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Veröffentlicht am 30.06.2024

eine wundervolle Geschichte, großartig erzählt

In den Farben des Dunkels
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Chris Whitakers neuer Roman ‚In den Farben des Dunkels‘ ist für mich ein Lesehighlight des Jahres.
Die Geschichte beginnt im Jahr 1975 in einer Kleinstadt im mittleren Westen der USA und begleitet die ...

Chris Whitakers neuer Roman ‚In den Farben des Dunkels‘ ist für mich ein Lesehighlight des Jahres.
Die Geschichte beginnt im Jahr 1975 in einer Kleinstadt im mittleren Westen der USA und begleitet die Hauptfiguren über einen Zeitraum von etwa 30 Jahren. Der 13-jährige Patch ist nicht nur aufgrund der Tatsache, dass er mit nur einem Auge geboren wurde und eine Augenklappe trägt, ein Außenseiter im Ort. Als er eines Morgens Zeuge wird, wie sein Schwarm Misty Meyer im Wald von einem Mann bedroht wird, greift er beherzt ein und wird selbst entführt. Seine beste Freundin Saint ist verzweifelt und gibt die Suche nach Patch nicht auf. Während der 307 Tage in Gefangenschaft im Dunklen ist das junge Mädchen Grace sein Rettungsanker, sie erzählt ihm Geschichten und beschreibt in bunten Farben die Schönheit vieler Plätze in den USA, die sie besucht hat.
Nach Patchs Befreiung gibt es keine Spur von Grace, die anderen halten sie für ein Produkt seiner Fantasie, doch Patchs Verlust wiegt so schwer, dass die Suche nach Grace zu seinem obsessiven Lebensziel wird, während gleichzeitig Saint alles versucht, ihren besten Freund von damals zurückzugewinnen.
Die Schicksale der Hauptfiguren sind eng miteinander verwoben, die Stimmung ist mal düster und dann wieder erhellt von farbenfrohen Beschreibungen. Trotz der Kriminalgeschichte, auf dem der Roman aufbaut, ist es weniger die Handlung, die hier fesselt, sondern vielmehr die emotionale Entwicklung und Verbindung der Figuren. Die Geschichte ist komplex und bietet immer wieder überraschende Wendungen, die Sprache ist oft bildhaft, fast poetisch, und sehr berührend. Gleichzeitig runden auch humorvolle Szenen die Erzählung ab und sorgen mit dafür, dass die Charaktere authentisch und lebensnah wirken.
Der Roman bietet ein sehr intensives Leseerlebnis, in meinem Fall ist es dem Autor gelungen, enge Gefühle für seine Figuren zu wecken, während ich ihre Siege und Niederlagen mit Freude und Bangen mitverfolgt habe.

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Veröffentlicht am 30.06.2024

eine bewegende Erzählung über ein düsteres Kapitel der schwedischen Geschichte

Die Zeit im Sommerlicht
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Ann-Helén Laestadius’ aktueller Roman ‚Die Zeit im Sommerlicht’ ist wieder im Umfeld der Sami angesiedelt, im hohen Norden Skandinaviens. Er behandelt ein besonders unrühmliches Kapitel der schwedischen ...

Ann-Helén Laestadius’ aktueller Roman ‚Die Zeit im Sommerlicht’ ist wieder im Umfeld der Sami angesiedelt, im hohen Norden Skandinaviens. Er behandelt ein besonders unrühmliches Kapitel der schwedischen Geschichte. In den 50er Jahren wurden Kinder der Sami im Grundschulalter in sogenannte Nomadenschulen geschickt, ein geschönter Name für Umerziehungsheime, in denen die Kinder im Grundschulalter ihrem familiären Umfeld entrissen wurden, um ihnen ihre samische Kultur abzuerziehen. Sie werden als ‚Lappen‘ beschimpft, Ihre samische Muttersprache wird ihnen ebenso verboten wie das Joiken, die Hausmutter schreckt dabei nicht vor physischer und psychischer Gewalt zurück.
Im Roman stehen 5 Kinder im Mittelpunkt, deren Geschichte in zwei ineinander verwobenen Zeitschienen erzählt wird, zum einen aus der Kindheit in der Mitte der 50er Jahre, sowie 30 später im Erwachsenenalter. Alle eint das Trauma, das sie seit ihrer Kindheit mit sich tragen, da sie nie die Gelegenheit bekommen haben, die Erlebnisse zu verarbeiten. Die meisten versuchen, ihre dunklen Erinnerungen zu vergessen und vermeiden es, über ihre Vergangenheit zu sprechen.
Man spürt in dem Roman, wie sehr das Thema die Autorin am Herzen liegt, sie schildert sehr eindringlich, wie sehr die Unterdrückungen und Misshandlungen aus der Zeit in der Nomadenschule die Protagonisten auch nach 30 Jahren noch in ihrem Alltag belasten. Dabei schlagen sie sehr unterschiedliche Wege ein, einige kehren zu ihren Traditionen zurück, andere verleugnen ihre samischen Wurzeln. Ihre innerlichen Qualen und Selbstzweifel sind mir beim Lesen ebenso nahe gegangen wie die unfassbaren Misshandlungen in der Nomadenschule.
Mich hat die Geschichte sehr berührt, wie schon in Ann-Helén Laestadius Roman ‚Das Leuchten der Rentiere‘ und anderen Geschichten aus dem Umfeld der Sami ist es auch hier wieder kaum begreiflich, wie die Sami seit vielen Jahren diskriminiert und ihrer Traditionen beraubt wurden.

