Profilbild von moni2506

moni2506

Lesejury Star
offline

moni2506 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit moni2506 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.11.2020

Das Beste aller möglichen Länder zeigt sich erneut von seiner besten Seite

QualityLand 2.0 (QualityLand 2)
0

„Qualityland 2.0 - Kikis Geheimnis“ ist der neue Roman von Marc-Uwe Kling, in der uns unsere E-Poetin Kalliope 7.3 erneut in die Welt von Peter Arbeitsloser und Kiki Unbekannt entführt. Erschienen ist ...

„Qualityland 2.0 - Kikis Geheimnis“ ist der neue Roman von Marc-Uwe Kling, in der uns unsere E-Poetin Kalliope 7.3 erneut in die Welt von Peter Arbeitsloser und Kiki Unbekannt entführt. Erschienen ist der Roman im Oktober 2020 im Ullstein Verlag.

Qualityland ist das beste aller möglichen Länder und auch diesmal passiert einiges. Peter Arbeitsloser arbeitet mittlerweile als Maschinentherapeut und ist kein Nutzloser mehr, doch seine Beziehung zu Kiki Unbekannt ist weiterhin kompliziert. Diese wiederum versucht mehr über ihre Vergangenheit herauszufinden und landet im Visier eines ferngesteuerten Androiden, der versucht sie zu töten. Martyn Vorstand legt einen rasanten Abstieg hin und wird von immer mehr Drohnen verfolgt. Henryk Ingenieur schmiedet Pläne um Präsident von Qualityland zu werden und zu allem Überfluss wird auch noch Peter Arbeitsloser entführt.

Zum zweiten Teil von Qualityland eine Zusammenfassung zu schreiben, fiel mir eher schwer. Das Buch hat eine Handlung und einen roten Faden, aber diese ist für das Buch an sich gar nicht so wichtig. Ich finde das Buch eignet sich gut zum nebenbei lesen. Immer wenn man mal Lust hat, liest man ein oder zwei Kapitel und wird auf jeden Fall gut unterhalten.
Vom Aufbau her, ist es ähnlich wie Teil eins, allerdings gibt es diesmal nur eine Version. Sehr gut gefallen haben mir die Allgemeinen Lesebedingungen und das Personenverzeichnis, bei denen die handelnden Figuren gekonnt in Szene gesetzt werden. Zwischendrin gibt es wieder viel Werbung und man bekommt einen Einblick in die Medienlandschaft von Qualityland.
Die Themenvielfalt ist groß und reicht von Clickbait über Jugendsprache und Online Kultur bis hin zur Politik. Es wird wirklich alles auf die Schippe genommen und die Witzdichte ist sehr hoch. Ich musste manchmal sogar zurückblättern und nochmal lesen, weil mir manche Dinge, erst ein paar Seiten später bewusst geworden sind. Es wird in diesem Roman sehr übertrieben, dennoch wird unsere Gesellschaft mit diesem Buch ein Spiegel vors Gesicht gehalten.
Marc-Uwe Kling macht bei diesem zweiten Teil genau da weiter, wo er beim letzten Mal aufgehört hat. Es ist zwar eine neue Geschichte, aber es fühlt sich dennoch nicht nach was Neuem an. Ich wusste bei diesem Buch ganz genau, worauf ich mich einlasse und dass ich den Humor des Autors mag und deswegen hatte ich auch diesmal wieder viel Spaß beim Lesen.
Peter Arbeitsloser und seiner Ansichten sowie Kiki Unbekannt waren mir beide sehr sympathisch. Peter steht manchmal ein bisschen auf dem Schlauch, aber mit seiner Art und das er Maschinen lieber helfen möchte als sie sofort weg zu schmeißen, kann man ihn eigentlich nur mögen. Kiki erfüllt das Klischee der unabhängigen und starken Frau. Sie nimmt ihr Schicksal in die Hand und macht sich mit viel Köpfchen auf die Suche nach ihrer Herkunft. Wieder mit am Start und für den Erfolg des Buches wichtig, sind das Qualitypad Pink, die E-Poetin Kalliope 7.3, der Kampfroboter Mickey, die Flugdrohne Carrie, der Sexdroide Romeo und natürlich Peters persönlicher Assistent der Ohrwurm Niemand.

