus Bintis Sicht erzählt und wie sie die Welt wahrnimmt. Das mag eine Erklärung dafür sein, dass nicht so viel erklärt wird, weil für sie selber ist es ja ganz natürlich, dass die Dinge so sind wie sie sind. Die Dinge, die dann doch erklärt werden, sind wiederum interessant. Sehr gefallen hat mir die Idee mit den lebenden Raumschiffen.
Die Einblicke in die Kultur der Himba, das Volk der Khoush, der Wüstenleute und unterschiedliche Spezies, die hier erwähnt werden hat mir grundsätzlich gut gefallen, manchmal habe ich mich allerdings auch ein wenig außen vor gefühlt. Es waren wirklich nur Einblicke und ein tieferes Verständnis für die Lebens- und Denkweisen konnte ich nicht entwickeln. Dieser Roman ist ein Own-Voice Roman in dem BiPOC und POC die Hauptcharaktere sind, aber ich hatte ein wenig das Gefühl, dass das Buch eher für dieses Publikum geschrieben ist und wer mit diesen Kulturen nicht so vertraut ist, der kann sich da nicht so ganz hineinversetzen. Das ist aber auch legitim, nicht jedes Buch muss für ein weißes privilegiertes Publikum geschrieben sein, das unser Verständnis der Welt widerspiegelt.
Ich finde es halt von dem Aspekt her schade, dass ich das Gefühl habe, dieses Buch nicht richtig verstanden zu haben. Es sind so viele Ansätze da, die mir gefallen haben und in die ich gerne mehr abgetaucht wäre. Das Buch ist irgendwie altmodisch und von althergebrachten Traditionen geprägt und gleichzeitig hochmodern. Man befindet sich in der Zukunft und zwischendrin blinken mal Dinge aus unserer heutigen Zeit auf, die sich über einen langen Zeitraum weiterentwickelt haben und zu etwas Neuem geworden sind. Das ist ganz schwer das zu beschreiben, ohne zu viel vom Inhalt zu verraten. Auch dieser Kontrast zwischen der Erde und dem Planeten Oomza Uni, sowie die Oomza Universität könnte größer nicht sein. Wir sind dort plötzlich in einer ganz anderen Welt, die von anderen Werten geprägt ist. Die Lebewesen können zu anderen Planeten reisen und auch den Menschen ist dies möglich und dennoch ist die Erde irgendwie die Erde, die kaum von dem beeinflusst scheint, was auf Oomza Uni gelebt wird. Das will für mich irgendwie nicht so recht zusammen kommen.
Es sind auch die beiden Handlungsstränge, die für mich nicht so ganz zusammenkommen wollen. Am Anfang steht erstmal Bintis Reise an diese Universität und wir erleben auch ein wenig von dem Alltag an der Universität und dann fliegt sie in den „Ferien“ zurück zur Erde, möchte die Traditionen der Himba leben und wird in einen jahrhundertealten Konflikt gezogen, der irgendwie vollkommen außer Kontrolle gerät und weitere jahrhundertealte Geheimnisse aufdeckt, bevor es dann wieder zurück an die Universität geht. Das hat bei mir dafür gesorgt, dass ich keine wirkliche Verbindung zu den Personen aufgebaut habe. Alles hat mich irgendwie seltsam kalt gelassen und dabei sind es durchaus interessante Figuren.
Inhaltswarnungen würde ich bei diesem Buch für das Thema Mental Health und Panikattacken aussprechen und auch Gewalt spielt in gewissem Rahmen eine Rolle. Es ist in Sachen Gewalt allerdings nicht übermäßig brutal.

Fazit: Eine Reihe, die mich sehr zwiegespalten zurücklässt. Die Ansätze und Ideen finde ich spannend, durch fehlende Erklärungen konnte ich allerdings nicht so tief in die Geschichte eindringen, wie ich es mir gewünscht hätte und so lässt mich das Buch mit dem Gefühl zurück, dass ich es eigentlich nicht verstanden habe.