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Veröffentlicht am 03.02.2024

interessante Mischung aus Thriller und Drama einer norwegischem Familiendynastie

Meeresfriedhof
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Im Herbst 1940 sinkt das Hurtigruten-Schiff DS ‚Prinzesse Ragnhild‘ vor Bodö in Norwegen. Die Autorin Vera Lind und ihr neugeborener Sohn Olav überleben, doch ihr Mann, der Reeder Thor Falck, und Hunderte ...

Im Herbst 1940 sinkt das Hurtigruten-Schiff DS ‚Prinzesse Ragnhild‘ vor Bodö in Norwegen. Die Autorin Vera Lind und ihr neugeborener Sohn Olav überleben, doch ihr Mann, der Reeder Thor Falck, und Hunderte andere der Passagiere kommen ums Leben, darunter neben norwegischen Zivilisten auch eine große Zahl deutscher Soldaten.
Was wiegt schwerer: Wahrheit oder Loyalität? Das fragt sich 75 Jahre später Veras Enkelin Sasha, als ihre Großmutter Selbstmord begeht. Sasha ist eines der jüngeren Mitglieder der wohlhabenden und einflussreichen Reederfamilie Falck, die in Norwegens jüngerer Geschichte eine wichtige Rolle spielt. Je mehr Sasha herausfindet, umso mehr Fragen stellen sich ihr. Wie kam es, dass ihre Großmutter im Jahr 1970 plötzlich aufgehört hatte zu schreiben? Worum geht es bei der Meinungsverschiedenheit zwischen den verschiedenen Familienzweigen? Und was geschah am Tag des Untergangs der Prinzesse Ranghild wirklich? Als Sasha beginnt, sich mit der Geschichte ihrer Familie auseinanderzusetzen, entdeckt sie unangenehme Wahrheiten, die die Familie auf keinen Fall ans Licht bringen möchte. Unterstützt wird sie dabei durch den Journalisten Jonny Berg, der die Biografie von Sashas Onkel Hans verfassen soll und mit ihrem Vater Olav noch eine Rechnung offen hat.
Der Beginn des Romans ist einerseits verwirrend durch die Vielzahl an Charakteren sowie Sprüngen in der Handlung, es gibt viele Andeutungen aber wenig klare Aussagen. Die Spannung steigt deutlich mit den Kapiteln, in denen der Anfang Veras Niederschrift aus dem Jahr 1970 veröffentlicht werden.
Nach den leichten Längen zu Beginn entpuppt sich der Roman als eine spannende Geschichte über eine norwegische Familiendynastie und ihre Verwicklungen in Machtkämpfe und politische Intrigen. Die Charaktere sind vielschichtig, es gibt einige interessante Wendungen, das Ende macht neugierig auf die Entwicklungen und Veränderungen, die der Familie in näherer Zukunft bevorstehen.

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Veröffentlicht am 11.01.2024

spannende Fortsetzung in einer düsteren Szenerie

Waiseninsel
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Jessica Niemi hat bereits während der letzten Fälle dieser Thriller-Reihe, eine zunehmend labile psychische Verfassung gezeigt. Als sie zu Beginn dieses Bandes in einer handgreiflichen Auseinandersetzung ...

Jessica Niemi hat bereits während der letzten Fälle dieser Thriller-Reihe, eine zunehmend labile psychische Verfassung gezeigt. Als sie zu Beginn dieses Bandes in einer handgreiflichen Auseinandersetzung aggressiv reagiert und ein Video davon im Netz viral geht, schickt ihre Chefin Hellu sie in den Urlaub, bis sich die Wogen geglättet haben.
Jessica reist auf eine kleine Åland-Insel, um in der Abgeschiedenheit Klarheit über ihre Zukunft zu erlangen, als dort ein Mord geschieht. Sie hält sich zwar als Privatperson dort auf, ihr Instinkt als Polizistin weckt jedoch ihre Neugier, zumal sie erfährt, dass es sich nicht um den ersten Todesfall dieser Art handelt. Einige Jahre zuvor sind an der selben Stelle, an einem Anleger in der Nähe eines ehemaligen Kinderheims, bereits zwei Personen auf ähnliche Weise ermordet worden. Es kann kein Zufall sein, dass alle Toten eine Verbindung zu diesem Heim besitzen.
Dieser Band ist anders als seine Vorgänger, Jessica Niemi und ihre privaten Probleme standen zwar schon immer im Fokus, hier ermittelt sie jedoch allein und nicht mit offiziellem Auftrag. Yussuf und Rasmus tauchen nur am Rande auf und unterstützen aus der Ferne. Überzeugend ist erneut die Mischung aus klassischem Krimi, Mystery und Noir, hier unterstützt zudem die Situation mit einer überschaubaren Zahl Figuren auf der kleinen Insel den Eindruck eines Who-Done-It.
Die Geschichte wird in zwei Zeitsträngen erzählt, neben der Handlung in der Gegenwart gibt es Rückblenden zu Ereignissen in dem Waisenhaus kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs, Bindeglied ist die rätselhafte Sage um ein Mädchen im blauen Mantel.
Die Handlung in der Gegenwart spielt sich während weniger Tage ab, beginnt ruhig und gewinnt stetig an Tempo. Die Szenerie mit der Insel im Sturm, trägt ebenso zur Spannung bei wie die beteiligten Personen. Mutter und Sohn, die den Gasthof betreiben, scheinen sich ebenso seltsam und verdächtig zu verhalten wie einige der übrigen Gäste und eine unbekannte Person, die sich im Verborgenen hält.
Trotz der Atmosphäre und den Twists in der Geschichte, erreicht dieser Band nicht das Niveau der Vorgänger, in Verbindung mit den sich abzeichnenden Veränderungen im Leben Jessica Niemis und der Mordkommission in Helsinki, lässt sich eine spannende Fortsetzung der Reihe erhoffen.