Fazit: „Qualityland 2.0 - Kikis Geheimnis“ weiß auch diesmal wieder mit viel Humor und Absurditäten zu überzeugen. Es wird vor keinem aktuellen Thema halt gemacht und man muss bisweilen aufpassen, dass man bei der hohen Humordichte auch jeden Witz mitbekommt. Empfehlenswert für Fans von Marc-Uwe Kling. Teil 1 sollte man unbedingt vorher lesen und wenn man sich unsicher ist, empfehle ich Youtube und die Suche nach dem Känguru. Wenn ihr das gut findet, werdet ihr Qualityland lieben.

Veröffentlicht am 07.11.2020

Ein toller Roman, der bis ins kleinste Detail recherchiert wurde

Das Kaffeehaus - Bewegte Jahre
0

Mit „Das Kaffeehaus - Bewegte Jahre“ begibt sich Marie Lacrosse in die Welt des Hochadels und der Habsburgermonarchie und schildert die Mayerling-Affäre rund um Rudolf von Habsburg und Mary Vetsera.

Wien, ...

Mit „Das Kaffeehaus - Bewegte Jahre“ begibt sich Marie Lacrosse in die Welt des Hochadels und der Habsburgermonarchie und schildert die Mayerling-Affäre rund um Rudolf von Habsburg und Mary Vetsera.

Wien, Ende des 19. Jahrhunderts: Sophie von Werdenfels ist eine junge Komtess, die sich nicht zu schade ist, auch mal im Kaffeehaus ihres Onkels Stephan Danzer auszuhelfen. Auch der Wiener Hofadel geht im Café Prinzess ein und aus und genießt die süßen Speisen und neuen Kreationen des Hauses. Hierüber lernt sie auch Richard von Löwenstein kennen. Als sich ihre Freundin Mary Vetsera in den Kronprinzen Rudolf verliebt und sogar eine Affäre mit ihm beginnt, werden beide Zeuge eines Verhältnissen das die Grundfesten der österreich-ungarischen Monarchie in seinen Grundfesten erschüttern wird.