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Veröffentlicht am 09.06.2024

ein großartiger und unterhaltsamer neuer Band

Totholz
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„Totholz“ ist bereits der elfte Band aus der Krimiserie um Leo Kreuthner und Clemens Wallner von der Polizei in Miesbsch, doch auch im Laufe dieser Jahre hat die Reihe nichts von ihrem Esprit verloren.
Zu ...

„Totholz“ ist bereits der elfte Band aus der Krimiserie um Leo Kreuthner und Clemens Wallner von der Polizei in Miesbsch, doch auch im Laufe dieser Jahre hat die Reihe nichts von ihrem Esprit verloren.
Zu Beginn der Geschichte versucht Kreuthner einer Konkurrentin auf dem Gebiet der Schwarzbrennerei in die Schranken zuweisen, doch wie man es von ihm kennt, geht bei dieser Aktion einiges schief. Als Pippa, Ziel seines Anschlags, ein ihn belastendes Video vorweisen kann, gerät er in ernsthafte Schwierigkeiten. Eine nicht ganz freiwillige Zeugenaussage rückt jedoch bald den Fund einer Leiche in den Vordergrund. Der Tote wurde einJahr zuvor im Wald vergraben, seine Identität ist unklar, es ist niemand vermisst gemeldet, auf den seine Beschreibung passt. Die weiteren Verwicklungen sowie Kreuthners parallel laufende Aktionen wiederzugeben, das überlasse ich lieber Andreas Föhr, der die Ereignisse wieder einmal gekonnt mit vielen Wendungen und viel schwarzem Humor in Szene setzt. Ein I-Tüpfelchen ist der Krimi als Hörbuch vorgetragen von Michael Schwarzmaier, der auf unnachahmliche Weise den Figuren individuelle Stimmen verleiht. Wer einmal einen Band der Reihe als Hörbuch genossen hat, wird Opa Manfred beim Lesen immer im Ohr haben, ich stimme Clemens Wallner bei, dass sein Opa noch mindestens bis zu seiner Pensionierung durchhalten muss.
Neben vielen bekannten Charakteren sorgt die junge, neue Kollegin Toni für frischen Wind in der Mordkommission und trägt mit ihrem Enthusiasmus sowie ihrer Hartnäckigkeit entscheidend zur Auflösung des Falles bei. Leo Kreuthner sorgt mit seinen unorthodoxen Ermittlungsmethoden mehr als einmal für kritische Situationen, er darf in diesem Band aber auch eine andere Seite zeigen mit philosophisch anmutenden Bemerkungen und Erkenntnissen.
Mir hat auch dieser Fall wieder ausgesprochen gut gefallen, Kreuthners risikofreudige Bauernschläue ergänzt sich gut mit Wallners besonnen rationaler Art. Die Geschichte ist spannend, wendungsreich und ausgesprochen unterhaltsam erzählt.

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Veröffentlicht am 29.05.2024

ein schöner Abschluss aber streckenweise etwas langatmig

Flaschenpost aus der Vergangenheit - Die Sommerschwestern
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Der Roman „Flaschenpost aus der Vergangenheit“ von Monika Peetz bildet den Abschluss der Sommerschwestern Trilogie und lüftet das Geheimnis um den verhängnisvollen Unfall, der vor vielen Jahren das Leben ...