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Veröffentlicht am 11.12.2023

großartiger Fantasy-Krimi für Jugendliche und Erwachsene

Der Spurenfinder
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In seinem neuen Werk „Der Spurenfinder“ wird Marc-Uwe Kling unterstützt von seinen Töchtern Luise und Johanna. Entstanden ist eine fantasievolle, humorvolle und gleichzeitig spannende Geschichte, die den ...

In seinem neuen Werk „Der Spurenfinder“ wird Marc-Uwe Kling unterstützt von seinen Töchtern Luise und Johanna. Entstanden ist eine fantasievolle, humorvolle und gleichzeitig spannende Geschichte, die den Leser (oder in meinem Fall Hörer) in eine fremde, zum Teil mittelalterlich anmutende Welt mitnimmt.
Der berühmte Spurenfinder Elos von Bergen ist vor einiger Zeit mit seinen Kindern Ada und Naru in das verschlafene Dorf Friedhofen im Königreich Dreibrücken gezogen, um an seinen Memoiren zu arbeiten und seine Kinder zu schützen, die bei seinem letzten Fall nur knappe einem Anschlag entgangen sind. Doch mit der Ruhe ist es vorbei, als der Dorfvorsteher Friedhofens auf grausame Weise ermordet wird. Dieser Fall entpuppt sich als verzwickter, als Elos es erwartet hätte, zudem sind seine Kinder so begeistert über die Abwechslung in ihrem eintönigen Alltag, dass sie sich nicht abschütteln lassen, sondern ihren Vater unbedingt unterstützen wollen.
Die Geschichte beginnt gemächlich mit ausführlichen Einführungen zu dem Leben in Friedhofen und dem Alltag der Familie von Bergen. Auch wenn sich dieser Teil etwas hinzieht, haben mich die lebendigen Szenen begeistert mit vielen bildhaften Beschreibungen, fantastischen Wesen und Dialogen mit viel Wortwitz. Die Charaktere sind wie die ganze Szenerie mit viel Liebe zum Detail ausgearbeitet, man spürt, dass Marc-Uwe und seine Töchter viel Spaß gehabt haben bei der Erschaffung dieser Geschichte.
Der Krimi enthält zwar einige brutale und actionlastige Szenen, für Jugendliche ab etwa 12 Jahren ist er aber aber ebenso geeignet wie für Erwachsene. Mir hat die Mischung aus spannender Geschichte und humorvollen Szenen mit witzigen Details sehr gut gefallen, Stimmonade beispielsweise würde ich zu gerne mal probieren.
Das Hörbuch, vom Autor selbst gelesen, setzt dem Ganzen noch das I-Tüpfelchen auf mit seinem lebendigen Vortrag mit Betonungen und Pausen an den richtigen Stellen sowie den unterschiedlichen Stimmlagen.

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Veröffentlicht am 03.12.2023

spannender Skandinavienkrimi um besondere Fälle

Stille Falle
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Die Krimis von Anders de la Motte haben mir bisher sehr gut gefallen, so dass ich mit hohen Erwartungen diesen ersten Band aus der neuen Reihe um Kriminalinspekteurin Leo Asker begonnen habe.
Leo Asker ...