Die Weingut-Trilogie der Autorin habe ich sehr genossen und so konnte ich mir natürlich auch diesen Roman nicht entgehen lassen, auch wenn der Adel grundsätzlich eher nicht so mein Thema ist. Bei Autor*innen, die ich kenne und wo ich weiß, dass gute Recherche hinter einem Buch steht, bin ich auch mal bereit ein bisschen aus meiner Komfortzone zu treten.
Der Schreibstil der Autorin hat mich dann auch sogleich in die Zeit Ende des 19. Jahrhunderts entführt. Ich konnte mir das Kaffeehaus und die Arbeit dort, aber auch die Paläste und Schauplätze des Hochadels wunderbar vorstellen. Auch die Kleider, die hier ausführlich beschrieben werden, habe ich vor meinen inneren Augen in all seiner Pracht gesehen.
Den Adel fand ich wie erwartet eher weniger erbaulich. Alles ist darauf ausgelegt, was man nach außen hin repräsentiert. Um dazu zu gehören, muss man viel Geld investieren und wenn man etwas falsch macht und in Ungnade fällt, wird darüber geklatscht und getratscht, aber Mitgefühl spielt eher weniger eine Rolle. Die Affäre von Mary Vetsera und den Kronprinzen Rudolf war daher ein gefundenes Fressen.
Marie Lacrosse hat dazu die unzähligen Quellen ausführlich studiert und die Affäre in all seinen Details geschildert. Diese Schilderung verlangt mir großen Respekt ab, denn sie hat es geschafft, dass ich den Geschehnissen gespannt gefolgt bin, obwohl ich sowohl Mary Vetsera als auch Rudolf von Habsburg äußerst unsympathisch fand. Dennoch hat sie es geschafft in mir Mitgefühl für beide zu wecken. Ich war teilweise fassunglos ob der Ereignisse und wie skrupellos dies durch einige Personen ausgenutzt wurde.
Es war interessant, Kaiserin Sisi und Franz Joseph mal aus der historischen Perspektive zu betrachten. Ich habe die Sissi-Filme alle schon gesehen, aber ehrlich gesagt, nie so richtig bewusst, dennoch kamen mir einige Namen bekannt vor und mir sind sowohl Gemeinsamkeiten als auch deutliche Unterschiede aufgefallen. Ich mochte es sehr mal aus diesem verklärten Bild, dass man von Sisi und Franz Joseph durch die Filme hat, auszubrechen und einen Blick auf die wahren Verhältnisse zu werfen. An die Kinder kann ich mich ehrlich gesagt nicht wirklich erinnern, aber es war traurig zu sehen, dass Rudolf in dieser Familie nicht die Anerkennung gefunden hat, die er sich so sehr gewünscht hat.
Was das Buch für mich ein wenig schwierig gemacht hat, war das ich keine Figur hatte, mit der ich wirklich mitgefiebert habe. Sophie von Werdenfels ist nett, aber warum sie sich ausgerechnet in Richard von Löwenstein verliebt ist mir schleierhaft. Richard von Löwenstein bekleckert sich gerade am Anfang des Buches nicht gerade mit Ruhm. Im Laufe der Zeit wird er zwar sympathischer, aber seine Selbstreflektion am Ende des Buches fand ich schon sehr treffend. Ich fand beiden Figuren jedoch hervorragend in den historischen Kontext eingebaut, auch wenn sie mir ansonsten eher fern geblieben sind. Sehr gefreut habe ich mich über die kleinen Auftritte von Irene Gerban aus der Weingut-Trilogie, die in diesem Roman schon von Sterenberg heißt. Ich hoffe auf weitere Begegnungen in den Folgeromanen.
Das Buch ist mit umfangreichen Zusatzmaterial ausgestattet. Es gibt Kartenmaterial, ein Personenverzeichnis und ein Glossar. Im Nachwort schildert die Autorin ausführlich wie sie die Mayerling-Affäre komplett auseinandergenommen hat und anhand ihres Recherchematerials rekonstruiert hat. Man merkt dies dem gesamten Buch an und das ist etwas was ich sehr schätze. Auch Abweichungen zur Historie werden plausibel erklärt.

Fazit: Ein weiterer hervorragen recherchierter historischer Roman aus der Feder von Marie Lacrosse. Auch wenn ich mit dem Adel nicht warm geworden bin, habe ich die Ereignisse der Mayerling Affäre gerne verfolgt und ziehe meinen Hut vor der Gabe der Autorin, diese so greifbar zu schildern. Wenn ihr gut recherchierte historische Romane liebt, ist dies ein guter Lesetipp. Wenn ihr dazu noch gerne in die Welt des Adels abtaucht, umso mehr.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.10.2020

1.257 Seiten und eine Welt, in die es sich lohnt, einzutauchen

Eines Menschen Flügel
1

Mit „Eines Menschen Flügel“ hat Andreas Eschbach einen Science-Fiction Roman über eine Zivilisation erschaffen, in der die Menschen Flügel haben und auf einem anderen Planeten leben. Erschienen ist der ...

Mit „Eines Menschen Flügel“ hat Andreas Eschbach einen Science-Fiction Roman über eine Zivilisation erschaffen, in der die Menschen Flügel haben und auf einem anderen Planeten leben. Erschienen ist der Roman Ende September 2020 bei Lübbe.