Der Roman „Flaschenpost aus der Vergangenheit“ von Monika Peetz bildet den Abschluss der Sommerschwestern Trilogie und lüftet das Geheimnis um den verhängnisvollen Unfall, der vor vielen Jahren das Leben der 4 Schwestern verändert hat.
Im zweiten Band hatten die Nachforschungen dazu die Schwestern noch weiter entzweit, Amelie versucht für ein wenig Harmonie zu sorgen, indem sie gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester Helen ihren Geburtstag im holländischen Bergen an der Nordsee verbring. Die Idylle wird jedoch jäh zerstört, als unvermittelt Henriette, die Mutter der Schwestern, auftaucht und sich wie üblich in den Mittelpunkt drängt. Henriette möchte die zerstrittene Familie wieder vereinen, die Schwestern bemerken jedoch schnell, dass Henriette vielmehr eigene Interessen im Sinn hat und weiterhin kein Interesse daran, die Fragen ihrer Töchter bezüglich der Vergangenheit zu beantworten.
Während der ersten beiden Bände sind mir die ungleichen Schwestern mit ihrer spannenden Geschichte ans Herz gewachsen. Beim dritten Band hatte ich das besondere Vergnügen, die Geschichte während eines Aufenthalts in Bergen am Zee lesen zu können, hautnah einige Schauplätze kennen zu lernen und die Magie der Szenerie an der Nordsee zu spüren.
Mir hat auch diesmal wieder neben den lebendigen Schilderungen des Umfelds sehr gut gefallen, wie die Autorin die Dynamik innerhalb der vier Schwestern herausstellt, die trotz ihrer unterschiedlichen Charaktere immer wieder zueinander finden und zusammenhalten.
Die Geschichte selbst zieht sich etwas, Henriettes Weigerung über die Familienereignisse zu sprechen bestimmt schon seit Band zwei die Handlung. Die Begeisterung der Autorin für Bergen und seine Umgebung kann ich absolut teilen, die Unternehmungen der Familie, bei denen dem Leser die Sehenswürdigkeiten der Region näher gebracht werden, wirken in diesem Band auf mich jedoch besonders plakativ, als würde das Buch von Tourismusverband gesponsert.
Für mich ist dies der schwächste Band, auch wenn die Geschichte hier einen schönen Abschluss findet.

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Veröffentlicht am 05.05.2024

wenig glaubhafter Auftakt einer Krimireihe aus dem Wendland

Die Sehenden und die Toten
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Der Krimi „Die Sehenden und die Toten“ bildet den Auftakt zu einer Reihe im niedersächsischen Wendland angesiedelter Kriminalromane um die Ermittlern Carla Seidel, mich konnte dieser Band jedoch nicht ...

Der Krimi „Die Sehenden und die Toten“ bildet den Auftakt zu einer Reihe im niedersächsischen Wendland angesiedelter Kriminalromane um die Ermittlern Carla Seidel, mich konnte dieser Band jedoch nicht überzeugen, es fehlt an Spannung, und es gibt für mich zu viele Unstimmigkeiten.
Carla Seidel hat als erfolgreiche Ermittlern im Hamburger Morddezernat gearbeitet, sich zwei Jahre zuvor jedoch nach privaten Problemen und traumatischen Erlebnissen ins ländliche Wendland versetzen lassen, wo sie seitdem mit ihrer Tochter Lana ein ruhiges Leben führt.
Als in der Nähe die Leiche eines Teenagers entdeckt wird, an seinem Fundort regelrecht zur Schau gestellt, weckt das Carlas Instinkte als Mordermittlerin und sie stütz sich voller Energie in die anspruchsvolle Aufgabe. Der Tote stellt sich als charismatischer junger Mann heraus mit einer polarisierenden Persönlichkeit und zahlreichen Kontakten, der Ermittlergruppe bieten sich daraus gleich mehrere Ansätze, denen sie zur Aufklärung nachgehen können. Der Fall weckt auch das Interesse von Carlas Tochter Lana, die im Alter des Toten ist und auf eigene Faust beginnt Nachforschungen anzustellen.
Der Schreibstil ist flüssig, das Ambiente einerseits idyllisch, es wird aber auch auf die regionalen Probleme dieser ländlichen Gegend eingegangen. Inhaltlich konnte mich die Geschichte nicht überzeugen. Für Carla Seidel als Hauptfigur konnte ich keine Sympathien entwickeln. Sie wird einerseits als sehr selbstständig beschrieben, andererseits wurde sie von ihrem Ex-Mann unterdrückt, dass ihr kritischer Alkoholkonsum hier verharmlost und heruntergespielt wird, macht es nicht besser. Ich fand es wenig glaubhaft, dass Carla Details der Mordermittlung derart offen mit ihrer Tochter im Teenageralter diskutiert, ebenso wenig deren Engagement in diesem Fall, das wenig zu der sonstigen Charakterisierung ihrer Person und ihrem Hintergrund passt.
Auch bei dem Opfer ist es schwer vorstellbar, dass ein 17-jähriger bereits eine derart wechselhafte Vergangenheit und Entwicklung aufweist, die eher zu einem Mitte 20-jährigen passt.
Nach ein paar spannenden Szenen gegen Ende folgt die Auflösung in einer sehr unrealistischen Szene, als hätte die Autorin irgendwie die Kurve zu einem Ende finden müssen.
Für die Autorin ist es der erste Krimi, den sie verfasst hat, ich weiß nicht, wer hinter dem Pseudonym steckt und welche Bücher sie ansonsten veröffentlicht hat, aus meiner Sicht liegen ihre Stärken nicht in diesem Genre, da ist noch viel Luft nach oben.

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