Die Krimis von Anders de la Motte haben mir bisher sehr gut gefallen, so dass ich mit hohen Erwartungen diesen ersten Band aus der neuen Reihe um Kriminalinspekteurin Leo Asker begonnen habe.
Leo Asker hat eine rasante Karriere in der Abteilung für Schwerverbrechen in Malmö hingelegt, bereits nach vier Jahren ist sie Gruppenleiterin und könnte bald die Leitung der gesamten Abteilung übernehmen. Sie ist groß, attraktiv, sehr fit und kompetent, aber nicht bei allen beliebt mit ihrer direkten Art. Mitten in den Ermittlungen zu einem Aufsehen erregenden Entführungsfall wird sie plötzlich abgezogen und mit der Leitung der „Abteilung für verlorene Seelen“ betraut, einer Ermittlergruppe im Keller der Polizeistation, von der sie bis dahin noch nie gehört hat.
Doch diese Demütigung kann Leo nicht stoppen, sie beginnt sich in einen der hoffnungslosen Fälle einzuarbeiten, bei denen ein Unbekannter kleine ominöse Plastikfiguren in einer Modelleisenbahnlandschaft platziert. Als Leo entdeckt, dass eine der Figuren der entführten Smilla Holst verblüffend gleicht, beginnt sie weitere Nachforschungen anzustellen und erkennt bald, dass sie Größerem auf der Spur ist.
Die Geschichte ist abwechslungsreich erzählt, sie führt in die Szene von Urbexern, Menschen, die verlassene Umgebungen erkunden, verrückten Modellbauern und machthungrigen Polizisten.
Der Krimi ist spannend aufgebaut mit verschiedenen Erzählebenen, hauptsächlich aus der Sicht Leo Askers, aber auch von der entführten Smilla Holst, Martin Hill und dem anonymen Entführer. Dazu gibt es Rückblenden in die Vergangenheit Leo Askers und Martin Hills, die einen Einblick in Leos herausfordernde Jugend geben und ihre besonderen Fähigkeiten in Bezug auf Kombinationsgabe und Überlebensfähigkeiten erklären.
Die Abteilung im Keller der Malmöer Polizeidirektion erinnert sehr an das Dezernat Q aus den Thrillern von Jussi Adler-Olsen, es gibt sogar ebenfalls eine Mitarbeiterin namens Rose, doch hier enden auch schon die Parallelen, so dass ich mich nicht allzu lange an diesem Umstand gestört habe. Anders de la Motte hat es nicht nötig, bei anderen abzukupfern, seine Figuren sind auch so überzeugend und beeindruckend angelegt.
Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht, die Reihe beginnt mit einer atmosphärischen Geschichte auf durchgängig hohem Niveau und macht neugierig auf eine Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 30.11.2023

Gibt es Taten, die unverzeihlich sind?

Was wir nie verzeihen
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Wer hat es darauf abgesehen, in der kleinen finnischen Stadt Pori betagte Kriegsveteranen zu überfallen und zu ermorden? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Ermittlergruppe um Jari Paloviita, Henrik ...

Wer hat es darauf abgesehen, in der kleinen finnischen Stadt Pori betagte Kriegsveteranen zu überfallen und zu ermorden? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Ermittlergruppe um Jari Paloviita, Henrik Oksman und Linda Toivonen in dem dritten Band der River Delta Reihe mit dem Titel „Was wir nie verzeihen“.

Die Täter gehen professionell und brutal vor, Spuren führen in die Vergangenheit der Opfer, die als junge Männer im 2.Weltkrieg von der deutschen Waffen-SS rekrutiert und an die Ostfront geschickt wurden. In Rückblicken werden Albert Kangasharjus Gedanken und Erlebnisse aus dieser Episode seines Lebens geschildert.

Der Krimi greift ein wenig bekanntes Kapitel der finnischen Geschichte auf, insbesondere die Rückblicke lassen die Frage aufkommen, inwieweit man nach so vielen Jahren die Handlungen der Soldaten damals verurteilen kann, und ob eine Strafe nach so langer Zeit gerechtfertigt ist.

Hier liegt die Stärke der Geschichte, die ansonsten nicht an die Komplexität der ersten beiden Bände heran reicht. Vielleicht liegt es auch daran, dass diesmal die Ermittler nicht persönlich in den Fall involviert sind. Zwar wird unter anderem die private Geschichte Jaris thematisiert, der mit seiner Lebenssituation unzufrieden ist, und in dessen Ehe es gerade kriselt, er ist von den Ermittlungen jedoch nur mittelbar betroffen. Je mehr er über die Vergangenheit Albert Kangasharjus erfährt, umso mehr beschäftigt ihn nicht nur das Dilemma der moralischen Bewertung des Falles, sondern er stellt auch seine eigene Lebenssituation infrage.

Es ist mir diesmal schwergefallen, für einen der Charaktere Sympathien zu entwickeln, Jari wirkt oft resigniert bis deprimiert, seine Handlungen und hier insbesondre sein Verhalten innerhalb der Familie sind für mich nicht nachvollziehbar.

Die Geschichte ist spannend erzählt, auch wenn früh klar ist, wer hinter den Angriffen steht. Insbesondere die beklemmende Stimmung in den Rückblicken und der sich wandelnde Blick auf Albert Kangasharju macht das Buch für mich bemerkenswert.

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