Die Menschen leben auf einem fernen, scheinbar friedlichen und paradiesischem Planeten. Die ersten Siedler haben den Menschen Flügel gegeben, denn nicht alles ist so paradiesisch wie es scheint. Berührt man den Boden, stirbt man innerhalb weniger Momente. Doch auch der Himmel ist ein Rätsel. Dieser ist jederzeit bedeckt und gibt keinen Blick auf die Sterne frei. Die geflügelten Menschen wissen von ihren Vorfahren, dass es sie gibt und so keimt in einem jungen Mann namens Owen der Wunsch, zum Himmel zu fliegen und die Sterne zu sehen. Er schafft es, doch hierdurch wird eine Kette weiterer Ereignisse ausgelöst, die das Leben der Menschen auf diesem Planeten gefährdet.

Als ich dieses Buch entdeckt habe, war ich sofort Feuer und Flamme. Menschen mit Flügeln, ein fremder Planet, den Menschen einst besiedelt haben und irgendwas Fieses im Boden, ergibt für mich eine absolut spannende Kombination. Wie sieht das Leben mit Flügeln aus? Wie ist dieser scheinbar paradiesische Planet? Auch die 1.257 Seiten konnten mich nicht davon abhalten, dass ich das Buch unbedingt lesen möchte. Respekt hat mir die Seitenzahl dennoch eingeflößt. 800 - 1.000 Seiten lese ich durchaus häufiger, aber 1.257 sind schon eine Hausnummer.
Zum Schreibstil kann ich nur so viel sagen, dass ich diesen angenehm zu Lesen empfand. Hier hatte ich mir im Vorfeld allerdings auch keine Sorgen gemacht, weil mir NSA schon sehr gut gefallen hat. Eschbach beschreibt alles sehr genau, so dass man ein sehr klares Bild vom Planeten hat, was mir wirklich gut gefallen hat.
Der Aufbau der Geschichte ist eher gemächlich. Man lernt wirklich jeden Aspekt des Lebens auf diesem Planeten kennen. Wie leben die Menschen, was essen sie, welche Bräuche haben sie, nach welchen Regeln leben sie. Ich gebe zu, es hat bei mir etwas gedauert, bis ich das alles schätzen konnte. Die Menschen leben auf den Bäumen in Nestern und man lernt hier das Leben in unterschiedlichen Nestern genauestens kennen. Die eigentliche Geschichte, das Owen die Sterne sehen will, es schafft und damit weitere Ereignisse auslöst, läuft eher im Hintergrund mit, erhält aber auf jeden Fall die Spannung und das man erfahren möchte, was denn nun Schreckliches passieren wird.
Wäre da nicht der Hinweis gewesen, dass die Vorfahren auf diesen Planeten gekommen sind und ihre Nachfahren gentechnisch verändert haben, finde ich, hätte man das Buch auch fast für Fantasy halten können. Es hat für mich recht lange gedauert, bis weitere Aspekte aufkamen, die das Buch zu Science-Fiction machen.
Dieses Buch hat sich so klammheimlich in mein Herz geschlichen. Als die unterschwellige Gefahr zur Gewissheit wird, war ich so mit diesem Planeten und den Menschen, die darauf leben verbunden. Es ist der Wahnsinn in welcher Detailverliebtheit Andreas Eschbach diesen Planeten und das Leben darauf erschaffen hat. Es ist alles so greifbar und man möchte einfach, dass dieser Schöpfung nichts passiert.
Ich kann in diesem Buch auch keine Person im Besonderen nennen, mit der ich mitgefiebert habe. Die Kapitel sind immer aus der Sicht einer einzelnen Person geschildert und man lernt die Welt dadurch aus unterschiedlichen Blickwinkeln kennen. Owen hat mich eingenommen, weil er unwiderruflich an seinem Traum die Sterne zu sehen, festgehalten hat. Kalsul wirkte zuerst unsympathisch, aber als wir die Geschichte aus ihrer Sicht ein Stück begleiten, merken wir wie sehr sie den Planeten und die Freiheit liebt, auch wenn sie zuweilen etwas zu oberflächlich wirkt. Bassaris hat mich mit seiner Treue zu Oris begeistert, dem er auf all seinen Wegen folgt, auch wenn es Gefahr bedeutet und es gibt noch so viele Personen mehr, die alle ihren Beitrag zur Geschichte leisten. Insgesamt hat der Autor hier eine Gesellschaft erschaffen, die durchaus ihre Fehler hat, aber insgesamt sehr erstrebenswert erscheint.
So begeistert ich von diesem Buch auch bin, hatte es dennoch einige Längen für mich. Besonders im letzten Abschnitt wurden einige Ereignisse nochmals aus anderer Sicht wiederholt. Ich verstehe die Notwendigkeit und das dies dem Aufbau des Buches an sich geschuldet ist, aber ich empfinde es dennoch als eher weniger gelungen. Das Ende des Buches insgesamt betrachtet, fand ich schon gut, aber es wirkte auf mich auch ein wenig nüchtern. Das Emotionale und das Epische was ich in den Seiten davor hatte, war plötzlich weg und irgendwie fühlte ich mich da ein wenig beraubt.

Fazit: 1.257 Seiten und eine Welt, die es sich definitiv lohnt zu Entdecken. Die Ausführlichkeit, in der sich Andreas Eschbach das Leben auf diesem fremden Planeten ausgedacht hat, ist bemerkenswert und sich eine Gesellschaft auszudenken, die so greifbar ist, dass man sie unbedingt schützen möchte, ist für mich persönlich eine besondere Kunst. Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung, auch wenn ich kleinere Kritikpunkte hatte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.10.2020

Aktueller könnte das Thema nicht sein. Die Umsetzung ist eher mittelmäßig

Cleanland
0

In „Cleanland“ befasst sich Martin Schäuble mit einem hochaktuellen Thema. Es geht um Schilo, die in einer Gesundheitsdiktatur aufgewachsen ist und anfängt das System zu hinterfragen. Erschienen ist der ...

In „Cleanland“ befasst sich Martin Schäuble mit einem hochaktuellen Thema. Es geht um Schilo, die in einer Gesundheitsdiktatur aufgewachsen ist und anfängt das System zu hinterfragen. Erschienen ist der Roman am 7. Oktober bei Fischer KJB.

Schilo ist in Cleanland aufgewachsen, einem Land, in dem die Gesetze der absoluten Reinheit gelten. Sie fühlt sich sicher, denn sie wird jederzeit vor Krankheiten geschützt. Als Kontaktperson ist nur eine einzige Person zugelassen und das ist ihre beste Freundin Samira. In der Nacht kommt ein Cleaner ins Haus, der alles reinigt und desinfiziert. Normalerweise schläft sie zu der Zeit, doch als sie eines Nachts aus einem schlechten Traum hochschreckt, lernt sie Toko, den Cleaner ihrer Wohnung kennen und beginnt sich für seine Realität zu interessieren. Als die Familie ihrer besten Freundin ins Visier der Regierung gerät, fängt sie erstmals an, die Dinge zu hinterfragen und ist sich plötzlich nicht mehr sicher, ob es der richtige Weg ist, für die Gesundheit auf alle Freiheiten zu verzichten.

Als ich dieses Buch bei netgalley gesehen habe, war ich schnell neugierig auf den Inhalt. Wir befinden uns in einer Pandemie und man macht sich da natürlich schon den ein oder anderen Gedanken dazu, wie es weitergehen soll. Kehren wir irgendwann einfach zu dem davor zurück oder behalten wir gewisse Regeln bei? In diesem Roman wird das Ganze auf die Spitze getrieben und die Regeln sind noch viel strenger als sie bei uns jemals während der Corona-Pandemie waren.
Man wird direkt in die Geschichte reingeworfen und lernt nach und nach die Regeln dieser Welt kennen. Der Roman ist aus Schilos Sicht geschrieben, die damit aufgewachsen ist und es dementsprechend gar nicht anders kennt. Ihre Oma zum Beispiel kann sie nur durch eine Scheibe sehen. Ältere Menschen, die zur Risikogruppe gehören, dürfen gar nicht mehr nach draußen und leben in einem speziell gesicherten Raum mit nochmals höheren Sicherheitsbedingungen.
In der Welt von Cleanland ist wirklich alles im Sinne der Reinheit und Gesundheit geregelt und das bis ins kleinste Detail. Ungesundes Essen und zu wenig Bewegung gibt es nicht mehr. Abstand zu halten ist oberstes Gebot und wird auch bei der Arbeit und in öffentlichen Verkehrsmitteln jederzeit eingehalten. Was mich lediglich etwas gewundert hat, ist die vollkommene Abstinenz von Social Media. Anscheinend sind die so unbedeutend geworden, weil Kontakt zu vielen Menschen bei nur einer zugelassenen Kontaktperson eh schwierig ist. Das war alles schon heftig zu lesen, aber so ganz kam das Szenario nicht bei mir an, weil ich es für vollkommen unrealistisch halte. Es gibt zwar gewisse Tendenzen, die in diese Richtung gehen, aber ich glaube, das sind einfach zu wenige. Darüber hinaus ging mir dann vieles im Buch einfach zu schnell, was bei lediglich 208 Seiten wiederum nicht so verwunderlich ist. Ich glaube der Geschichte hätte mehr Tiefe und mehr Zeit für manche Entwicklungen gut getan.
Die Personen im Buch konnten mich nicht vollkommen für sich einnehmen. Am ehesten war das noch der kleine Oscar, der sich, obwohl er es nicht anders kennt, dennoch nicht mit den Gesetzen der absoluten Reinheit anfreunden kann und sich nach Kontakt und Berührungen sehnt. Schilo, die Hauptperson, war für mich nicht immer nachvollziehbar. Gerade hier gingen mir einige Entwicklungen zu schnell und ihre beste Freundin Samira blieb mir etwas zu farblos und wirkte auf mich eher wie ein Mittel zum Zweck.
Der Spannungsbogen des Buches ist ganz gut aufgebaut und steigert sich im Verlaufe des Romanes kontinuierlich, um dann irgendwie doch abrupt zu Ende zu sein. Ich hätte gerne noch zu einigen anderen Dingen im Buch was erfahren, aber für ein Jugendbuch ist es vielleicht gerade die richtige Dichte. So ein Nachwort hätte ich auch toll gefunden, aber ich glaube das ist in diesem Bereich auch nicht so üblich.

Fazit: Ein Jugendbuch, mit einem spannenden und äußerst aktuellen Thema, dass mich in seiner Umsetzung nur bedingt zufrieden zurücklässt. Mir hat die Tiefe gefehlt und zu einigen Themen hätte ich gerne noch mehr erfahren. Meine Empfehlung würde ich an Personen aussprechen, die eher kurze Bücher bevorzugen und die der Klappentext entsprechend angesprochen hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.10.2020

Liebenswerte Charaktere und tolle Ideen machen diese Reihe aus

Das Foundation Projekt
0

„Forward the Foundation“ gehört zum Foundation-Zyklus von Isaac Asimov. In diesem Teil entführt uns der Autor ein zweites Mal in die Welt von Hari Seldon und seiner Psychohistorie. Erstmals erschienen ...

„Forward the Foundation“ gehört zum Foundation-Zyklus von Isaac Asimov. In diesem Teil entführt uns der Autor ein zweites Mal in die Welt von Hari Seldon und seiner Psychohistorie. Erstmals erschienen ist der Roman 1993, also nach dem Tode des Autors. Meine Ausgabe ist von Bantam Books. Auf deutsch ist der Roman unter dem Titel „Das Foundation-Projekt“ im Mai 2014 im Heyne-Verlag erschienen.

Nachdem sich Hari Seldon davon überzeugen lassen hat, seine Psychohistorie in die Praxis umzusetzen, widmet er sich dieser Aufgabe aus vollem Herzen. Doch das Galaktische Imperium steuert unweigerlich immer mehr auf seine Zerstörung zu und so hat Hari Seldon mit einigen Hindernissen zu kämpfen. Nicht alle sind ihm wohlgesinnt und so muss er seine Erfindung davor schützen, nicht in die falschen Hände zu geraten. Seine Enkelin Wanda wird hierbei eine wichtige Rolle spielen und so den Grundstein für das Überleben der Galaxie legen.

Wieder mal ein Roman von Isaac Asimov auf meinem Blog. Mein Projekt den kompletten Foundation-Zyklus zu lesen geht voran. Ich lese die Reihe in der zeitlichen Reihenfolge und nicht in der Reihenfolge, in der die Bücher erschienen sind, denn sonst wäre ich jetzt am Ende meiner Reise angelangt. Eine Reise, die mich durch ingesamt 20.000 Jahre Geschichte führen wird.
In diesem Roman treffen wir ein weiteres Mal auf Hari Seldon, Dors Venabili und deren Stiefsohn Raych. Wir erleben wie sich die Psychohistorie über die Jahre entwickelt und sind Zeuge einer Idee, die womöglich das Überleben der Galaxie ermöglicht. Wie es typisch für Asimov ist, ist das Ganze eher von Ideen und Gesprächen geprägt. Es gibt keine atemlose Spannung in diesem Buch, aber spannende Gedankenexperimente rund um das Thema Gesellschaft und wie man diese beeinflussen und lenken kann. Ich mag Asimovs Art zu erzählen. Nach einigen Romanen hat man einen besseres Gespür, wie seine Geschichten funktionieren, aber dennoch gibt es immer wieder Wendungen, die man so nicht geahnt hat und ich bin sehr gespannt auf die Entwicklung in den weiteren Büchern. Manchmal merkt man auch gar nicht so direkt, wie sehr einen ein Buch einnimmt, aber dann kommen Szenen, in denen man so sehr mit den Personen mitfühlt, dass man mit ihnen gemeinsam ihren Verlust betrauert.
Der Foundation-Zyklus ist eine Reihe, in der gerade die Personen sehr wichtig sind. Hari Seldon konnte mich wieder total für sich einnehmen und gemeinsam mit seiner Frau bildet er ein starkes Team. Sie hält ihm den Rücken frei, damit er sich seiner Aufgabe widmen kann und er wirkt in manchen Dingen etwas zu unbedarft, ist jedoch mit einem guten Gespür dafür gesegnet, die richtigen Leute für sein Projekt zu finden. In diesem zweiten Teil sind ihm viele gute Jahre vergönnt, aber er muss auch einige Schicksalsschläge verkraften. U. a. wird seine Enkelin Wanda geboren, die ein einnehmendes Wesen hat und so sein Herz im Sturm erobert.
Asimovs Romane habe ich allesamt auf englisch gelesen, was hoffentlich zeigt, dass dieser Roman in keinem übermäßig schwierigen und unverständlichen Schreibstil verfasst wurde. Ich finde der Autor kann seine Ideen und Konzepte gut verständlich rüberbringen. Natürlich muss man seinen Grips durchaus ein wenig anstrengen, aber auch nicht so sehr wie man vielleicht denkt. Es wurde hier ein unglaubliches Bild einer Zukunft erschaffen, die auch noch Jahrzehnte später nichts an Aktualität verloren hat und noch immer futuristisch wirkt, aber auch zeigt, dass sich manche Dinge vielleicht nie ändern werden.

Fazit: Wieder mal ein toller Roman aus der Feder Asimovs, der sich klammheimlich in mein Herz gestohlen hat. Die liebenswerten Personen und die interessanten Ideen haben hieran einen großen Anteil. Wenn man sich von den Klappentexten und Ideen Asimovs angesprochen fühlt, sollte man diese Reihe auf jeden Fall ausprobieren. Science-Fiction als Genre hat viel zu bieten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere